Nachdenkliches

Bücher (die aus Papier :), Geschichten, Gedichte (gern auch Selbstgeschriebenes) sowie literarische Verfilmungen sind Themen dieses Forums.

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Ludwig
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Nachdenkliches

Beitrag von Ludwig »

Für alle, die Reime, Gedichte oder einfach Geschichten geschrieben oder gefunden haben, bei denen man Nachdenken kann.

Da ich nicht besonders schreiben kann, werd ich mich auf Gefundenes beschränken ;)


An liebe Menschen...

Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler die Namen aller anderen
Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein
wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den
Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über
jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben.

Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den
Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin.

Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein
Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten.

Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach
kurzer Zeit lächelten alle. "Wirklich?" hörte man flüstern. "Ich
wusste gar nicht, dass ich irgend jemandem was bedeute!" und "Ich
wusste nicht, dass mich andere so mögen..." waren die Kommentare.
Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste
nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert
hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt.
Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.

Einige Jahre später war einer der Schüler in Vietnam gefallen und
die Lehrerin ging zum Begräb nis dieses Schülers. Sie hatte noch nie
einen Soldaten in einem Sarg gesehen - er sah so stolz aus, so erwachsen.

Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden.. Einer nach dem
anderen, der den jungen Mann geliebt hatte, ging am Sarg vorbei
und erteilte ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und
betete vor dem Sarg.

Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten, die den Sarg trugen zu ihr:
"Waren Sie Mark's Lehrerin?" Sie nickte: "Ja".. Dann sagte er:
"Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen."

Nach dem Begräbnis waren die meisten von Mark's früheren
Schulfreunden versammelt.. Mark's Eltern waren auch da und sie
warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen.
"Wir wollen Ihnen etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine
Geldbörse aus seiner Tasche. "Das wurde gefunden, als Mark gefallen
ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen."

Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich
zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war.
Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf
denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark
geschrieben hatten.

"Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben"
sagte Mark's Mutter. "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt."

Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Einer
lächelte ein bisschen und sagte: "Ich habe meine Liste auch noch.
Sie ist in der obersten La de in meinem Schreibtisch". Eine andere
sagte, "Mein Mann bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu
kleben." "Ich habe meine auch noch" sagte der nächste. "Sie ist in
meinem Tagebuch." Dann griff eine ehemalige Schülerin in ihren
Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste
den anderen. "Ich trage sie immer bei mir", sagte sie und meinte
dann ohne mit der Wimper zu zucken: "Ich glaube, wir haben alle die
Listen aufbewahrt."

Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte.
Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr
sehen würden.

Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass
jedes Leben eines Tages endet. Und dass wir nicht wissen, wann
dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt
und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und
Wichtiges sind. Sagen Sie es ihnen, bevor es zu spät ist.

Denken Sie daran, Sie ernten, was Sie säen. Was man in die Leben der
anderen einbringt, kommt auch ins eigene Leben zurück. Dieser Tag
soll ein gesegneter Tag sein und genau so etwas Besonderes wie Sie
es sind.

Gruss Ludwig
Dr Wunderfitz macht Jungfern rar.
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guenterherbert
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Nachdenkliches

Beitrag von guenterherbert »

I am enthusiastic and recommend every teacher this action if they teach an extremely difficult class. Sometimes a good emotional trick is required by the teacher when one can only see the bad in a person and the good is never perceived. Perhaps this forum here also requires a similar action?
GÜ / Translator
Gott verzeiht, die Kirche nie.
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hafensaenger
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Beitrag von hafensaenger »

Es war mal ein kleiner Mädchen
der krabbelte duch das Wohnzimmer
dann richtete er sich auf.
hielt sich an der Couch fest
fiel hin
stand auf
lief weiter

Der Junge kam in den Kindergarten
wurde gehänselt
fiel hin
stand auf
lief weiter

Der Junge spielte in der Schule Fussball
bekam einen Ball an den Kopf
fiel hin
stand auf
lief weiter

Der Junge ging zum Bund
meldete sich freiwillig für einen Einsatz
wurde angeschossen
und fiel..........
Zuletzt geändert von hafensaenger am Di 07.10.2003 - 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
"We choose our joys and sorrows
long before we experience them."

