Eine Flöte ist eine Flöte ist eine Flöte

Bücher (die aus Papier :), Geschichten, Gedichte (gern auch Selbstgeschriebenes) sowie literarische Verfilmungen sind Themen dieses Forums.

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Eine Flöte ist eine Flöte ist eine Flöte

Beitrag von Castore »

Kaum ein Gegenstand (abgesehen vom Fledermausdung vielleicht) hat in dem Mandat des Himmels jemals die Phantasie so sehr angetrieben, wie die Flöte.
Unmengen an Vermutungen und Spekulationen ranken sich um dieses Mysterium aus sieben Tönen und noch niemandem ist es gelungen sein wahres Nutzen zu erfassen.
Drum möchte ich schonungslos nun die Wahrheit offen legen. Eine Wahrheit, die manch einen erschrecken wird.
Leser mit schwachen Nerven seien vorweg gewarnt, da sich beklemmende Abgründe aus sich manifestierender Angst und Grausamkeit, Schrecken, Hass und gepanschtem Alkohol vor ihm auftun werden.
Doch seid erfreut, dass ihr die ganze Wahrheit nur in Lettern erfahren dürft. Ich war dabei. Und ich habe das Geheimnis gelüftet. Ein Geheimnis, welches in seiner Gesamtheit den Lauf der Dinge maßgeblich mit veränderte. Wie ein kleines Zahnrad im Motor der Welt, auf welchem man zu allem Überfluss noch Alle meine Entchen spielen kann.
Ich bin Agent <Null> und dies ist die Geschichte:


13. Dezember 1163, Schmugglerbucht.
Zwei Uhr Nachts im Zirkuszelt von Aaron O`Connor.
„Hallo Aaron.“
„Wer find fie ? Waf wollen fie hier? Woher kennen fie meinen Namen.“
„Er steht vorne am Zelt. Aber das ist eigentlich auch egal: Du besitzt etwas, was mir gehört.“
„Aber... aber if habe nifts. If bin ein armer Faufpieler... Fauen fie – if muff fon um meine Fähne fpielen.“
„Und doch hast du etwas von unschätzbarem Wert, du Wurm. Und ich bin hier um es zu holen.“
Mit diesen Worten zog der nächtliche Besucher einen kleinen Gegenstand aus den Falten seines nassen Umhangs. Aaron erstarrte. Lange Jahre reiste er bereits mit dem Zirkus von Ort zu Ort und versuchte bei abgekaterten Glücksspielchen die Kunden ab zu ziehen.
Er war ein schlechter Spieler und das Geschäft lief dementsprechend mies. Erst vor wenigen Tagen hatte er gegen einen zwölfjährigen Jungen aus Blackshire seinen vorletzten Zahn in einer aufreibenden Partie „Skorpikor pass auf“ verloren. Seitdem nannte man ihn auch den Fast-Zahnlosen Aaron, oder einfach nur „F“, wegen seines Problems bei der Aussprache, welches sich ergibt, wenn man auf Zahnfleisch kaut.
Und wo alles kaum noch schlimmer kommen konnte stand nun der dunkle Unheimliche vor ihm und zielte mit....“irgend etwas“ auf den armen Spieler.
Die Waffe war Aaron nicht bekannt. Sie sah sehr futuristisch aus, neuer als die neueste Mode aus Free Haven und ausgefallener als die Drinks in der hiesigen Goblin-Kneipe.
„Wo ist die Flöte ?“ zischte der späte Besucher bedrohlich und richtete das seltsame Gerät auf Aaron, der sich nun ziemlich sicher war, dass es sich bei diesem kleinen „Ding“ um eine Waffe handelte.
„Die Flöte ? Aber if habe keine Flöte!“ stotterte Aaron nervös.
Schweiß rann über seine Stirn. Er konnte nicht gut lügen – was unter anderem ein Grund für sein Zahnproblem sein konnte.
Ein Schlag traf Aaron mitten ins Gesicht und entzahnte ihn gänzlich.
„Ich meine es ernst. Gib mir die Flöte. Ich weiss, dass du sie besitzt!“ fauchte die Gestalt.
Zitternd griff Aaron unter sein Kissen und brachte einen kleinen länglichen Gegenstand hervor.
Mit schwacher Hand reichte er der Gestalt die Flöte.
Schnell griff die Person nach dem Instrument und für einen kurzen Augenblick glaubte Aaron ein diabolisches Lächeln unter der Kapuze erkennen zu können.
Im nächsten Moment war er sich ganz sicher, dass es sich bei dem seltsamen Gegenstand um eine Waffe handelte. Doch das spielte für Aaron nun keine Rolle mehr.

Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von Castore am Fr 30.10.2009 - 15:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Castore »

Ich schauderte.
Ich saß seit nunmehr drei Tagen auf der kleinen Nordinsel der Schmugglerbucht fest. Ein nahezu toter Ort inmitten der rauhen See.
Mein Vorgesetzter, Sir Roger, schickte mich zu diesem gottverlassenen Ort an der rauhen Ostküste Enroths. Seit einiger Zeit verschwanden regelmäßig Reisende, welche die Schmugglerbucht passieren mussten aus unerfindlichen Gründen. Seitdem geschah es häufig, dass nach Ruhm und Ehre strebende Heldengruppen immer öfter durch Fund und Verkauf von Knochen ihren guten Ruf aufs Spiel setzten. Ob es hier einen Zusammenhang gab erschliesst sich mir heute noch nicht. Aber die daraus aufkommende Antipathie gegenüber solchen Reisenden gefährdete nunmehr die öffentliche Ordnung und die hiesigen Tourismusbehörden liefen seit geraumer Zeit sturm. Es war an der Zeit den besten Drachen im Hort zu schicken !
Und so saß ich bereits drei Tage an der Theke, ohne auch nur irgendetwas auffälliges bemerkt zu haben und trank ein Gesöff, welches ein Zwerg nicht einmal einem Elfen angeboten hätte.
„Giftmischer,“ hörte ich mich sagen „bring mir noch so eine Plörre.“ Ich gestikulierte wild mit meinem Krug und verschüttete dabei den dunkelbraunen Bodensatz.
Mißmutig nahm der Wirt meine Bestellung entgegen. Er nahm einen frischen Krug, füllte ihn mit Getränk und spuckte hinein. Das tat er schon die ganze Zeit, doch es erfreute mich immer wieder sein angeekeltes Gesicht zu sehen, wenn ich den ersten Schluck nahm. Ich glaube im Grunde seiner Seele mochte er mich ganz gerne, allerdings waren seine Hemmungen zu groß es vor der leeren Spelunke zu zeigen.
Die Tür ging auf. Das erste mal in drei Tagen.
Soetwas wie Luft betrat den Raum und mit dieser ein junger rothaariger Mann.
„Tür zu, es zieht.“ Mein Wirt konnte sprechen. Ich war ein wenig verblüfft.
„Käpt`n Smith legte gerade an.“ begann der Junge kurzatmig „Er hat den dringenden Auftrag einen gewissen Agent <Null> zum Festland zu bringen. Etwas schlimmes ist passiert.“
„Agent <Null> bin ich.“ lallte ich dem Jungen entgegen.
Wenn man sich bewegt merkt man, dass man betrunken ist und so bereute ich die saloppe Drehung zu dem Jungen hin, welche mich um ein Haar von meinem Hocker kippen ließ.
„Uahhh..“ stieß ich aussagekräftig aus und klammerte mich an den Tresen.
Verdutzt blickte mich der Schiffsjunge an.
„Jawoll, ich bin es wirklich.“ bekräftigte ich meine Aussage und nästelte ungeschickt in meiner Jackentasche, auf der Suche nach meiner Karte.
„Ist schon in Ordnung.“ gab der Junge zu verstehen „Die Beschreibung, welche mir Kapitän Smith gab trifft völlig zu. Wenn Sie mich jetzt an Bord begleiten würden. Es zieht ein Unwetter auf und es beginnt wohl bald zu regnen. Wir wollen nicht auf hoher See in einen Sturm geraten.“
„Jaja, verstehe.“ nuschelte ich, was nicht der Wahrheit entsprach, da ich zu sehr mit meiner Gleichgewichtsfindung beschäftigt war als das ich dem Bengel zuhören konnte.
„Möchten Sie mir dann bitte folgen ?“ fragte der Junge, nachdem er bemerkte, dass ich keine Anstalten machte mich zu erheben. „Wie ? Was ? Ja... Sofort. Ich komme.“ So langsam kam ich mir dumm vor.
Umständlich stand ich auf und war im Begriff die Kneipe zu verlassen, als der Wirt von hinten „Und was ist mit Bezahlen ?!“ rief.
Ich holte ein kleines Ledesäckchen raus, in dem sich noch etwa Zehn Goldstücke befanden. Das sollte für die Unterkunft und Verköstigung -sofern man überhaupt davon sprechen konnte- der letzten drei Tage reichen.
Ich öffnete den Beutel, spuckte hinein und gab ihn dem Wirt.
Angeheitert verließ ich die Kneipe, ein böses Fluchen hinter mir und ein aufkommendes Unwetter, welches von Norden her aufzog vor mir....

