(MQ) Von Schlangen und anderen Reptilien 6.Quest

Die Salische Ebene - Ebene des SirSteelKing

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(MQ) Von Schlangen und anderen Reptilien 6.Quest

Beitrag von Ephirnion »

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"Es reicht!" sagte Aene Eiras so laut dass es alle hören konnten. Er erhob sich und fügte hinzu: "Herr Zwerg, Eure Geschichten sind noch dümmer als Ihr selbst. Und außerdem stinkt Ihr wie ein Wallach unter seinem Schweif!" Sah es nur so aus, oder bekam der fette Zwerg Hreigi wirklich gerade keine Luft mehr? Aene konnte nicht lange darüber nachdenken, denn Hreigis Bruder Theow war von der kurz entschlossenen Sorte und hieb mit seiner Axt auf den Tisch.

Aene sprang auf. Sein Stuhl flog zur Seite. Er hatte sein Schwert leider tief in seinen Rucksack gestopft und kam nun nicht an es heran. "Du Mistvieh!" brüllte Hreigi. "Ich zerquetsche Dich, Du Wicht!" Auch er hatte nun seine Zwergenaxt gezückt, welche just in diesem Augenblick knapp an Aenes linker Schläfe vorbeisauste und in dem Balken daneben stecken blieb. Damit waren Hreigis Karten ziemlich schlecht. Mit der Axt tief im Holz war er zum Zuschauen verurteilt. Aene hieb dem verdutzten Theow gekonnt auf dessen dicke Nase. Er taumelte zurück und bekam - ehe er sich's versah - noch eine Linke eingeschenkt, die unter fiesem Knirschen sein Jochbein brach.

Das beste, was Aene nun tun konnte, war, aus der Tür auf die Straße hinaus zu laufen und zu fliehen. Hreigi verfolgte ihn und ließ seinen ausgeknockten Bruder einfach liegen. Da Zwerge glücklicher Weise nicht die schnellsten Läufer sind und Hreigi selbst für einen Zwerg noch fettleibig war, hatte Aene Eiras ihn schnell abgeschüttelt. Er stand nun an einer schmutzigen Hauswand und spürte sein Herz in seinem Hals pochen. "Das war dieses Mal zu viel." sprach er zu sich. "Diese beiden kleinen Kerle hätten Dich umbringen können."

Eigentlich hatte er nur nach einer Abkürzung zum Goldfluss fragen wollen. Er wusste, Zwerge waren diesbezüglich immer die richtigen Ansrechpartner. Sie saßen also eine Weile in der Schenke und redeten. Leider waren die Informationen nicht die, die er sich von den beiden Rotbärten erhofft hatte. Während Theow die ganze Zeit fast nichts gesagt hatte, sprach Hreigi immer nur davon, was für ein unglaublicher Held er war. Mit jedem Krug Bier wurden die Kerle freilich größer. Und er tischte die allerdollsten Lügengeschichten auf. Er erzählte sogar von einer bildhübschen Elfenfrau, mit der er angeblich eine Zeit zusammen gelebt haben wollte. Er ließ keine 'Einzelheit' aus. Da allerdings auch Elfen hier mitlesen, soll aus Rücksicht davon nichts widergegeben werden.

Und während Aene sich diese Geschichten anhören musste, wurde er immer wütender. Er fragte sich, was dieser stinkende kleine Mistkerl eigentlich für ein Problem hatte. Schließlich aber kam die Krönung. Hreigi arbeitete auf den erzählerischen Höhepunkt zu. Was Aenes Ohren nun zu hören bekamen, war nicht mehr nur geschmacklos - es war gemein. Hreigi erzählte, wie er mit ein paar Zwergenkumpanen in ein Dorf von Orks eindrang und dort alles niederbrannte. Die männlichen Orks waren natürlich alle im Handstreich umgefallen. "Lächerlich" dachte Aene "diesen Witzbold genehmigt sich ein Ork zum Frühstück." Doch dann schilderte Hreigi unter Theows Beifall, was sie den Orkfrauen antaten! Aenes Fäuste ballten sich. Das war nun wirklich zu viel. Er stand auf und brüllte die beiden Zwerge an: "Es reicht!"

