Den Wind im Rücken ... (Selens Reise nach Kalanos)

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

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Selen vom Sturmwindtal
Frischfleisch
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Den Wind im Rücken ... (Selens Reise nach Kalanos)

Beitrag von Selen vom Sturmwindtal »

Als Selen durch die Schmale Schlucht zum Pass hinauf kletterte, wurde ihm erneut schwer ums Herz. Der alte Dekan war immer wie ein Vater für ihn gewesen, und beim Gedanken an die Ursache seiner Reise kamen all die Erinnerungen wieder in ihm hoch. Hinzu kam, dass er so lange er denken konnte, das Sturmwindtal noch nie zuvor verlassen hatte. Was würde ihn dort draussen erwarten, bei seiner Reise hinunter vom großen Donner, durch den Dunkelwald bis nach Kalanos ? Er vermochte es nicht zu sagen, denn die Namen all dieser Orte konnte er nur von einer Landkarte ablesen, die der Rat der Schule ihm mitgegeben hatte.
Als er den kleinen Wall aus angespitzten Holzpfählen erreichte, einer wie sie auf jedem Pass errichtet worden waren, als den Menschen bewusst wurde, dass die Winde erloschen waren, blickte er sich ein letztes mal um. Er sah winzig klein die Strohdächer der Hütten, aus deren Schornsteinen kleine weisse Wölkchen aufstiegen, die von der nahen Mittagszeit kündeten. Er erblickte die dunkelgrünen Flecken, dort wo ausgedehnte Wälder sich im Tal erstreckten, und den kleinen Fluss, der in jahrtausendelanger Arbeit dieses Tal aus dem Fels gegraben hatte.
Er seufzte.
Ob er dies alles jemals so wiedersehen würde ? Oder würde er zu spät kommen ?
Denk nicht an sowas, dummer Junge ! schnauzte eine Stimme aus seinem Kopf ihn an. Wenn du hier rumstehst und Wurzeln schlägst, wirst du nie rechtzeitig zurückkommen ! Jetzt setz dich endlich in Bewegung !
Selen fragte sich, ob andere Menschen auch ein so unfreundliches Gewissen hatten, oder ob das eine spezielle "Gabe" von ihm war. Die Stimme in seinen Gedanken hatte ihm zwar schon oft den richtigen Weg durchs Leben - und nebenbei durch so manche Theorieprüfung - gewiesen, aber ein bisschen netter hätte sie schon zu ihm sein können, immerhin beherrbergte er sie seit er überhaupt dachte in seinem Geist.
Aber die Richtigkeit von dem, was die Stimme sagte, war doch nicht von der Hand zu weisen. Ein letztes Mal blickte er verträumt ins ferne Tal hinab, und wandte sich dann wieder der Holzpalisade zu, auf deren Wehrgang ein einzelner Dörfler stand, und Wache hielt.
Wortlos öffnete er das Tor, und Selen trat hindurch, woraufhin es hinter ihm lautstark wieder ins Schloss fiel.
Das ist es dann wohl, jetzt bin ich draussen ... na dann mal los.
Und schnellen Schrittes stieg er den Pass auf der anderen Seite wieder hinab, in Richtung eines Flusses, den er ein Stück seines Weges aus dem Gebirge hinaus begleiten wollte, um es sich nicht zu schwer zu machen.
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