Karaks Laden

[Fansal]

"Soso", erwiderte Karak geringschätzig, während er zur Theke schlenderte. "Ich glaube, der dicke Wirt redet eindeutig zuviel. Aber wie es der Zufall so will, hätte ich da tatsächlich etwas, das erledigt werden müsste. Zwar kaum mehr als ein Botengang, aber man kann ja nie wissen..."
Der Lich ließ das Ende des Satzes in der Luft stehen und starrte den Dunkelelfen weiterhin durchdringend an. Welch Ironie, dass ein Angehöriger dieser mächtigen Rasse Furcht vor ihm empfand.
"Es ist ganz einfach: Ihr geht zu einem bestimmten Ort, nehmt ein Paket entgegen und bringt es zu mir. Solange das Paket nicht öffnet, droht Euch keine Gefahr. Jedenfalls nicht vor mir..."
Er erklärte dem Dunkelelfen die Einzelheiten und beschrieb ihm den Weg in einen Abschnitt der Docks, wo es Nachts recht rauh zugehen sollte. Abschließend musterte er den Fremden eingehend und sagte sich: Wenn er geschnappt wird, kann man mir immerhin nichts anhängen...
"Also, wollt Ihr das übernehmen? Ich gebe Euch...80 Goldstücke, wenn Ihr diese Sache für mich erledigt. Und öffnet das Paket nicht oder kommt auf den Gedanken abzuhauen...ich werde Euch finden..."

[Cadrim Kagrim]

Irgendwo in Cadrims Geist erhob sich eine Stimme im Zweifel, eine Stimme die erstaunliche Ähnlichkeit mit der seines Ziehvaters Kagrim hatte und sich fragte, ob solch ein Botengang nicht vielleicht von der Stadtwache als illegal ausgelegt werden könnte. Doch schnell waren diese Gedanken erstickt. Immerhin war es sein Kopf. Er brauchte das Geld. Ja, damit würde er sein eigensinniges Gewissen bestimmt beruhigen können.
Er nickte dem abscheulichen Lich zu, dessen Gestank Cadrim schon seit einer ganzen Weile auffiel...widerlich. Zu stolz, um seine Furcht zu zeigen, drehte der Dunkelelf sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Laden, zurück in die Dunkelheit. Oh, nicht, dass es in dem Gebäude nicht dunkel gewesen wäre, aber draußen erwartete Cadrim eine ehrliche, aufrichtige Dunkelheit, nicht solch eine hinterhältige Finsternis wie in Karaks Laden. Tief durchatmend machte der Dunkelelf sich auf den Weg zum Hafen.

[Baralis]

Auch das Innere des Ladens wirkte alles andere als Vertrauenserweckend. Der Verkaufsraum war mit Kerzen ausgeleuchtet und wirkte chaotisch. Karak schien kein sehr ordentlicher Lich zu sein. Baralis bahnte sich, über zahlreiche herumliegende Gegenstände steigend, seinen Weg zur Theke im hinteren Bereich des Raumes, wo hinter einer Theke eine vermummte Gestalt eifrig mit knöcher Hand in einem Buch schrieb. Baralis tippte der Gestalt, bei der es sich um Karak handeln musste, sacht mit dem rechten Zeigefinger auf die Schulter und räusperte sich.
"Entschuldigt Karak, man teilte mir mit, dass ihr gewillt seid, mehr oder weniger ehrliche Arbeit gut zu bezahlen. Muss ich meine Quelle zu den, in dieser Stadt augenscheinlich zahlreichen, Lügnern zählen, oder habt ihr tatsächlich etwas für mich?"

[Fansal]

Der Lich blickte gelangweilt auf. Aha...schon wieder einer von der Sorte...
"Ihr habt das Wesen dieser Stadt gut erkannt, Elf. Tatsächlich habe ich etwas für Euch, dass Euch vielleicht unterfordern wird, aber das ist Euer Problem... Es geht um ein Buch. Schaut nicht so gelangweilt, es handelt sich immerhin um ein magisches Buch. Das Zauberbuch gehört einem freischaffenden Magier namens Crovax, eine Art Gossenzauberer. Er selbst verfügt vielleicht über soviel Magie wie mein kleiner Finger, aber sein Vater war ein mächtiger Erzmagier, der sich auf ein Abenteuer mit einer jungen Magd einließ. Nun, später wurde der Erzmagier getötet und sein Zauberbuch schickte er dem einzigen Menschen, dem er nicht misstraute: Crovax
Nun, da Crovax aber allenfalls ein Dilettant in den magischen Künsten ist, hat er es bisher nicht geschafft, mehr als einen oder zwei Flüche zu bannen und die Zauberformeln zu lesen. Wie mir mein Informant mitgeteilt hat, wurde das Buch nämlich mit etlichen Abwehrzaubern ausgestattet. Nunja, ich brauche dieses Buch unbedingt. Euer Auftrag ist klar: Schnappt Euch das Buch, egal wie. Mir ist es egal, ob Crovax später tot in der Gosse liegt, ich brauche nur das Buch!"
Während den letzten Sekunden hatte das Glühen in Karaks Augen immer mehr an Intensität gewonnen und versuchte augenscheinlich, die Gestalt vor ihm zu durchleuchten.

