Verfasst: Sa 08.06.2002 - 09:01
Hmm, ich komme mir jetzt irgendwie komisch vor, wenn ich jetzt hier meine Geschichte "abdrucke", denn wenn ich Veryas Geschichten gelesen habe, kommen mir meine "etwas" schlecht vor. Davor muss ich sagen, dass die ganze Szene nicht auf Action und Spannung ausgelegt ist, sondern eher einer Schilderung gleicht. Der Grund, warum ich keine spannende Szene genommen habe, liegt daran, dass sie immer so lang werden, dass sie die Geduld des Forumbesuchers sprengen würden.
"Mit ihren dunkelbraunen und, wie Herzog Thrandir immer so heuchelnd meinte, wunderhübschen Augen starrte Prinzessin Meya unfixiert aus dem offenen Fenster ihres Gemachs. Von unten hörte sie die besorgten Rufe ihrer Mutter Elevriel. Niemals - nein, niemals würde sie diesen schwachköpfigen, eingebildeten und langweiligen Thrandir heiraten oder sogar lieben, durch dessen alleinige Existenz als Herzog die Bedeutung dieser Adelswürde in Frage gestellt wurde!
"Meya! Versteck dich nicht! Heute ist doch ein ganz wichtiger Tag für dich! Wo bist du?! Meya!"
Ungerührt, als hätte sie nichts weiter als das Thrillern des bunt schillernden Vogels auf ihrem Fensterbrett vernommen, blickte sie weiter auf die Berge, welche die Stadt umzingelten, und sah sie doch nicht.
Seit hunderten von Jahren ist es immer das Gleiche, dachte sie erbittert. Keine Abwechslung von den langweiligen Mauern der Elfenstadt.
Wie sie vor sich selbst zugeben musste, war ihr am Anfang in ihrer Kindheit Ithiliath wie ein Wunder vorgekommen, mit seinen goldenen Fresken, den prachtvollen Adligen, die um sie warben, den faszinierenden, anscheinend immer betenden Priestern des Sildarieltempels, den himmelhohen Türmen und eleganten Flachhäusern in den endlosen schnurgeraden Straßenzügen. Und wenn sie an das klare, die in anmutigen Formen gestalteten und in bunten Farben geschmückten Brunnen hinunterfließende Wasser dachte, seufzte sie innerlich vor der makellosen Schönheit. Und trotz all dieser Schönheit würde sie das alles für einen einzigen Blick auf die angeblich so verschmutzten Straßen der Menschenstädte oder einen Tag in der Gesellschaft von gefühlslosen Kriegern geben. Ach, es war verrückt. Seit vielen hundert Jahren - vielleicht waren es sogar tausende Jahre? - war sie von der Außenwelt abgeschnitten, nie hatte sie je einen Menschen, einen Zwerg oder auch nur einen Baum oder Grashalm außerhalb von Ithiliath gesehen. Immer nur war sie in dieser verdammten Stadt gewesen, während in der Außenwelt die andere Welt hätte untergehen können. Aber sollte sie nicht froh sein, in so einer glücklichen Welt zu leben, ohne Krieg, ohne Kampf, ja sogar ohne Tod? Aber irgendetwas in ihr verlangte nach Abenteuer, Ruhm und Ehre, sehnte sich weg von der versteckten Stadt der Elfen, sehnte sich nach Gefahr und Risiko, nach etwas, wodurch sie sich beweisen könnte und nicht nur ein namensloses Elfenkind unter vielen anderen zu sein.
Rasch blickte sie noch einmal das Treppenhaus des Turmes hinunter und sah nach, ob nicht ein Diener sie hier aufgespürt hatte. Erwartungsgemäß sah sie niemanden den höchsten Turm der inneren Stadtmauer hinaufsteigen, so dass sie eigentlich beruhigt hätte sein können. Trotzdem heftig erregt holte sie aus ihrem Rucksack, den sie in einem unbeobachteten Moment aus dem Pferdestall entwendet hatte, eine lange Strickleiter hervor, die sie in sehr mühsamer und noch heimlicherer Kleinstarbeit in ihrer Kammer angefertigt hatte. Vor Erregung heftig zitternd schaffte sie es nur nach mehreren Versuchen, die obere Schlinge der Strickleiter um den Nagel festzuknoten. Dann schwang sie sich über die Brüstung des Fensters hinaus und hangelte sich mühsam die Strickleiter hinunter, ohne auch nur einmal nach unten zu blicken - wurde es ihr schon beim bloßen Blick aus dem Turm beinahe übel. Obwohl sie bald wieder festen Boden unter den Füßen spürte, ruhte sie sich nicht aus, sondern zerrte das am Boden liegende, seit Jahren nicht mehr benutzte Rosenspalier aus dem Gras hervor und lehnte es schräg so an die Turmmauer, dass es bis an das Fenster reichte, aus dem sie gestiegen war.
