Tempel der Tausend Götter

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

Moderator: Fansal

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Fansal
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Tempel der Tausend Götter

Beitrag von Fansal »

Als ihr das reich verzierte, große Gebäude im Innern der Stadt durch die schweren, offenstehenden Bronzetüren betretet, nimmt euch ein Gefühl der Ruhe und Sorglosigkeit ein.
Ein Mann in schlichter weißer Robe tritt auf euch zu und schüttelt euch mit einem strahlenden Lächeln die Hand.
"Willkommen im Tempel der Tausend Götter, Freund! Ich bin Thalis, der Hohepriester unseres bescheidenen Ordens. Ruht Euch aus, betet und schließt Frieden mit den Göttern, denn hier werdet ihr für jede Gottheit unseres Planeten einen Schrein finden. Ja, selbst für die bösen, denn das Gleichgewicht ist die wichtigste Lehre von allen."
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ViperX
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Beitrag von ViperX »

[ach das is aber lieb, dass du mir extra eine neue örtlichkeit aufmachst fansal ;) ]

"Tut mir leid, aber wir Zwerge glauben nicht an Götter" antwortete Dernik auf die überaus freundliche Begrüssung des Hohepriesters "Ich glaube aber, dass ihr mir auf anderem Weg weiterhelfen könntet."
"Was immer in meiner Macht steht geschätzter Gast. Sprecht !"
"Mein Name ist Dernik Dorminssohn meines Zeichens Abenteurer. In der Taverne zur ruhenden Axt sagte man mir, ein Vertreter eures Ordens habe unter den anwesenden Raufbolden um .... schlagkräftige Unterstützung gebeten. Wisst ihr etwas darüber ?"
...
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Beitrag von Fansal »

Der Mann, der im besten Alter zu sein scheint, riss bei dieser Erklärung die Augen auf.
"Was?!? Guter Mann...äh...Meister Zwerg, Ihr müsst Euch irren! Niemals würde ein Mitglied des Ordens...das ist...also..."
Der Hohepriester schien vollkommen aus der Ruhe gebracht, vielleicht war es nicht sonderlich intelligent gewesen, direkt den Hohepriester darauf anzusprechen, aber Diskretion war bei der Rasse der Zwerge ja seit jeher nicht sehr populär...

Langsam schien sich der oberste aller Priester wieder von dem Schock zu erholen und mit mühsam beherrschter Stimme meinte er zu Dernik:
"Ich...ich denke, man hat Euch einfach mit falschen Informationen versorgt. Wir sind ein Orden des Friedens und unsere Mönche und Priester benutzen niemals Gewalt, es sei denn zur Selbstverteidigung. Wenn Ihr nicht zur Andacht in den Tempel wollt, dann möchte ich Euch bitten, zu gehen."
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Beitrag von ViperX »

[ich bin ein zwerg ! gib mir nie aufgaben die denken erfordern ;) ]

"Entschuldigt bitte ! Natürlich war es dumm von mir, anzunehmen, friedliebende Priester wie ihr würden sich der Waffenkunst bedienen. Nun, ich habe da noch ein weiteres Anliegen. Wie ihr unschwer sehen könnt bin ich zwergischen Ursprungs. Aus diesem Grund habe ich großes Intresse an allen Arten von Steinmetzkunst, die ihr euch denken könnt. Ich bin mir sicher, in einem großen Tempel wie diesem muss es eine Menge beeindruckende Statuen geben ... wenn es wohl möglich wäre ein paar davon zu besichtigen ? Ich selbst bin Hobbybildhauer und würde mich gern inspirieren lassen." ...
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Beitrag von Fansal »

"Oh!" Der Priester schien überrascht.
"Natürlich, in unserem Tempel ist jeder willkommen." Auch wenn seine Miene gerade das Gegenteil sprach.
"Tretet ein und seht Euch um, vielleicht findet Ihr dabei ja auch zu den Göttern. Und jetzt müsst Ihr mich entschuldigen, ich habe noch einiges zu tun." Er verschwand.
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Beitrag von ViperX »