[Baralis]

Dieser Auftrag machte tatsächlich keinen schlechten Eindruck auf Baralis. Eine Matereielle Komponente würde bei eventuellen Verhandlungen um die Belohnung sicherlich von Nutzen sein. Auch klang die Aufgabe nicht gerade nach einer großen Herausforderung. Der Aufenthaltsort des Magiers deürfte leicht ausfindig zu machen sein - wenn Karak ihn nicht sogar schon kannte - und nach des Liches Beschreibung würde er im Notfall nicht schwer außer Gefecht zu setzen sein. Einzig die Stadtwache bereitete Baralis in diesem Falle Sorgen. Es war nicht gerade sein Bestreben, in der Hauptstadt der Berge wegen Mordes, oder auch nur Diebstahles gesucht zu werden. Andererseits war er in der Stadt noch vollkommen unbekannt. Ein Täter würde wohl eher unter den bekannten Verbrechern gesucht werden, wenn man sich den überhaupt die Mühe machen würde, wegen eines einfachen "Gossenzauberers", wie Karak ihn nannte, Untersuchungen anzustrengen. Eher würden sich die Wachen wohl wieder dem Kartenspiel widmen.
"Nun gut, ich werde das Buch für euch besorgen.", ließ Baralis den Lich wissen. "Habt ihr genauere Informationen zum Aufenthaltsort des Magiers?"

[Fansal]

"Normalerweise hält er sich in der Taverne "Zum durstigen Barden" in der Nähe des Osttores auf. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er sich dort ein Zimmer genommen hat, oder woanders wohnt, aber ich denke, Ihr werdet das vor Ort schnell herausfinden können."
Der Lich zuckte in Gedanken voller Vorfreude. Endlich würden die magischem Formeln ihm gehören...

[Baralis]

Während seines gesamten Aufenthaltes hatte Baralis das Gefühl gehabt, von den Blicken der rot leuchtenden Flammen, die Karak statt echter Augen zu eigen waren, durchbort zu werden. Dieses Wesen war nicht gerade die angenehmste Gesellschaft, die er sich vorstellen konnte, doch solange er für den Auftrag gut bezahlte, woran Baralis nicht zweifelte, wenn man bedachte, wie erpicht der Lich darauf war, dieses Buch bald zu erhalten, sollte ihm das unangenehme Gefühl egal sein, dass er in der Anwesenheit des Liches verspürte.
Mehr in der Art eines Zuckens, denn einer willentlichen Bewegung nickte Baralis dem Lich zu, und beeilte sich schließlich, den Laden zu verlassen.

[Baralis]

Gegen die Nervosität ankämpfend, die in Baralis aufsteigen wollte, trat er, nun wieder langsamen Schrittes, an die Verkaufstheke heran, an der Karak in seinen dicken Wälzer schrieb.
Baralis zog die Robe aus seiner Manteltasche und legte sie auf die Theke. Er räusperte sich und sprach schließlich zu Karak, ohne recht darauf zu achten, ob der Lich zuhörte.
"In Corvax Haus war kein Buch zu finden, das auch nur einen Hauch von magischer Enegie offenbarte.", sagte der Magier zu Karak, noch immer nicht ganz sicher, ob er den Ladenbesitzer erfolgreich belügen konnte.
"Sicherlich werdet ihr jedoch einsehen, dass ich trotzdem für meine Mühen belohnt werden muss. Ich schlage vor, ihr stellt für mich fest, ob dieser Robe Magie innewohnt, und welcher Natur diese Magie ist, so überhaupt vorhanden, ist.", fügte Baralis hinzu, bevor Karak antworten konnte und ihm so eventuell die Nerven nahm, auch noch einen Lohn für seinen Betrug zu verlangen.