Ich habe wirklich alles perfekt geplant, dachte sie grimmig erfreut, ich habe ja viele Tage und Nächte für meine Flucht aus meinem Gefängnis, meinem Königshaus geplant. Es wäre wirklich ein Wunder, würde es schiefgehen.
Sie wusste, dass sie nur einen einzigen Versuch haben würde. Würde sie jetzt von einem Mitglied der königlichen Garde entdeckt, würde sich so bald nicht wieder eine gelegenheit zur Flucht bieten.
Behutsam kletterte sie das verrostete Gitter, welches einmal ein Rosenspalier gewesen war, hinauf, bis sie wieder in der schwindelerregenden Höhe des Fensters war. Dort schnitt sie, denn sie wollte sich nicht durch die langwierigen Mühen des Auflösen des Knotens aufhalten, den Strick der Leiter entzwei und warf beide Teile nach unten.
Nur keine Spuren hinterlassen, redete sie sich nochmals ein und warf einen letzten Blick in die ihre so vertraute Heimat. Nie wieder würde sie an der königlichen Tafel sich von den Dienern die frischen Früchte servieren lassen, nie wieder würde sie mit den anderen Kindern im königlichen Garten spielen, nie wieder würde sie die atemraubende Umarmung ihres Vaters, die zärtliche Liebkosung ihrer Mutter erfahren. Doch ihr Entschluss stand fest: Sie wollte endlich aus diesem ereignislosen Ort fliehen. Nichts und niemand konnte sie jetzt noch daran hindern. Langsam, um nur keinen Lärm zu verursachen, begann sie wieder mit dem Abstieg und blickte nach unten, worauf ihr kurzzeitig das Herz stockte. War der Turm wirklich so hoch? Und sie stand auf einem verrosteten Spalier, viele Meter über dem Erdboden! Warum nur hatte sie das Gitter so dicht an die Mauer angelehnt? Jeden Moment, wenn sie sich zu weit von der Stadtmauer weglehnte, könnte das Gitter umstürzen und sie unter sich begraben. Doch langsam, Schritt für Schritt, gelang es ihr, wieder nach unten zu kommen. Hektisch packte sie die Strickleiter in ihren Rucksack, legte das Gitter wieder ins Gras und verschwand geschwind zwischen den dicht aneinander stehenden Häusern von Ithiliath.
Geschafft! Endlich geschafft! Endlich bin ich der Königsburg entkommen! Was tue ich nun als nächstes?
Jäh und schmerzhaft kam es ihr wie ein Schwerthieb auf den unvorbereiteten Kopf, dass sie wohl doch nicht so gut geplant hatte wie bisher angenommen. Was hatte es gebracht, aus der Königsburg geflohen zu sein? War sie nun wirklich frei und konnte sie in die Weite der Welt davonziehen? Oder war sie nun noch gefangener, als bekannte Prinzessin des Königs Erudin, obwohl sie mit schwarzer Kleidung und Kapuze fast bis zur Unkenntlichkeit verhüllt war?
Aber irgendwo muss es einen Ausgang aus dieser ver...dieser verflixten Stadt geben, dachte sie verzweifelt, obwohl sie von einem lückenlosen Wall aus Bergen und einer unsichtbaren Kuppel umgeben ist.
Die Kuppel war vielleicht das Seltsamste und sonderbarste auf dieser Welt.: Man bemerkte sie in Ithiliath nicht und auch die Sonne konnte durch sie hindurchscheinen. Wenn man aber über sie ging, also in der Außenwelt, erschien sie wie eine normale Wiese.
Aber es muss einen Ausweg geben... - ...hmm, sonst könnten ja keine Fremden wie der alte Zauberer, der mit seinem grau-weißen Haaren und seinem hüftlangen, durch einen Goldring gezähmten Bart wie jemand aus einer anderen Welt zu sein schien, nicht zu uns gelangen. Wie würden wir auch sonst von den Ereignissen der Außenwelt erfahren?