Endlich bin ich diesenMöchtegernheiligen los dachte Dernik, als er durch die hohen Hallen und Gänge des Tempels streifte. An den Seiten des Korridors gab es immer wieder hohe Torbögen, durch die er Blicke auf die Schreine der Götter werfen konnte. Wie er erwartet hatte, waren die Statuen im Innern nicht gerade beeindruckend. Menschenhand hatte hier die gewohnt klobige stümperhafte Arbeit geleistet. Groß und gefählich das waren wohl die Maßstäbe nach denen diese Menschen das Aussehen ihrer Götter bestimmten. Am Ende des Ganges fand sich eine kleine unscheinbare Holztür, die scheinbar nicht in einen Schrein führte, denn ein Schild mit der Aufschrift "nur für Mitglieder des Ordens" verweigerte ihm den Zugang. Dernik sah sich schnell über die Schulter um ,ob ihn jemand beobachtete, und schob sich dann durch die Tür.
"Kann ich euch helfen ?" ertönte eine betont sanfte Stimme direkt vor ihm. Dort stand ein Mönch in der schlichten weissen Tracht des Ordens, der ihn freundlich ansah "Dies sind die Privaträume für die Mönche. Ich muss euch bitten, zu gehen."
"Oh entschuldigt bitte "
Dernik bemühte sich verwirrt zu klingen "aber ich habe ein Anliegen. Ich habe eine Botschaft für einen Bruder Ashram, die ich nur ihm persönlich geben darf, ihr versteht, familiäre Angelegenheiten. Man sagte mir am Eingang, hier könne ich ihn irgendwo finden."
"Nun wenn dem so ist, dann werde ich ihn holen gehn. Aber bitte wartet hier und geht nicht weiter in die Privaträume hinein!"
Mit wehendem Gewand verschwand der Mönch hinter einer Ecke und kam wenig später mit einem seiner Brüder zurück. Der Mann trug die gleiche Kleidung wie alle Mönche hier, hatte rabenschwarzes Haar und seine grünen Augen zuckten in den Höhlen ständig nervös hin und her.
"Seid gegrüsst, ich bin Bruder Ashram. Was kann ich für euch tun ?"
"Oh ich komme aus der Taverne und ich habe gehört, dass ..."
"Ich habe mit keiner Taverne etwas zu tun"
unterbrach Ashram"es tut mir Leid mein Herr Zwerg. Ihr müsst wohl fehlinformiert worden sein. Ich werde euch zum Ausgang begleiten." Ohne Dernik die Chance zu lassen sich weiter zu erklären schob Ashram ihn durch die kleine Tür in den hohen Tempelgang. "Ich kann hier drin nicht offen reden." flüsterte der Mann auf dem Weg nach draussen " trefft mich in einer halben Stunde hinter dem Tempel. Es gibt dort einen Hintereingang."

"Da seid ihr ja endlich." rief Dernik dem Mönch zu, als dieser 5 Minuten zu spät endlich durch den Hintereingang des Tempels trat. "Psssst nicht so laut! Wenn man uns hört, bekomme ich Probleme. Es war schwer genug den Leuten zu erklären, weshalb ich um diese Zeit den Tempel verlasse. Also, ich habe folgenden Auftrag, den ich euch anbieten möchte ......."
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Beitrag von Fansal »

Der Mönch sah sich noch einmal verstohlen um und fuhr sich nervös durch das dichte schwarze Haar.
"Also,", fuhr er endlich fort, "es ist so...bevor ich in die Dienste des Tempels trat kannte ich mich in der hiesigen...nun, 'Unterwelt' recht gut aus. Ich spielte Karten um hohe Einsätze und...tja, ich war nicht sonderlich erfolgreich. Ich verschuldete mich immer mehr bei einem minotaursichen Geldverleiher. Schließlich offenbarten sich mir die Götter im Traum und ich habe Zuflucht in ihrem Dienst gefunden. Doch der Minotaur hat mich nicht vergessen. Er ist hinter mir her. Inzwischen will er nicht mehr das Geld, das ich ihm schulde - er weiß, dass ich es nie zurückzahlen werde können - nein, ich glaube, er will mich einfach nur noch umbringen..."
Ashrams Augen wurden groß, er zitterte und war sehr blaß.
"Er, er hat einige Schläger auf mich gehetzt. Ich konnte ihnen entkommen, aber vielleicht erwischen sie mich beim nächsten Mal, wer weiß?! Ich möchte, dass Ihr zu diesem Minotaur - er heißt Esehdan - geht und die Sache...regelt. Ich kann Euch zwar kein Gold anbieten, aber in Esehdans Haus müsstet Ihr eigentlich genug für Eure Bedürfnisse finden können..."
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Beitrag von Fansal »