To be continued...
Zuletzt geändert von Castore am Fr 30.10.2009 - 15:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Castore »

„Hast du die Flöte?“ erklang eine leise Fistelstimme aus der dunklen Tiefe des Raums.
„Ja, hohes Ce.“ antwortete Dedur in die Finsternis hinein.
Ein leises Rascheln erklang und Dedur sah eine Sillouette aus noch tieferer Schwärze auf ihn zukommen.
„Gib sie mir.“ sagte das Stimmchen jetzt in unmittelbarer Nähe.
„Sie ist nicht hier. Ich habe sie an einen sicheren Ort gebracht.“ antwortete Dedur.
„Du hast was ?!“ piepste die Stimme in den höchsten Tönen „Bei den herabfallenden Sternen, du gefährdest unsere Mission, Dedur !“
„Nicht ich gefährde die Mission, oh Hohes Ce. Ich spürte die Anwesenheit von etwas Mächtigem als ich die Schmugglerbucht verließ. Es war ganz in der Nähe. Ich glaube es war...“
„Lass mich raten !“ unterbrach das Hohe Ce seinen Lakeien „Du konntest den Gestank von Alkohol in Verbindung mit Zigarrenrauch und Lakrizpastillen riechen.“
„Fürwahr, Herr. Ganz deutlich.“
„Dann ist er es. Wir müssen vorsichtig sein, Dedur. Oder..“ Das hohe Ce überlegte einen Moment „Oder wir schalten ihn aus. Ja, wir schalten ihn aus noch bevor er irgendwelchen Schaden anrichten kann.“ Ein gehässiges, hohes Lachen erklang.
„Sag Fismol er soll sich bereit machen. Ich habe einen Auftrag für ihn.“
„Ja, Oh, Meister der höchsten Töne.“ antwortete Dedur bereits im Gehen.
„Ach, und Dedur.“ erklang die Fistelstimme, wieder in größerer Ferne.
„Ja, Meister ?“
„Wo sagtest du ist die Flöte nun ?“ fragte das Hohe Ce argwöhnisch.
„Bevor ich hierher kam hatte ich noch ein Geschäft in Free Haven zu erledigen.“ erwiderte Dedur grinsend „Es ging um Zähne. Davor besuchte ich noch einen alten Freund in den Kanälen.“
„Den Prinzen ?“ piepste die Stimme erfreut.
„Ich soll euch grüßen, Oh hohes Ce.“ gab Dedur wieder und ging.


Ich übergab mich der See.
In regelmäßigen Abständen klatschten die Wellen gegen die Planken des alten Einmasters, welcher regelmäßig in der Schmugglerbucht kreuzte.
Kapitän Smith und seine Crew kannten jedes Riff und jede Untiefe in dieser Gegend, drum waren sie bemüht möglichst vor dem Unwetter, welches sich drohend am Nachthimmel zusammen braute, den sicheren Hafen zu erreichen.
Ich lutschte nervös an einem Lakrizbonbon. Mir war schlecht.
Direkt nachdem der Schiffsjunge und ich an Bord waren, löste die Besatzung die Leinen und so befanden wir uns bereits wenige Minuten nachdem ich noch intensiv mit dem Knochen-Fall beschäftigt war auf hoher See.
Kapitän Smith war ein alter Seebär. Rauh wie die See, grundsätzlich schlecht gelaunt, klein, dick und auf seine ganz eigene Art herzensgut. Seine Art war so eigen, dass es wohl niemanden gab, der sie wirklich als liebenswürdig zu verstehen wusste. Abgesehen von Drachen mit Zahnschmerzen an einem verkaterten Montagmorgen vielleicht.
Starr blickte ich der kleinen Insel hinterher, welche wir soeben verlassen hatten. Ich sinnierte über den Charakter meines Wirtes, als Smith plötzlich neben mir erschien.
„Wissense, dass se en riesen Mistkerl sind ?“ blaffte der Kapitän zur Begrüßung.
„Danke, sie auch.“ gab ich zu verstehen und stieg augenblicklich in der Gunst meines Gegenübers.
„Na, dann sin ma uns ja einig, wa ? Ich lag schon inner Koje, im Traum bei meiner Alten und da klopft es und ich muss sie abholen...naja, eigentlich war der Traum nich so doll.“ Smith schüttelte sich ein wenig.
„Was ist denn passiert ?“ fragte ich.
„Naja, sie begann gerade sich aus zu ziehen.... sie is dick geworden, wissen se...“
„Ich wollte eigentlich wissen, was auf dem Festland passiert ist, dass ich so schnell dort erscheinen muss.“ gab ich schnell zu verstehen um mir weitere Einzelheiten zu ersparen.
„Ach so..Irgen so en Mord oder so.“ antwortete Smith mit dem Hauch von Verlegenheit „So ein Clown ausm Zirkus. Hat wohl das letzte mal beschissen, der blöde Hund.“
„Und deshalb werde ich von meinem brisanten Fall abgezogen ?!“ Langsam wurde ich sauer. Ich war kein dahergelaufener Dorfbulle, der bei jeder Kleinigkeit herbeigesprungen kam. Wäre ich nicht gerade auf einem Schiff gewesen, so wäre ich wohl auf direktem Weg gegangen.
„Nunja. Man sacht sich, dass der Clown seltsam zu Tode gekommen ist.“ gab Smith zu verstehen und runzelte die Stirn „und das er in seinen letzten Atemzügen noch eine Nachricht hinterlassen hat. Eine Nachricht an sie.“

Fortsetzung folgt....
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Beitrag von Castore »

Der Morgen graute bereits, als wir das Festland erreichten. Trotz der frühen Stunde war am Zirkus ungewöhnlich viel Betrieb. Clowns packten ihre Sahnetorten in Holzkisten, Glücksspieler stapelten Kleeblätter, Magneten und Pyramiden in den Wägen übereinander und die Hochseilartistengruppe „Broken Lex“ humpelte geschäftig hin und her.
Nur vor einem der Zelte herrschte untypische Ruhe. Ein grobschlächtiger Wachmann stand vor dem Zelt und bewachte den Eingang. Als ich mich ihm näherte, rührte er sich.
„Agent <Null> nehme ich an ?“ fragte er mit zackiger Militärstimme.
„Ja, dem wird wohl so sein. Warten sie ich suche eben meine Karte“ antwortete ich und grub die Hände in die Jackentaschen. Wo hatte ich bloß meine verdammten Visitenkarten hin gesteckt ?
„Ist nicht weiter nötig, Agent <Null>. Die Beschreibung, die ich von ihnen bekam trifft genau zu.“ warf der Soldat schnell ein um meinem Hantieren ein Ende zu machen.
„Ja, eh... dann lassen sie mich mal durch da.“ gab ich zu verstehen. Ich war ein wenig iritiert. Mir schien, als hätte ich ähnliches heute schon mal gehört. Konnte es sein, dass mir mein Ruf wie ein strenger Geruch voraus eilte ? Oder konnte es sein, dass.... Ich vermied es meine Nase in Richtung meiner Achseln zu bewegen, zündete mir anstatt dessen eine Zigarre an, nahm eines von den Lakrizbonbons und betrat das Zelt.

Das Zelt war erstaunlich sorgsam eingerichtet, nur hatte sein Bewohner an dieser Ordnung keine wahre Freude mehr. Verkrümmt lag er auf dem nassen Boden neben seinem Bett. Auf seiner versenkten Brust, war deutlich ein kleines Loch zu erkennen, als hätte jemand einen Tropfen flüssiges Sonnenlicht auf ihn geschossen.
Neben ihm stand ein Engel und betrachtete einen kleinen Zettel.
„Ah, sie müssen Agent <Null> sein.“ zwitscherte mir die blonde Schönheit entgegen.
Wie in Trance hörte ich mich „Wrzhjkw“ oder so ähnlich sagen.
„Ja, ganz eindeutig, sie sind es. Munchkin mein Name. Octavia Munchkin.“ Sie streckte mir ihre wunderschöne, filigrane Hand entgegen, welche ich, wie gebannt, anstarrte. „Privatermittlerin aus Silver Cove.“ fuhr die Göttin fort „Ich wollte eigentlich nur die grandiose Show der Broken Lex schauen , doch wie es scheint, ziehen mich mysteriöse Geschehnisse an. Haha !“
„Haha“ erwiderte ich abwesend und verschluckte dabei fast mein Bonbon.
„UndhabensiedenFallschongelöstoderso?“ schwappte es aus mir raus.
„Wie bitte?“ Munchkin schaute mich verwirrt an.
„Ach nichts.“ Ich fing mich wieder ein wenig und sog, um diesen Anschein zu verstärken, heftig an meiner Zigarre. „Was haben sie denn da für einen Zettel in der Hand ?“ fragte ich möglichst routiniert, versteckt hinter einer dicken Rauchwolke.
„Oh, dass sollten sie sich mal anschauen, Agent <Null>. Er richtet sich an sie.“ Mit diesen Worten überreichte mir die Schönheit den Brief und berührte bei der Übergabe kurz meinen, extra dafür ausgespreizten, Mittelfinger. Ich erschauderte ob dieser herzlichen Berührung. Sowohl innerlich als auch äußerlich, wie mir im selben Moment bewusst wurde. Schnell sog ich an meiner Zigarre.
„Der Tote ist übrigens Aaron O`Connor. Er wandert bereits lange Jahre mit dem Zirkus mit. Keine Verwandten. Scheinbar auch keine Freunde. Sein Tod überraschte hier niemanden. Manche gehen davon aus, dass Mr. O`Connor irgendwelchen baaischen Ritualen beiwohnte.“ informierte mich Miss Munchkin.“
„Baaische Rituale?“ fragte ich, merklich an Boden gewinnend.
„Ach, das ist ein neuer Trend. Immer mehr Menschen wenden sich solch seltsamen Kulten zu. Scheinbar brauchen die Leute mal wieder was neues, und jetzt gerade sind halt geheimnisvolle Kulte im Kommen.“ erklärte sie mir.
„Und das Opfer soll auf dieser Modewelle mitgeschwommen sein?“ fragte ich argwöhnisch.
„Nunja, er sieht nicht danach aus, aber man weiss ja nie. Jedenfalls geben all seine Kollegen an, dass „F“, wie sie Mr. O`Connor hier nennen, häufig gegen Mitternacht seltsame Musik spielte und danach unverständliche Formeln in die Nacht rief. Als wolle er etwas beschwören.“
„Na, wenns weiter nichts ist.“ antwortete ich ein wenig enttäuscht, da ich mit etwas größerem gerechnet hatte. Einem Musiker nachts um zwölf konnte man allenfalls Ruhestörung vorwerfen. Vielleicht auch noch Körperverletzung, wenn er schlecht genug spielte, aber damit war der Drops auch schon gelutscht.
„Schauen sie sich auch mal die Nachricht an, welche das Opfer kurz vor seinem Tod noch gekritzelt hatte.“ sagte Munchkin mit ihrer honigsüßen Stimme.
Gekritzel traf es. Scheinbar hatte der Schreiber nicht viel Zeit. Ganz bestimmt hatte er diese sogar nicht. Unleserlich war erkennbar:

In grauer Vorzeit hergestellt,
von fremden Welten auserwählt,
vor kurzem aus dem Matsch geschält,
erwählt damit es sie zerstört.

Finden sie die Flöte, <Null> !


„Aha, na dann ist ja alles klar.“ gab ich stirnrunzelnd zu verstehen.
Entgeistert schaute mich Miss Munchkin mit ihren tiefseeblauen Augen an. „Sie verstehen, was da steht ?“ fragte sie.
„Oh. Nein, Ich weiss nicht im geringsten was hier gespielt wird. Ich stehe hier in irgendeinem Zirkuszelt, ruiniere mir meine Schuhe, weil der Boden matschig ist und schaue mir eine Leiche an, die mir kurz vor ihrem Tod noch irgendein kniffliges Rätsel aufgeben muss.“ verärgert blickte ich auf die Leiche hinab „Warum nannte man den Kerl eigentlich „F“ ?“ versuchte ich das Thema auf eine andere Schiene zu bringen.
„Nunja, der Mann hatte keine Zähne mehr. Er musste um sie spielen, da er sonst alles verloren hatte. Aber wer will schon die Zähne eines alten Mannes haben?“ antwortete Munchkin.
„Keine Zähne, so, so.“ Ein Strohhalm schwamm mir entgegen. „Ich kenne da jemanden in Free Haven. Ein exzentrischer Messie. Er sammelt so ziemlich alles. Unter anderem auch Zähne.“ gab ich in wissender Tonlage zu verstehen.
„Und sie glauben, dass er..?“ begann das weibliche Prachtexemplar.
„Nein, das denke ich nicht. Aber vielleicht kann er uns weiter helfen.“ gab ich zu verstehen „Ich werde direkt aufbrechen.“
„Ich werde sie begleiten!“ antwortete Munchkin schnell.
„Auf keinen Fall ! Das wäre viel zu gefährlich für eine Frau wie sie !“
„Für eine Frau wie mich ?“ Der Schönheit entging wirklich kein Versprecher.
„Ach vergessen Sie, was ich gesagt habe.“ Ich kannte diese Art von Frau -wenn auch nur aus Erzählungen- und es war mir klar, dass ich sie doch nicht davon abhalten konnte mit zu kommen. „Wir treffen uns in einer Stunde am Kai. Bis dahin habe ich noch was zu erledigen.“ gab ich ihr noch zu verstehen und drehte mich um.
„Gut. In der Zeit mache ich mir Gedanken darüber, warum hier der Boden nass vom Regen ist, wobei es doch noch gar nicht zu regnen begonnen hat.“ antwortete sie.
Eine wirklich clevere Frau, dachte ich als ich in Richtung Kneipe ging.

Fortsetzung folgt...
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Beitrag von Flashback »

jo fortsetzng folgt aber wann?^^
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Dragorad
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Beitrag von Dragorad »

Ich warte auch schon lange ...
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Castore
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Beitrag von Castore »

Hallo !
Gestern war es so weit: Ich konnte drei Hausarbeiten von je 12-18 Seiten meinen Dozenten in die Hand drücken. Ich bin fertig ! Und darüber bin ich sehr glücklich. Die letzten drei Monate beschäftigte ich mich mit Kram, mit welchem ich euch nicht langweilen möchte. Nicht weil es wirklich langweilig ist, aber ihr fändet es sicher recht ermüdend...wir Althistoriker stehen leider oft allein mit unserer Leidenschaft.
Aber seis drum:
Das Rätsel um die Flöte, welches weiterhin als eines der grßen Mysterien der Menschheit gilt, ist noch nicht gelöst.
Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern.
*Raunen-und-angespanntes-tiefes-Einatmen*
Keine Angst - die Geschichte wird weitergehen, doch bis Agent <Null> erfährt, dass die Flöte der Schlüssel zum..*ähem*...Aber dazu später mehr...
Fakt ist: Der Schreiber dieser wahren Begebenheit kann sich endlich wieder der Erzählung dieser Herr-der-Ringe-in-den-Schatten-stellenden Geschichte widmen.
Drum seid erfreut, dass die lange Durststrecke und das tiefe Schweigen sehr bald ein Ende haben wird. Spannung und Erleuchtung sind in greifbarer Nähe und werden euch einholen.
Versprochen ! *muahahahaha!!!*
Bye
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Beitrag von Dragorad »

Hurra! :bounce: Bald geht's weiter!

PS: Was für ein Thema hatten denn die Hausarbeiten? Ein bisschen interessiert mich ja Alte Geschichte.
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Ludwig
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Beitrag von Ludwig »

"Das Schweigen der Steine"

Gruss Ludwig :unschuldig:
Dr Wunderfitz macht Jungfern rar.
(Schwäbisches Sprichwort)
(=Neugierde)
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Dragorad
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Beitrag von Dragorad »

Gibt es noch Hoffnung, dass es weiter geht? :unschuldig:
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Morwenna
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Beitrag von Morwenna »

Ja, ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Klar, dass berufliche und auch private Dinge Vorrang haben, aber wir werden nicht aufgeben zu warten und zu hoffen. Eines Nachts wird ihn die Muse küssen :bussi: und er kann nicht anders, als diese Geschichte zu vollenden. Bild
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Cassie
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Beitrag von Cassie »

Da Castore hier ja ab und zu auftaucht, schieb ich mal diesen Thread hoch und hoffe, dass ihn wieder die Muse küsst. :bussi: :bussi:
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Castore
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Beitrag von Castore »

Steter Tropfen höhlt den Stein. Unregelmäßiger aber auch.
Drum:

Der nasse Boden in einem Zelt muss nicht zwangsläufig damit in Verbindung gebracht werden, dass der Bewohner ein Problem mit dem Wasserhalten hat – oder in meinem verzwickten Fall: hatte. Es ist eher davon auszugehen, dass der Bewohner eine Liebe für ausgedehnte Regenspaziergänge hatte oder den Kick brauchte, Mitte Dezember ins Meer zu hüpfen. Für beides kam mein Opfer nicht in Frage. Zum einen war es immer noch furztrocken, zum anderen machte der gute Aaron nicht den reinlichen Eindruck, welchen man erweckt, wenn man kurz vorher noch seinen Körper mit Wasser umspülen lassen hat. Es musste eine andere Lösung für diesen Umstand geben und wo ich mich gerade mit Lösungen befasste, lag der Gang zur Kneipe nah.
Doch vorher hatte ich noch etwas zu erledigen.
Während meiner Vorbereitungen für meinen, nun wohl ad acta gelegten, Knochenfall erwarb ich einen aktuellen Reiseführer zur Schmugglerbucht, wodurch ich erfuhr, dass diese ein beliebter Erholungsort für gestresste Fanatiker aus aller Welt war. Der Tempel von Tsantsa, ganz in der Nähe meiner alten Theke, das Clubhaus der schlagenden Verbindung der Faust, der Tempel der Sonne, sowie ein kleiner Baa-Tempel hatten es sich in der Schmugglerbucht bequem gemacht. Bis vor wenigen Stunden hatte ich keiner dieser Einrichtungen Beachtung geschenkt. Als in der Öffentlichkeit stehender Topagent, sollte man es vermeiden mit verruchten Spinnern in Verbindung gebracht zu werden. Unter jeder Pirnhawurzel lauert irgendein Vogel von der Klatschpresse, welcher nur nach einer Schlagzeile sucht. „AGENT <NULL> NASCHT VOM BAA-MESSWEIN!“ oder „ZERMÜRBT IHN SEIN NEUESTER FALL? – Agent <Null> flüchtet sich in den Glauben von Tsantsa“ Nein, darauf konnte ich bisher gut verzichten, doch nun war der Zeitpunkt gekommen, dass ich aufgrund meiner Ermittlungen zu diesem Pack musste. Schließlich schien mein Opfer einer dieser Fanatiker gewesen zu sein.
Tsantsa, Sonnentempel und Baa hatten sich beide auf vorgelagerten Inseln niedergelassen, da die Immobilienpreise dort wesentlich günstiger waren, als mitten im Ort. Nur der Tempel der Faust erbaute auf dem Festland einen schicken Neubau. Nicht etwa weil die Taschen der Anhänger wesentlich voller waren, sondern weil die Mitglieder dieser schlagenden Verbindung weniger auf Abgeschiedenheit, dafür aber mehr auf Prestige aus waren.
Da ich meinem Mageninhalt bei sichtbar stärker werdendem Wellengang nicht zutrauen wollte unregelmäßig gegen die Innenwand meiner Speisekammer zu schwappen, entschied ich mich dafür die Jungs vom Tempel der Faust mit einem kurzen Besuch zu beehren. Außerdem hatte ich gar nicht so viel Zeit um noch einmal Boot zu fahren, schließlich würde ich mich gleich noch mit einer wunderschönen Frau treffen. Unbewusst strich ich mir bei diesem Gedanken durch meine zerzausten Haare, welche einen schmierigen Film auf meiner Hand hinterließen, mit dem ich direkt meine verunreinigten Schuhe wieder glänzend putzte. Man will ja nicht aussehen wie ein Lump.

