Der Weg des Baumes - Rem'brons Wanderung nach Kalanos

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

Moderator: Fansal

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Rem'brôn
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Beitrag von Rem'brôn »

Trotz der – wie Rem’brôn fand, etwas drolligen - Vorstellung des jungen Mannes war der Wandelnde Baum immer noch Misstrauisch. Auch konnte jemand mit seiner Vergangenheit in so einem von einem Baum fallenden Menschen gut einen verkappten Angreifer sehen ... Rem’brôn spähte über den vorgehaltenen Schild des Kriegers (was ihm aufgrund der Größenunterschiede nicht schwer fiel) und sah dahinter jemanden, in dessen Augen Erstaunen, Überraschung und ein Hauch von Ehrfurcht zu erkennen war – ansonsten sah er aus wie jemand, der für Geld alles tat. Wenn dieser hier ihm schon vor die Füße gefallen war, so überlegte Rem’brôn, konnte man ihn vielleicht überzeugen, dass die materiellen Dinge auf dieser Welt sehr wenig wert waren ... Bedingung dafür war allerdings, dass er sich erst einmal vorstellte.

„Seid gegrüßt. Mein Name ist Rem’brôn Cath...“ er brach ab. Er musste diesen Menschen nicht auch noch mit seinem vollständigen Namen belästigen. „...vom Volk der Borkentrolle. Ich bin auf dem Weg nach Kalanos. Sagt, wer seid ihr, und was tut ihr in diesem Wald? Seid ihr euch der lauernden Gefahren nicht bewusst?“

Wie magisch fing der Borkentroll die Blicke des jungen Mannes ein. In den grünbraunen Augen Rem’brôns zu versinken war keine Kunst – ihr Blick machte den Empfänger Ruhe fühlen, doch auch, als ob der Borkentroll alles über ihn wusste, als ob er bis auf den Grund seiner Seele hinabsehen konnte ...
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Bregar
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Beitrag von Bregar »

"Gefahr?", fragte Bregar scharf, aber auch mit einem Anflug von Unsicherheit. "Welche Gefahr?" Der junge Krieger spähte aus der Deckung seines Schildes hervor und begegnete dem Blick der uralten, unglaublich weisen Augen des Baumwesens, in deren Tiefen er sich beinahe verloren hätte. Unwillkürlich sank seine Schildhand, als er diese geballte Weisheit und den tiefen inneren Frieden des Borkentrolls durch den Blickkontakt wahrnahm, und ebenso wie sein Schild sich mehr und mehr dem Boden näherte, tat es auch sein Mund. Es dauerte einen Moment, bis sich Bregar genügend gefasst hatte, um auf die andere Frage des seltsamen Wesens vor ihm zu antworten. Zuvor hätte er es vielleicht für absurd und töricht gehalten, mit einem wandelnden Baum zu sprechen, doch jetzt erschien ihm das nicht ungewöhnlich, viel mehr war er plötzlich davon überzeugt, dass allein die Höflichkeit gebot, dem Borkentroll seinen Namen zu nennen, nachdem sich dieser ja bereits selbst vorgestellt hatte.

"Ich bin Bregar von..." Der Söldner zögerte. Selbst im Angesicht des tiefen Verständnisses, das in den Augen des Borkentrolls vor ihm glomm, war er sich nicht sicher, ob er seinen wahren Namen nennen sollte. Nicht dass er befürchtet hätte, Rem'brôn könnte ihn und seine Vorfahren kennen, denn immerhin befanden sie sich auf einem anderen Kontinent und in Tikh hatten sich keine Borkentrolle aufgehalten, von deren Existenz Bregar gewusst hätte (außer, sie hatten sich als harmlose Linden und Eichen im Stadtpark getarnt); vielmehr zögerte er einfach aus Gewohnheit, diese alten Erinnerungen wieder hervorzuholen, geheilt geglaubte Wunden wieder aufzureißen. Schließlich entschied er sich gegen eine Offenbarung seiner Vergangenheit. "Ich verdinge mich als Söldner in diesem Land. Kalanos sagt Ihr? In der Tat wollte ich die Hauptstadt schon immer einmal besuchen, wir haben also den gleichen Weg." Das war nur zum Teil richtig, denn obwohl Bregar tatsächlich noch nie in Kalanos gewesen war, wollte er viel eher noch seine Neugier über die seltsame Kreatur und ihr Volk stillen.
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Rem'brôn
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Beitrag von Rem'brôn »