Bruder Ashram fixierte Dernik und in seinen Augen funkelte Wut und Misstrauen. "Also?", bluffte er ihn an. "Was sagt Ihr?"
Als der Zwerg schwieg, fuhr der Mönch händeringend fort:
"Hört zu, Ihr müsst ihn ja nicht töten, nein, sicher nicht. Ich will nur...verdammt, Esehdan bringt mich um, wenn er sein Geld nicht bekommt! Ich wage nicht, mich einem Priester anzuvertrauen, denn dann werde ich sicher aus dem Orden ausgeschlossen! Bringt diesen sturköpfigen Minotauren einfach nur dazu, von mir abzulassen. Ich gebe Euch auch...äh...ja, genau, ich gebe Euch diese silberne Spange" Er hielt eine glitzernde Haarspange hoch, die er aus einer Tasche seines weitenGewandes genommen hatte. Er betrachtete sie fast liebevoll und mit einem verträumten Blick in den Augen, als er erklärte:
"Sie gehörte meiner Schwester. Das arme Ding. Es war..war ein Verlobungsgeschenk von einem reichen Jüngling aus der Stadt. Doch..doch sie ist vor der Heirat an einer Lungenentzündung gestorben. Das arme Ding... Ich...ich weiß auch nicht warum, aber ich habe die Spange genommen...als Erinnerung..."

[Die Spange ist irgendwas über 200 Goldstücke wert...]
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Beitrag von ViperX »

"Also gut" seufzte der Zwerg "aber ich bin kein Meuchelmörder. Ihr habt diese Schulden selbst zu verantworten Mönch, das heisst, wenn ich den Minotaurus nicht überzeugen kann, ohne ihn zu töten, dann werde ich euch nicht helfen können. Ich werde aber mein bestes versuchen. Sagt mir also wo er lebt !"
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Beitrag von Fansal »

Der Mönch schien aufzuatmen.
"Er hat ein Haus im Reichenviertel der Stadt. Dieses korrupte Schwein hat mehr Geld, als er verdient."
Der Mönch beschrieb Durnik den Weg zum Haus Esehdans.
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Beitrag von ViperX »

Mit Esehdan's Brief in der Manteltasche machte sich Dernik wieder auf zum Tempel. Erneut machte er sich auf den Weg durch die riesenhaften, statuenbesäumten Bogengänge, bis er wieder vor der kleinen Tür mit der Aufschrift "privat" ankam. Er huschte hindurch und bevor der Mönch, der die Tür von innen bewachte protestieren konnte begann Dernik "Ich muss Bruder Ashram sprechen. Es ist dringend." Der Mönch sagte kein Wort und ging, Ashram zu holen. Dernik schätzte, dass er nach dieser Aktion wohl nie wieder einen Fuss in den Tempel setzen durfte. Naja dachte er Ich bin ohnehin Atheist

Als Ashram kam, ging er mit Dernik nach draussen auf den Flur. Unauffällig reichte Dernik ihm den Brief des Minotauren ......
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Beitrag von Fansal »

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Eilig überflog Ashram die Zeilen. Dann breite sich langsam ein Lächeln auf seinem sorgenumwölkten Gesicht aus.
"Danke", brachte er schließlich hervor und als sich Dernik vernehmlich räusperte, fuhr seine Hand in eine der vielen Taschen seiner Robe und kam mit einer silbernen Haarspange darin wieder heraus.
Er betrachtete sie einige Zeit stumm, fast traurig, dann übergab er sie mit einem tiefen Seufzer dem Zwerg.
"Hier, Ihr habt sie Euch verdient. Die letzte Erinnerung an meine geliebte Schwester...und jetzt wird sie zu Geld gemacht."
Er seufzte noch einmal, dann verschwand er ohne ein weiteres Wort wieder in den Räumen der Mönche.

Dernik erhält 50 CP und eine silberne Spange im Wert von ca. 220 Goldstücken (hängt vom Verhandlungsgeschick ab)

Spielleiter Ende
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Ein Glück, dass der Himmel wolkenverhangen war und sich die Sonne hinter den bauschigen Flocken versteckte - in seinem geschwächten Zustand wäre Cadrim wohl nach kurzer Zeit zusammengebrochen, hätte die Sonne voll vom Himmel herabgestrahlt.

Den Tempel unterdess konnte man nicht verfehlen. Weit ragte er auf, fast so dominant wie der Palast, doch weit protziger, nicht von solch kühler Schönheit geprägt, wie der Sitz des Regenten. Offensichtlich mangelte es einem nicht an Gold, wenn man in den Diensten der Götter stand, bemerkte Cadrim ironisch.