Ungefähr eine halbe Stunde dauerte mein Spaziergang an der frischen Morgenluft, bis ich vor der beschlagenen Holztür des Tempels stand und meine Zigarre an ihr ausdrückte.
„Wer da?“ fragte eine gedämpfte Stimme von der anderen Seite der Tür.
„Ich bin´s, Agent <Null>. Tür aufmachen, aber Dalli!“ gab ich freundlich zu verstehen.
„Erst ein Rätsel“ sprach der dreiste Unbekannte.
„Ein Rätsel?!“ empörte ich mich „Ich kann dir wohl ein Puzzle in die Brille hauen, das du dann wieder zusammenbasteln kannst. Dann hast du dein Rätsel.“ Langsam wurde ich fuchsig.
„Nein, Sie verstehen falsch, mein Herr. Ich muss Ihnen das Rätsel stellen. Nicht Sie mir.“ erklärte das begriffsstutzige Männlein von der anderen Seite.
„So ein Unfug!“ protestierte ich, wohlwissend, dass ich fanatischen Spinnern nicht mit Vernunft kommen konnte. Wenn sie ihre blöden Spielchen spielen wollten, dann kam man da doch nicht drum herum. „Also gut. Dann schieß los.“ gab ich gewollt missmutig zu verstehen, gewillt das Prozedere schnell hinter mich zu bringen, da meine Zeit knapp bemessen war.
„Einen Moment bitte.“ vernahm ich die Stimme, worauf ein Geraschel folgte, also wühle jemand in jeder Falte seines Umhangs.
„Was habe ich da in meiner Tasche?“ fragte mein unsichtbarer Gegenüber.
„Wie bitte?! Was ist das denn für eine dämliche Frage?“ raunzte ich die kalte Holztür an.
„Nein, nein. Bitte um Entschuldigung. Ich sprach zu mir, während ich den Zettel mit den Rätseln suchte und allerlei anderen Kram fand. Die richtige Frage lautet: Wer ist grün und stinkt nach Fisch?“
Erwartungsvolles Schweigen schwappte durch das Holz.
„Hmmm.“ Ich kratzte mir die Bartstoppeln.
„Ein grüner Fisch?“ vermutete ich. Ich bin der festen Überzeugung, dass manchmal die einfachsten Lösungen, die richtigen sind, was auch Grund dafür ist, dass ich hin und wieder zuhaue.
„Falsch. Nur noch zwei Versuche.“ kam direkt die ernüchternde Antwort, gefolgt von einem leisen Kichern.
„Ein Goblin, der Fisch gegessen hat?“ überlegte ich weiter.
„Fast richtig, aber immer noch falsch. Letzter Versuch.“ ließ das nervende Wesen verlauten.
Ich blickte auf das Meer und ließ meine Gedanken weiter schweifen. Nun hatte ich die Lösung. „Es ist ein Goblin, der vom Angeln kommt. Ja. Ein Anglergoblin!“
„Richtig.“ Die Stimme klang enttäuscht. „Ihr dürft eintreten.“
Mit diesen Worten schwang die Tür nach außen auf und traf mich frontal.

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Beitrag von Castore »