Rem'brôn bedachte den Söldner mit einem letzten langen, nachdenklichen Blick,bevor er erneut das Wort an ihn wandte:
"Alsdann, lasst uns gehen. Könnt ihr mit mir Schritt halten?" Bregar schob das Kinn vor und versuchte, so selbstbewusst wie möglich auszusehen - ein Straßenräuber wäre es jetzt sicherlich mit der Angst konfrontiert worden. Rem'brôn nahm es zum anlass, sich auf den Weg zu machen. Dennoch nahm er in seinem Tempo Rücksicht auf die kurzen Beine des Menschen und schritt nicht so weit aus wie zuvor.

Nachdem sie ein paar Stunden so durch den Wald gewandert waren, blieb der Borkentroll plötzlich stehen: "Seht, dort vor uns. Ihr wolltet doch wissen was in diesem Wald für Gefahren auf der Lauer liegen. Neht euch in acht, und bleibt dicht hinter mir, denn es ist ein Rhynn'yalaïn. Seid ruhig!"

Mit dem Ausdruck Rhynn'yalaïn bezeichnete man in einem Waldelfendialekt (den Menschen war dieses Tier weitesgehend unbekannt - keiner hatte bisher Gelegenheit davon zu erzählen; es gab lediglich Gerüchte, die durch das Verschwinden kleinerer Expeditionen hervorgetreten waren) ein eher unscheinbares Tier von der Größe eines Nashorns. Unter dem vollen, dicht anliegenden grünlich bis braunem Fell verbarg sich eine ledrige Haut, die bei Herstellern von Schutzutensilien aller Art sehr begeht war - sie war nahezu unverletztlich und schützte bestens vor Feuer.
Im übrigen war das Tier mit Klauen ausgestattet, die jedem Harnisch Respekt abverlangten, und mit Kiefern, die mit den daran befestigten Zähnen einen mittleren Baum zu fällen vermochten, sofern seine Herkunft nicht magischer Natur war. Magischen Ursprungs musste auch dieses Tier sein - es ward vermutet dass eine Herde Rhynns, harmloser, doch wehrhafter Pflanzenfresser einem wütendem Magier zu nahe gekommen waren, der die Torheit, Hand an diese Tiere zu legen, sogleich bereute.
Er hatte eines der aggressivsten, zerstörungswütigsten Wesen Tantaliens erschaffen, vergleichbar höchstens mit Menschen oder einer Herde wütender und verwundeter Ur-Minotauren. Zu allem Überfluss verfügten die männlichen Exemplare noch über ein Horn über den Augen (die Weiblichen waren weniger aggressiv und ließen sich sehr selten blicken).

Alles in allem hätte die Begegnung mit dem Rhynn'yalaïn schon für Rem'brôn eine Gefahr bedeutet - auf Grund seines "baumigen Geruchs" wäre er jedoch der Witterung dieses tödlichen Jägers entkommen - welcher jedoch nun die recht platte Nase erhob, und schnüffelte. Einen Menschen hatte es schon lang nicht mehr gefressen....
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Fansal
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Beitrag von Fansal »