Ermutigt von ihrer logischen Schlussfolgerung machte sie sich erst einmal wie geplant zum Wirtshaus "Der zerbrochene Krug" auf und ließ, die Kapuze tief in ihr vorher mit Asche verschmiertes Gesicht gezogen, einige Kupfermünzen auf die Theke fallen und befahl dem glatzköpfigen, in ein Gespräch mit zwei Melari vertieften Wirt - die Melari waren ein freies Volk, das im Sommerwald ein zweites Elfenreich neben dem der Sildar, deren König Johannas Vater war, errichtet hatte - mit ihrer gebieterischsten und tiefsten Männerstimme, deren Wirkung sie durch einen besonderen Trank, den sie heimlich aus dem Alchimistenlabor gestohlen hatte, noch verstärkte:
"Ein Einbettzimmer für ... fünf Nächte, Wirt!"
Abschätzend blickte der Wirt unter seinen buschigen Augenbrauen sie kurz an. Johanna schien es, als liege ihm eine abfällige Bemerkung auf seinen von dem schwarzen Schnurrbart fast verborgenen Lippen, mit einem kurzen Blick auf die klimpernden Kupfermünzen ließ er es dann aber bleiben und nickte kaum merklich aber eindeutig. Offenbar kam es nicht oft vor, dass ein Gast so ohne Zwischenfälle oder Handeln sein Zimmer bezahlte. Innerlich verfluchte sich Johanna, dass sie sich dadurch schon auffällig machte.
Schwerfällig nahm der Wirt aus dem Schlüsselarsenal hinter seiner Theke ein selten verschmutztes Exemplar hervor, wischte es hinter seinem Rücken noch einmal mit seiner Schürze ab und legte ihn mit seiner groben Hand in das kleine Händchen der Prinzessin, so dass er sogar unter der Ascheschicht die zarten Finger der Prinzessin bemerkt haben musste, es aber bei der Erinnerung an die Kupferstücke aus seinem Gedächtnis löschte.
"Zimmer 24, Erdgeschoss", brummte der Wirt und wandte sich wieder der Unterhaltung mit den beiden Melari wieder auf, die anscheinend gar nicht aufgesehen hatten.
Schnell eilte Johanna in den langen Gang des Wirtshauses. Zimmer ... 20 ... 22 ... 24, endlich. Hastig schlüpfte sie in das kleine, spärlich eingerichtete Zimmer und warf sich auf die federnde Matratze des Bettes.
Geschafft! Endlich!"
"Mit ihren dunkelbraunen und, wie Herzog Thrandir immer so heuchelnd meinte, wunderhübschen Augen starrte Prinzessin Meya unfixiert aus dem offenen Fenster ihres Gemachs. Von unten hörte sie die besorgten Rufe ihrer Mutter Elevriel. Niemals - nein, niemals würde sie diesen schwachköpfigen, eingebildeten und langweiligen Thrandir heiraten oder sogar lieben, durch dessen alleinige Existenz als Herzog die Bedeutung dieser Adelswürde in Frage gestellt wurde!
"Meya! Versteck dich nicht! Heute ist doch ein ganz wichtiger Tag für dich! Wo bist du?! Meya!"
Ungerührt, als hätte sie nichts weiter als das Thrillern des bunt schillernden Vogels auf ihrem Fensterbrett vernommen, blickte sie weiter auf die Berge, welche die Stadt umzingelten, und sah sie doch nicht.
Seit hunderten von Jahren ist es immer das Gleiche, dachte sie erbittert. Keine Abwechslung von den langweiligen Mauern der Elfenstadt.