Fluchend hielt ich mir die Nase. Blut quoll aus ihr und tropfte in meine Hand. Der Knilch von Gegenüber würde gleich erstmal eine Faust bekommen. So viel war klar. Ich blickte in das okkulte Halbdunkel vor mir. Ein grundlegend zu großer Umriss löste sich aus den Schatten, schlug sein Zauberbuch auf und erhellte die Eingangshalle mit einem Fackellicht.
Ich ließ meine, zum Schlag bereite, Faust sinken. Der Mönch vor mir war riesig. Er war so groß, dass er seinen eigenen Mönchsorden hätte aufmachen können und der trotz ihm, als einziges Mitglied, durchaus als zahlenmäßig vollwertiger Verein angesehen wäre. Ein Titan von Mann, mit einer Mönchskutte, die man als Schiffssegel hätte benutzen können.
„Ich heiße dich willkommen in der Bruderschaft der Faust, Agent <Null>.“ Eine Kleinkindgroße gepflegte Hand mit langen, rosa Fingernägeln, auf welche zusätzlich silber glitzernde Einhörner gemalt waren (Platz war genug vorhanden um ganze Herden von kleinen Pferdchen zu malen), welche fröhlich unter einem ebenso glitzernden Sternenhimmel galoppierten, wurde mir zur Begrüßung entgegengestreckt.
„Mein Name ist Schwester Granata.“ erläuterte ... sie.
„Schwester?“ brachte ich, überrumpelt von der Situation, aus mir heraus und gab ihr abwesend meine mit Blut besudelte Hand, was Granata mit einem strengen Blick quittierte.
„Ja? Gibt es daran etwas auszusetzen?“ Ganz offensichtlich erkannte mein Gegenüber den skeptischen Unterton.
„Nein, nein!“ erwiderte ich schnell. Frauen gegenüber ist immer Respekt entgegen zu bringen. Allerdings fielen mir für Frauen untypische Merkmale an Granata auf.
„Sie...ähh... Sie haben eine sehr tiefe Stimme. Ich meine... kein Zweifel... Es gibt Frauen mit tiefen Stimmen, aber -“
„Aber was?!“ unterbrach mich Granata schroff. „Es sind die Hormone. Und die Drüsen. Ja. Daran liegt es. Es kann halt nicht jede Frau ein glockenklares Stimmchen haben. Es gibt solche und solche. Ist das denn so schlimm?“ Sie wirkte etwa aufgelöst, als hätte sie sich schon unendlich oft aufgrund ihrer Stimme rechtfertigen müssen. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt um mein Gegenüber nicht völlig zu verschrecken. Schließlich wollte ich ja noch etwas über kultische Rituale erfahren, die mich vielleicht weiterbringen konnten. Meist wussten Kultisten genau soviel oder sogar mehr über die Riten eines anderen Ordens als die eigenen Anhänger. Überall wurde sich bespitzelt um sich ja sicher zu sein, dass man den besten Gott anbetet und um in Erfahrung zu bringen, was die Anderen über die eigenen Heiligen lästern, damit man sie noch mehr hassen kann.
„Sie tragen einen Vollbart, gnäd´ge Frau.“ gab ich erstaunt zu verstehen und glotzte auf das behaarte , wettergegerbte Gesicht.
Granata begann zu schluchzen, ballte ihre Fäuste, was mich instinktiv einen Schritt zurückweichen ließ, stand für einen Moment reglos da und starrte mich aus glasigen, sich mit Wasser füllenden, Augen an. Dann wirbelte sie herum und rannte laut weinend einen Gang, den ich vorher nicht sehen konnte, da die vermeintliche Ordensschwester vor ihm stand, hinab, wobei sie dabei mit ihren Schultern zu beiden Seiten die Wände streifte. Mit ihr verschwand das Fackellicht und es wurde stockdunkel. Stille folgte und ein leiser Geruch von Witwenbeerenparfüm war neben entferntem Schluchzen das einzige was von Granatas Anwesenheit in der Eingangshalle blieb.
Ich versuchte mich zu orientieren. Allerdings nahm mich die Situation mehr mit als ich zugeben mochte, aber dir, mutiger Leser, kann ich es ja verraten.
So stand ich da mehrere Minuten mit immer noch kräftig blutender Nase und versuchte meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Keine Chance. Ich versuchte mich vor zu tasten, aber der Raum schien größer zu sein, als ich vorher vermutete. Mit Granata wirkte er wie eine kleine Kammer, doch mit ihrem Verschwinden offenbarte sich erst das wahre Ausmaß der Halle. Als sie noch da war, hätte ich keine fünf Schritte laufen können ohne zwangsläufig gegen sie zu stoßen, nun aber fühlte ich mich nahezu verloren wie ein Kiesel in der Unendlichkeit des Alls.
Erstmal eine Zigarre um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich kramte nach meinen Zündhölzern, fand sie und zog eins von ihnen an einer verschorften Hautstelle am Arm entlang, um es zu entflammen. Fast schmerzlich kniff ich die Augen zusammen, so hell blühte die kleine Flamme am Ende des Holzspans auf. Wenn man versucht, seine Augen an völlige Dunkelheit zu gewöhnen, so reicht schon der kleinste Funken aus um einen Raum zu erleuchten und einen selber zu blenden. Rote Punkte tanzten über meine Netzhaut wie die Einhörner auf Granatas Fingernägeln, während ich gierig an meiner Zigarre zog.
Die Flamme brannte den Span hinab, bis sie meine blutgetränkte Hand erreichte und mit einem Zischen erstarb. Es wurde wieder dunkel. Allerdings nicht gänzlich. Die Glut meiner Zigarre erleuchtete, bei jedem kräftigen Zug und erfüllte somit den Raum mit einem pulsierenden, gespenstisch wirkendem Leuchten.
„Sie werden nun erwartet, Agent <Null>.“ erklang eine heisere Stimme hinter mir.
Ich wirbelte herum, nahm einen tiefen Zug um Licht zu machen und erkannte eine Mönchsgestalt ungefähr dort, wo vorher Granata stand – wobei diese Positionsangabe nicht sehr genau zu nehmen ist, da ca. ¾ des Raumes dieser Position entsprachen.
„Folgen Sie mir bitte.“ befahl das heisere Stimmchen.
„Äh, ja.“ begann ich „Mein Name ist -“
„Ich weiß wer Sie sind.“ antwortete der Mönch. „Der Kristall hat uns Ihr Erscheinen voraus gesagt. Sie entsprechen genau der Beschreibung welche uns der große Kristall offenbarte.“
Wieder einmal schien mir mein guter Ruf zuvor gekommen sein.
Wir gingen schweigend einen geschlungenen Gang entlang, bis wir in eine Art Vorratskammer gelangten. Kisten und Fässer stapelten sich an den Wänden. Ob in einem der Fässer wohl ein guter Tropfen lagerte? Ich bekam Durst. Mein Führer schien sich in dem Gemäuer aus zu kennen, da, abgesehen von meiner Zigarre, weiterhin keinerlei Lichtquelle unseren Weg erhellte. Allerdings machte er keinerlei Anstalten mir einen Becher Messwein oder etwas derartiges anzubieten. Stattdessen ging er direkt auf eine Fackel zu. Erst dachte ich, er wolle diese anzünden um endlich diese verdammte Dunkelheit zu verdrängen, aber stattdessen zog er kräftig an der Holzfunzel. Ein mechanisches Klackern und Knarren ertönte, als würden in den Wände alte Zahnräder ineinander greifen.
„Unser Tempel sieht zwar von außen gänzlich neu aus, ist in Wirklichkeit aber schon viele hundert Jahre alt. Wir erneuerten die Fassade und ließen Architekten, welche einen Faible für den neuesten modischen Schrei haben, aus Free Haven herkommen um möglichst modern zu wirken.“ erklärte der Ordensbruder „Damit wollen wir nur davon ablenken, dass dieses Gebäude uralt ist und auf einem noch älteren Kanibalenfriedhof erbaut ist. Wenn das jeder wüsste, dann könnten wir uns wohl vor Abenteuertouristen kaum noch retten, und das wollen wir nicht. Wir mögen es nicht, wenn hier andauernd jemand zu Besuch kommt.“ erläuterte der Mönch weiter.
„Ah, ich verstehe.“ gab ich zurück. „Deshalb auch die dummen Rätsel und dieses Mannsweib an der Pforte. Das schreckt noch zusätzlich ab.“ Ich lachte in mich hinein, wodurch meine Nase wieder stärker blutete und dicke Tropfen auf den Bode prasselten.
„Ich bitte Sie, Agent <Null>!“ empörte sich der Mönch heiser und musste vor Aufregung etwas husten. „Hmpf. Bei uns verdienen alle Brüder und Schwestern höchsten Respekt! Und auch Schwester Granata verdient die Wertschätzung, welche ihm gebührt!“ sprach der Mönch sauer. „Und jetzt kommen Sie bitte mit. Der Kristall erwartet Sie.“
Zuerst schien es mir so, als gingen wir den gleichen Weg zurück, doch sicher war ich mir dabei nicht. Es sah alles so gleich aus in dieser verfluchten Finsternis und meine immer noch blutende Nase schmerzte gräßlich. Wahrscheinlich war sie gebrochen.
Schließlich führte uns unser Weg durch einen immer breiter werdenden Gang hinab in die Tiefen des Erdreichs. Ein muffiger, nach Schimmelpilz und Verwesung riechender Gestank hing erst leicht, dann immer stärker und schließlich so penetrant in der Luft, als würde er sich im nächsten Augenblick in einer massive Wand direkt vor mir manifestieren. Gleichzeitig wurde es immer heller. Es war ein kaltes, blaues Leuchten, welches in regelmäßigen Abständen pulsierte, wie ein altes, großes Herz.
„Hehe. Gemütlich hier. Wirklich. Sicher auch die neuste Mode, nicht war. Haha.“ versuchte ich die gespannte Stimmung zu durchbrechen und meine eigene, aufkeimende Angst zu verdrängen.
„Schweig, Ungläubiger.“ zischte der Mönch. „Sprich nur, wenn du gefragt wirst.“
Normalerweise lasse ich mir nicht den Mund verbieten und hätte so eine ungehobelte Anmache sicher mit einem Tritt in die Kniekehle quittiert, aber genau in diesem Moment hallte eine Stimme durch meinen Kopf. Richtig! Durch den Kopf. Sie kam nicht aus dem Raum, den wir im selben Moment erreichten, sondern sie kam direkt aus meiner Birne.
„Willkommen, <Null>.“ wisperte mir ein unheimliches Stimmchen zu. „Ich entschuldige mich fürr die ungehobelte Sprrache meines Jüngerrs. Dies ist sicherr nicht zu dulden.“ hauchte der Unbekannte weiter. Es hörte sich eher nach dem Röcheln eines Sterbenden an, als nach einer richtigen Stimme.
Eine Sekunde später geschah mit meinem Führer etwas schreckliches. Rauch stieg aus seiner Kutte und ein jammerndes Stöhnen gefolgt von einem spitzen Todesschrei entfuhr dem Bruder. Zuckend fiel er zu Boden. Immer mehr Rauch quoll aus jeder Ritze seiner Bekleidung und hüllte ihn in dichten Nebel. Ein letztes Seufzen erklang, worauf totale Stille folgte. Der Rauch verzog sich und gab den Blick auf eine leere, verkohlte Mönchskutte frei. Der Vorgang dauerte keine zehn Sekunden. Ich schauderte.
„Damit sollte er seine gerrechte Strrafe bekommen haben, nicht wahrr?“ fragte die Stimme.
