Die Stadt Kalanos

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

Moderator: Fansal

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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Baralis stand nun vor der Frage, ob er seine Kaputze dort belassen sollte, wo sie war, um bei wenig eingehender Betrachtung nicht als Dunkelelf aufzufallen, aber dafür den Eindruck zu erwecken, als habe er etwas zu verbergen, oder ob er darauf verzichten sollte, sein Gesicht im Übermaße zu verbergen, und dafür das Risiko einging, wegen seiner Herkunft mit Probleme mit der Bevölkerung der Stadt konfrontiert zu werden.
Schließlich entschied er sich dafür, sein Antlitz weiterhin mit jenem Stück Stoff zu verbergen, das ihm außerhalb der Schatten der Stadt schon so nützlich gewesen war. Er ging davon aus, dass man in einer großen Stadt wie dieser an potentiell kriminelle Elemente schon gewöhnt war, und er als dergestalt wirkende Person nicht so sehr auffallen würde, wie jemand, bei dem es sich ganz offensichtlich um einen Dunkelelfen handelte.

Die Reaktion der Stadtwachen auf seine Person bestätigte Baralis Theorie: Man würdigte ihn nicht einmal eines Blickes als er durch das Tor schritt und endlich im Schatten der Häuser seine Augen erholen konnte.
Als er einige Minuten lang durch die Gassen der Stadt geirrt war, war dem Magier die Lust vergangen, orientierungslos in herumzulaufen, und er hielt nach einem Kind ausschau, dem er für eine Goldmünze eine Führung zur Taverne abschwatzen konnte. Er achtete dabei darauf, dass das Kind möglichst ärmlich aussah, da eines aus besserem Hause auf die Idee kommen könnte, mehr als das eine Goildstück zu verlangen, das Baralis auszugeben bereit war.
Bald entdeckte er einen Jungen, der die Bedingung des ärmlichen Aussehens hervorragend erfüllte.
"Junge, komm doch einmal her zu mir!", rief er dem Kind zu. Es blickte zu ihm herüber und machte dabei kein besonders hilfsbereit wirkendes Gesicht, näherte sich ihm aber trotzdem, wobei den Jungen Baralis Erscheinung gar nicht zu stören schien.
"Sicherlich bist du daran interessiert, mir für eine Goldmünze den Weg zur Taverne der Stadt zu zeigen?", fragte er den Jungen ohne Umschweife.
"Nur eine Goldmünze wollt ihr mir zahlen? Meine Mutter ist blind und ich habe zehn kranke Geschwister, für die ich sorgen muss, herr. Ich bin sicher, ihr seht ein, dass ich mindestens fünf Goldstücke verlangen muss, wenn ich euch zur Taverne führen soll. "
Da war Baralis natürlich genau an den richtighen geraten. Statt einem harmlosen Kind, das froh war, sich eine Goldmünze zu verdienen, musste er natürlich ausgerechnet an einen solchen kleinen Gauner geraten. Er verdrehte die Augen und zählte fünf Goldmünzen aus seinem Beutel ab. Der Schweiß, den er sich vor allem während dieses Tages eingehandelt hatte, begann zu trocknen und klebte ekelhaft auf seiner Haut. So war er nicht gewillt, weitere Zeit damit zu verschwenden, sich einen anderen Führer zu suchen.
Zwei der Münzen gab er dem nicht besonders vertrauenswürdigen Jungen. "Den Rest bekommst du, wenn wir bei der Taverne sind. Und nun beeil dich und sei froh, dass du überhaupt soviel bekommst."
Dem Jungen schienen solche "Geschäftsbedingungen" nicht fremd zu sein. Ohne etwas zu erwiedern, ging er los.

Nur wenige Minuten später hatten beide die Taverne "Zur ruhenden Axt" erreicht. Baralis zahlte den Jungen aus, und betrat endlich entnervt das Gebäude.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Mittlerweile war eine angenehme Dunkelheit über die Stadt hereingebrochen. Zwar hatten in den Gassen durch die Schatten der Häuser auch am Tage schon erträgliche Lichtverhältnisse geherrscht, doch die Dunkelheit der Nacht war noch bei weitem angenehmer.
Der Nachteil der Nacht war, dass nun keine Kinder mehr herumliefen, von denen er sich den Weg zu Karak dem Lich hätte zeigen lassen können. Zwar waren die Straßen noch erstaunlich voll, doch Kinder waren nicht unter den Wesen, die zu dieser Zeit noch im Freien weilten. Er würde den Lich auf eine erneute Führung verzichten müssen. Bestenfalls konnte er wohl auf eine Wegbeschreibung von einem der ominösen Subjekte hoffen, die sich in den tiefsten Schatten der Nacht herumdrückten.
Für weitere fünf Goldmünzen - lebten in dieser Stadt nur Gauner und Halsabschneider? - ergatterte er eine Wegbeschreibung zum Aufenthaltsort des Liches, einem Laden, wie der fremde Halsabschneider ihm mitteilte.
Tatsächlich war Karaks Laden mit der Beschreibung des Mannes, den Baralis in die Schublade "Verbrecher" eingeordnet hatte, leicht zu finden. Es war auch ein kaum zu übersehender Bau: Zwischen zwei großen Häusern stand der einstöckige Bau, mit dreckigen Scheiben und auch sonst nicht besonders einladend. Das unangenehme Äußere schreckte Baralis allerdings nicht ab, er beeilte sich, den Laden zu betreten, um sich endlich einen Auftrag geben zu lassen.
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Mit einer ihm angeborenen Lautlosigkeit und Geschmeidigkeit schlich Cadrim durch die dunklen Gassen. Er brauchte kaum einen Gedanken daran zu verschwenden, unauffällig zu sein - wie er aus den Erzählungen seines Ziehvaters wusste, fiel es Dunkelelfen mehr als leicht, sich im Schatten geradezu unsichtbar zu machen, es war eine natürliche Gabe.
Ganz im Gegensatz zu einigen anderen Aspekten seiner Herkunft, wie Cadrim verdrossen dachte. Das Sonnenlicht bereitete ihm immer noch Probleme - tagsüber fühlte er sich, als hätte er eine Dauermigräne. Und wenn jemand, egal ob Mensch, Elf oder Zwerg, seine Hautfarbe sah, ließ dieser jemand keine überflüssigen Worte fallen: Meist bestand das einzige Zugeständnis an die Regeln des Anstands darin ein "Stirb, Unhold" von sich zu geben, bevor man ihn angriff.
Cadrim seufzte. Er hatte das schon oft genug erlebt und immer wieder enttäuschte ihn die Reaktion derjenigen, die seine wahre Herkunft herausfanden - obwohl sich allmählich doch ein gewisser Gewöhnungsprozess hätte einstellen müssen.