[Fansal]

Karak rieb sich in Gedanken die Hände, als der Dunkelelf erneut den Laden betrat. Wäre er noch in der Lage dazu gewesen, er hätte jetzt sicherlich erwartungsvoll gegrinst. Doch das lichische Äquivalent eines Grinsens wich aus seinen glitzernden Augen, als er die Worte Baralis' bewusst wahrnahm. Zischend stieß er die Luft aus, obwohl er als Untoter schon seit Ewigkeiten nicht mehr das Bedürfnis danach verspürte zu atmen.
"WAS?", kreischte Karak unbeherrscht und riss sich die Kapue vom Kopf. Das Glühen seiner Augen gewann an Intensität und ließ alle Schatten im Zimmer verschwinden, als das Licht jeden Winkel ausleuchtete. Kleine Blitze zuckten über Karaks kahlen Schädel, als er sein Gesicht in Richtung Decke wandte und...schrie. Es war ein animalischer Schrei, der die Götter verfluchte und alle Sterblichen ebenso.
"Das kann nicht sein, das kann nicht sein...", murmelte er unentwegt - derzeit befand er sich in der Phase des Leugnens. "Meine Informationen waren korrekt, er hatte das Buch...doch wo ist es? Wo ist es?" Obwohl Baralis den Eindruck hatte, dass die letzte Frage eher rhetorisch gemeint war, richtete sich Karaks glühender Blick nun auf den Dunkelelfen. "Ihr habt es! Gebt es mir!", stieß er hervor und stürzte sich über die Theke hinweg auf Baralis.

Doch nicht umsonst waren die Elfen für ihre Gewandheit bekannt - Baralis brachte sich rechtzeitig außer Reichweite. Karak krümmte die Hände wie Klauen und sah nun mehr als je zuvor wie ein Tier aus - wie ein untotes Tier. Doch noch hielt ihn etwas zurück und er schien...- ja, er schnupperte. Es war ein merkwürdiges Geräusch, das einem ohne Probleme eine Gänsehaut bescheren konnte.
"Nein, nein...er hat es nicht, er hat es nicht...", flüsterte Karak zu sich selbst. Dann sackte er in sich zusammen und blieb eine Zeit lang stumme auf dem Boden sitzen. Schließlich zog er sich mit gezwungener Ruhe die Kapuze wieder über den Kopf und erhob sich zitternd. "Ich...verzeiht mir...vergessen wir die ganze Sache...es war nur...gebt mir diese Robe!" Karak überbrückte diesen Moment der Peinlichkeit, indem er sich auf etwas greifbares konzentrierte.
Prüfend betrachtete er die Runen auf dem Stoff, strich mehrmals darüber hinweg und murmelte dabei unverständlich Worte. Schließlich meinte er: "Ein schönes Stück, hat aber keinen Funken Magie inne..." Baralis argwöhnte, dass der alte Lich log, aber wie konnte er dessen Aussage anzweifeln, wenn er ihn selbst betrogen hatte?
"Ich gebe Euch vierzig Goldstücke dafür, was sagt Ihr dazu?" Karak beäugte den Dunkelelfen misstrauisch.

Baralis erhält 40 CP und die Fähigkeit, das Zauberbuch zu lesen. Für 20 investierte CP erlernt er einen Zauberspruch aus dem Innern des Buches, der seinen magischen Fähigkeiten angemessen ist.

[Wenn er das Buch bekommen hätte, wäre Karak umgänglicher gewesen...]

[Baralis]

Zwar war Baralis ob Karaks unbeherrschter Reaktion erschrocken, doch wurde ihm durch eben diese nur noch klarer, was für einen Schatz er sich soeben gesichert hatte.
Er war wirklich froh, das Zauberbuch in der Taverne gelassen zu haben. Karak hatte sicherlich nicht nur aus Spaß in der Luft herumgeschnuppert. Baralis war sich sicher: Hätte er das Buch bei sich gehabt, hätte Karak es gemerkt, und das nicht nur anhand der Wölbung seiner Manteltasche.
Das Angebot, dass der Lich ihm für die Robe machte vernahm er argwöhnisch. Nicht allein, weil er anzweifelte, dass die Robe nicht im geringsten magisch sein sollte, sondern auch, weil 40 Goldstücke selbst für eine ganz normale und schon getragene Robe sehr wenig schienen.
"Nein, lasst nur Karak, ich werde die Robe trotzdem behalten", gab Baralis dem Lich schließlich zu verstehen, wobei er versuchte, zu verbergen, dass er die Aussagen des Liches anzweifelte. "Besser als mein alter Mantel ist sie auch ohne Magie.", fügte er noch rechtfertigend hinzu.
Der Magier nahm sich vor, bei einem von Lagustans Untergebenen oder im Tempel bei Gelegenheit eine Gegenprobe machen zu lassen.
Baralis beeilte sich nun, dem Lich die Robe wieder abzunehmen und zielstrebigen Schrittes auf den Ausgang zuzugehen.