Unter Schock stehend brachte ich soetwas wie „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ hervor, aber ganz genau kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Ich wurde von der Stimme in die Mitte des Raumes zitiert. Dem kam ich augenblicklich nach, da ich nun wusste, wozu die unheimliche Stimme in der Lage war. Dies sollte nicht das Ende eines so großen Agenten sein!
In der Raummitte stand ein etwa mannshoher, tiefblauer Kristall, der von innen heraus strahlend leuchtete. Er besaß keine spitzen Stalakmiten, wie man es sich vorstellt, sondern er wirkte eher wie eine große, niedergebrannte Kerze. Wie gestapelte Tropfen aus Wachs stand er dort im Raum.
„Nun bist du also endlich bei mirr.“ vernahm ich die Stimme, wobei sie diesmal sowohl in meinem Kopf erklang, als auch gedämpft aus dem Kristall drang.
„W-wer bist du?“ fragte ich ängstlich.
„Komm näherr zu mirr. Dann wirrst du mich errkennen.“ zischte die Stimme.
Ich trat noch einen Schritt vor und musste mir die Hand vor die Augen halten, so stark blendete das gleißende, blaue Licht.
„Noch näherrr. Komm ganz dicht an mich rrran.“ kreischte die Stimme nun fast. Es kam mir vor, als würde ich eine wollüstig zuckende Gestalt in dem Kristall ausmachen können – und dann sah ich ihn.
Ich schreckte mit einem spitzen Schrei zurück, kurz bevor ich den Kristall mit meiner blutigen Nase berührte. Ein Kreischen erfüllte meinen Kopf.
„Berrrrührrrr mich! Ich befehle dirrrrr mich zu berrrrrührrrrren! Lass mich dein Blut trrrrrrinken! Ich habe Durrrrrrst!!“
Keuchend stand ich vor dem Kristall und wich weiter zurück. Was ich gerade gesehen hatte war unvorstellbar. In dem Kristall saß ein Mann. Abgesehen davon, dass er aussah als hätte er nach seinem Tot noch drei Wochen verwesend im Paradiestal gelegen, war sein Körper grausam deformiert. Der rechte Arm wies eine Vielzahl menschlicher Bissspuren auf, während der Linke bis zum Stumpf abgenagt wurde. Ich zitterte am ganzen Leib und es gingen ein paar Tropfen in die Hose.
„Wer bist du? Und wer hat dich so zugerichtet?“ fragte ich tapfer.
„Es ist so lange herr.“ zischte die Stimme, nun wieder etwas beruhigter. „So unendlich lange.“ Die Stimme wirkte erschöpft. „Als jungerr Mann strrich ich vorr tausenden von Jahrren durrch die Wälderr, welche hierr frrüher das ganze Land bedeckten. Genau hierr wuchs die letzte Mammutblautanne. Ein rriesiger Baum, von dem nurr noch ein Exemplarr existierrte. Es warr die Aufgabe eines jeden Jünglings meines Stammes eine solche Tanne zu fällen. Errst dann würrde err zu einem rrichtigen Mann werrden.“
Es folgte ein langgedehntes Schweigen und ich nahm an, dass dies schon das Ende der Geschichte war. Ich wollte gerade etwas sagen, da fuhr die Stimme fort.
„Da diese Trradition schon so alt warr, gab es am Ende nurr noch diese eine Tanne. Und die wollte ich fällen um meine Rreife zu beweisen.“ Wieder herrschte eine längere Pause, als müsse sich die Leiche im Kristall erst wieder erinnern.
„Schließlich fand ich den Baum, den ich so lange suchte. Ich schwang mein Beil und trrieb es in den mächtigen Stamm. Damit warr mein Ende besiegelt.“
Ich vernahm ein Schluchzen, was in mir beinahe Mitleid erweckt hätte, wenn ich nicht ein so verdammt harter Knochen wäre.
„Was geschah?“ fragte ich, als die Stimme wieder einmal verstummte.
„Hmph.. Oh ja, ja.“ schreckte das Zischen wieder auf. „Ein Schwall warrmes, blaues Harrz errgoss sich überr meinem Unterrleib. Err war so zäh und errharrtete schnell. Ich warr in eine Falle getappt. Ich steckte fest und konnte mich nicht mehrr befrreien. Im Gegenteil! Langsam sickerrte neues Harrz nach. Ganz langsam wurrde ich eingeschlossen.“ die Stimme war zu einem Stimmchen verkommen und wirkte nun nur noch wehleidig.
„Aber was ist mit deinen Verletzungen an den Armen?“ fragte ich. „Das war doch nicht etwa der Baum, oder?“
„Ach Quatsch!“ blaffte die Stimme barsch. „Das warrr ich!“
„Du?“ fragte ich ungläubig.
„Ja, natürrrlich! Ich habe mich selbst gefrrressen und habe mein eigenes Blut getrrrunken! Ja! Ich bin derrr errrste Kannibale!!“ schrie das Wesen nun wieder wesentlich schriller.
„Weisst du wie grrrausam es ist, wenn du tagelang in einerrr Falle steckst und du hast nichts zu Essen und nichts zu Trrrinken?! Dann beginnt man sich selbst zu verrrtilgen! Ich wurrrde satt von mirrr selberrr. Ich stillte meinen Durrrst mit meinem eigenen Blut! Ich fällte zwarrr die Tanne nicht, aberrrr ich wurrrrde trrrrotzdem zum Mann!! Jawohl!!“ Die Stimme brüllte hysterisch, wurde dann aber plötzlich wieder ganz ruhig. „Doch entkommen aus den Fängen derr Tanne konnte ich nicht. Sie bedeckte mich immerr weiterr mit Harrz, bis ich mich nicht mehrr an mirr selbst laben konnte. Ich lebte aberr noch so lange, bis der Harrz mich gänzlich umschloss. Dann starrb ich.“
Wieder eine Pause.
„Oh.“ sagte ich.
„Ja. Oh.“ wiederholte die Stimme. „Jahrrtausende dauerrte mein Schlaf an. Die Tanne starrb, verrrrrottete und verrschwand schließlich gänzlich, doch ich blieb errhalten. Vorr einigen Jahrren fanden mich diese daherrgelaufenen Brrüder. Ich errschien ihnen wohl als kurrios, als interrrressanterr Fund. Mehrr noch. Sie gaben mirr wiederr Leben. Ein hoherr Klerrikerr des Orrdens ließ mich auferrstehen und seitdem lebe ich hierr in diesem Gefängnis.“ Wieder erklang ein tiefes, trauriges Seufzen.
„Doch die Tanne, welche mich umbrrachte, gab mirr auch ein teurres Geschenk.“ erzählte der Kannibale der ersten Stunde weiter. „Mit meinem letzten Atemzug sog ich den warrmen, magischen Harrz in mich ein. Seitdem verrfüge ich über die Fähigkeit Wesen, welche mich vorrherr von ihrrem Blut kosten lassen, zu kontrrollierren.“
„Aha! Daher sollte ich meinen blutigen Zinken gegen dein Gefängnis drücken, du Schuft!“ entfuhr es mich. „Daraus wird nichts! Ich habe noch einen Fall zu klären!“
„Die Flöte. Ich weiß.“ entgegnete der Kannibale.
„Woher weißt du von der Flöte? Los, raus mit der Sprache, du halbe Portion!“ erfragte ich mit meinem routinierten Verhandlungsgeschick.
„Ich bin nicht derr rrichtige Ansprrechparrtner fürr dich. Aarron warr ein Baa-Jüngerr“ spuckte er angeekelt aus. „Die Flöte hat nichts mit Baa zu tun. Soviel ist sicherr. Und überr die Baa-Brräuche kenne ich nicht viel. Aberr sein Mörrderr, derr warr sicherr nicht aus so niederren kultischen Grründen bei Aarron.“
Ich wurde hellhörig. „Heißt das, dass du weißt, wer ihn umgebracht hat?“
„Nein. Ich kenne diese Perrson nicht. Ich spürrte nurr ihrre Anwesenheit in meinerr Umgebung – und meine Umgebung endet nicht etwa in diesem Rraum. Ich spürre die ganze Schmugglerrbucht!“
Der Kannibale wirkte stolz.
„Weisst du woher er kam?“ fragte ich
„Err kam von nirrgendwo.“ antwortete er.
„Aha. Schon klar. Und wohin ging er?“ versuchte ich heraus zu finden.
„Er ging irgendwo hin.“ sprach der Kannibale.
„Was soll denn dieser Mist!“ schrie ich den Kristall an. „Kannst oder willst du mir nicht sagen woher der Mörder kam und wohin er gegangen ist?!“
„Ich weiß wirrklich nicht mehrr. Err warr plötzlich da und auf einmal wiederr weg.“ protestierte die Stimme des Eingeschlossenen.
„Stadtportal!“ fiel es mir wie Schuppen von den Haaren. „Natürlich. Der Mörder muss ein Zauberer sein!“ rief ich in den Raum, froh darüber einen Schritt weiter zu sein.
„Nicht ganz rrichtig.“ widersprach der Kannibale.
„Wieso? Woher willst du Amateur das denn wissen?“ fragte ich.
„Es führrt kein Stadtporrtal in die Schmugglerrbucht.“ brachte die Stimme zur Sprache.
Tatsächlich. Aber das hieß: Leuchtfeuer. Ein Magier, welcher Leuchtfeuer beherrschte hatte den armen Glücksspieler getötet um an die Flöte zu kommen. Es war nun noch mehr klar. Der Mord muss von langer Hand geplant gewesen sein. Denn, soviel kenn ich mich in der Welt schon aus, um zu wissen, dass man ein Leuchtfeuer erst zurückrufen kann, wenn man es vorher gesetzt hat. Das änderte alles. Warum tötet jemand einen Mann erst beim zweiten Besuch, nachdem er beim ersten Erscheinen nur ein Leuchtfeuer vor seinem Zelt setzt. Warum macht man sich soviel Mühe? Etwa weil die Flöte beim ersten Besuch noch gar nicht bei Aaron war? Ein fixer Gedanke kam mir in den Sinn.
„Du sagtest doch, dass du alles mitbekommst, was in der Schmugglerbucht geschieht, Menschenfresser.“ erfragte ich.
„Ähh. Ja. So in etwa.“ gab der Kannibale zögernd wider.
„Kam der Mörder bereits vorher einmal in die Schmugglerbucht?“ schoss ich offensiv hervor.
„Hmm..“ machte die Stimme.
„Kam er, oder kam er nicht, du mieses Stück Bernstein!“ bohrte ich nach.
„Ja.“ antwortete die Stimme. „Drrei Tage vorrher warr selbe Perrson schon einmal hierr.“ rückte der Kannibale mit der Wahrheit heraus.
„Und wo kam er her? Wohl nicht mit Stadtportal oder Leuchtfeuer nehme ich an, da das eine nicht hierhin führt und das andere noch nicht gesetzt war, richtig?“
„Rrichtig. Err kam aus Frree Haven. Und nun geh. Ich habe dirr alles gesagt. Ich bin nun errschöpft.“ sprach der arme Tropf matt.
„Ich werrde Grranata rrufen um dich hinaus zu führren.“ bot er an.
„Oh nein, nein!“ gab ich schnell zu verstehen. „Ich finde hinaus. Ich folge einfach meiner eigenen Blutspurr Sie führt mich direkt zum Ausgang.“ sprach ich schnell
„In Orrdnung.“ war das einzige, was der Kannibale noch sagte.
Ich drehte mich um und ging langsam den Gang hinauf. Zu Beginn meines Rückwegs waren die Blutspuren noch gut zu erkennen, doch je weiter ich mich vom Kristall entfernte, desto näher kroch wieder die Dunkelheit. Ich entzündete meine Zigarre wieder, welche ich im Gespräch mit dem Urkannibalen völlig vergessen hatte.
Ich musste mich stark bücken um die Tropfen meines eigenen Blutes zu sehen, doch es funktionierte. Unbeschadet fand ich mich nach einiger Zeit in der Vorhalle des Tempels wieder. Was für ein Geniestreich mit der Blutspur! Bei einem solchen Hochgefühl spürte ich die angeknackste Nase kaum noch.
Ich wollte gerade die Tür öffnen, da erreichte mich noch einmal die Stimme des Kannibalen aus der Ferne.
„Viel Glück, Agent <Null>! Sie sind auf derr rrichtigen Spurrrrr!“
Ich war einen Schritt weiter.
Ich öffnete die Tür und trat hinaus in den strömenden Regen ohne noch einmal zurück zu blicken. Und ohne noch einmal Granata zu sehen.