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Es kam, wie es kommen musste: Nur wenige Sekunden nachdem Rem'brôn seine Warnung ausgesprochen hatte, hörten die beiden ungleichen Gefährten plötzlich ein Donnern wie das Trampeln von tausend Pferden und kurz darauf rasten eine halbe Tonne Fleisch auf vier Beinen plus Horn aus dem dichten Gebüsch zu beiden Seiten des Pfades, den Borkentroll und Mensch betreten hatte. Das Rhynn'yalaïn blieb stehen, verwirrt vom Anblick des wandelnden Baumes, dessen Geruch es nicht hatte wahrnehmen können, doch dann richtete es den Blick seiner kleinen Schweinsäuglein auf den Menschen, den es deutlich gerochen hatte. Wutschnaubend senkte es seinen Kopf zum Angriff, das lange Horn glänzte im matten Licht unter den Bäumen. Es würde Mensch und Baumwesen gleichermaßen hinweg fegen und sich dann an dem Fleisch des ersteren laben. Das Rhynn'yalaïn beschleunigte.

Spielleiter Ende
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Bregar
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Beitrag von Bregar »

Bregar war einen Moment wie gelähmt, als das Untier plötzlich zwischen den Büschen hervor stürmte, doch fast sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle und seine Kriegerinstinkte übernahmen seinen Körper, ohne dass sein freier Wille gefragt wurde. Mit einem ringenden Sirren des Stahls ließ der Sölder seinen Krummsäbel aus der Scheide gleiten und hob den breiten Schild, bereit zur Verteidigung. Doch ein Blick auf das mehrere Ellen lange, außerordentlich spitze Horn des Rhynn'yalaïn überzeugte Bregar davon, dass ein offener Kampf in dieser Situation nicht viel Sinn hatte. Einen Augenblick zögerte er noch, dann sprang er in den vermeintlichen Schutz, den Rem'brôns Rücken ihm gewährte und fragte gefasst, aber doch der Panik nahe: "Was machen wir jetzt?!" In diesem Moment ging das große, hässliche, mit Fell bedeckte Nashorn zum Angriff über.
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Rem'brôn
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Beitrag von Rem'brôn »

Rem'brôn entschied, sich nicht mit Dingen wie erstarren, beten oder vor Schreck tot umfallen aufzuhalten - seinen Artgenossen hatte dies im Kapf auch nicht viel geholfen. Der Reflex des Menschen neben ihm jedoch verunsicherte ihn. Wollte dieser tatsächlich mit einem dünnen Stück Stahl ein wahnsinniges Rhynn angreifen? Auch der Mensch hatte jetzt wohl die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens erkannt, denn er trat in die trügerische Sicherheit hinter dem Borkentroll.

Dieser entschied sich, Dinge zu tun, die ihm größtenteils unangenehm in Erinnerung waren: er ergriff vorsichtig den Menschen mit beiden Schaufelförmigen Pranken an den Enden seiner Äste.

Dann sprang er.

Eigentlich wollte er dies nie, nie wieder tun. Es schüttelte seine Zweige, die dicke Rinde riss an einigen Stellen leicht auf. Nur noch eine Hand an Bregar, der sich gleichermaßen erschrocken wie ertaunt daran festklammerte. Rem'brôn verschmol praktisch mit einem nahestehenden Baum, etwas ungeschickt erklomm er eine Astgabel, die das gesammelte Gewicht von ihm und dem Menschen nur schwer trug. Das Rhynn'yalaïn blickte sich einen Moment verwirrt um, dann starrte es erbost nach oben, wo Rem'brôn seltsame Worte murmelte und mit der freien Hand abstrakt herumfuchtelte. Im nächsten Moment schossen Wurzen aus dem Boden und umklammerten das wütend schnaubende Rhynn'yalaïn.