[Cadrim Kagrim]

Cadrim wankte in den Laden. Auf dem Weg hierher hatte er angehalten, als er sicher sein konnte, dass ihm die Wache nicht mehr auf den Fersen war und der Schmerz unerträglich wurde, um seine Wunde notdürftig mit einem Stofffetzen zu verbinden. Es war eine böse Verletzung und wahrscheinlich kam er nicht um einen Besuch bei einem Heiler oder gar in einem Tempel herum - ihm schauderte schon jetzt ob des Gedanken.
Derzeit befasste er sich aber vor allem damit, sich auf die Bezahlung des Liches zu freuen. Er hielt dem überraschten Untoten das Paket unter die Nase und zischte:
"Ihr handelt mit gefährlicher Ware, Lich. Auf dem Rückweg versuchten mich einige Leute umzubringen und hätten es beinahe geschafft! Ich verlange eine höhere Belohnung! Hundert Goldmünzen!"

[Fansal]

Karak war immer noch etwas durch den Wind, als der andere Dunkelelf eintraf. Immerhin hatte er seinen Auftrag zufriedenstellend erfüllt und dadurch besserte sich die Laune des Liches erheblich - das hieß, sie wechselte von 'selbstmörderisch-verdrießlich' zu 'bissig-sarkastisch'.
"Gut", brummte der Untote unbestimmt und betastete das Päckchen. Er begnügte sich nicht mit seinen fünf Sinnen und so hatte er nur wenige Augenblicke später festgestellt, dass alles seine Richtigkeit hatte.
"In Ordnung", bestätigte er und kramte in einer Kasette, in der er für gewöhnlich die Einnahmen des Tages aufzubewahren pflegte. "Hier habt Ihr Eurer Gold und nun verschwindet, es sei denn, Ihr möchtet noch etwas kaufen!?"

Cadrim erhält 100 Gold und 50 CP.

[Cadrim Kagrim]

Warum eigentlich nicht?
"Ja, da wäre tatsächlich etwas. Könnt Ihr mir wohl mit den Zaubern Wirbelsturm, Sturmwinde, Illusion und Lähmen dienen?"
Cadrim betrachtete abwechselnd den Lich und den beruhigend schweren Geldbeutel, den er gerade erhalten hatte.

[Fansal]

Zwar befand sich Karaks Laune nahe dem Gefrierpunkt, aber seine Krämerseele lehnte nie einen Kunden ab, der willig war, Geld auszugeben. Er gab ein zischendes Geräusch von sich - offensichtlich ein Äquivalent zum geringschätzigen "Pff" und verschwand in der Dunkelheit des Lagers, um die Zaubersprüche zu holen. Kurz darauf kam er mit vier Schriftrollen in den Armen zurück. "50 Goldstücke", meinte er.
Er sah das Zögern des Fremden und bevor dieser eine erstaunte Frage stellen konnte, fuhr der Lich auch schon fort:
"Der Regent erstattet mir alle Kosten betreffend der Erstausrüstung neuer, williger Abenteurer, die in seine Dienste treten wollen. Deshalb bekommt ihr zwei der Zauber gratis. Und da Ihr drei Schriftrollen erstanden habt, gibts den vierten gratis dazu."

[Cadrim Kagrim]

Was für ein Glück, dachte sich Cadrim, als er die Worte des Liches hörte. Dieser schien über diese Regelung zwar ganz und gar nicht erfreut (nach der Erfahrung des Dunkelelfen ließen sich Adlige mit dem Begleichen von Rechnungen immer viel Zeit), aber etwas in Karaks Haltung deutete darauf hin, dass es unklug wäre, einen Witz darüber zu reißen. Deshalb verzichtete Cadrim auf einen Kommentar und zählte stumm fünfzig Goldstücke ab. Als er nach einigen Minuten endlich fertig war und einmal mehr die zwar überall einheitliche, aber auf unterschiedliche Münzwerte verzichtende Währung verfluchte, steckte er die Schriftrollen in eine Tasche seines Mantels und verabschiedete sich kurz von dem Lich. Leicht humpelnd verließ er das Geschäft.

