Die Stadt Kalanos

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

Moderator: Fansal

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Rippington
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Beitrag von Rippington »

Perdondaris schwindelte der Kopf. Eben um 100 Goldstücke erleichtert, stand sie nun wieder mit 70 da, die ihr der Kamerad des Verletzten aufgedrängt hatte, trotz ihrer Proteste. Eine Heilerin auf Wanderschaft nahm Kost und Logis als Belohnung für ihre Dienste an, aber doch kein Gold! Der Soldat hatte gar nicht weiter auf sie gehört, sondern ihr das Gold einfach nachdrücklich in die Lederrüstung gestopft.

So war sie zwar nicht mehr mittellos, das änderte aber nichts an der Tatsache, das sie bestohlen worden war. Das war nicht rechtens. Im Kloster hätte sich der Abt darum gekümmert. Auch in dieser Stadt mußte es doch so eine Art Abt, einen Obersten geben. Sie fragte den Priester Javan danach.
"Mein liebes Kind," hub der Priester an, worauf sich Perdondaris' Kreuz versteifte. Kind! Hah!
"Nachdem unser Herrscher Kha-Ronn so heimtückisch gemeuchelt wurde, lenkt nun Regent Markar die Geschicke des Landes. Wohlgemerkt des ganzen Landes, nicht nur dieser Stadt. Und dies Land umfaßt auch euer Kloster."
Perdondaris runzelte die Augenbrauen. Da mußte der Priester irren. Nie hatte im Kloster jemand anderes befohlen als der Abt. Sie war sicher, dass da nie ein Kha-Ronn oder ein Markar aufgetaucht war, um das Klosterleben zu regeln.
Doch wie dem auch sei, Regent Markar war auf alle Fälle für die Zustände in seiner Stadt verantwortlich. So erfrug sie denn den Weg zum Palast und machte sich auf den Weg.

Am Eingang zum Palast wurde sie von der Wache aufgehalten und nach dem Begehr gefragt.
"Ich wünsche den Regenten in einer Angelegenheit der öffentlichen Ordnung zu sprechen" erklärte sie würdevoll.
Die Wachen grinsten sich an. Der rechte Wächter von grimmen Aussehen meinte recht barsch: "Für die öffentliche Ordnung ist die Stadtwache zuständig."
"Oh", machte Perdondaris und kam sich dumm vor.
Der linke Wächter hatte Mitleid mit ihr und fragte freundlich: "Was ist denn diese Angelegenheit der öffentlichen Ordnung?"
"Naja, jemand hat mir mein ganzes Gold geklaut."
Die Wachen wieherten los. "Hahaha! Du willst zum Regenten, weil du so dumm warst und einem Beutelschneider zum Opfer gefallen bist? Bruhahahaha!!
Perdondaris wurde puterrot und trat den Rückzug an. Sie zwang sich, nicht zu laufen, sondern ganz normal den Platz zu überqueren und in der nächsten Gasse zu verschwinden. Das Lachen der Wachen klang ihr schmerzlich in den Ohren.
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Argh
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Beitrag von Argh »

"Naja, wenn ihr meint" gab Bruenor zurück: "der Tag ist sowieso schon angebrochen.

Bruenor lie0 sich hinein führen, da stand er nun zwischen den zwei großen Menschen. An der linken Seite des Empfangsraumes wand sich eine Treppe zu einer Balustrade empor. Man sah dem Geländer an, das der Hersteller des Geländers gerade um die Anfangsgründe der Kunst wußte - war scheinlich ein Grobschmied der aus Billigkeitsgründen zu dieser Arbeit heran gezogen worden war.

"Hmm, hmm," brummte Bruenor wieder und überlegte - irgendwas wird sie mir sicher abschlagen wollen, einfach nur damit sie mir zeigt, daß sie sich durchsetzt. Dann will ich ihr doch mal einen Köder geben - laut und mit erstem Gesicht sprach er:

"Ich werde die Treppe sorgfältig ausmessen müssen, damit die vorgefertigten Teile keiner großen Nacharbeit bedürfen. Dann würde ich vorschlagen, gebt mir einen Schreibtisch damit ich einige Skizzen machen kann - wir werden uns sicher auf eine Variante einigen. Ach so ist es notwendig, das wir wegen des Vertrages zu einem Notar gehen oder genügt Eure Unterschrift? - Hmm, hmm, eigentlich ist es nicht recht das ich einfach so einen Auftrag von Euch annehme, wir sollten vielleicht zu Eurem Nachbarn gehen, damit er mich aus der Pflicht entläßt."
Zuletzt geändert von Argh am So 29.06.2003 - 01:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Rippington
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Beitrag von Rippington »