Erschöpft lies der Borkentroll sich auf den Waldboden fallen und setzte Bregar ab.
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Bregar
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Beitrag von Bregar »

Die Welt drehte und drehte sich um Bregar, als seine Füße plötzlich den Kontakt mit dem Erdboden verloren und er sich mit einem Mal im festen Griff starker Zweige wieder fand, die dem mystischen und im wahrsten Sinne des Wortes urwüchsigen Borkentroll als Hände dienten. Als dieser dann auch noch auf einen Baum sprang, drehte sich Bregars Magen vollkommen um und er hatte Mühe, seinem hölzernen Gefährten nicht auf die Borke zu kotzen. Gerade noch so konnte er sich zurückhalten, doch es fehlte nicht viel. Als Rem'brôn dann einen Augenblick später wieder aus der Baumkrone herunter stieg und Bregar mehr oder weniger sanft absetzte, stolperte der Söldner über seine eigenen Füße und schlug sich mit seinem Schild beinahe selbst bewusstlos. Mit einem gedämpften "Uff!" prallte Bregar auf dem Erdboden auf und blieb einen Moment reglos liegen, dann rappelte er sich wieder auf. Er sah sich nach seinem Krummsäbel um und fand ihn einige Meter entfernt senkrecht in der Erde stecken; offensichtlich hatte er sich eine kleine Flugstunde gegönnt, während Bregar durch die Luft gewirbelt worden war. Der Kämpfer rammte die Klinge in die gebogene Scheide an seinem Gürtel und drehte sich erbost zu Rem'brôn um.

"Verdammt, tut so etwas nie wieder!", brauste Bregar auf und drohte dem Borkentroll mit dem erhobenen Zeigefinger, bevor er sich bewusst wurde, dass ein solches Verhalten angesichts eines 2,50 Meter großen Baumwesens ziemlich lächerlich erschien, und er die Hand senkte. Trotzdem war seine Wut über dieses eigenmächtige Handeln der seltsamen Kreatur, die er sich als Weggefährte ausgesucht hatte, keineswegs verraucht und mit mehr Gewalt als Verstand schnallte er sich den Schild wieder auf den Rücken. "Das nächste Mal fragt Ihr mich, wenn Ihr wieder vorhabt, auf einen Baum zu springen. Ich schätze es nicht, wenn..." Rem'brôn sollte niemals erfahren, was der Söldner nicht schätzte, denn in diesem Moment ertönte ein wütendes Schnauben, gefolgt von dem unmissverständlichem Knacken mehrer Wurzelstränge, als das gefesselte Rhynn'yalaïn seine Muskeln anspannte und sich zu befreien versuchte. Sofort änderte sich Bregars Haltung. "Ich glaube, es wäre ratsam, diese Diskussion auf später zu verschieben. Flucht scheint mir ein probates Mittel in dieser Situation zu sein!"
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Beitrag von Rem'brôn »

Das schien Rem'brôn auch so - angesichts des Gefühlsausbruches des Menschen verzichtete er jedoch darauf ihm bei der Fortbewegeung etwas unter die Arme zu greifen und schritt mit mächtigen Schritten nach Westen davon, Bregar neben ihm. Im Stillen verfolgte er, trotz der Gefahren die diese mit sich brachte, die Absicht bald auf eine Straße zu stoßen und sich von dieser nach der Hauptstadt Tantaliens geleiten zu lassen. Abgesehen von der ungefähren Himmelsrichtung wusste er nicht um ihre Lage, und Bregar würde sich in diesem dichten Wald wohl auch nicht orientieren können.
Nach mehreren Stunden glücklicherweise ereignisloser Wanderung sollte ihm dieser Wunsch auch tatsächlich erfüllt werden. Sie hieltenim Dickicht direkt neben der Straße Rast, um am nächsten Tag weiterzuziehen.
Als das Gekrächze kleinerer Flugechsen sie am frühen Morgen weckte, war die gepflasterte Straße nicht mehr da - hilfesuchend blickte der Borkentroll sich um...