- Kahlil Gibran-
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Beitrag von Argh »

Hi :D
[edit: nachdem eine von mir beanstandete Stelle, editiert wurde habe ich das Zitat hier gelöscht ;)]

Im übrigen finde ich das Ludwig estwas sehr schönes gepostet hat, nämlich daß man sich überlegen sollte was man an seinen Mitmenschen gut und schön findet - Das kann ich nur Unterstützen ein gut begründetes Lob ist mindestens so wichtig wie Kritik.

Grüsse Argh :unschuldig:
Zuletzt geändert von Argh am Di 07.10.2003 - 23:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Ludwig
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Beitrag von Ludwig »

---GELÖSCHT --- danke, ihr beide :)

Als Ersatz:


Ein sonniges Lächeln....
Es war nur ein sonniges Lächeln,
es war nur ein freundliches Wort,
doch schuecht es lastende Wolken
und schwere Gedanken fort !

Es war nur ein warmes Grüssen,
der tröstende Druck einer Hand,
doch schien's wie die leuchtende Brücke
die Himmel und Erde verband.

Ein Lächeln kann Schmerzen lindern,
ein Wort kann von Sorgen befrein,
ein Händedruck Sünden verhindern
und Liebe und Glaube erneun.

Es kostet Dich w e n i g, zu geben:
Wort,Lächeln und helfende Hand,
doch arm - und kalt ist das Leben,
wenn keiner solch Trösten empfand.

gefunden mit dem Vermerk Verfasser: unbekannt

Gruss Ludwig
Zuletzt geändert von Ludwig am Mi 08.10.2003 - 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nachdenkliches

Beitrag von mara »

guenterherbert hat geschrieben:I am enthusiastic and recommend every teacher this action if they teach an extremely difficult class.
Ich habe auch langsam den Eindruck, es hier im Board (zumindest teilweise) mit einer "extrem schwierigen Klasse" zu tun zu haben... :?

Der Text ist zwar typisch amerikanisch sentimental überdreht (und natürlich musste einer im Vietnamkrieg fallen... :rolleyes: ) aber es ist doch eine sehr schöne Idee, auch für mich als zukünftige Lehrerin. Vielen Dank für dieses Fundstück, Ludwig! :)

Liebe Grüße!

mara
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Christine
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Beitrag von Christine »

wahnsinn...ludwigs text ( auch wenn er nur kopiert worden ist ), ist wirklich.... mir fehlen die worte...klasse ludwig... einfach klasse.... hat mich jetzt wirklich mal zum nachdenken gebracht
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Koni
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Re: Nachdenkliches

Beitrag von Koni »

mara hat geschrieben: aber es ist doch eine sehr schöne Idee, auch für mich als zukünftige Lehrerin. Vielen Dank für dieses Fundstück, Ludwig! :)

Liebe Grüße!

mara
@Ludwig. Da kann ich ich mich dem Lob von Mara und Christine nur anschließen. Den Text werde ich baldigst meiner 8. Klasse im Reli-Unterricht vorlegen.
Koni :laufen2: ... und weiter geht's.... auf die 80 zu, oje
:smile:
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Ludwig
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Re: Nachdenkliches

Beitrag von Ludwig »

Koni hat geschrieben: @Ludwig. Da kann ich ich mich dem Lob von Mara und Christine nur anschließen. Den Text werde ich baldigst meiner 8. Klasse im Reli-Unterricht vorlegen.
@Koni
warum vorlegen? Lass die Klasse doch eine solche Liste machen und schreib uns die Reaktion, würde mich echt interessieren :)

1: nur positive Wörter benutzen
2: die Listen bleiben beim Lehrer, nur die Zusammenfassung wird persönlich ausgehändigt.
3. Die einzelnen Beiträge bleiben auf Wunsch anonyom
4. Alle Schüler erwähnen, irgendetwas Positives gibt es immer
nur mal als Anregung


und wieder Topic:

Pessimisten küsst man nicht



Pessimisten küsst man nicht
man hält sich an die Optimisten
denn die stehen stets im Licht
anstatt im Trübsal nur zu fristen.