Nun, den Rest kennen wir.

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Beitrag von Ephirnion »

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Der junge Mann schnaufte noch eine Weile, teils vor Wut, teils vor Anstrengung. Er musste zugeben, dass Zwerge, sofern sie einen erreichten ganz schön unangenehm werden konnten, aber eben nur, wenn sie einen erreichten.
Der fette Zwerg hatte die Verfolgung schon nach wenigen Metern aufgegeben und ein paar wüste Beschimpfungen Aene hinterhergeworfen; doch dann war ihm ein kühles Zwergenbier wohl lieber gewesen, als eine Streiterei mit einem Menschen und war wieder ins Gasthaus getreten.
Aene musste sich jetzt erst einmal nach einem neuen Nachtlager umsehen, schließlich war es für ihn unmöglich die Gaststube erneut zu betreten.


Aene befindet sich in einem kleinen modrigen Kaff mitten im Schlangensumpf, dass sich Nebelburg nennt.
Um sicher den Schlangensumpf durchqueren zu können braucht man einen erfahrenen Führer.... oder sofern man lebensmüde ist, versucht man es selber. Der Weg führt Aene nach Norden zum Dunkelhain und dann weiter zur Festung Rogus.

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"Prima hingekriegt, Soldat. Wirklich fabelhaft." dachte sich der immer noch aufgewühlte Aene Eiras. "Was mach ich jetzt nur?"

Aene hatte durch einen Strauch hindurch beobachtet, wie der fette Hreigi wieder in die Schenke hineingestapft war. Er hatte mehr Verbissenheit bei einem Zwerg erwartet. Aber Hreigi war nicht dumm und wusste, dass er läuferisch mit einem Menschen nicht mithalten konnte.

Das Problem mit den Zwergen war also wohl erledigt. Von den anderen Bewohnern Nebelburg ging keine Gefahr aus, denn diese taten garantiert nichts freiwillig für zwei betrunkene Zwergenherumtreiber.

Nur - wo nun eine Schlafstatt finden? Als er am Nachmittag den Ort betreten hatte, verwies man ihn auf die einzige Schenke am Platz. Und in die konnte er dank seiner mangelnden Beherrschung nun nicht mehr zurück.

Da Aene noch immer nicht genau wusste, wie er am besten - um nicht zu sagen wie überhaupt - zum Goldenen Fluss gelangen könnte, beschloss er nordwärts in Richtung Rogus zu marschieren. Dieser Weg würde ihn ihn mitten durch den Schlangensumpf führen.

Der Schlangensumpf. Der ehemalige Söldner hatte mit eigenen Augen gesehen, wie neben ihm einmal eine riesige Würgeschlange von einem Baum herunterstürzte. Sie ließ sich direkt auf den Ork neben ihm fallen. Und hätte Aene nicht beherzt der Schlange den Kopf abgeschnitten - der arme Ork hätte sich mitnichten allein befreien können. Er aber würde nun allein sein. Und er hatte zudem auch nicht den muskulösen Nacken eines Orks. Was also würde mit ihm passieren, wenn sich eine solche Würgeschlange für ihn als Abendessen entschied?

Nein, Aene wusste, dass er allein nicht durch den Sumpf kommen würde. Er kannte die Tücken der Sümpfe. Steter Nebel und hohe Bäume ließen alles gleich aussehen und einen die Orientierung verlieren. Würge- und Giftschlange lauerten überall. Und womöglich auch noch andere Reptilien...

"Ich brauche einen Führer" beschloss Aene. "Aber nicht heute." Er schlich sich aus Nebelburg heraus, um irgendwo versteckt seine Nachtdecke auszubreiten. Weit ab vom letzten Haus des Kaffs und mit genügend Entfernung zur Straße ließ er sich zum Schlaf nieder.

Morgen in der Frühe wollte er in der Stadt nach einem Führer suchen gehen und hoffen, dass ihm Hreigi und Theow nicht über den Weg liefen. Oder er würde gewzungen sein, doch noch zum Schwert zu greifen.