[OT: Asche auf mein Haupt...]
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Bregar
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Beitrag von Bregar »

[Allerdings... ;)]

"Das darf doch wohl nicht wahr sein!", rief Bregar deprimiert und warf die Hände in die Höhe, die Götter im Himmel gleichermaßen bittend wie verfluchend, als Rem'brôn ihm gestand, dass er nicht wusste, wo sie sich befanden, zumal die Straße, die er am Abend zuvor entdeckt hatte, einfach verschwunden zu sein schien. Der Kämpfer schaute den Borkentroll anklagend an, als wäre dieser für jenes unerklärliche Geschehen verantwortlich, doch Bregar war nicht in der Stimmung, um vernünftig zu denken. Denn nicht nur hatte er während der Nacht von einem wütenden Rhynn'yalaïn geträumt, das über ihn herüber trampelte, während e auf dem Boden schlief, sondern er war auch noch immer verstimmt über den Sprung in den Baum, den Rem'brôn am vergangenen Tag vollführt und ihn dabei fast zwischen seinen riesigen, hölzernen Pranken zerquetscht hatte, ganz abgesehen von der Übelkeit, die Bregar auch nur bei der Erinnerung an dieses Ereignis überfiel.

"Und was machen wir jetzt?", fragte er seinen baumischen Gefährten missmutig und schlug träge nach einer Mücke, die seinen Kopf umschwirrte. Das Krächzen irgendwelcher hässlicher, flugfähiger Tiere ging ihm auf die Nerven, doch ohne Bogen konnte er nichts dagegen unternehmen, kreisten diese Viecher doch offensichtlich über dem Wald, einige Fuß oberhalb der Baumkronen, und legten es mit ihrem wilden Gekrächze darauf an, dass Bregar seinen Säbel nach ihnen schleuderte - etwas, dass der freie Söldner mehr als einmal während der ersten halben Stunde nach seinem Erwachen in Betracht zog. Bregar blendete das Gekrächze aus und holte tief Luft, um sich zu beruhigen und seine Konzentration zu schärfen. "Es kann doch nicht so schwierig sein aus diesem Wald herauszufinden", meinte er schließlich nüchtern. "Wir müssen doch nur sehen, wo die Sonne aufgeht und dann nach Süden wandern - früher oder später kommen wir bestimmt irgendwo heraus."
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Rem'brôn
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Beitrag von Rem'brôn »

Die Probleme mit der Insektenwelt dieses Waldes, die sein menschlicher Gefährte hatte, schienen den Borkentroll zu irritieren. Er bückte sich und pflückte mehrere Blätter von einem bodennahen Gewächs ab. Diese gab er Bregar. "Versucht es damit. Wie die meisten Lebewesen finden auch die Moskitos den Geruch dieser Pflanze äußerst Abstoßend." Er zerrieb eines der Blättes zwischen seinen hölzernen Fingern, woraufhin der Krieger einige Schritte zurückwich. Angewiedert starrte er auf die Kräuter und schien nicht willens, sie anzurühren. Schulterzuckend steckte der Baumling sie in eine Rindenspalte.

Rem'brôn sah sich schließlich missmutig die umstehenden Bäume an. Schließlich trat er auf einen zu, der höher war als die anderen und blickte an ihm hinauf. "Sagt, Bregar, wenn ich euch bis zu den untersten Ästen bringe - könntet ihr dann bis zur Krone hinaufklettern und euch etwas umsehen?"

Der Gesichtsausdruck des Menschen ähnelte nun sehr dem, den es eben noch beim Geruch des übelriechenden Krauts angenommen hatte...
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Bregar
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Beitrag von Bregar »

Misstrauisch beäugte Bregar die stinkenden Blätter. Er zweifelte nicht einen Moment daran, dass diese Kräuter ihm die Moskitos vom Hals halten würden, doch nicht nur für diese nervigen Insekten war der Gestank der Blätter unerträglich. Dem Krieger jedenfalls drehte es bereits nach einem einzigen vorsichtigen Schnüffeln den Magen um und er brachte schnell einige Meter zwischen sich und den Baum, in dessen Ritze Rem'brôn die Blätter gesteckt hatte.