Wie sie vor sich selbst zugeben musste, war ihr am Anfang in ihrer Kindheit Ithiliath wie ein Wunder vorgekommen, mit seinen goldenen Fresken, den prachtvollen Adligen, die um sie warben, den faszinierenden, anscheinend immer betenden Priestern des Sildarieltempels, den himmelhohen Türmen und eleganten Flachhäusern in den endlosen schnurgeraden Straßenzügen. Und wenn sie an das klare, die in anmutigen Formen gestalteten und in bunten Farben geschmückten Brunnen hinunterfließende Wasser dachte, seufzte sie innerlich vor der makellosen Schönheit. Und trotz all dieser Schönheit würde sie das alles für einen einzigen Blick auf die angeblich so verschmutzten Straßen der Menschenstädte oder einen Tag in der Gesellschaft von gefühlslosen Kriegern geben. Ach, es war verrückt. Seit vielen hundert Jahren - vielleicht waren es sogar tausende Jahre? - war sie von der Außenwelt abgeschnitten, nie hatte sie je einen Menschen, einen Zwerg oder auch nur einen Baum oder Grashalm außerhalb von Ithiliath gesehen. Immer nur war sie in dieser verdammten Stadt gewesen, während in der Außenwelt die andere Welt hätte untergehen können. Aber sollte sie nicht froh sein, in so einer glücklichen Welt zu leben, ohne Krieg, ohne Kampf, ja sogar ohne Tod? Aber irgendetwas in ihr verlangte nach Abenteuer, Ruhm und Ehre, sehnte sich weg von der versteckten Stadt der Elfen, sehnte sich nach Gefahr und Risiko, nach etwas, wodurch sie sich beweisen könnte und nicht nur ein namensloses Elfenkind unter vielen anderen zu sein.
Rasch blickte sie noch einmal das Treppenhaus des Turmes hinunter und sah nach, ob nicht ein Diener sie hier aufgespürt hatte. Erwartungsgemäß sah sie niemanden den höchsten Turm der inneren Stadtmauer hinaufsteigen, so dass sie eigentlich beruhigt hätte sein können. Trotzdem heftig erregt holte sie aus ihrem Rucksack, den sie in einem unbeobachteten Moment aus dem Pferdestall entwendet hatte, eine lange Strickleiter hervor, die sie in sehr mühsamer und noch heimlicherer Kleinstarbeit in ihrer Kammer angefertigt hatte. Vor Erregung heftig zitternd schaffte sie es nur nach mehreren Versuchen, die obere Schlinge der Strickleiter um den Nagel festzuknoten. Dann schwang sie sich über die Brüstung des Fensters hinaus und hangelte sich mühsam die Strickleiter hinunter, ohne auch nur einmal nach unten zu blicken - wurde es ihr schon beim bloßen Blick aus dem Turm beinahe übel. Obwohl sie bald wieder festen Boden unter den Füßen spürte, ruhte sie sich nicht aus, sondern zerrte das am Boden liegende, seit Jahren nicht mehr benutzte Rosenspalier aus dem Gras hervor und lehnte es schräg so an die Turmmauer, dass es bis an das Fenster reichte, aus dem sie gestiegen war.
Ich habe wirklich alles perfekt geplant, dachte sie grimmig erfreut, ich habe ja viele Tage und Nächte für meine Flucht aus meinem Gefängnis, meinem Königshaus geplant. Es wäre wirklich ein Wunder, würde es schiefgehen.
Sie wusste, dass sie nur einen einzigen Versuch haben würde. Würde sie jetzt von einem Mitglied der königlichen Garde entdeckt, würde sich so bald nicht wieder eine gelegenheit zur Flucht bieten.
Behutsam kletterte sie das verrostete Gitter, welches einmal ein Rosenspalier gewesen war, hinauf, bis sie wieder in der schwindelerregenden Höhe des Fensters war. Dort schnitt sie, denn sie wollte sich nicht durch die langwierigen Mühen des Auflösen des Knotens aufhalten, den Strick der Leiter entzwei und warf beide Teile nach unten.
Nur keine Spuren hinterlassen, redete sie sich nochmals ein und warf einen letzten Blick in die ihre so vertraute Heimat. Nie wieder würde sie an der königlichen Tafel sich von den Dienern die frischen Früchte servieren lassen, nie wieder würde sie mit den anderen Kindern im königlichen Garten spielen, nie wieder würde sie die atemraubende Umarmung ihres Vaters, die zärtliche Liebkosung ihrer Mutter erfahren. Doch ihr Entschluss stand fest: Sie wollte endlich aus diesem ereignislosen Ort fliehen. Nichts und niemand konnte sie jetzt noch daran hindern. Langsam, um nur keinen Lärm zu verursachen, begann sie wieder mit dem Abstieg und blickte nach unten, worauf ihr kurzzeitig das Herz stockte. War der Turm wirklich so hoch? Und sie stand auf einem verrosteten Spalier, viele Meter über dem Erdboden! Warum nur hatte sie das Gitter so dicht an die Mauer angelehnt? Jeden Moment, wenn sie sich zu weit von der Stadtmauer weglehnte, könnte das Gitter umstürzen und sie unter sich begraben. Doch langsam, Schritt für Schritt, gelang es ihr, wieder nach unten zu kommen. Hektisch packte sie die Strickleiter in ihren Rucksack, legte das Gitter wieder ins Gras und verschwand geschwind zwischen den dicht aneinander stehenden Häusern von Ithiliath.