Der Optimist denkt froh und heiter
und sieht im Leben auch das Gute
egal was kommt - es geht stets weiter
das gibt ihm Kraft und andren Mute.

Bei "Pessies" ist stets alles grau
sie seh´n den Schatten, nicht das Licht;
das wird der Grund sein - ja genau ,
denn Pessimisten küsst man nicht!

© by clown

Gruss Ludwig
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Beitrag von hafensaenger »

Meeresstille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
ohne Regung ruht das Meer,
und bekümmert sieht der Schiffer
glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von keiner Seite!
Totenstille fürchterlich!
In der ungeheuren Weite
reget keine Welle sich.


Original von Johann Wolfgang von Goethe
"We choose our joys and sorrows
long before we experience them."

- Kahlil Gibran-
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Koni
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Re: Nachdenkliches

Beitrag von Koni »

Ludwig hat geschrieben: @Koni
warum vorlegen? Lass die Klasse doch eine solche Liste machen und schreib uns die Reaktion, würde mich echt interessieren :)

1: nur positive Wörter benutzen
2: die Listen bleiben beim Lehrer, nur die Zusammenfassung wird persönlich ausgehändigt.
3. Die einzelnen Beiträge bleiben auf Wunsch anonyom
4. Alle Schüler erwähnen, irgendetwas Positives gibt es immer
nur mal als Anregung

Gruss Ludwig
@Ludwig

... das überlege ich mir noch. So eine Liste "nachzuahmen", bringt auch einige Probleme mit sich. Falls ich mich dazu entschließe und etwas Positives dabei herauskommt, berichte ich gerne hier mal über die Reaktionen der Schülergruppe.
Koni :laufen2: ... und weiter geht's.... auf die 80 zu, oje
:smile:
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mara
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Beitrag von mara »

Lebensdämmerung

Sag kein
Sterbenswörtchen
wenn es Abend wird
Lebensdämmerung
Ich bin
sterbensmüde
lebensmüde
immer müde
Es ist dunkel
Ich bin
noch da.

(09.06.2002)
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Dylan
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Beitrag von Dylan »

Hi @ll

DDR Unterricht glaub es war die 4. Klasse Thema Fabel :unschuldig:

Der Fuchs und die Trauben

Eine Maus und ein Spatz saßen an einem Herbstabend unter einem Weinstock und plauderten miteinander. Auf einmal zirpte der Spatz seiner Freundin zu: "Versteck dich, der Fuchs kommt", und flog rasch hinauf ins Laub.
Der Fuchs schlich sich an den Weinstock heran, seine Blicke hingen sehnsüchtig an den dicken, blauen, überreifen Trauben. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten. Dann stützte er sich mit seinen Vorderpfoten gegen den Stamm, reckte kräftig seinen Körper empor und wollte mit dem Mund ein paar Trauben erwischen. Aber sie hingen zu hoch.
Etwas verärgert versuchte er sein Glück noch einmal. Diesmal tat er einen gewaltigen Satz, doch er schnappte wieder nur ins Leere.
Ein drittes Mal bemühte er sich und sprang aus Leibeskräften. Voller Gier huschte er nach den üppigen Trauben und streckte sich so lange dabei, bis er auf den Rücken kollerte. Nicht ein Blatt hatte sich bewegt.
Der Spatz, der schweigend zugesehen hatte, konnte sich nicht länger beherrschen und zwitscherte belustigt: "Herr Fuchs, Ihr wollt zu hoch hinaus!"
Die Maus äugte aus ihrem Versteck und piepste vorwitzig: "Gib dir keine Mühe, die Trauben bekommst du nie." Und wie ein Pfeil schoß sie in ihr Loch zurück.
Der Fuchs biß die Zähne zusammen, rümpfte die Nase und meinte hochmütig: "Sie sind mir noch nicht reif genug, ich mag keine sauren Trauben." Mit erhobenem Haupt stolzierte er in den Wald zurück
MfG Dylan :unschuldig:

[center]Ich fluche nicht, ich rauche nicht und ich trinke nicht ... :))

Verdammt jetzt ist mir die Kippe in mein Schnapsglas gefallen ... :unschuldig:
[/center]
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Sildariel
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Beitrag von Sildariel »

Zu Ludwigs Geschichte: Was immer man auch von ihrem Inhalt halten mag, sie ist so herzenswarm und lieblich, dass man nur schöne Worte findet um sie zu beschreiben.

Sildariel
Faszination über Glück.
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Ludwig
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Beitrag von Ludwig »

Hab ich schonmal gepostet, finde es aber nicht mehr im Board.
Es passt hier aber gut rein.


Ein wunderbares Schriftstück für alle. Du brauchst nur ca. 1 Minute, es zu lesen und es könnte deine Einstellung ändern!

Zwei Männer, beide schwer krank, lagen in einem gemeinsamen Krankenzimmer. Der eine durfte sich jeden Tag in seinem Bett eine Stunde lang aufsetzen, um die Flüssigkeit aus seiner Lunge zu entleeren. Sein Bett stand direkt am Fenster. Der andere Mann musste den ganzen Tag flach auf seinem Rücken liegen.

Die Männer plauderten Stunden lang, ohne Ende. Sie sprachen über ihre Frauen, ihre Familien, ihre Berufe, was sie während des Militärdienstes gemacht hatten und wo sie in ihren Ferien waren.

Jeden Nachmittag, wenn der Mann in dem Bett beim Fenster sich aufsetzen durfte, verbrachte er seine Zeit indem er dem Zimmerkameraden alle Dinge beschrieb, die er außerhalb des Fensters sehen konnte. Der Mann in dem anderen Bett begann geradezu, für diese Ein-Stunden-Intervalle zu leben, in denen seine Welt erweitert und belebt wurde durch Vorgänge und Farben der Welt da draußen!

Das Fenster überblickte einen Park mit einem reizvollen See. Enten und Schwäne spielten auf dem Wasser und Kinder ließen ihre Modellbote segeln. Junge Verliebte spazierten Arm in Arm zwischen den Blumen aller Farben und eine tolle Silhouette der Stadt war in der Ferne zu sehen. Als der Mann am Fenster all diese Dinge in wunderbaren Einzelheiten schilderte, schloss der Mann auf der anderen Seite des Zimmers seine Augen und stellte sich das malerische Bild vor.

An einem warmen Nachmittag beschrieb der Mann am Fenster eine Parade einer Blaskapelle, die gerade vorbeimarschierte. Obwohl der andere Mann die Kapelle nicht hören konnte, konnte er sie richtiggehend sehen - mit seinem geistigen Auge, da der Mann am Fenster sie mit solch eindrucksvollen Worten beschrieb.

Tage und Wochen vergingen. Eines Morgens, als die Schwester gerade kam, um die beiden Männer zu waschen, fand sie den Mann am Fenster leblos vor - er war friedlich im Schlaf gestorben. Sie war traurig und holte den Spitalsdiener, damit er den Toten wegbringen würde. Sobald es passend erschien, fragte der andere Mann, ob er jetzt in das Bett am Fenster wechseln könnte.

Die Schwester erlaubte das gerne und sobald er bequem schien, ließ sie ihn allein. Langsam und schmerzvoll stützte er sich mühevoll auf seinen Ellbogen um einen ersten Blick auf die Welt da draußen zu werfen. Er strengte sich an und drehte sich zur Seite um aus dem Fenster neben dem Bett zu sehen. Gegenüber dem Fenster war eine nackte Wand. Der Mann rief die Schwester und fragte sie, was seinen Zimmerkameraden dazu bewegt haben könnte, so wunderbare Dinge außerhalb des Fensters zu beschreiben?