Entsprechend froh war Bregar, als ihn die Frage des Baumwesens ihn von dem wenig ansprechenden Duftes ablenkte. Nachdenklich blickte er an den Stämmen der Bäume hinauf, wobei er sich am Kinn kratzte. "Das müsste gehen", sagte er schließlich, klang aber nicht eben sonderlich überzeugt. Bregar war nunmal kein Kletteraffe, auch wenn er über genügend Muskeln und Geschicklichkeit verfügen dürfte, um diese Aufgabe erfolgreich abzuschließen.

"Ich sehe schon, ich habe wohl keine andere Wahl", seufzte er und es war ihm etwas unwohl bei dem Gedanken, dass er in solcher Höhe über schmale Äste balancieren sollte. Er legte seinen Schild und sein Schwert vorsichtshalber ab, warf Rem'brôn aber zuvor einen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, dass er besser nichts von seinen Sachen anfassen wollte, wenn er sich auch am nächsten Tag noch friedlich im Wind wiegen wollte. Schließlich war Bregar so weit. "Bringt mich rauf", forderte er den lebenden Baum neben sich auf.

Schon hatte Rem'brôn ihn an der Hüfte gepackt und hob ihn mit Leichtigkeit vom Boden. Der atmende Baum reckte und streckte sich, bis er den Krieger auf den unteren Zweigen eines nahen Verwandten absetzen konnte. Bregar klammerte sich sofort an den Stamm und erst als der Baum aufhörte zu schwanken begann er mit dem Aufstieg. Dieser gestaltete sich leichter als erwartet und es dauerte nur wenige Minuten, bis Bregar die Spitze erreicht hatte. "Was seht Ihr?", fragte Rem'brôn von unten mit seiner tiefen Stimme. "Bäume", entgegnete Bregar einsilbig. "Viele Bäume."
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Rem'brôn
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Beitrag von Rem'brôn »

Von des Kriegers Antwort an sich - verständlicherweise - wenig überrascht, hakte Rem'brôn nach:
"Könnt ihr mir sagen, wo die Sonne steht, Bregar?"
"Welche Sonne?"
entgegnete dieser sarkastisch.
"Wie sagtet ihr?"
"Ich fragte euch, welche der beiden Sonnen ihr meint, die größere oder .... "
Rem'brôn brach Bregars Satz resignierend ab. In diesem Wald schien nichts normal. Straßen verschwanden über Nacht, Rhynn'yalaïnae liefen einfach so herum, es schienen zwei Sonnen und die Bäume antworteten nicht auf des Bäumlings gutes Zureden ...
"Seht ihr von da oben etwas außergewöhnliches? Etwa einen bemerkenswerten Baum?"
"Ja, wartet ... einen großen, mit rotlichen Blättern - seine Krone ragt über die der anderen empor, die Blätter scheinen eine Kuppel zu bilden..."
"Eine Bluteiche! Das muss es sein - nun denn, kommt wieder herunter - wir sollten diesen Baum aufsuchen."


Der Abstieg von dem Baumriesen gestaltete sich als noch simpler als der Aufstieg, der Baum schien erleichtert den Menschen wieder loszusein und machte ihm so einiges leichter. Beschwerlich dagegen war es, die Bluteiche aufzusuchen - zu finden allerdings ein Kinderspiel, da auch Bregar bald den intensiven, von diesem seltenen Baum ausgehenden Geruch wahrnehmen konnte.

Um die Bluteiche herum standen keine Bäume - der Koloss mit den rötlichen Blättern und dem pulsierenden, dunkelroten Stamm schien viel Platz für sich zu beanspruchen. Diese Farbgebung und die Tatsache, dass der Aberglauben vieler Völker diesen Baum mit dem Leid verband - zu Unrecht, das blutrote Harz besaß heilende Eigenschaften - hatten den Baum zu seinem Namen gebracht. Die beiden ungleichen Abenteurer beschritten nun den Platz um den Baum, fühlten sie doch beide, dass etwas seltsames, eine Starke Magie, von dem Baum ausging.