[Cadrim Kagrim]

Inzwischen kannte sich Cadrim in jenem Teil der Stadt gut genug aus, sodass er den Weg von der Kriegergilde zu Karaks Geschäft schnell bewältigte. Den stickigen Verkaufsraum betretend, richtete er seine Worte sogleich an den Lich, der wie immer hinter der Theke saß und schrieb.
"Seid erneut gegrüßt, Karak. Ich frage mich, ob Ihr diese Armbrust für mich", er legte sie auf den Tresen, "gegen ein besseres Exemplar tauschen könntet!?"

[Fansal]

Karak sah erst auf, als die Armbrust mit einem leisen *Klong* auf die Theke geschmettert wurde. Seufzend wandte er sich von seiner Schreibarbeit ab und tastete mit knöchernen Finger nach der Waffe. Er drehte sie ein paar Mal und betrachtete sie aus allen Blickwinkeln, dann nickte er ansatzweise und antwortete:
"Die Armbrust ist gut erhalten, ich gebe Euch dafür und 30 Goldstücke ein effektiveres Modell." Der Lich wankte kurz in den Lagerraum und kam mit einer deutlich größeren Variante zurück, die über einen stärkeren Spannmechanismus verfügte.

[Cadrim Kagrim]

Cadrim nahm die Armbrust von Karak entgegen. Sie schmiegte sich perfekt an seine Schulter, schien geradezu für ihn geschaffen zu sein. Die Sehne war wie neu und der Spannmechanismus einfach zu bedienen und dabei effektiv. Der Dunkelelf zögerte nicht, zählte dreißig Goldstücke ab und übergab sie dem Lich. Dann verstaute er die Armbrust unter seinem Mantel (was ein seltsames Gefühl hervorrief, denn sie war etwas größer und kantiger als die vorherige) und verließ den Laden.

[Kuryn]

Kuryn Schritte führten ihn schnell durch die Straßen der Stadt, was wohl auch darauf zurückzuführen war, dass der einstmals so schwere Beutel an des Assassinen Gürtels nun schon erheblich leichter war. Doch tröstete er sich mit dem Gedanken, dass er bereits eine Menge gelernt hatte und er war schon ganz begierig, seine neuen Fertigkeiten in der Praxis auszuprobieren. Doch dafür brauchte er die richtige Ausrüstung.

Das Klingeln der Ladenglocke wurde fast augenblicklich von der schwer auf dem Assassinen lastenden Stille verschluckt. Riesige Wellen aus heißer, staubiger und uralter Stille schienen direkt aus dem Ladeninneren zu kommen und ein abgedrehter Gedankengang in Kuryns Selbst ließ ihn für einen Sekundenbruchteil vermuten, dass der alte Lich hier irgendwo ein Gerät aufgestellt hatte, dass diese alles schluckende Stille emitierte.

Kuryn schüttelte den Kopf und trat an den Tresen heran, wo Karak saß und in sein großes Hauptbuch schrieb. Die Schrift war viel zu verschnörkelt und die langsamen Bewegungen der Skeletthand im höchsten Maße einschläfernd, sodass wohl nie jemand herausfinden würde, was der untote Händler da eigentlich schrieb. Vielleicht einen Einkaufszettel, vielleicht eine Auftragsliste für die Gilde der Meuchelmörder. Nun, in diesem Fall könnte sich Karak auch vertrauensvoll an ihn wenden, dachte Kuryn.

"Seid gegrüßt, Karak", begann der Assassine und sein Gegenüber gab ihm mit einer leichten Kopfbewegung zu verstehen, dass er ihn gehört hatte. Kuryn zuckte mit den Schultern. Der Lich hatte eben so seine Eigenarten. "Ich benötigte zwei Krummdolche, einen der Sternenfeuer-Bogen, sowie eine doppelte Bänderrüstung. Und dann habe ich hier noch diesen Dolch und diese verstärkte Lederrüstung. Vielleicht könnt Ihr mir einen guten Preis dafür machen?" Bedächtig legte Kuryn die genannten Gegenstände auf die Theke und wartete auf eine Reaktion des Lichs.

[Fansal]

Erst jetzt blickte Karak auf. Das Glühen seiner karmesinroten Augen verweilte einen Augenblick auf Kuryns Zügen, dann nickte der Lich und blickte auf die Gegenstände herab, die Kuryn vor ihm ausgebreitet hatte. Er nahm Dolch und Rüstung prüfend in die Hand und nickte erneut, sagte aber nichts. Dann ging er nach hinten ins Lager und kam einige Minuten später mit den gewünschten Sachen zurück. "Ich gebe Euch einen Preisnachlass für den Dolch und die Rüstung, das macht dann insgesamt 390 Goldstücke." Er blickte Kuryn lauernd an.