Aprubt kehrte der Dunkelelf in die Gegenwart zurück. Ganz in Gedanken, hatte er kaum gesehen, wohin ihn seine Füße trugen - niemals eine gute Idee während der Nacht, noch dazu in einer ihm fremden Stadt. Natürlich hatte das Schicksal seinen Einsatz nicht verfehlt und so kam nun ein dreckig aussehender und riechender Halunke aus dem Schatten - offensichtlich hatte er an einer Mauer gelehnt und nur einen unerfahrenen Grünschnabel erwartet, dem das Gold zu schwer zum Tragen ist.
"Hast du mal Feuer?", fragte der Kerl und erstaunte damit Cadrim, der nie viel Zeit in Städten verbracht hatte. Einen Moment ließ er sich davon täuschen und klopfte demonstrativ auf seine Taschen, doch dann hörten seine empfindlichen Ohren Bewegung hinter ihm. Mindestens zwei weitere Männer näherten sich.
Der Dunkelelf schenkte seinem Gegenüber ein freundliches Lächeln, welches dieser natürlich nicht sehen konnte - vielleicht war das auch besser so, denn es wirkte eher verschlagen.

"Ah, warte, ich glaube...ja", sagte er, während seine Hand unter den Mantel griff. "Ich wusste ja, dass ich hier irgendwo...eine Armbrust habe." Bei den letzten Worten zog er die Hand unter dem Umhang hervor und drückte den Auslöser der Armbrust. Er hatte so gut es ging gezielt, deshalb traf der Bolzen den Schurken nur am Oberschenkel.
Blitzschnell warf er sich gegen den überraschten Mann und warf ihn zu Boden, dann rollte er sich mit der für Elfen typischen Gewandheit fort und kam an der Mauer eines Hauses wieder auf die Beine. Wie er es vermutet hatte, waren zwei Kerle mit Knüppeln an ihn herangeschlichen. Nun, jedenfalls hatten sie es versucht.
Cadrim fragte sich, wie er mit ihnen fertig werden sollte, denn Zeit genug, um seine Armbrust neu zu spannen hatte er nicht und auch ein Zauber brauchte eine Weile. Da kam ihm die rettende Idee. Sich an vergangene Begegnungen mit Geschöpfen des Lichts, wie sie sich manchmal etwas großspurig bezeichneten, erinnernd, zog er sich die Kapuze vom Kopf und schüttelte seine Mähne weißen Haares.

Die beiden Schurken rissen entsetzt die Augen auf, als sich der Mondschein auf der schwarzen Haut und dem weißen Haar spiegelte und sie erkennen ließen, mit wem sie es da zu tun hatten. Dieser Moment des Erkennens genügte Cadrim. Er ließ die Armbrust fallen und hob die Häne in der Geste aller Beschwörer.
Dieser Zauber war einfach. Er malte eine komplexe Rune in die Luft und fauchte eine Silbe, worauf sich eine Kugel aus purem Licht in seiner gewölbten rechten Hand bildete. Mit einer schnellen Bewegung warf er sie in Richtung der beiden Banditen, die sich langsam von dem Schock erholten. Die eigentlich substanzlose Kugel prallte gegen die Brust des größeren der beiden und explodierte. Ein feiner Lichtregen ging auf alle drei Diebe nieder.
Der Große blinzelte verwirrt. Als nichts geschah, grinste er und setzte sich wieder in Bewegung, den Knüppel hoch erhoben. Nach zwei Schritten grinste er nicht mehr. Er gähnte. Und nun auch der andere. Das schmerzerfüllte Stöhnen des Mannes, der auf der Straße lag, verwandelte sich ebenfalls in ein Gähnen und auf einmal fielen die zwei Banditen, die eben noch auf den Beinen waren um und bildeten mit dem dritten einen schönen schnarchenden Haufen.

Cadrim betrachtete die glücklosen Verbrecher einen Augenblick, dann entfernte er vorsichtig den Bolzen aus dem Fleisch des Mannes und reinigte ihn mit einem Tuch. Er verstaute die Armbrust unter seinem Mantel, setzte die Kapuze wieder auf und machte sich bereit, schnell loszulaufen. Ein "Diebe, Diebe!" hallte durch die Nacht, dann waren da nur noch drei schlafende Männer und das Licht in einem der nahen Häuser, wo ein ehemals schlafender Bürger herausfinden wollte, was der ganze Krach zu bedeuten hatte...
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim hatte sich selbst für seine Dummheit ausgeschimpft, während er durch die dunklen Gassen der Stadt schlich. Er war nun weitaus vorsichtiger und umgang jeden verdächtig wirkenden Schemen, den er in den Schatten sah. Nach einer Weile erreichte er den Hafen. Das Meer erstreckte sich samtschwarz vor ihm und einzelne Sterne glitzerten am Nachthimmel, wetteiferten mit ihren Spiegelbildern auf der Wasseroberfläche um das schönste Funkeln, während der große Mond wie eine große Münze am Himmel hing und alles in einen silbrigen Glanz tauchte.
Cadrim orientierte sich einen Augenblick lang, rief sich die Wegbeschreibung des Lichs ins Gedächtnis und bog schließlich nach rechts ab. Er lief nun an der Hafenmauer entlang, während Lastkräne und Verladenetze düster aufragten, wie seltsame Maschinen aus einer anderen Welt. Gedämpfter Gesang drang an die Ohren des Dunkelelfen, Gesprächsfetzen entflohen der behaglichen Wärme im Innern einer Hafentaverne und flogen an die frische Luft. Goldenes Licht ergoss sich aus einem Fenster, ließ das unregelmäßige Kopfsteinpflaster wie ein Meer aus Edelmetall erscheinen.