Aene schlief nicht gleich ein, denn er war noch immer angespannt. Er schaute in die Dunkelheit und überlegte sich, ob er einen Führer ausfindig machen könnte und was dieser wohl kosten würde.
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2. Tag

Beitrag von NSpktr »

Fröstelnd wachte Aene auf. Die Sonne stand noch nicht hoch am Horizont. Er beeilte sich in die Stadt zu kommen, um schnell jemanden zu finden, der ihn durch den Sumpf bringen könnte. Oder vielleicht eine Reisegruppe, der er sich anschließen konnte. Er packte seine Sachen. Er trug nun jedoch sein Schwert, auch auf die Gefahr, von den Stadtwachen deswegen angeschnauzt zu werden. Aber der Soldat Aene könnte in der Stadt auf Hreigi und Theow treffen. Er wollte nicht unvorbereitet sein.

Er begab sich in Richtung Nebelburg und erreichte die ersten Häuser. Er folgte der Hauptstraße bis zum Marktplatz. Allerdings war dieser menschenleer, was wohl kein Wunder war in diesem Kaff. Also ging Aene in die Schenke und hoffte, dass um diese Zeit nicht ausgerechnet die beiden Zwerge ihr morgentliches Bier zu sich nahmen.

Er betrat das Gasthaus und wurde auch gleich grimmig vom Wirt begrüßt: "Was wollt Ihr, Unruhestifter? Kommt Ihr, um Eure Zeche zu zahlen?" Oh ja, Aene hatte auch ein paar Humpen Bier zu sich genommen. Und der Besitzer der Schenke war natürlich erbost, dass diese nicht bezahlt wurden. Aene gab dem Wirt ein paar kleine Münzen. "Und der Tisch?" fragte der Wirt. "Den Tisch werde ich Euch nicht zahlen, Herr Schankmeister. Den setzt nur den beiden kleinen Raufbolden auf die Rechnung!"

Der Wirt war zufrieden, dass er wenigstens noch ein paar Münzen für das Bier bekam, obwohl er sie längst abgeschrieben hatte. Überhaupt wunderte er sich, dass der junge Mann mit dem dunklen Bart, bei dem sich trotz seines scheinbar noch jungen Alters schon deutlich eine Halbglatze ankündigte, wieder zurückkehrte. Er hatte natürlich die beiden Zwerge längst für den Tisch bezahlen lassen. Aber das brauchte er ja diesem herunter gekommenen Söldner nicht zu erzählen. Andererseits sah er das Schwert, welches an Aene Seite hing. Und er hatte auch gestern Abend erlebt, dass der junge Mann keineswegs vor einer Auseinandersetzung zurück schreckte. Also ließ er es bleiben und sprach: "Vergesst den Tisch, Herr. Was aber führt Euch abermals zu mir?"

"Ich suche eine Reisegruppe, der ich mich anschließen kann. Ich möchte nordwärts durch die Sümpfe reisen, aber ich kenne mich dort nicht genügend aus. Oder kennt Ihr vielleicht einen Führer, der mich begleiten könnte?" antwortete Aene.
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Beitrag von Ephirnion »

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Der Wirt runzelte die Stirn während er sich seine fettigen Hände an der schmutzigen Schürze abwischte.
- "Einen Führer? Pff... Nehmt doch einfach den selben Weg zurück, den ihr gekommen seid."
Als er dann in das Gesicht des Mannes vor ihm sah, in dem langsam Gewitterwolken aufzogen räusperte er sich schnell und meinte:
- "Nun ich kenne einen Mann names Limothes, der kennt sich hier in der Gegend aus, wie kein Zweiter. Das Problem mit ihm ist nur, dass er nicht gerne mit Menschen spricht."
Der Wirt beugte sich leicht nach vorne und flüsterte:
- "Er ist ein Elf und behauptet von adliger Abstammung zu sein."
Dabei kniff der Wirt übertrieben sein linkes Auge zusammen, was soviel heißen sollte wie, dass er ihm kein Wort glaubte.