Die Treppe war ein Problem. Breite Stufen führten zu dem Gebäude hinauf, das auf einem kleinen Hügel ruhte. Mit einiger Mühe und vielen Pausen gelang es Cadrim auf den ersten Absatz zu gelangen, doch dort schwanden ihm die Kräfte. Ebenso wie die Sinne. Vom Blutverlust geschwächt verlor der Dunkelelf das Bewusstsein und klappte auf der Stelle zusammen.
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Beitrag von Fansal »

"Tragt ihn hier herüber!", rief Thalis und deutete auf eine Tür im hinteren Bereich des Tempels, die von einem Novizen aufgehalten wurde. Die Gläubigen, die sich derzeit in dem heiligen Gebäude aufhielten, sahen interessiert zu, wie zwei Mönche den bewusstlosen Cadrim durch die große Haupthalle trugen und ihn schließlich in die für die Schwerkranken reservierten Zimmer, nahe den Unterkünften der Priester und Mönche brachten.
Cadrim wurde auf ein mit weißen Laken bespanntes, angenehm weiches Bett gelegt. Thalis, der Hohepriester und Astufel, der zweite in der Hierachie des Ordens beugten sich besorgt über ihn. Automatisch strichen sie die Kapuze beiseite, die das Gesicht des Fremden verhüllte und auf einmal schnappten alle Mönche und Novizen im Raum überrascht nach Luft. Selbst die beiden hohen Kleriker schienen einen Moment verblüfft zu sein.
"Sofort hinaus mit euch", sagte Thalis, ohne den Blick von dem Dunkelelfen zu werden. Die Stimme der Autorität verscheuchte die Mönche nach draußen, obwohl viele besorgte, zornige, aber auch ängstliche Blicke auf Cadrim warfen. Einzig Astufel verblieb in dem Raum, denn er konnte es sich leisten, den Befehlen des Hohepriesters nicht sofort zu gehorchen. "Das wird gewiss Aufmerksamkeit erregen. Ich werde eine Wache vor der Tür postieren. Tut was Ihr könnt, Vater"
Damit verließ auch der zweithöchste Kleriker des Ordens den Raum und ließ Thalis mit dem Dunkelelfen allein. Dieser betrachtete einen Moment das Gesicht Cadrims, dann machte er sich daran, ihn zu untersuchen und die Ursache für seinen Zusammenbruch herauszufinden.
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Dunkelheit. Nicht die klamme Dunkelheit eines Verließes, die Cadrim erwartet hatte, sondern eine sanfte Finsternis, die auf weiche Bettdecken, ein ruhiges Zimmer und eine fürsorgliche Person hinwies.
Der Dunkelelf öffnete nicht sofort die Augen, sondern konzentrierte sich zuerst auf seine anderen Sinne. Seine Ohren berichteten ihm, dass sich mindestens eine weitere Person im Raum aufhielt und wie aus weiter Ferne erklangen melodische Stimmen, die durch dicken Stein zu filtern schienen. Seine Hände betasteten weiche Daunendecken und auf seinem Gesicht spürte er Sonnenschein. Versuchsweise bewegte er sein verletztes Bein, doch der Schmerz existierte kaum mehr. Nur ein dumpfes Pochen erinnerte an die schlimme Verletzung.

Cadrims Ohren teilten ihm mit, dass sich die Person näherte. Offensichtlich hatte er sich verraten und unbewusst mitgeteilt, dass er erwacht war. Der Dunkelelf gab nach und schlug die Augen auf.
Seine empfindlichen Augen brauchten einen Moment, um sich an die Helligkeit im Zimmer zu gewöhnen. Der Raum schien sehr hell gehalten zu sein und aus dem Augenwinkel bemerkte Cadrim hohe Fenster, durch die die Sonne hereinblinzelte, nachdem sie ihr Versteck hinter den Wolken aufgegeben hatte.
Doch Cadrims Aufmerksamkeit galt dem Mann, der neben seinem Bett stand. Gekleidet in eine weiße Robe von schlichtem Schnitt und rauher Konsistenz blickte er auf den Dunkelelfen herab, seine strahlend blauen Augen funkelten in dem müden Gesicht. Eine unsichtbare Aura schien ihn zu umgeben, ein Nimbus aus wachsamer Intelligenz und großer Weisheit.
Cadrim wagte es nicht, ein Wort zu sagen, stattdessen wartete er ab, dass sein Gegenüber sprechen würde, denn wie der Dunkelelf nun feststellte, hatte man ihm seinen Mantel abgenommen und die Leute hatten so gut wie immer einen Kommentar für die Herkunft Cadrims übrig.
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Beitrag von Fansal »