Perdondaris lehnte mal wieder an einer Hauswand. Sie schloß die Augen und vollführte einige geistige Übungen um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Nun gut, zum Regenten kam sie also nicht. Sie hatte ja auch nie einfach so zum Abt hereinspazieren können. Wenn sie recht überlegte, hatte sie den eh nur an hohen Opfertagen im Tempel gesehen. Und bei ihrer Gesellenweihe.
Was hatte die Wache gesagt (Beulen mochten deren Hintern bedecken!)? Die Stadtwache war für die öffentliche Ordnung zuständig? Also denn, auf zur Stadtwache.
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

Als die dicke Frau das hörte, brauste sie gleich wieder auf.
"Wohl kaum! Ich werde Euch königlich entlohnen, dieser Narr braucht Euch nicht mehr zu interessieren. Wie ich bereits sagte, mein Gatte ist derzeit nicht da, Ihr könnt seinen Schreibtisch in der Bibliothek benutzen."
Die Dame des Hauses deutete auf eine Tür an der linken Seite der Halle.
"Arbeitet schnell und gut und die Bezahlung wird großzügig sein. Arbeitet schlecht und Ihr werdet hier niemals mehr Fuß fassen können. Mein Ehegatte ist ein sehr einflussreicher Mann in dieser Stadt..."

Damit ging sie die Treppe nach oben in ihre Gemächer, während der bullige Wächter zusammen mit Bruenor am unteren Ende der Treppe zurückblieb und den Zwerg mit einem gelangweilten Blick bedachte.
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Argh
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Beitrag von Argh »

Bruenor grinste innerlich zeigte aber nach aussen weiterhin eine sehr ernsthafte Fassade als er sich an den Wächter: "Auf gehts Großer, ich brauche Hilfe beim Vermessen der Treppe und des alten Geländers, außerdem muß ich die Empangshalle ausmessen.Vor uns liegt viel Arbeit!"

Bruenor vermaß Detail um Detail, turnte die Treppe hoch und runter, skizzierte die Gewänder der in die Eingangshalle mündenden Türen. Bei all diesen Arbeiten nötigte er den Wächter zur Mithilfe. Dann begann er am Schreibtisch des Besitzers Skizzen anzufertigen, mit schnellem Schwung zeichnete er drei perspektivische Zeichnungen der Eingangshalle. Danach widmete er sich intensiv der Konstruktion der Geländer - Er wußte, das die Hausbesitzerin den dritten Entwurf nehmen würde - den protzigsten mit einem großen Wappenschild gegenüber der Eingangstür, aber er war es seiner Handwerkerehre schuldig wenigstens noch zwei ansprechende Entwürfe zu fertigen. Dieses lange Arbeiten an dem Entwurf begann den Wächter zu langweilen. Er begann regelmäig herum zuwandern, seine Runden führten ohn auch aus dem Arbeitszimmerheraus. Bruenor merkte sich die Abwesenheiten des Wächters und nutzte die Gelegenheit um die Schubladen des Schreibtischs zu durchsuchen.

Schließlich entdeckte er das vom Lich bezeichnete Dokument und ließ es zwischen seinen Papieren verschwinden. Er wartete bis der Wächter zurückgekommen war, dann beendete er seine Arbeit und drehte sich um: "Komm, ich bin jetzt fertig und will diese Skizzen Deiner Herrin vorlegen"

Bruenor ging die Treppe hinauf biszur Balustrade, oben an gekommen, schickte er den Wächter vor damit dieser ihn anmeldet. Der Wächter verschwand in der Tür ...
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

Bruenor wartete...und wartete...und wartete...
Nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, ertönte ein schriller Schrei direkt aus dem Zimmer vor ihm.
Beunruhigt von dem Geräusch betrat Bruenor das Zimmer und sah gerade noch, wie der bullige und zuerst reichlich dümmlich wirkende Wächter sein Schwert vom Blut der Dame des Hauses reinigte. Diese lag regunslos auf dem Boden und unter ihr breitete sich eine immer größere Blutlache aus.
Der Mann sah Bruenor gelassen an und bevor der Zwerg reagieren konnte, war er schon ans Fenster geeilt und rief:
"Wachen! Wachen! Der Zwerg hat Mekhgans Frau getötet! Schnell, schnappt ihn Euch!"
Bruenor stand eine Weile wie erstarrt, während er von draußen schon die schweren Schritte der anderen, zahlreichen Wachen hörte. Was sollte er nur tun?
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Argh
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Beitrag von Argh »

Bruenor erschrak - nein nicht schon wieder Mord und Totschlag, sollten in dieser Stadt nur noch Leichen seinen Weg pflastern?