Die Schwester antwortete, dass der Mann blind war und nicht einmal die Wand gegenüber sehen konnte. Sie sagte: "Vielleicht wollte er sie aufmuntern." Nachwort: Man kann großes Glück fühlen, wenn man andere glücklich macht, sogar wenn es einem selber nicht gut geht. Geteiltes Leid ist halbes Leid, aber geteiltes Glück wird verdoppelt! Wenn du dich gut fühlen willst, dann zähle alle Dinge, die du hast, die du nicht kaufen kannst. Jeder Tag ist ein Geschenk, deswegen nennt man die Gegenwart auch 'Präsent'.

Der Autor dieses Schreibens ist mir nicht bekannt.

Gruss Ludwig
Zuletzt geändert von Ludwig am Mi 15.10.2003 - 00:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Dylan
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Beitrag von Dylan »

Hi @ll
Autor unbekannt hat geschrieben:GEBET UEBER DEN GANZ NORMALEN WAHNSINN

Ich meine eben den ganz normalen Wahnsinn.

Eben den, der soeben mal, so plötzlich daher kommt,

wenn die Gedanken Purzelbaum schlagen,

wenn die Rauhfasertapete plötzlich Gesichter bekommt,

wenn die positive Batterie langsam ausläuft,

wenn kaum noch Wein da ist,

wenn plötzlich alles fraglich wird.

wenn die Stirn plötzlich auf der Tischplatte liegt,

wenn dann plötzlich alles klar wird,

wenn die Tischmaserung gestochen scharf vor einem liegt,

wenn die alten Lasten sich mit den neuen Sünden mischen,

wenn es plötzlich zu still wird,

wenn die Tischmaserung sich plötzlich zum immer wiederholenden Muster entpuppt,

wenn der Rest auf einmal ganz egal ist,

wenn du endlich mal richtig Urlaub machen möchtest,

wenn in dieser Stille plötzlich ein Stimme ist,

wenn diese Stimme nur dein kranker Kopf ist,

und dir von nun an nichts gescheites mehr einfallen will,

außer, daß der Ball rund ist und die Banane krumm,

Viel mehr weiß ich sowieso nicht
MfG Dylan :unschuldig:

[center]Ich fluche nicht, ich rauche nicht und ich trinke nicht ... :))

Verdammt jetzt ist mir die Kippe in mein Schnapsglas gefallen ... :unschuldig:
[/center]
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hafensaenger
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Beitrag von hafensaenger »

Der Wind Pfeift durch die Strassen,
der Regen vermischt sich mit meinen Tränen
und aus den dichten Wolken,
funkeln einzelne Sterne.
Der Mond, steht weit über mir
und begleitet mich.
Er sieht mir zu und beschützt mich,
denn ich habe wieder Angst.
Ich habe keine schützenden Hände mehr,
die mich in den Arm nehmen.
Keine Augen, die funkeln
und mir die Sterne näher bringen.
Du bist fort, sagtest noch 'ich liebe dich'
und hast mich verlassen.
Alleine, laufe ich durch die Straßen,
der Himmel, weint mit mir.
Ich vermisse es,
mit dir Arm in Arm
dazuliegen.
Gedanken, die nur noch
als Erinnerung
in meinem Kopfe existieren.
Ich fühle mich einsam
und verlassen.
Das Bild, dein Kopf in meinen Armen
verschwindet nicht.
Ich kann es nicht ertragen
ständig daran zu denken,
wie ich dich verlor.
Es ist einfach zu schwer.
Ich weiß noch,
wie meine Tränen liefen
und dich trafen.
Du lächeltest ein letztes Mal,
als sich deine Augen schlossen
und mich deine Arme losliessen.
Dein Kopf sank zur Seite
und ich schrie.
Ich schrie aus Angst,
aus Wut, aus Verzweiflung,
einfach aus Liebe.
Ich küsste deine Hände
und liess deinen Körper los.
Aber deine Seele,
die nahm ich mit.
Sie begleitete mich dort,
begleitet mich jetzt
und wird mich auch immer begleiten,
denn ich werde dich nie vergessen können...