"Ah, wie ich sehe, geht es Euch schlussendlich doch besser."
Thalis studierte Cadrims Gesicht und als er keine Reaktion in dessen Mienenspiel abzulesen vermochte, fuhr er fort: "Ich bin Thalis, der Hohepriester dieses Tempels und ich habe Eure Wunde geheilt. Es war ein anstrengendes Stück Arbeit, doch als demütiger Diener der Götter verfüge ich über starke Kräfte. Ihr seid sicher erstaunt, dass Euch keine Schwertspitze geweckt hat, die Euch in die Seite piekst. Seid unbesorgt, hier im Tempel achten wir die Gebote der Götter und Glauben an die Lehre des Gleichgewichts. Ihr habt hier nichts zu befürchten, denn hier wird Euch niemand vorverurteilen. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss mich selbst etwas ausruhen. Nehmt einfach die Glocke zur Hand, wenn Euch etwas fehlt, ansonsten empfehle ich Euch, Euren Körper eine Weile zu schonen."
Thalis stand auf und machte Anstalten zu gehen, wartete aber noch ab, ob der Dunkelelf etwas erwidern würde.
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim war verblüfft. Verblüff ob der Tatsache, dass dieser Mann ihn geheilt hatte und verblüff über den Umstand, dass ihm niemand sprichwörtlich das Fell über die Ohren ziehen wollte. Er war viel zu sehr in Gedanken versunken, um Thalis noch etwas zu fragen, geschweige denn seinen Namen zu sagen. Stattdessen sah er regungslos zu, wie der Hohepriester den Raum verließ. Dann streckte er sich aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte an die Decke, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen und seinem Bein etwas Ruhe zu gönnen.
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Cadrim Kagrim
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Nachdem er einige Zeit lang gegrübelt hatte, fasste Cadrim einen Entschluss und stand vorsichtig auf. Er belastete versuchsweise sein Bein und es trug ihn ohne Probleme. Nur eine schnell verblassende Narbe zeugte noch von der ehemals schweren Verletzung des Dunkelelfen. Langsam und besonnen zog er sich wieder an und warf sich den Mantel über, zog die Kapuze diesmal aber nicht über den Kopf. Er fand auch seine Armbrust, sowie seinen Bolzenköcher und die vier Schriftrollen, die er bei Karak erstanden hatte. Dann griff er nach einer silbernen Glocke auf dem Nachtschränkchen und klingelte einige Male.
Von draußen waren Stimmen und Fußgetrappel zu hören, dann öffnete sich die Tür ganz langsam und vorsichtig und ein Mönch streckte den Kopf herein. "Ja?", fragte er. "Ich möchte den Tempel verlassen. Teilt Thalis meinen Dank mit, aber ich habe noch in der Stadt zu tun..." Gespannt wartete Cadrim auf eine Antwort.
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Beitrag von Fansal »

Der Mönch sah den Dunkelelfen sorgenvoll an, sein Blick eine Mischung aus Furcht und Ungewissheit. Er zögerte, dann strich er nervös seine Robe glatt und antwortete: "Natürlich. Ihr könnt gehen wann immer es Euch beliebt. Dies ist kein Gefängnis. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag."
Cadrim trat auf den Gang hinaus, wo mehrere besonders breitschultrige Mönche warteten und versuchten, beschäftigt auszusehen, als der Dunkelelf in ihrem Blickfeld erschien. Offenbar teilten nicht alle den Standpunkt des Hohepriesters, wenn auch keiner so vermessen sein würde, gegen dessen Befehl zu agieren.
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Beitrag von Cadrim Kagrim »

Cadrim verkniff sich ein Lächeln ob des nervösen Zustands des Mönches. Doch es war ein bitteres Lächeln. Selbst hier behandelten ihn die Leute zumindest mit großer Vorsicht und in den Augen vieler erkannte der Dunkelelf Angst und Furcht. Gleichermaßen musste er zugeben, dass dies noch einer der herzlichsten und freundlichsten Empfänge war, auf die er bisher gestoßen war. Immerhin hatte niemand sogleich Reisig angehäuft und einen Scheiterhaufen gebaut oder die Messer gewetzt.
Als der Dunkelelf das Zimmer verließ und den dicht zusammengedrängt dastehenden Mönchen den Rücken zukehrte, zog er sich die Kapuze wieder über den Kopf. Auch wenn die Geistlichen hier im Tempel ihn nicht sofort für seine Herkunft brennen lassen wollten, so konnte man sich bei den Gläubigen in der großen Halle nicht sicher sein. Als ihm der Mönch, der zuvor schon in sein Zimmer geschlichen war, die Tür aufhielt, die die Unterkünfte der Priester von dem öffentlichen Teil des Gebäudes trennte, drückte ihm Cadrim zehn Goldmünzen in die Hand und nickte ihm so freundlich wie möglich zu. Dann durchquerte er schnellen Schrittes den Tempel und stürzte sich wieder ins Getümmel der Stadt.
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