Er machte einen Scheinangriff auf den Wächter, tauchte unter dem Schwert des Bullen durch, drehte um und zerhieb mit einem Schlag die Kniesehnen des Großen. Der Wächter ging mit einem Brüllen zu Boden und versuchte im Fallen Bruenor mit dem dem Schwert zu treffen. Bruenor tänzelte zurück, diesen Trick hatte er schon oft, geübt. Er mußte lediglich eine Hautritzer an seiner Schlaghand einstecken. Durch das Brüllen des Wächters, hörte er die anderen Wächter die Treppen herauftrampeln. Ein Hieb mit der stumpfen Seite der Axt betäubte den Wächter, mit einem weiteren Sprung war Bruenor beim Fenster, sprang auf das Fensterbrett. Wie an der Vorderseite lief auch hier ein Sims an der Wand entlang unten war Rasen.

Bruenor hörte das die Wachen beinahe die Tür erreicht hatten. Er sprang auf den Sims, ließ sich von dort auf den Rasen fallen und rollte sich ab. Oh, wie hatte er seinen Kampflehrer gehasst für die ewigen, Fall- und Abrollübungen - jetzt war er dankbar. Schnell eillte er jede Deckung aus nutzend, zum Hinterausgang des Gartens und erreichte den Dienstbotenweg. Trotz des Lärms im Haus hinter ihm verwandelte er sich auf diesem Weg in einen, bummelden Müsiggänger der keine Aufmerksamkeit des Völkergemischs um ihn herum erregte. Er begab sich, zielstrebig zum Laden des Lichs.
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Beitrag von Argh »

Während Bruenor an der Seite des Lichs, zum Laden zurück wandelte, gigen Bruenor viele Gedanken durch den Kopf. Die vielen Morde, die er in den wenigen Tagen hier erlebt hatte, gaben im mächtig zu denken. Warum unternahm der Hauptmann nicht? Was triebt einen Wächter zu so einem Mord? Der Tod Jolems, der Kult der schwarzen Schlange ... es half nichts er hatte zu wenig Informationen.

Unterdessen waren sie an dem Laden angekommen der Lich nestelte an seinem Gürtel und zog einen komplizierten Schlüssel hervor. Sie traten ein.
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Rippington
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Beitrag von Rippington »

Perdondaris blinzelte kurz dem Zwerg hinterher. Die Leute hier hatten es entschieden zu eilig!
Auf dem großen Platz vor der Stadtwache und dem Palast sah sie sich um. Na, den Weg zum Tempel der zwei Monde brauchte sie nicht zu erfragen, das imposante Gebäude mit den unverkennbaren Monden war deutlich zu sehen.
Während sie sich dorthin begab, hielt sie mit einer Hand ihr Ledergewand dort umklammert, wo sich ihr Gold befand.
Ihre Gedanken wanderten zum Hauptmann, der so eigentümlich besorgt ausgesehen hatte. Ob er Hämorrhoiden hatte? Wahrscheinlicher waren aber Probleme in der Stadt. Und wahrscheinlich schwerwiegendere als Diebstahl.

Ah, hier war der Tempel, der in seinen Ausmaßen auf Minotaurengröße zugeschnitten war. Auch die Nebengebäude zeichneten sich durch hohe, breite Türen aus. Dorthin steuerte Perdondaris und schnappte sich den ersten Novizen, der ihr über den Weg lief. Der warf nur einen Blick auf das Zeichen auf ihrer Rüstung und brachte sie zum Quartiermeister.
Ein gutgepolsterter Minotaur mit ergrauenden Stirnlocken schaute auf sie herunter:
"Willkommen im Hause der Götter der zwei Monde, Heilerin! Freude sei in eurem Herzen und Friede auf euren Wegen! ich bin Mu' kulan."