Fortsetzung folgt.
Bye
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Schlauer Spruch des Jahres 2013:

"Ich ging mit dem Gefühl in´s Bett, dass alle Säufer kennen: Ich hatte mich lächerlich gemacht, aber zum Teufel damit." (Henry Chinaski)
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Beitrag von Castore »

Schockiert? Wie ich bereits ganz zu Beginn verlauten ließ: Diese wahre Begebenheit ist kein Kindergeburtstag für Rundenmodusspieler. Ich kann verstehen, wenn die Anzahl meiner treuen Leser spätestens jetzt auf eine winzige Gruppe unerschrockener Abenteurer geschrumpft ist. Doch auch den Zurückgebliebenen kann ich nicht böse sein. Man muss seine Grenzen kennen und akzeptieren. Jeder muss für sich entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist bei etwas aufzugeben, dem man nicht gewachsen ist. Sicherlich hätte ich eine unendliche Leserschaft, wenn ich euch herzerwärmende Geschichten wie „Die Schöne und der Hobgoblin“ oder „Der Riesenrattenfänger von White Cap“ erzählen würde. Alle hätten am Ende der Geschichte glänzende Augen und einige würden aufgelöst von der Schönheit der Situation, wo der Goblin sich in einen wunderschönen Prinzen verwandelt und gemeinsam mit seiner Geliebten den rosa Sonnenuntergang entgegen reitet, weinen und mit tränenerstickter Stimme Dinge wie „Das ist so rührend.“ oder „Wann holt mich ein solcher Prinz in sein Königreich?“ von sich geben.
Hier herrscht jedoch die pure Realität. Wären meine Erläuterungen ein Märchen, so würde sich der Goblin am Ende nicht in einen Prinzen, sondern in einen noch hässlicheren Oger verwandeln. Und dann würde er die Prinzessin mit Haut und Haar fressen. Und dann würde er allein in den rosa Sonnenuntergang reiten. So sieht es aus.
Also treue Abenteurer, die mir auf meinem Weg noch geblieben sind: Holt euch Nervennahrung. Verriegelt die Türen und Fenster. Sagt alle Verwandtenbesuche ab und schraubt den Klopfer von eurer Tür. Es geht weiter.

Der Regen prasselte auf mich hinab, als wolle er mich zu Boden ringen. Ich nahm aus meiner Jackentasche ein, schon etwas klebriges, Lakritzbonbon. Schließlich wollte ich mich nicht erkälten. Wild saugte ich die oberste, schmierige Schicht ab, bis ich zu dem festen, noch nicht aufgeweichten Kern kam. An den Zähnen entlang klackernd schob ich das Bonbon mit meiner Zunge von links nach rechts.
Ich griff behutsam an meine lädierte Nase, die aufgehört hatte zu bluten. Die Schmerzen waren jedoch nach wie vor präsent. Ignorieren und weitermachen, sagte ich zu mir selbst, während ich meine Hände in die Jackentaschen steckte.
Ich war bereits völlig durchnässt, was mich jedoch momentan fast schon erfreute. Manchmal ist eine kalte Dusche für das logische Denken besser, als eine ganze Kiste schwarzer Intellekttränke. Was in der letzten Stunde passiert war, regte zum Nachdenken an. Meine Spürnase, und sei sie noch so krumm und angeschwollen, führte mich wieder einmal ein Stück näher in Richtung Ziel, auch wenn dies den Fall nicht einfacher machte. Je mehr Aufwand man in einen Mord steckt, desto gravierender und verzwickter sind die Gründe für selbigen. In diesem Fall hatte mein Täter wohl einen besonders bedeutsamen Grund für sein Handeln gehabt, wenn man sich klar machte, wie er vorgegangen war. „Was trieb dich an, du Mörder?“ fragte ich in das Unwetter.
Der Regen durchnässte mich bei meinem Rückweg in den Ort gänzlich und ich begann zu frieren. Noch tiefer steckte ich meine Hände in die Taschen, wobei meine Linke auf ein Stück zerknittertes Papier stieß. Ich zog es heraus. Es war die mysteriöse Nachricht von Aaron O´Connor.
„Finden sie die Flöte, <Null> !“ stand an ihrem Ende. Die Flöte. Was kann so besonderes an einer Flöte sein? Ich wusste keine Antwort. Noch nicht. Aber mir war klar, dass sie der Mittelpunkt war, worum sich alles drehte.
„In grauer Vorzeit hergestellt“ lautete der erste Satz. Graue Vorzeit? Für manche meiner Kneipenbrüder beginnt die graue Vorzeit kurz vor dem letzten Toilettengang. Ich ging aber davon aus, dass Aaron eine größere Zeitspanne meinte. Ab und an gruben mutige Archäologenteams westlich von Blackshire mächtige, kunstvoll gefertigte Artekakte aus dem heißen Wüstensand, welche häufig in die Zeit der Wunder datiert wurden. Ich denke, dass mein Opfer eher diese Zeit meinte. Dies machte es für mich nicht einfacher. Es war Gang und Gebe, dass unerklärliche Gegenstände in die Zeit vor der Stille datiert wurden, schlicht aus der Not heraus, dass man sie nicht besser zeitlich einordnen konnte. Vor einigen Jahren sorgte ein Fischer aus Neu Sorpigal für Aufsehen, als er in einem seiner Fangnetze einen großen Stein fand welcher die Form eines ...ähhh... nun ja eines männlichen.... Ach! ... er sah in etwa aus wie eine große Karotte.
Jedenfalls ging der Fischer mit seinem Fund an die Öffentlichkeit und präsentierte den Stein als Karotte eines längst in Vergessenheit geratenen Gottes aus der Zeit der Wunder.
Heute braucht der Mann nicht mehr Angeln gehen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Stinkreich setzte er sich in die Abgeschiedenheit der Smaragdinsel ab und lebt dort seitdem in Saus und Braus.
„In grauer Vorzeit hergestellt“ war somit vorerst ein unlösbares Rätsel.
„Von fremden Welten auserwählt“ Auch hier erschloss sich mir bisher keine sinnvolle Lösung. Während meiner Ausbildungszeit lebte ich zeitweise zur Miete bei einem kratzbürstigen Drachen von Frau in Ironfist. Ihre Definition von „Fremden Welten“ schloß alles ein, was nicht ihrem Standpunkt, und der war sehr eingeschränkt, entsprach. Wurde beim Obsthändler eine Tüte Äpfel aus dem nahegelegenen Neu Sorpigal zum Verkauf angeboten, so war bei ihr die Empörung und Furcht groß, dass ausländische Waren den heimischen Markt überschwemmten. Während eines heißen Sommers wurde mir fristlos mein Zimmer gekündigt, da ich etwas Farbe bekommen hatte. Meine Vermieterin argwöhnte ich könne eventuell aus Blackshire oder schlimmstenfalls sogar aus Regna kommen und setzte mich ohne zu zögern auf die Straße.
Jedoch glaubte ich auch hier, dass Aaron mit „fremden Welten“ etwas größeres meinte, wobei ich nicht zu den Spinnern gehörte, welche glaubten, dass irgendwo im Himmel kleine grüne Männchen sitzen.
Somit stellte sich auch dieser Satz vorerst als nicht lösbar für mich heraus.
„Vor kurzem aus dem Matsch geschält.“ Dieser Vers schien sich als Strohhalm zu entpuppen, an dem ich mich entlanghangeln konnte. Er sagte deutlich aus, dass die Flöte erst vor kurzem ausgegraben wurde. Das Paradiestal, in dem sich fast alle archäologischen Aushebungen abspielten schied als Fundort der Flöte direkt aus. Wenn man etwas im Glutofen Enroths nicht fand, so war es feuchter Boden, sprich: Matsch. Ich vermutete, dank meines grandiosen Kombinationsgeschicks, den Fundort der Flöte eher in Ironfist oder im Sumpf der Verdammten. Beide Regionen waren äußerst Niederschlagsreich und in beiden Gegenden schürften die Zwerge ausgiebig nach Erzen aller Art und untergruben langsam aber sicher die gesamte Umgebung, was schon zu manch unschönem Einsturz geführt hatte. Geographisch näher gelegen und von daher der wahrscheinlichere Fundort waren Snergles Höhlen ganz im Nordwesten von Ironfist.
Ich entschloss mich spontan, bevor ich der Spur nach Free Haven folgen würde, Snergle einen Besuch abzustatten.
Dies sollte mein nächster und, soviel sei vorweggenonnen, dramatisch falscher Schritt sein.
Ein Topagent kann sich auch mal irren – und damit das Schicksal der Welt aufs Spiel setzen.


Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von Castore am Fr 04.12.2009 - 14:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Xenofex »

:)) :)) Fortsetzung :o

man ich will zuende lesen :P
Colony Zod lädt euch auf einen Besuch ein...
Und immer schön weiterspielen, irgendwann seit ihr bei mir angelangt !:)
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Beitrag von Castore »

Der erste Kannibale wunderte sich, dass er das Kommen des Unbekannten nicht bemerkt hatte. Urplötzlich erschien er in direkt Schlagdistanz wie ein roter Punkt auf der Minimap.
Eine dunkle Gestalt betrat den ebenso dunklen Raum, welcher daraufhin noch ein wenig dunkler wurde. Mit finsterer Mine trat sie an den Kannibalen heran.
„Du hast zu viel geredet.“ gab der Neuankömmling mit völlig unpassendem Fistelstimmchen von sich.
„Wieso, ich habe doch -“ begann sein Gegenüber, wurde aber direkt von dem unheimlichen Besucher unterbrochen.
„Du hast unsere Mission in Gefahr gebracht! Früher oder später wird <Null> in Free Haven auftauchen!“ keifte der Vermummte schrill und begann dabei aufgeregt von einem Bein auf das andere zu hüpfen. „Kannst du <Null> nicht nach Blackshire oder White Cap locken?! Eine einfache Lüge wäre dir besser bekommen! So allerdings,“ und mit diesen Worten wurde der ungebetene Gast ganz ruhig „wirst du sterben. Und dieses mal wird es endgültig sein.“
„Aberr...“ stotterte der Kannibale ängstlich „Aberr ich sehe, dass <Null> nach Irronfist aufbrricht. Err kommt garr nicht zu euch.“
Das Kastratenstimmchen wirkte ein wenig überrascht. „Ironfist?“ fragte er mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber „Das gibt uns möglicherweise genug Zeit um den Rest zusammen zu tragen.“
Leise atmete der Kannibale durch. Nur ein Unmensch würde jemanden, der für gute Nachrichten sorgte, umbringen wollen.
„Trotzdem wirst du aufgrund deiner Redseligkeit nicht verschont bleiben!“ zerstörte die dunkle Gestalt die weiteren Lebensabsichten des Kannibalen.
Mit diesen Worte zog er eine Feldflasche unter seinem Umhang hervor, öffnete sie, trank einen Schluck, gurgelte den Nächsten und gab dann erklärend zu verstehen „Milch mit Honig. Das entspannt die Stimmbänder und macht sie dehnbar.
Hätte der Kannibale verdutzt schauen können so hätte er es sicher getan, aber eingesperrt in seinem Kristall, konnte er nur dem skurrilen Schauspiel zusehen.
Breitbeinig stellte sich der geheimnisvolle Gast vor den Kristall und begann in höchsten Tönen zu summen. Das Summen wurde immer lauter, schwoll zu einem spitzen Schrei an, welcher wie die Welle eines Tsunami immer weiter anwuchs. Wie die Spitze einer heißen Nadel bohrte sich der hohe Ton in die Ohren des Eingeschlossenen, welcher vor Schmerzen zu Kreischen begonnen hatte, was aber aufgrund des alles durchdringenden Tones, welcher der Kehle des Vermummten entwich, nicht zu hören war. Wie gerne hätte er jetzt seine Hände vor die Ohren gepresst, doch es war einfach nicht möglich, zumal ein Arm vor langer Zeit als schmackhafter Pausensnack diente.
Der Schrei wurde immer höher. Schon erschienen erste Risse im Kristall. Zuerst waren es feine, leicht verzweigte Haarrisse, welche aber schnell immer größer wurden und sich über den ganzen Kristall ausbreiteten. Schon bröckelten erste Stücke des Kristalls auseinander wie ein Zuckerwürfel im Regen. Es lag bereits ein Teil des Kannibalen frei, welcher sich im Todeskampf wand, schmerzverzehrt von der Schärfe des hohen Tons, welcher in sein Hirn einschnitt, wie ein Messer in weiche Butter.
Noch etwas spitzer wurde der Schrei, des mittlerweile tiefrot angelaufenen Fremden.
Der Druck im Kopf des Kannibalen wurde immer unerträglicher. Altes, dickflüssiges Blut strömte aus den Ohren.
Schließlich war es vorbei. Mit einem fast schon lächerlich klingenden „Plopp.“ sackte der Kopf des Menschenfressers in sich zusammen. Alles was sich vorher zwischen den Ohren des Mannes befunden hatte schien sich verflüssigt zu haben und lief nun sturzbachartig den Kristall hinab.
Fismol hörte auf zu kreischen, räusperte sich und war ebenso schnell verschwunden, wie er gekommen war.
"So tötet ein wahrer Profi. So sieht die Rache vom hohen C aus. So wird auch <Null> sterben." dachte sich der Mörder, während er verblasste.


Als ich zum abgemachten Treffpunkt kam verspürte ich einen fiesen Tinitus, welchen ich zu eliminieren versuchte, indem ich mir meinen Zeigefinger möglichst weit in mein Ohr schob und kräftig darin bohrte. Erstaunlicherweise wirkte es. Ich zog meinen Finger wieder heraus und besah den gelblichen Stalagmiten, welchen ich mit zum Vorschein brachte. Kurz überlegte ich das Zeug zu probieren, ließ es dann aber sein und wischte meinen Finger einfach an der Jacke ab.
„Sie sind zu spät, <Null>!“ erreichte mich eine anklagende Stimme.
Octavia Munchkin stand nahe der Quelle unter einem Baum um sich vor dem Regen zu schützen, was allerdings nicht viel gebracht zu haben schien. Klatschnass klebten ihre Kleider an ihrem Körper und zeigten deutlich ihre wohlgeformten Maße. Ich musste schlucken. Ich dachte immer, dass ich erst ab Might and Magic VII die Brüste in den Lederrüstungen der Frauen erkennen könnte, doch Munchkins Anblick strafte diesen Eindruck als völlig falsch ab. Mir wurde trotz der kühlen Nässe ganz warm.
„Ja nun, das kann ja mal passieren.“ Entschuldigte ich mich wie ein richtiger Gentleman. Was Frauen angeht, da zeige ich wirklich Fingerspitzengefühl. Ich habe viel Erfahrung im Umgang mit dem schwachen Geschlecht.
„Sind se denn nass geworden?“ fragte ich ganz höflich, wobei die Antwort völlig augenscheinlich war. Ich suchte einfach nur das Gespräch, damit sie sich nicht ganz so unnütz fühlte.
„Kaum.“ War die knappe Antwort Octavias, wobei ich glaube, dass sie noch ein Paar Worte in sich hinein murmelte. Egal. Frauengeschwätz.
„Ja, dann können wir ja los nach Ironfist.“ gab ich den Ton an.
„Nach Ironfist?“ fragte Octavia „Ich denke Free Haven sei unser Ziel. Sie wollten doch ihren Zahnsammler suchen, oder etwa nicht?“
Ich seufzte und begann ihr mein Handeln der vergangenen Stunden mit einfachen Worten zu erzählen um ihren simpel gestrickten Frauengeist nicht zu überfordern.
Als ich mit meinen Ausführungen am Ende war, schien ich Miss Munchkin noch nicht ganz überzeugt zu haben, doch ich ließ keinen Zweifel an meiner Entscheidung,
Wenn mir diese verdammte Flöte schon so viel Arbeit bescherte, dann wollte ich wenigstens jede Einzelheit über sie heraus finden. Damals war mir noch nicht klar, dass mir die Zeit weg rannte, wie ein Goblin mit nur einem Trefferpunkt.
Zu diesem Zeitpunkt wollte ich jedoch einfach erst einmal wissen wer wann und wo die Flöte ausgegraben hatte und diese Antworten würde ich hoffentlich bei Snergle, dem alten Knirps, bekommen.
Ich schaute zum Himmel um den Sonnenstand erkennen zu können, jedoch konnte ich nur ein einheitliches dunkelgrau ausmachen, aus dem es obendrein noch immer wie aus Kübeln goss. So musste ich die Uhrzeit schätzen.
„Denke es macht keinen Sinn heute noch aufzubrechen.“ sagte ich, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sicherlich hätten wir mit der Polizeidroschke direkt losfahren können, allerdings wollte ich unbedingt was saufen. Selbstverständlich bin ich, ein in der Öffentlichkeit stehender Volksheld und große Vorbildfunktion halb Enroths, absolut Herr über meine Laster, jedoch lass ich es mir nicht nehmen ab und an bei ein Paar Gläschen Hochprozentigem über meine Heldentaten zu sinnieren.
„Wir werden uns für heute Nacht in der Goblinkneipe am Ort einquartieren und dann morgen in aller Früh aufbrechen.“ schlug ich vor.
Achselzuckend nahm Munchkin meinen Vorschlag entgegen.
„Hauptsache ich komme aus diesen nassen Klamotten raus.“ sagte sie und schaute an sich herab.
„Oh ja, dass hoffe ich auch, Schätzchen.“ schnurrte ich ihr entgegen und hielt ihre Aussage für ein eindeutiges Angebot. Wieder einmal Eine, welche meinem Charme binnen kürzester Zeit erliegt.
Die schallende Ohrfeige, welche mir Octavia verpasste, zeigte jedoch, dass ich hier etwas falsch verstanden hatte.
Versteh einer die Weiber.


Fortsetzung folgt....
Bye
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Cassie
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Beitrag von Cassie »

Also erst mal hey cool, wir warten auf jede Fortsetzung. Und 2.
Castore hat geschrieben: um ihren simpel gestrickten Frauengeist nicht zu überfordern.
...muss ich wohl mal mit deiner Frau Kontakt aufnehmen :evil6:
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VwieVendetta
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Weiter?

Beitrag von VwieVendetta »

gehts hier auch mal weiter?
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