Cadrim stellte fest, dass die Beschreibungen Karaks sehr genau waren. Ohne Probleme fand er zu dem ihm beschriebenen Haus: Eine windschiefen Hütte, die sich schutzsuchend an die Mauer drängte, die die Docks von den besseren Vierteln der Stadt trennte.
Des Dunkelelfen Augen huschten in alle Richtungen, während er auf leisen Sohlen zur Tür schlich. Augenscheinlich war niemand in der Nähe, doch das konnte täuschen. Vor der Tür atmete Cadrim noch einmal tief durch, dann klopfte er den komplizierten Code, den Karak ihm eingetrichtert hatte.
Eine Weile war es still, dann öffnete sich eine winzige Luke und eine Stimme sagte: "Es heißt, die Aasgeier fliegen auf den Schwingen des Todes." Cadrim entgegnete gehorsam: "Es heißt, die Menschen sind des Aasgeiers liebtste Nahrung." Bei Gott, wer dachte sich solche Parolen bloß aus?
Die Luke schwang zu und von der anderen Seite der Tür erklangen Geräusche, die darauf schließen ließen, dass mehrere schwere Riegel zur Seite geschoben wurden.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in Baralis breit, als er den Laden des Liches endlich wieder verlassen hatte. Es war doch wesentlich angenehmer, wenn man sich nicht ständig beobachtet fühlte.
Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sich auch den Weg zu dieser Taverne "zum durstigen Barden" beschreiben lassen sollte, entschied sich aber dagegen. Er hatte bereits genug Gold verschwendet und selbst ein Wesen mit seinem lädierten Orientierungssinn sollte in der Lage sein, eine Stelle mit so offensichtlicher Lage zu finden, wie sie das Osttor einnahm, in dessen Nähe die Taverne liegen sollte.
So richtete Baralis sich in östliche Richtung aus, und machte sich auf den Weg.
Während er durch die Gassen der Stadt schritt, und sich noch immer der Nacht erfreute, die eine Wohltat für seine Augen darstellte, wurden die durch die Schatten schleichenden Gestalten, die des Nachts ihren zweifelhaften Geschäften nachgingen, immer seltener. Scheinbar befanden sich Osttor und dazugehörige Taverne in einem der besseren Bezirke der Stadt. Wenn Crovax auch von Magie nichts verstand, arm würde er wohl kaum sein. Wenn Baralis sich ohnehin am Eigentum des Magiers bedienen würde, so überlegte er, so könnte er sich doch auch noch an dessen Barschaft bedienen.

Nach etwa zehn-minütigem Marsch erreichte Baralis schließlich das Osttor, das zu dieser Zeit zwar geschlossen, aber dennoch von zwei unaufmerksamen Wachen bewacht war. Er musste sich nur kurz umblicken, denn die Taverne war kaum zu übersehen. Anders als der Name des Etablisments, der eher ärmliches vermuten ließ, glauben zu machen geneigt war, handelte es sich um ein großes und gut erhaltenes Gebäude. Über dem Eingang hing ein auffälliges Schild, das einen Mann mit bläulich angelaufenem Kopf und einer Laute, sowie die Aufschrift "Zum durstigen Barden" zeigte.
Zielstrebig ging Baralis auf die Taverne zu und betrat sie schließlich. Wie erwartet hielten sich vornehmlich gut gekleidete Menschen im Schankraum auf.
Der Wirt wirkte nicht ein Viertel so schmierig, wie der in der Taverne "Zur ruhenden Axt", sondern wie ein Mann, der es sich leisten konnte, ehrlich zu sein. In dieser Stadt augenscheinlich ein sehr seltenes Privileg.
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

Spielleiter

Am Hafen

Die Tür öffnete sich und ein Gesicht, das man problemlos als topographische Karte benutzen konnte zeigte sich in dem Spalt zwischen Rahmen und Tür. Zahllose Narben bildeten ein interessantes Muster auf der Haut des Mannes, dazu kam offensichtlich eine Form der Akne, die sich verbissen am Gesicht des Mannes festkrallte und auch nach seiner Jugendzeit nicht losgelassen hatte. Schmutziges Leder schien den Hauptteil der Bekleidung des Mannes auszumachen und eine Mähne verfilzten dunkelroten Haares, in das mehrere kleine Zöpfe geflechtet waren umgab den Kopf. Cadrim war so fasziniert, dass er erst einen Moment später die schussbereite Armbrust in den Händen des Mannes bemerkte.

"Man kann nicht vorsichtig genug sein, sage ich immer", erwiderte der Kerl auf Cadrims Blick fast entschuldigend. "Wie heißt dein Auftraggeber?" Offensichtlich war der Gesprächspartner des Dunkelelfen davon überzeugt, dass jemand die Parole einem seiner Kollegen mit Gewalt entrissen haben könnte. Cadrim gab Auskunft und der Mann nickte, woraufhin er die Armbrust ein wenig senkte. Er stieß einen kurzen Pfiff aus und kurz darauf hörte Cadrim Fußgetrappel von hinter der Tür. Etwas raschelte, dann hielt der Mann plötzlich ein in braunes Papier eingewickeltes und mit einfacher Schnur verschnürtes Paket in der Hand, das er gleich darauf Cadrim übergab.
"Und nun verschwinde..., raunzte er den Dunkelelfen an, ließ seinen Blick noch einmal über die Umgebung wandern und knallte dann die Tür zu.
Cadrim machte sich kopfschüttelnd auf den Weg zurück zu Karak, doch er bemerkte nicht die Schatten auf den Dächern der Häuser ringsum, die ihm unerkannt folgten...

Zum durstigen Barden

Der Wirt schenkte dem Fremden, der gerade das Gasthaus betreten hatte, ein strahlendes Lächeln und rieb sich eifrig die Hände. Man kam nicht umhin zu bemerken, dass er trotz (oder vielleicht gerade wegen) dem Viertel, in dem sein Lokal stand, die typische Leibesfülle innehatte, die jedem Wirt zu eigen sein schien. Allerdings trug der Mann eine sehr saubere, fleckenlose Schürze und seine Kleidung war zwar einfach, aber von teurem Schnitt. Er war etwas beunruhigt: Normalerweise hielten sich solche Gestalten wie dieser Fremde vom durstigen Barden fern und um ehrlich zu sein, mochte er solcherlei Gesindel nicht. Allerdings war es dunkel draußen und vielleicht handelte es sich einfach nur um einen einfachen Reisenden, der einen dunklen Mantel ob der zunehmenden Räuberaktivität auf den Handelsstraßen farbenprächtigen Tuniken und feinen Stoffen vorzog. Der Wirt schob alle Vorurteile beiseite und begrüßte den Gast freundlich.
"Guten Abend, mein Herr, was darf es sein? Unser Bier gehört zu den Besten in ganz Kalanos und auch wenn unsere Köchin inzwischen nach Hause gegangen ist: Sicher lässt sich noch etwas von dem wunderbaren Schmorbraten des heutigen Tages aufwärmen. Oder verlangt es Euch nach einem Zimmer? Wir haben schöne luftige Räume mit weichen Betten für einen angemessenen Preis..."