"Seid gegrüßt, Meister Mu' kulan. Wohlsein sei in eurem Hause und Wohlgefallen bei euren Göttern. Ich bin Perdondaris, Heilergesellin auf Wanderschaft und ersuche um ein Nachtlager und Möglichkeit zum Gebet zum üblichen Preis der medizinischen Hilfestellung wo vonnöten."

"Eure Bitte sei gewährt. Ich hoffe nur, ihr glaubt nicht, das was ihr sucht, sei hier zu finden. Die meisten Heilergesellen kommen zuerst nach Kalanos. Neue Heilmethoder sind hier kaum mehr zu entdecken."

"Nein, Meister, so einfach habe ich mir meine Aufgabe nicht vorgestellt. Aber hier in Kalanos bieten sich die Möglichkeiten für weite Reisen. So hoffe ich wenigstens.
Wenn ihr erlaubt, würde ich mich gerne zurückziehen und meinem Gott das Seinige geben."


Mu' kulan betrachtete mit seinen großen Augen die Statuette an Perdondaris Gürtel. "Das ist euer Gott? Er sieht nicht nach sehr viel aus. Wer ist es?"

"Sheol Nugganoth", versetzte Perdondaris etwas pikiert.

"Nie gehört."

"Er war einer der vergessenen Götter. Nun huldige ich ihm."

"Wenn man ihn so ansieht, wundert es mich nicht, dass er vergessen wurde. Und dieser Name...."
MU' kulan warf einen Blick in Perdondaris Gesicht und fügte hastig hinzu: "Nun, er ist sicher keine schlechte Wahl. Kommt, ich zeige euch den Schlafsaal und die Kapelle, wo ihr Shlo Niggel- , wo ihr eurem Gott alle Ehre erweisen könnt."

Perdondaris folgte ihm und war bald tief versunken in der Kapelle zugange. Sie stellte die Statuette auf ein kleines Podest, entzündete ein paar Kerzen, verbrannte Weihrauch, sank auf die Knie und dankte ihrem Gott.
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

Nach einer ganzen Weile betrat der Quartiermeister Mu'kulan die kleine Kapelle und als er sah, dass Perdondaris gerade nicht in das Gebet zu ihrem Gott versunken war, näherte er sich ihr leisen Schrittes und meinte mit gedämpfter Stimme:
"Mein Kind, ich hoffe, ich störe Euch nicht bei Eurem Gebet. Ich dachte nur, dass Euch das folgende vielleicht interessieren würde."
Der alte Minotaur betrachtete kurz das Gesicht der menschlichen Heilern, dann fuhr er fort:
"Wie mir zu Ohren gekommen ist, will der hiesige neue Regent schon bald eine Exkursion zur Sturmbucht starten. Ich glaube, dass wäre für Euch eine gute Gelegenheit Eure Künste zu verfeinern und das Land zu bereisen. Überlegt es Euch, der Regent wird Euch empfangen, wenn Ihr den Wachen und dem Zeremonienmeister meinen Namen nennt."
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Rippington
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Beitrag von Rippington »

Perdondaris Augen leuchteten auf.
"Ich danke euch! Auf eine solche Gelegenheit habe ich gewartet! Doch über meinen Gebeten ist der Nachmittag hingegangen und es ist lange her, dass mein Magen etwas zu tun hatte. Könnt ihr mir eine Taverne in der Nähe empfehlen?"

"Nun, da ist die "Ruhende Axt". Das Essen ist einfach und gut, die Portionen reichlich." Mu'Kulan faltete seine Hände vor seinem nicht unbeträchtlichen Bauch. "Allerdings wird die Gesellschaft dort nichts für Euch sein. Kommt mit in die Küche, wir finden dort sicher etwas für Euren Hunger."

"Seid bedankt, Meister, doch ich denke, ich werde mir mal diese Taverne ansehen." Perdondaris hatte nicht vor, sich in Watte packen zu lassen.

"Wie ihr meint," versetzte der Quartiermeister und liess sie allein.
Perdondaris sah Sheol Nugganoth an. Ihrer Meinung nach, hatten sich ihre Gebete ausgezahlt, denn war nicht Mu'kulan aufgetaucht und hatte ihr von der Reise zur Sturmbucht erzählt? Ihr Gott hatte sich ein Opfer verdient. Vorsichtig stach sie mit ihrem Dolch in ihre Fingerspitze und brachte ihm einen Blutstropfen dar.