Geschafft! Endlich geschafft! Endlich bin ich der Königsburg entkommen! Was tue ich nun als nächstes?
Jäh und schmerzhaft kam es ihr wie ein Schwerthieb auf den unvorbereiteten Kopf, dass sie wohl doch nicht so gut geplant hatte wie bisher angenommen. Was hatte es gebracht, aus der Königsburg geflohen zu sein? War sie nun wirklich frei und konnte sie in die Weite der Welt davonziehen? Oder war sie nun noch gefangener, als bekannte Prinzessin des Königs Erudin, obwohl sie mit schwarzer Kleidung und Kapuze fast bis zur Unkenntlichkeit verhüllt war?
Aber irgendwo muss es einen Ausgang aus dieser ver...dieser verflixten Stadt geben, dachte sie verzweifelt, obwohl sie von einem lückenlosen Wall aus Bergen und einer unsichtbaren Kuppel umgeben ist.
Die Kuppel war vielleicht das Seltsamste und sonderbarste auf dieser Welt.: Man bemerkte sie in Ithiliath nicht und auch die Sonne konnte durch sie hindurchscheinen. Wenn man aber über sie ging, also in der Außenwelt, erschien sie wie eine normale Wiese.
Aber es muss einen Ausweg geben... - ...hmm, sonst könnten ja keine Fremden wie der alte Zauberer, der mit seinem grau-weißen Haaren und seinem hüftlangen, durch einen Goldring gezähmten Bart wie jemand aus einer anderen Welt zu sein schien, nicht zu uns gelangen. Wie würden wir auch sonst von den Ereignissen der Außenwelt erfahren?
Ermutigt von ihrer logischen Schlussfolgerung machte sie sich erst einmal wie geplant zum Wirtshaus "Der zerbrochene Krug" auf und ließ, die Kapuze tief in ihr vorher mit Asche verschmiertes Gesicht gezogen, einige Kupfermünzen auf die Theke fallen und befahl dem glatzköpfigen, in ein Gespräch mit zwei Melari vertieften Wirt - die Melari waren ein freies Volk, das im Sommerwald ein zweites Elfenreich neben dem der Sildar, deren König Johannas Vater war, errichtet hatte - mit ihrer gebieterischsten und tiefsten Männerstimme, deren Wirkung sie durch einen besonderen Trank, den sie heimlich aus dem Alchimistenlabor gestohlen hatte, noch verstärkte:
"Ein Einbettzimmer für ... fünf Nächte, Wirt!"
Abschätzend blickte der Wirt unter seinen buschigen Augenbrauen sie kurz an. Johanna schien es, als liege ihm eine abfällige Bemerkung auf seinen von dem schwarzen Schnurrbart fast verborgenen Lippen, mit einem kurzen Blick auf die klimpernden Kupfermünzen ließ er es dann aber bleiben und nickte kaum merklich aber eindeutig. Offenbar kam es nicht oft vor, dass ein Gast so ohne Zwischenfälle oder Handeln sein Zimmer bezahlte. Innerlich verfluchte sich Johanna, dass sie sich dadurch schon auffällig machte.
Schwerfällig nahm der Wirt aus dem Schlüsselarsenal hinter seiner Theke ein selten verschmutztes Exemplar hervor, wischte es hinter seinem Rücken noch einmal mit seiner Schürze ab und legte ihn mit seiner groben Hand in das kleine Händchen der Prinzessin, so dass er sogar unter der Ascheschicht die zarten Finger der Prinzessin bemerkt haben musste, es aber bei der Erinnerung an die Kupferstücke aus seinem Gedächtnis löschte.
"Zimmer 24, Erdgeschoss", brummte der Wirt und wandte sich wieder der Unterhaltung mit den beiden Melari wieder auf, die anscheinend gar nicht aufgesehen hatten.
Schnell eilte Johanna in den langen Gang des Wirtshauses. Zimmer ... 20 ... 22 ... 24, endlich. Hastig schlüpfte sie in das kleine, spärlich eingerichtete Zimmer und warf sich auf die federnde Matratze des Bettes.
Geschafft! Endlich!"
Sildariel