Spielleiter Ende
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Erst als der Wirt begann, vom Essen zu sprechen, stieg ein stechendes Hungergefühl in baralis auf. Nun machte sich bemerkbar, dass er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte.
Der Dunkelelf war hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, in einer besseren Taverne, als der, in die ihn am Nachmittag dieser kleine Halsabschneider geführt hatte, seinen Magen zu beruhigen, und dem Verlangen, seinen Auftrag schnell abzuschließen.
Ein Gast, so dachte er sich letztendlich, der in einer Taverne seine kulinarischen Bedürfnisse befriedigte - dazu war eine Taverne schließlich unter anderem Gedacht - und beiläufig nach dem Aufenthaltsort eines Magiers fragte, würde weit weniger Verdächtig sein, als einer, der das Haus nur besuchte, um den Wirt auszufragen. So hielt er sich an die Empfehlung des Wirtes und bestellte aufgewärmten Braten und ein bier, dass er, wie er sich fest vornahm, trinken und nicht verschütten würde.
Der Wirt schien in der Tat erleichtert darüber, dass er es scheinbar mit einem normalen Gast zu tun hatte und nicht mit einem der Subjekte von zweifelhafter Zunft, die in Kalanos des Nachts die Straßen beherrschten.
Das saubere Pendant zum Wirt der "Ruhenden Axt" eilte in Richtung Küche und kam nach einigen Minuten mit einem Teller, der ein sogar recht großes Stück Braten beherrbergte und einem Krug Bier zurück.
Eine Weile lang schien der Wirt innerlich mit sich zu ringen, doch schließlich stellte er beides auf den Tisch, an dem Baralis mittlerweile Platz genommen hatte, und entfernte sich wieder.

Als Baralis alles verzehrt hatte, und den letzten Rest seines Bieres trank, kam der Wirt wieder hinter seinem Thresen hervor. Entweder hatte der Mann ihn genau beobachtet, oder es lag ihm im Gefühl, wann es für einen Gast ans Bezahlen ging.
"Ihr wünscht zu bezahlen, mein Herr?"
Baralis widerstand dem Drang, der dummen Frage eine entsprechende Antwort folgen zu lassen, und antwortete statt dessen mit "Ja, das wünsche ich, Herr Wirt, wieviel bin ich euch schuldig?"
"15 Goldmünzen.", erwiderte der Wirt schlicht.
Baralis bezahlte dem Wirt die horrende Summe und kam nun endlich auf den eigentlichen Grund seiner Anwesenheit in der Taverne: "Bevor ich es vergesse: Ich habe einen alten Freund hier in der Stadt, Crovax heißt er. Wie man mir mitteilte, weilt er oft in dieser Taverne. Könnt ihr mir sagen, wo er wohnt?"
Kurz schien der Wirt zu überlegen, ob es wohl im Sinne seines Stammgastes wäre, seinen Wohnort an Dritte weiterzugeben, doch schließlich antwortete er Baralis: "Crovax wohnt nur einige Häuser entfernt. Das fünfte vom Osttor auf der anderen Straßenseite ist seines."
Baralis dankte dem Wirt, gab ihm noch drei Münzen als Trinkgeld, um nicht durch, in den Augen des Wirtes, übertriebenen Geiz doch noch aufzufallen, und verließ dann die Taverne scheinbar ohne Eile.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Wieder auf der Straße hatte Baralis sich noch immer nicht überlegt, wie er nun eigentlich in das Haus des Magiers kommen wollte. In einer Stadt dieser Größe schloss jedermann seine Türen ab, nicht nur bei Nacht, und zum Knacken eines solchen Schlosses fehlte es ihm sowohl an Ausrüstung als auch an Begabung. Letztendlich entschied der Dunkelelf, sich das Haus erst einmal anzusehen, bevor er darüber nachdachte, wie er hineingelangen wollte.

Dort angekommen ging Baralis als erstes auf die rückwärtige Seite des Hauses. Er wollte es auf keinen Fall auf der Seite betreten - das Wort einbrechen vermied er nach Möglchkeit, da er versuchte, die Gesetzwidrigkeit seiner Tätigkeit zu verdrängen - die der Straße zugewandt war.
Als er sich die Rückseite von Crovax Heim genauer besah, vielen ihm die Fensterläden auf, die im gegensatz zum Rest des Hauses morsch und ausbesserungsbedürftig wirkten. Zwar wäre der Dunkelelf nicht in der Lage, die Fensterläden geräuschlos aus den Angeln zu heben, doch so laut, dass er damit jemanden in der Nachbarschaft wecken und auf sich aufmerksam machen würde, würde es auch wieder nicht werden.