Original von Jaqueline. Nein, nicht unsere :D
"We choose our joys and sorrows
long before we experience them."

- Kahlil Gibran-
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Tess
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Beitrag von Tess »

ich finde es sehr schoen, dass solche bewegenden Gedichte/Kurzgeschichten hier veroeffentlich werden. Sie beruehren mich.

Bei Gelegenheit werde ich auch etwas beisteuern. U.U. sogar selbstgeschriebenes.

Weiter so :top:
Jetzt total verrückt, aber das fällt nicht auf. ----- Gruß Tess
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Rezeguet
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König(in)
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Registriert: Sa 04.05.2002 - 19:39

Beitrag von Rezeguet »

"The Freewheelin"

While riding on a train goin' west
I feel asleep for take my a rest
I dreamed a dream that make me sad
Concerning myself and the first few friends I had.

With half-damp eyes I stared to the room
Where my friends and I spent many an afternoon
Where we together weathered many a storm
Laughin' and singing 'till the early hours of the morn'.

By the old wooden stove where our hats was hung
Our words were told, our songs were songs
Where we longed for nothin' and were satisfied
Joking and talking about the world outside.

With haunted hearts through the heat and cold
We never thought we could ever get very old
We thought we could sit forever in fun
Our chances really was a million to one.

As easy it was to tell black from white
It was all that easy to tell wrong from right
And our choices they were few and the thought never hit
That the one road we traveled would ever shatter and split.

How many a year has passed and gone
Many a gamble has been lost and won
And many a road taken by many a first friend
And each one I've never seen again.

I wish, I wish, I wish in vain
That we could sit simply in that room again
Ten thousand dollars at the drop of a hat
I'd give it all gladly if our lives could be like that.
Daily Telegraph hat geschrieben:"Ein englischer Klub schlägt einen deutschen im Elfmeterschießen - notiert diesen Tag in euren Geschichtsbüchern."
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naria
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Registriert: Do 18.07.2002 - 17:53
Wohnort: Halsabschneidergasse

Beitrag von naria »

günter kunert
zentralbahnhof


An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. Wie es dahin kam, ist ungewiß. Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung.
Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks ihrer Hinrichtung einzufinden. Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung kann auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung eine Bestrafung angeordnet werden. Es emphilet sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.
Wenig später taucht der solchermaßen Betroffene verzagt bei seinen Freunden auf. Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert hingegen dringlich Rat, erntet aber nur ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. Ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot bleibt aus. Heimlich atmet man wohl auf, wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich. ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen. Lohnte es denn, wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist?
Der nun selber begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich doch ganz erträglich und vernünftig an. Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. Hinrichtung? Wahrscheinlich ein Druckfehler. In Wirklichkeit sei "Einrichtung" gemeint. Warum nicht? Durchaus denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frischgebackenen Klienten verlage, er solle sich einrichten. Abwarten. Und vertrauen! Man muss Vertrauen haben! Vertrauen ist das wichtigste.
Daheim wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte schlaflos über seine durchfeuchteten Laken. Erfüllt von brennendem Neid lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. Die lebt! Die hat keine Sorgen! Was weiß die schon vom Zentralbahnhof?! Man weiß ja selber nichts darüber ... Mitten in der Nacht läutet er an der Tür des Nachbarn. Durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an,kurzfristig, ausdruckslos, bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst.
Pünktlich um acht Uhr morgens betritt er am 5. Nov. den Zentralbahnhof, fröstelnd in seinem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, das leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt. Hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. Der Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt.
Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er sofort. Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. Wild zuckt in ihm die Gewißheit auf, daß gar nichts passieren wird. Gar nichts! Man will ihn nur einrichten, weiter nichts! Gleich wird es vorüber sein, und er kann wieder nach Hause gehen. Vertrauen! Vertrauen! Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, lächelnd riegelt er die Tür zu und setzt sich.
Eine Viertelstunde später kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen mit einem Nachschlüssel Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten Leichnam heraus, um ihn in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wusste, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing.
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