Ohne erkennbaren Grund - es war vollkommen Windstill - fiel nun in beachtlicher Ast dieses Baumes auf den weichen Moosboden - un verschwand. An seiner statt befand sich dort nun ein hutzeliges, durchscheinendes Männchen.
"Lasst euch von seiner Gestalt nicht täuschen" wisperte Rem'brôn "dies ist ein Baumgeist - sie können sehr mächtig sein. Von der Macht dieses sind wir bereits Zeuge geworden"
"Was wollt ihr in meinem Wald, frage ich euch." Die Stimme des Männchens wollte so gar nicht zu seinem Aussehen passen - sie klang tief, rauh und angenehm knarrend.
"Entschuldigt," ergriff Rem'brôn wiederum das Wort, "dass wir in ihn Eindrangen. Im Moment versuchen wir, wieder herauszukommen - an der richtigen Stelle. Wir wollen nach Kalanos."
"Ihr seit ein Angehöriger des Baumvolkes, denke ich mir. Euresgleichen haben mich schon lange nicht mehr aufgesucht... wieder hinaus wollt ihr, ja? Nach Kalanos wollt ihr? Ohne weiteres kann ich euch diesen Gefallen nicht erweisen ... "

[OT: Fansal, dein Part. Ich hätte gerne eine Quest :P]
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Beitrag von Fansal »

[OT: Das glaub ich dir aufs Wort ;)]

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Das Männchen gackerte verschlagen und tanzte einen Moment lang vergnügt herum. Dann hielt es inne und fixierte die beiden ungleichen Gefährten mit einem durchdringenden Blick. "...es sei denn, ihr tut im Gegenzug etwas für mich", beendete es seinen zuvor begonnenen Satz. "Komm, setz dich, Mensch!", forderte er Bregar auf, und prompt wuchs aus dem Boden hinter dem verblüfften Kämpfer ein Geflecht aus Wurzeln, in das er sich nach einem kurzen Moment des Zögerns sinken ließ. Es hielt sein Gewicht ohne Probleme aus.

Das durchscheinende Männchen hüpfte zu der Bluteiche herüber und ließ sich auf einer besonders dicken Wurzel nieder. Von dort aus musterte er den Borkentroll und seinen menschlichen Begleiter. "In diesem Wald lebt etwas, das nicht hierhin gehört, etwas widernatürliches. Ich habe meine Kräfte eingesetzt, um es in den Grenzen meines Landes zu halten, denn es könnte großen Schaden in der Welt dort draußen anrichten. Deshalb konntet ihr beide auch nicht den Wald verlassen." Der Baumgeist kicherte wieder, beruhigte sich aber schnell.

"Hier ganz in der Nähe leben die Kreaturen, die ihr vernichten müsst. Ich selbst kann sie nicht töten, denn trotz all meiner Macht bin ich nur ein Geist, doch ihr beide vermögt vielleicht das zu schaffen, was ich nicht kann." Das Männchen schnippte mit den Fingern, und ein Strauch entwurzelte sich selbst. Seine dichten Blätter raschelten, als etwas in dem Strauch Form anzunehmen schien, und kurze Zeit später konnten Rem'brôn und Bregar zwei große, grüne Augen in dem Busch ausmachen, während die Wurzeln ihn wie Füße trugen.

"Folgt meinem Diener zu dem Versteck dieser Kreaturen.", wies der Waldgeist sie an. "Wenn sie vernichtet sind, werde ich den Zauberbann von dem Wald nehmen. Doch seid vorsichtig: Diese Wesen sind gefährlich und töten schnell." Bregar machte ein nachdenkliches Gesicht. "Wie sehen diese Wesen denn aus?", fragte er stirnrunzelnd. Das Männchen antwortete nicht, stattdessen schloss es die Augen. Von einen auf den anderen Moment stand an seiner Stelle eine mannsgroße Kreatur, die wie eine aufrecht gehende Qualle aussah: Glibberige Arme und Beine mit purpurnen Tentakeln als Finger, dazu ein gestaltloser Kopf mit einem großen Schlund und zwei Krebsscheren davor, die aufgeregt klickten, als das Wesen seinen Kopf schief legte.