Mit einem mittelmäßigen Kraftaufwand gelang es Baralis schließlich, die Fensterläden aus dem Fenster zu entfernen, das nicht anderweitig verschlossen war, und das Haus zu betreten. Er machte sich in dieser Situation keinerlei Gedanken darüber, warum Crovax das enorme Sicherheitsrisiko einging, so schlecht gesicherte Fensterläden im Erdgeschoss, die eine Einladung für jeden Einbrecher darstellten, nicht ausbessern zu lassen.
Der Grund für diese scheinbare Dummheit ging ihm erst auf, als ein Mensch in einer Robe, offensichtlich der Hausherr, wie aus dem Nichts aufgetaucht plötzlich vor ihm stand.
Karak mochte der Meinung sein, dass es sich bei Crovax um einen schlechten Magier handelte, doch für eine solche magische Alarmanlage reichte seine Begabung offensichtlich.
Der Hausherr schien offensichtlich nicht gewillt, sich auf ein Gespräch mit dem Eindringling einzulassen. Baralis bemerkte, wie er Worte murmelte, die dem Dunkelelfen zwar nicht bekannt waren, deren Art allerdings leicht zu erraten war: Crovax bereitete einen Zauber vor.
Baralis gab sich nicht der Illusion hin, dass er die Zeit hätte, selbst einen Zauberspruch auszusprechen, sondern warf sich hektisch zur Seite, kaum eine Sekunde, bevor zwei kleine Blitze den Fingern des Magiers entsprangen und nur knapp an ihm vorbeizischten.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Kaum, das Baralis Zeit gefunden hatte, einen Überblick über seine Situation zu erlangen, war Corvax schon wieder dabei, einen Zauber vorzubereiten. Wenn einer, der seine Zauber mit dieser Geschwindigkeit sprach, für Karak ein Stümper war, dann wollte Baralis gar nicht wissen, wie gut ein Magier sein musste, damit der Lich ihm Begabung zugestand.
Der Dunkelelf begriff, dass er in diesem Duell kaum dazu kommen würde, sein Gegenüber seinerseits mit Zaubern zu beharken.
So schnell Crovax allerdings im Wirken seiner Magie war, körperlich wirkte er schwerfällig. Darin erkannte Baralis die Schwäche, die er nutzen musste. So zog Baralis seinen Dolch, und wich wieder hastig dem Zauber aus, den der gegnerische Magier ihm entgegen schleuderte. Ob seiner Schwerfälligkeit gelang es Crovax nicht, die Richtung seines Zaubers noch zu ändern, so dass er damit lediglich einen Stuhl zertrümmerte.
Während Crovax noch dabei war, sich zu Baralis umzudrehen, nutzte dieser die Gelegenheit, die sich ihm bot, und stach mit seinem Dolch nach dem Rücken des Mannes. Zwar bemerkte Crovax, was Baralis vorhatte, er bemerkte es sogar so früh, dass es für einen weniger langsamen Menschen früh genug gewesen wäre, auszuweichen, doch war er zu langsam, sich dem Dolchstoß ganz zu entziehen. Doch verursachte der Treffer, den Baralis erzielte, nur eine oberflächliche Wunde am Rücken seines Gegners.
Crovax taumelte, durch die Schmerzen etwas weniger schwerfällig als sonst, von dem Dunkelelfen weg und verschaffte ihm dadurch Zeit, nun endlich damit zu beginnen, einen Zauber zu sprechen. Leise murmelte Baralis die Worte des Höllenqualen-Spruches, wobei er auf die Stirn des Magiers Crovax deutete.
Wenig später sank das Opfer des Zaubers zuckend zu Boden. In diesem Moment wurde Baralis bewusst, dass es sich nur noch um Sekunden handeln würde, bis Crovax vor Schmerzen zu schreien beginne würde. So schnell er konnte stürzte er zu Crovax und hielt ihm mit der linken Hand den Mund zu, während er ihn mit der Rechten von seinen Qualen erlößte, indem er ihm den Dolch ins Herz stach.
Eine Weile lang setzte sich Baralis auf einen herumstehenden Stuhl und ruhte sich vom Kampf aus. Hernach begann er mit der Suche nach Karaks Buch und anderen Wertsachen.
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim befand sich auf dem Weg zurück zum Laden und hielt das Paket, dass der Mann ihm in die Hand gedrückt hatte, unter dem Mantel verborgen. Immer wieder huschte sein Blick über die nächtlichen Gassen, doch es war alles ruhig.
Vielleicht zu ruhig? Niemand versuchte, ihn auszurauben - wahrscheinlich ein sicheres Zeichen dafür, dass die Ganoven in dieser Gegend ein Raubtier bemerkt hatten und sich nicht in fremde Angelegenheiten mischen wollten. Wer wollte schon gern eine scharfe Klinge zwischen den Rippen?
Der Dunkelelf hatte das vage Gefühl, verfolgt zu werden, aber das schrieb er seinem Adrenalinspiegel und der Aufregung zu. Seine Muskeln verkrampften, während er durch die Straßen schlich. Inzwischen hatte er das Hafenviertel verlassen und gerade durchquerte er eine kleine Gasse, die zwischen zwei Häusern lag, die sich nach vorn zu wölben schienen, als hätten die Wände nicht mehr genug Kraft, das Dach zu tragen. Fast bildeten sie eine Art Torbogen.
Doch Cadrim hatte keine Zeit für die Betrachtung solcher Details - seine gesamte Aufmerksamkeit wurde von den zerbrochenen Teilen einer heruntergefallenen Schindel beansprucht, die eben mit hoher Geschwindigkeit auf das Pflast geprallt war.
Einen Moment starrte der Dunkelelf wie hypnotisiert darauf, dann begriff er. Instinktiv hechtete er zur Seite und zwei Armbrustbolzen schlugen genau dort ein, wo er eben noch gestanden hatte. Sein Blick huschte nach oben und bemerkte mehrere Schemen und Schatten, die auf dem Dach herumhantierten - offensichtlich versuchten sie gerade, ihre Armbrüste neu laden.

Cadrim tat den beiden Attentätern nicht den Gefallen reglos dazustehen und ein leichtes Ziel abzugeben. Stattdessen ließ er das Paket fallen und griff nach seiner eigenen Waffe, die er vorsichtshalber wieder gespannt hatte. Folgende Geräusche ertönten daraufhin im Abstand von Sekundenbruchteilen: Ein leises Surren, gefolgt von einem dumpfen Pochen und einen gellenden Schrei, der abrupt verstummte, als einer der Männer aufs Kopfsteinpflaster schlug.
Cadrim warf sich geistesgegenwärtig der Länge nach in den Schmutz, als seine Augen beobachteten, wie der andere Kerl über den Schaft seiner Armbrust auf ihn zielte. Trotzdem erwischte der Bolzen den Dunkelelfen am Bein und er fluchte gedämpft, während er versuchte, vor Schmerzen nicht ohnmächtig zu werden. Keuchend griff er nach dem Schaft des Bolzens und zog vorsichtig...blitzschnell ließ er wieder los, als heiße Wellen der Pein sein Bein herauffluteten.
Cadrim richtete sich auf und kam auf ein Knie - der Schmerz in seinem Unterschenkel war atemberaubend. Durch einen Tränenschleier bemerkte er, dass sich der Schütze vom Dach abseilte und einen Moment später am Boden aufkam.