Heute war es wohl zu spät, um den Regenten noch zu belästigen. Im Kloster war der Abt am Morgen immer am Besten gelaunt.
Sie würde gleich Essen gehen und dann ihr Nachtlager aufsuchen.
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Beitrag von Argh »

Bruenor eilte zu der von Karak bezeichneten Stelle einer wirklich dunklen Gasse kaum zwei Blocks von Karaks Laden entfernt. Die Stadt schaffte es hier tatsächlich noch schäbiger auszusehen als sonst, es stank. Ratten huschten heimlich über die Straße und verschwanden unter dem Müll. Sorgfälltig die Pfützen meidend erreichte er eine ausrohen Brettern zusammengenagelten Tür die windschief in den Angeln hing. Er klopfte dreimal, machte eine Pause und klopfte dann noch zweimal. Ein schmutziger Halbling öffnete, stemmte die Fäußte in die Hüfte und bellte: "Was wollt ihr!"

Bruenor grinste zurück: "Es ist ein kalter Tag und die Sterne werden heute nacht funkeln." Dann setzte er hinzu: "Der Lich Karak schickt mich ersagte daß ich bei Euch meine Nachtsichtfähigkeit verbessern und etwas über das Fallenentschärfen lernen könnte. Was sagt ihr?"
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Beitrag von Fansal »

"Dass ich mit Karak wohl mal ein ernstes Wörtchen reden muss, wenn er mir nun schon Zwerge vorbeischickt!"
Lustlos winkte der Halbling Bruenor herein und verschloss die Tür wieder. Wie der Zwerg sah, war sie mit einer Vielzahl an Riegeln verschlossen.
Der Raum war schäbig und der Geruch kaum besser als in der Gasse. Die Tapeten schälten sich und an der Wand waren große Flecken zu sehen, wo einziehende Feuchtigkeit eingedrungen war.
Der Halbling - er ist etwas kleiner als Bruenor und hat verfilztes rötlichbraunes Haar sowie Schmutzflecken auf beiden Wangen - musterte den Zwergenkrieger mit einem abschätzenden Blick, dann ließ er ein schnippisches "Na!" hören und wuselte an Bruenor vorbei, um das Feuer in einem großen gusseisernen Ofen zu schüren; offenbar neben einigen angekauten Matratzen das einzige Einrichtungsstück.
Wo wir gerade von angekauten Matratzen reden: In einer dunklen Ecke lag ein enormer schwarzer Hund, dem der Geifer aus dem Maul troff, während er den Zwerg ebenso wie sein offensichtliches Herrchen abschätzend betrachtete.

"Ihr wollt also lernen, wie? Habt Ihr auch genug Geld bei Euch?", fragte der Halbling und brachte dem Zwerg dabei geringfügiges Interesse entgegen, als er einen Blick über die Schulter warf.
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Beitrag von Argh »

Bruenor schüttelte innerlich den Kopf, ein komischer Kauz und sehr seltsam für einen Halbling und diese Bruchbude! Er wandte sich an den Halbling: "Für meine Wünsche ausreichend, las uns beginnen."
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Beitrag von Fansal »

"Gut, gut.", meinte der Halbling nur und wischte sich die Hände an seiner verdreckten Tunika ab.
"Zuerst werde ich Euch etwas mehr über die Fallen beibringen..."
Albert drückte auf einen für Bruenor völlig gleich aussehenden Teil der Wand und ein großes Stück daneben klappte um. Hervor kam ein Regal, das mit allerlei Utensilien bestückt war, einige konnte der Zwerg nicht eindeutig identifizieren.
Er nahm einige Drahtschnüre und Blechdosen heraus und verzog sich damit in eine Ecke. Nach vielleicht einer Viertelstunde stand Albert wieder auf und sagte zu dem Zwerg, während er auf eine abenteuerliche Konstruktion von Drähten in der Ecke des schäbigen Zimmers zeigte:
"Hier, versucht es. Ihr müsst sehr vorsichtig sein, um nicht den Alarm auszulösen." - er deutete auf die Dosen - "Dafür ist eine ruhige und geschickte Hand von Nöten. Ich frage mich, ob Ihr sie entschärfen könnt..."
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Beitrag von Argh »

Bruenor sah sich die Sache an: Hmm, hmm, einige der Teile befanden sich in der Konstruktion offensichtlich nur zur Ablenkung. - Zu offensichtlich! Bruenor studierte alle Einzelteile sorgfältig und bemühte sich unter dem tarnenden Beiwerk, das Zusammenwirken der Teile zu erkennen.