"Etwa so", beantwortete der Waldgeist die Frage des menschlichen Kämpfers. In der Dauer eines Augenblinzelns verwandelte er sich zurück, und wieder sahen die beiden Abenteurer das durchscheinende Männchen mit dem breiten Grinsen vor sich. Doch diesmal wirkte das Gesicht nachdenklich, als es hinzufügte: "Da ist noch etwas anderes bei ihnen. Etwas Dunkles...ich kenne es nicht. Seid vorsichtig", wiederholte es seine Warnung gegenüber den Gefährten, dann verwandelte es sich in einen blühenden Rosenbusch und schwieg.

Nebenquest
- Findet die Kreaturen, die den Frieden des Waldes stören, und tötet sie.

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Bregar
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Beitrag von Bregar »

"Das war überaus seltsam, findet Ihr nicht auch?", wagte Bregar nach einiger Zeit zu fragen, in der sich die beiden ungewöhnlichen Gefährten von der Bluteiche abgewandt hatten und dem wandelnden Busch gefolgt waren. Es gelang ihm beinahe, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. "Ich meine, ich kenne mich in solchen Belangen nicht aus - ich bin kein wandelnder Baum wie manch anderer -, doch es kommt mir vor, als ob diese Begegnung selbst für einen solchen Ort recht ungewöhnlich war." Der Söldner warf noch einen Blick über die Schulter, wie um sich zu vergewissern, dass der Rosenstrauch...äh, der Waldgeist ihnen nicht folgte, dann sah er zu dem wandelnden Busch hinüber, der sie durch das Dickicht des Waldes führte. Angesichts eines solchen Wunders konnte Bregar nur den Kopf über sich selbst und seine Bemerkung schütteln. Wenn das nicht ungewöhnlich war, was dann? Magie war einfach nichts für ihn, das war dem Krieger klar. Er bevorzugte ein Schwert als Waffe: Das eine Ende festhalten, das andere in den Leib eines Gegners rammen. So einfach konnte das Leben sein, wenn man es über die Klinge eines Schwerts betrachtete. Zauberei verkomplizierte nur alles.

Das Wesen - wie immer man es auch bezeichnen mochte - führte den lebenden Baum und den Mensch schnell und sicher auf kaum sichtbaren Pfaden durch den Wald, bis es schließlich am Rande einer Lichtung stehen blieb. Fragend musterte Bregar die Kreatur, doch der Busch sagte nichts (wie auch, ohne Mund), sondern deutete nur mit einem Zweig, der verblüffende Ähnlichkeit mit einer dreifingrigen Hand hatte, auf die Lichtung. "Wir sollen dort hin gehen?", vergewisserte sich Bregar. Das Wesen nickte, dass das Laub nur so raschelte. Vorsichtig zog der Krieger seinen Säbel aus der Scheide und nahm seinen Schild vom Rücken. Entweder würden Rem'brôn und er nun direkt in eine geschickte Falle des Geisterwesens von vorhin laufen, oder aber sie würden tatsächlich schon bald den hässlichen Monstern gegenüberstehen, die das runzlige Männchen ihnen auf so eindringliche Weise beschrieben hatte. Auf jeden Fall erwartete sie auf der Lichtung ein Kampf, so viel sagten Bregar seine Kriegerinstinkte. Vorsichtig spähte er zwischen zwei Sträuchern hindurch: Auf der gegenüber liegenden Seite der Lichtung hatte jemand oder etwas ein großes Loch in den Erdboden gegraben, das offensichtlich in eine Art Tunnel führte. Dort unten mussten die Kreaturen warten, vor denen der Waldgeist sie gewarnt hatte.
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