Es blitzte nicht, als der Mann die Klinge zog - solche Lichtreflexe konnten im Geschäft der Assassinen das letzte sein, was der betreffende Attentäter sah, deshalb schwärzten sie die Klingen vor dem Einsatz. Doch Cadrims Augen, die in der Nacht um einiges besser sehen konnten als ein Mensch am Tage, verrieten dem Dunkelelfen genug über die Absichten des Meuchelmörders.
Seine Armbrust war nutzlos, er musste also auf seine magischen Fähigkeiten zurückgreifen. Zorn brodelte in ihm, der unbändige Wille nach Rache und daher floss die magische Energie um einiges schneller als sonst. Cadrim zischte ein Befehlswort und knisternde Blitze krochen über die Finger seiner ausgestreckten rechten Hand, suchten die Mitte der Handfläche, bildeten eine Art Pyramide...und entluden sich.
Der Assassine war außerordentlich flink und geschmeidig in seinen Bewegungen, weshalb er dem ersten Blitz ausweichen konnte, doch der zweite, der eine um wenige Grad versetzte Flugbahn eingeschlagen hatte, traf ihn mittem im Gesicht. Cadrim wandte die Augen ab, als sich die thaumaturgische Energie entlud - ein bratendes Gesichts bot keinen schönen Anblick.

Irgendwie schaffte es Cadrim auf die Füße, ohne bewusstlos zu werden. Er taumelte zur Mauer, lehnte sich dagegen und biss die Zähne zusammen. Ein Ruck und der Bolzen war heraus, doch die Schmerzen waren unglaublich. Als es sich nicht mehr anfühlte, als würde sein Gehirn kochen, übergab der Dunkelelf sich und schnappte nach Luft. Achtig Goldmünzen. Ha! Dafür war definitiv ein Zuschlag fällig.
Hastige Schritte kündeten von der Ankunft der Wache. Nun, sie kam zu spät, alles was sie vorfinden würde, waren zwei Leichen. Cadrim klaubte Armbrust und Paket auf und humpelte in die Dunkelheit davon.
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

Spielleiter

Corvax Haus

In dem Haus des Magiers herrschte ein heilloses Durcheinander. Der Mann schien eine besondere Schwäche für gutes Essen gehabt zu haben und überall lagen Speisen (vornehmlich Reste davon) herum. Nachdem Baralis einige Räume durchsucht hatte und zu dem Schluss gekommen war, dass der Mann dringend eine Putzfrau benötigt hätte, betrat er eine Art Arbeistszimmer, das von einem großen Schreibtisch dominiert wurde. Auf der Arbeitsplatte befanden sich nur unwichtige Dokumente doch nach einigem Suchen bemerkte der Dunkelelf in einer Schublade einen doppelten Boden. Mit Zuhilfenahme seines Dolches ließ sich der falsche Boden heraushebeln und Baralis fand das gesuchte Zauberbuch.
Seine Finger kribbelten förmlich, als die magische Energie des Buches kurzzeitig durch ihn hindurchfloss. Unter dem Buch bemerkte er einige mit krakeliger Schrift bedeckte Blätter, offenbar Corvax Notizen.

Offensichtlich hatte er erst wenige der Flüche, die über das Buch verhängt waren, gebrochen. Die ersten sechs Seiten waren vollkommen leer und auf den anderen war eine spinnenartige Schrift zu erkennen, die sich bei Betrachtung zu bewegen schien und schon bald Kopfschmerzen verursachte. Offensichtlich einer der Schutzmechanismen des Erzmagiers. Baralis steckte das Buch und die Blätter ein, doch er beendete seine Suche noch nicht.
In einem muffigen Schrank entdeckte der Dunkelelf eine Ersatzrobe des toten Magiers, die abgesehen vom Staub und einen Mottenlöchern am Ärmelaufschlag noch prächtig aussah. Silberne Runen waren darauf gestickt, doch Baralis konnte nicht eindeutig bestimmen, ob ihnen Magie innelag oder nicht.

Baralis erhält:
- Crovax Zauberbuch
- Robe [unidentifziert]

Spielleiter Ende


P.S: Wenn du ein gemeiner Schuft bist, könntest du das Buch auch behalten und Karak sagen, dass es nicht mehr da war...ließe sich bestimmt irgendwie spieltechnisch einbauen... :unschuldig:
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

In diesem Moment war Baralis froh, dass die Taschen seines Mantels so groß waren. Oft hatte er diese Tatsache als störend empfunden, doch die Robe hätte er nur ungern zurückgelassen, denn die aufgestickten Runen ließen zumindest vermuten, dass ihr Magie innewohnte.
Baralis beeilte sich, nun da sein Werk vollendet war, das Haus auf dem gleichen Wege, auf dem er es betreten hatte, wieder zu verlassen. Mit vollgestopften Taschen kletterte er wieder durch das aufgebrochene Fenster, dessen magisches Warnsystem nun niemand mehr zu würdigen wissen würde.

Als Baralis sich schließlich einige Minuten von Crovax Haus entfernt hatte, blieb er noch einmal stehen, und holte das magische Buch aus der Tasche. Behutsam ließ er seine Finger über das schwere Leder des Einbandes und schließlich das Pergament der Seiten gleiten. Die magische Energie, die beiden Stoffen anhaftete, war, im Gegensatz zu der viel schwächeren Energie, die den Büchern seines früheren Meisters innewohnte, deutlich spürbar und kribbelte in den Fingern.
Der Magier dachte ernsthaft darüber nach, ob er das Buch nicht lieber selbst behalten sollte. Ein Gegenstand von so offensichtlicher Stärke war so leicht mit Gold nicht zu bezahlen. Andererseits hatte das Buch keinen momentanen Nutzen für ihn. Es würde womöglich Jahre dauern, bis er es schaffen würde, die Schutzzauber zu brechen, die auf dem Buch lagen, das Geld von karak würde ihm sofort von Nutzen sein. Noch einmal besah sich Baralis das Buch, und traf endlich seinen Entschluss: einen Gegenstand von solch imenser Macht konnte er nicht einfach weggeben.
Trotzdem wollte Baralis Karaks Laden noch einmal aufsuchen. Einerseits, um sich von ihm die magische Kraft der Robe, wenn ihr denn wirklich eine solche innewohnte, identifizieren zu lassen und andererseits, weil sein Ausbleiben verdächtig gewesen wäre.
Er hielt sich auf seinem Weg in den kleineren Gassen, denn er wollte nicht unbedingt mit den vollen Taschen gesehen werden.