Bald hatte er sich einen Plan zurecht gelegt. Er erkannte einen durch eine Spiralfeder gespannten Schlagbügel aus starkem Draht, der durch einen Sicherungsbügel gehalten wurde.Die Hebelverhältnisse am Sicherungsbügel reduzierten, die Haltekräfte an der eigentlichen Sicherung auf ein Minimum. Bruenor tippte, daß knapp ein hunderstel der Kraft des Schlagbügels zum Sichern ausreichen dürften. Der eigentliche Auslösemechanismus bestand aus einem als Wippe gestaltetem Brettchen, das mit einer Öse den Sicherungbügel hielt. Nur wenige hunderstel Zoll hinderten den Sicherungsbügel am herausgleiten aus der Öse. Alle anderen Teile waren so angelegt, das eine kleine Bewegung ausreichend wäre die Falle aus zulösen. Es erinnerte in an das Stäbchenspiel, das er und Goldlöckchen früher oft, zur Verbesserung ihrer Geschicklichkeit, gespielt hatten.

Vorsichtig, aber mit viel Kraft drückte Bruenor der Schlagbügel herunter, lößte der Sicherungsbügel und entspannte langsam die Feder. Danach begann er Teil für Teil abzuräumen. Die Sache mit dem Hebelarm und der Feder, hielt er im Kopf fest: Gespeicherte Energie und Kraftverstärkung! Er rieb sich innerlich die Hände. Gleich Morgen würde er in Dunicus Schmiede mal ein paar Dinge ausprobieren.

Bruenor drehte sich zu dem Halbling um: "Eure Falle ist entschärft" Bruenors Hand wieß auf die sauber sortierten Einzelteile.
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Beitrag von Fansal »

"Ich hatte es nicht anders erwartet.", sagte der Halbling und warf nur einen ganz kurzen Blick über die Schulter auf Bruenors Werk.
"Ganz ordentlich.", brummte er, dann nestelte er weiter an dem Schloss der Tür herum. Die ganze Zeit, in der Bruenor die Falle entschärft hatte, war Albert damit beschäftigt gewesen.
Nun trat er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zurück und meinte:
"Öffnet doch bitte die Tür."
Der Halbling hatte alle Riegel aufgezogen, nur das Schloss war noch verschlossen und Albert drückte dem verdutzten Zwerg zwei lange Drähte in die Hand, die er wohl als Dietrich zweckentfremden sollte.
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Bruenor grunzte in sich hinein und guckte das Schloß näher an. Diese Schloß sah einfach aus - trotzdem. Bruenor nahm einen Draht, bog ihn nach Augenmaß um und begann vorsichtig im Schlüsselloch herum zustochern. Er schloß die Augen um sich ganz auf sein Fingerspitzengefühl konzentrieren zu können. Bruenor erforschte die innere Geometrie des Schlosses. Plötzlich ging ein Grinsen über sein Gesicht - Sperrstifte! Stifte die im inneren des Schlosses um ein genaues Maß niedergedrückt werden müssen damit der Schließzylinder sich dreht.

Bruenor nahm den kräftigeren der beiden Drähte und bog ihn zu einem soliden Dietrich, führte in in das Schloß ein und spannte das Schloß vor. Dann schob er den dünneren Draht hinterher und ließ Sperrstift für Sperrstift einrasten. Das Schloß kam frei, aber gerade als er das Schloß ohne weiteres hätte öffnen können zögerte Bruenor und drehte das Schloß gerade so daß die Stifte nicht in ihre Ausgangsposition zurückrutschen konnten. "Mal sehen ob da nicht noch eine Ferkelei ist," dachte er und sprach laut zu dem Halbling: "Könnt ihr mal schauen? Ich scheine hier eine Schwierigkeit zu haben."
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Der Halbling schaute über des Zwerges Schulter, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen musste.
Er unterdrückte ein Lachen, dann meinte er vergnügt:
"Wie recht Ihr habt. Für einen Zwerg seid Ihr gar nicht so dumm. Nun, ich will Euch nicht nur in der Kunde des Schlösser öffnens lehren."
Albert warf einen kurzen, aber bedeutungsvollen Blick auf die auseinander genommene Falle und beobachtete den Zwerg dann interessiert.
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Bruenor grinste zurück: "Dann laß uns mal weiter machen."
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