Als erstes ging er noch einmal kurz in die Taverne, wo er das Buch und die Notizen des Magiers Crovax in sein Zimmer einschloss - mit dem Buch in der Tasche bei Karak zu erscheinen, schien ihm mehr als unvernünftig - und machte sich schließlich auf den Weg zum Laden des Liches.
Mittlerweile fehlten Baralis die Nerven, noch auf einen langsamen, unauffälligen Gang zu achten und erreichte nach einigen Minuten schnellen Ganges Karaks Laden.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Als Baralis den Laden verlassen hatte, atmete er erleichtert auf. Ob Karak seinen Betrug nun bemerkt hatte, oder nicht, zumindest vorerst war er ohne Konsequenzen geblieben.
Nun, da er das erste Mal seit einigen Stunden Gelegenheit hatte, sich nervlich wirklich zu entspannen, wurde dem Dunkelelfen seine Müdigkeit bewusst. Sicherlich sechzehn Stunden war es her, dass er aufgewacht war, und nun forderte sein Körper seine Ruhe.
Baralis beeilte sich nun, in die Taverne zurückzukehren.
Gähnend Schritt er durch die Straßen, bis schließlich das Gebäude vor ihm auftauchte, in dem er seine nächsten Ruhephasen verbringen würde. Erfreut darüber, dass er bald schlafen können würde, ging er auf die Tür der Taverne zu und betrat endlich den Schankraum.
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Tomás de Torquemada
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Beitrag von Tomás de Torquemada »

Tomás hatte auf seiner Reise hierhin schon den einen oder anderen Schock zu verkraften gehabt: Die erste Begegnung mit einem Minotauren, der erste Anblick eines Zwerges und die erste Rechnung in einem Landgasthaus.
Auf das Erlebnis einer Stadt aber hatte ihn dies nicht vorbereitet. Beim Anblick des Getümmels fuhr seine Hand unwillkürlich zu seinem Streitkolben. Er nannte ihn heimlich den Hammer GOttes und fand Trost in der Berührung.
Er stählte er sich mit einigen tiefen Atemzügen und dem dreimaligen Herunterbeten des "Deine Rede sei ja ja, es gibt nur einen GOtt und nein, nein, es gibt keine anderen Götter." Er war bereit.

Todesmutig stürzte er sich in die Menge und ließ sich erst einmal treiben. Immer die Hand am Kolben durchschritt er die Straßen, neugierig um sich schauend. Der Regen hatte die Stadt einigermaßen sauber gespült, so daß er sich auf Häuser und Bewohner konzentrieren konnte. Bunte Schilder wiesen auf die Funktionen einzelner Häuser hin. Tomás sah einen Hutmacher, einen Alchimisten, einen Geldwechsler, einen Schneider und einen Holzfäller. Er stutzte. Für einen Holzfäller ging es in dem Haus außerordentlich munter zu. Die Tür öffnete sich und ein sturzbesoffener Mensch torkelte hinaus, um sich an der nächsten Ecke geräuschvoll zu übergeben.
Tomás ging ein Licht auf. Ihm war der merkwürdige Brauch dieser Gegend, Gasthäuser nie als solche zu bezeichnen, sondern lieber bunte, Verwirrung stiftende Namen zu wählen, schon unterwegs unangenehm aufgefallen.

Er war durchnäßt und kalt, müde und hungrig. Für diese Nacht war es ihm egal, wo er einkehrte. Er betrat "Die ruhende Axt".
Es kann nur einen GOtt geben! :aua2:
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim zögerte, als er wieder an der frischen Luft war. Sein Bein tat immer noch fürchterlich weh und alle paar Schritte verzog der Dunkelelf schmerzerfüllt sein Gesicht, also musste er wohl oder übel einen Heiler aufsuchen, oder einen Diener der Götter. Nur leider ergaben sich da aufgrund Cadrims besonderer Natur gewisse Probleme.
Zwar war er sich durchaus bewusst, dass es auch böse Vertreter der übernatürlichen Spezies Gott gab, doch es erschien ihm unwahrscheinlich, dass sie in einer solchen Stadt öffentlich verehrt wurden. Mit einer gewissen Resignation musste sich Cadrim eingestehen, dass nur die schwärzesten Seelen einen Dunkelelf behandeln würden und das auch nur, wenn sie sich davon einen eigenen Vorteil erhofften.
Es war schon seltsam, dachte Cadrim mit bitterer Melanchonie. Menschen, Elfen und ihre Kleriker betonten immer wieder, dass jedes Geschöpf einen Platz in dieser Welt habe und respektiert werden müsse, doch bei den dunklen Vettern der Spitzohren lag die Toleranzschwelle. Heiler, die Assassinen und Mörder behandelten, würden einen Dunkelelfen ungerührt sterben lassen.
Cadrim seufzte und humpelte in Richtung Taverne. Morgen würde alles anders aussehen...hoffentlich.
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Als Baralis auf die Straße heraustrat, regnete es leicht. Wolken verdeckten die verhasste Sonne, so dass auch auf den breiteren Straßen der Stadt die Lichtverhältnisse erträglich sein würden. Der Palast war indes weithin sichtbar, und somit kaum zu verfehlen. Das große Gebäude überragte alle anderen Häuser der Stadt. Auch des Magiers unterentwickeltem Orientierungssinn würde es also möglich sein, ihn zum Palast zu leiten.

Schließlich hatte Baralis den Palast ohne Schwierigkeiten gefunden. Hätte er einen Sinn für Architektur gehabt, hätte Baralis dem Bau wahrscheinlich beeindruckend, oder doch zumindest ansehnlich gefunden, doch für solcherlei Dinge hatte der Dunkelelf nichts übrig.
So beeilte er sich nur, den Eingang des Gebäudes zu erreichen, ohne die architektonischen Feinheiten eines Blickes zu würdigen.
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim ignorierte die verwirrten Blicke, die sich ihm in den Nacken bohrten, als er die Stufen des Tempels hinunterhastete und dabei kaum mehr seine ehemalige Verletzung spürte. Die Sonne strahlte nun an einem blauen Himmel und die Wolken waren verschwunden, doch spendeten die Strahlen den Menschen und anderen Lebewesen in der Stadt kaum Wärme, denn es blies ein stetiger, eisigkalter Wind, der die Wangen rot fäbrte und einen erzittern ließ.
Der Dunkelelf versuchte so gut als möglich, den von hellem Sonnenschein erleuchteten Stellen auszuweichen und so tanzte er über das Pflaster, von Schatten zu Schatten huschend, während sein Weg ihn stetig zum größten Gebäude der Stadt führte: Dem Palast.
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Tomás de Torquemada
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Beitrag von Tomás de Torquemada »

Tomás trat in einen klaren, frischen Morgen und einen Haufen Erbrochenes. Grimmig scheuerte er das Gröbste an der Hauswand ab. Um die Straßen dieser Stadt sauber zu halten, müßte es ununterbrochen regnen.
Doch der Himmel strahlte blau auf die Welt. Ein Anblick, der jede Laune augenblicklich hob. Für Tomás war es ein Zeichen göttlicher Gunst. Sein Vorhaben war gesegnet und konnte nur von Erfolg gekrönt sein.

Er hielt den nächsten Passanten an und fragte nach dem Weg zum Palast. Der bucklige Mann in Dienerlivree sah ihn an, als wolle er ihn verkohlen. Doch Tomás Blick hatte eine gewisse Intensität durchsetzt mit einem fanatischen Flackern. So bequemte sich der Mann mit dem Finger die in einen Platz mündende Straße herunterzuzeigen, wo unübersehbar ein mächtiges Bauwerk stolz emporragte. Tomás dankte.

Der Platz vor dem Palast war weitläufig und vom Baumeister so geschickt angelegt, dass jeder Blick unwillkürlich auf die Residenz des Herrschers gelenkt wurde. Der junge Bergbauer und Missionar stand eine Weile offenen Mundes da. Dies war eines Gottes würdig! Seines GOttes! Heiliger Eifer flammte in Tomás auf. Doch bevor er sich ihm überließ, trat er noch schnell zu einem der vielen Schuhputzer und ließ für ein Goldstück seine Stiefel wieder auf Hochglanz bringen.

Gegürtet mit seinem Glauben, gerüstet mit seinem Eifer, gewappnet mit seiner Überzeugung trat er vor die Wachen am Eingang und zerschellte an deren Arroganz.
"Eine Audienz beim Regenten gibt es nicht für Hinz und Kunz!", wurde ihm barsch beschieden. Tomás spürte heilige Wut in sich aufsteigen und hätte sicher eine Dummheit begangen, hätte sich in diesem Moment nicht ein Offizier eingemischt. "Was soll das? Laßt ihn rein!", schnauzte der die Wachen an, die sofort gehorchten.
Der Offizier zwinkerte Tomás zu. "Auch ich kam einst aus den Bergen. Geh nur herein und frage nach dem Zeremonienmeister."

War dies nicht ein göttlicher Eingriff? Hocherhobenen Hauptes trat Tomás in den Palast, den schon bald der wahre Glaube erfüllen würde, da war er sich sicher. Und dann würde sich diese Wache dafür verantworten, ihm im Weg gestanden zu haben. Nicht nur GOttes Rache war fürchterlich, auch Tomás de Torquemada hatte da einiges auf Lager.
Es kann nur einen GOtt geben! :aua2:
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Baralis
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Beitrag von Baralis »

Dank der architektonischen Natur des Magierturmes, die ihn weithin sichtbar machte, konnte sich Baralis dieses mal die übliche Investition von 5 Goldstücken sparen, und sich den Weg allein suchen.
Bald, nahe der Mitte der Stadt, wurde eine starke magische Macht spürbar, die unzweifelhaft vom Magierturm ausgehen musste.
Dank dieser Aura hätte Baralis den Turm auch mit geschlossenen Augen finden können, gesetz den Fall natürlich, er würde nicht vorher gegen ein anderes Haus laufen, dass den direkten Weg zum Turm blockierte.
Kurz darauf, hatte der Dunkelelf mit geöffneten Augen den Turm erreicht, ohne sich dabei des Kontaktes mit diversen Hauswänden rühmen zu können.
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Mit dem beruhigen schweren Gewicht des Geldbeutels an seinem Gürtel stand Cadrim auf dem mit einer komplexen Gartenanlage verschönerten Vorhof des Palastes und sah auf die Stadt hinunter, während er im Geiste eine innere Liste abhakte, auf der in großen Lettern geschrieben stand, was er noch zu erledigen hatte, bevor er die Stadt verließ.

Nach einer Weile stillen Nachdenkens, währenddessen sich ein verwirrter Schmetterling auf seinem Haupt niedergelassen hatte, beschloss der Dunkelelf, seine Fertigkeit im Umgang mit der Armbrust zu verbessern und ein neueres Modell zu kaufen. Cadrim schwankte einen Moment und fragte sich, was er zuerst tuen sollte, doch dann entschied er, dass er den Besuch bei dem unheimlichen Karak ruhig noch ein wenig vor sich her schieben konnte.

Die Suche nach der Kriegergilde gestaltete sich schwieriger als gedacht. In Kalanos gab es offenbar eine Vielzahl dieser Vereinigungen und Cadrim wankte verwirrt von einem prächtigen Gildenhaus zum nächsten. Schließlich gewann der Verstand den Kampf gegen den Stolz und der Dunkelelf fragte einen, ihm halbwegs vertrauenswürdig erscheinenden Mann nach dem Weg. Der Kerl starrte Cadrim nur ausdruckslos an und der Dunkelelf brauchte einen Moment, um sich an die Gepflogenheiten der Zivilisation zu erinnern.

Seufzend zog er zwei Goldmünzen aus seinem Beutel und drückte sie dem Mann in die Hand. Auf einmal schien Leben in ihn zu kommen und er beschrieb Cadrim schnell und präzise den Weg zur Kriegergilde. Der Dunkelelf verzichtete auf ein Wort des Dankes und wenig später hatte er das breite Gildenhaus erreicht. Die Gier aller Menschen verfluchend, trat Cadrim ein.
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