Während Aene und der Wirt sich unterhielten flog die Tür des Gasthauses auf und eine Witzfigur von Halbling trat ein. Mit Schnabelschuhen und einer Narrenkappe auf dem Kopf kam er leichten Schrittes auf den Tresen zu. Er sah aus, wie einer der klassischen Hofnarren, die man sich an den Höfen verhätschelter Prinzessinen vorstellte.... doch leider sah er so abgerissen aus, dass er nicht einmal auf dem schlechtesten Markt in der Gegend eine Kupfermünze verdienen würde. Das tat seiner Stimmung jedoch keinen Abbruch.
- "Einen Führer sucht ihr und wollt euch nicht mit einem Elfen abgeben, der euch die ganze Zeit anmurrt, anknurrt und zu guter Letzt verspeißt? Dann seid ihr bei mir genau richtig. Mein Name ist Joshua und mit Verlaub ich kann fast alles."
Joshua hatte Aenes Hand ergriffen und schüttelte sie aufs Kräftigste
- "Ich bin sogar für einen Halbling recht schnell unterwegs und kann somit mühelos mit einem Menschen mithalten. Ihr wollt den Sumpf verlasssen? Nichts einfacher als das: Vertraut mir und ihr seid gerettet."
Aene sah den Irren entgeistert an, der immer noch seine hand hielt. Er sah aus wie ein Schwerz in Person, aber er schien es sehr ernst zu meinen. Was blieb Aene also anderes übrig als mit dem Halbling zu gehen, wollte er dieses Nest verlassen.

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Aene war gewissermaßen sprachlos. Der Knirps dort hatte nicht nur die Frechheit, ihm ungefragt die Hand zu schütteln. Nein, er behauptete auch noch, einen fähigen Führer durch die nördliche Sumpflandschaft abzugeben. Mit diesen kleinen Beinchen wollte jemand mit Aenes soldatischen Marschtempo mithalten? Aene nahm eigentlich von Haus aus Halblinge gar nicht ernst - aber schon erst recht keine mit dem unsäglich törichten Äußeren Joshuas. Das überforderte seine Höflichkeit einfach zu sehr, er riss sich aber zusammen, so gut es ging: "Herr Halbling, Ihr seht nicht nicht gerade aus, wie ein Waldläufer."

"Wir wollen ja auch nicht durch einen Wald, sondern durch den Sumpf." entgegnete Joshua mit ungebrochen guter Laune. Aene war nicht amüsiert über den kecken Spruch und antwortet dem Halbling: "Ihr seid ein Witzbold, wie mir's scheint."

Dieses mürrische, ja feindselige, war nun einmal Aenes Art. Aber Joshua schien es gar nicht zu bemerken: "Fürwahr, auch als Witzbold bin ich nahezu unübertroffen." Er ließ nicht locker.

Aene ging durch den Kopf, was der Wirt über den Elfen gesagt hatte. Ein Elf der darauf pochte, er wäre adlig und es noch nicht einmal beweisen konnte? Und überhaupt - ein Elf? So ein eitler Geck, der zu allem Überfluss auch noch was gegen Menschen hatte? Vielleicht war der kleine Joshua ja doch eine Alternative. Immerhin waren Halblinge selten hinterlistig. Aene atmete tief ein und sagte zu Joshua: "Ich möchte ungern Eure Worte bezweifeln, aber man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein, das werdet Ihr doch sicher einsehen. Ehe ich Eure Dienste als Führer in Anspruch nehme oder womöglich bezahle, möchte ich einen Beweis haben, dass Ihr der richtige Mann für mich seid."

Entweder der Halbling würde jetzt irgendeine Ausrede von sich geben oder er würde tatsächlich den Beweis erbringen, dass er ein ernstzunehmender Führer war. Mal sehen, wie Joshua reagiert.
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Beitrag von Ephirnion »

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Joshua legte den Kopf etwas schief, ganz so wie es ein Huhn tat und überlegte.
- "Nun, wer sagt denn, dass ich sofort eine Bezahlung von euch haben möchte? Wir können es ja so machen, dass ich euch erst aus dem Sumpf begleite und dann entscheidet ihr, ob ihr damit zufrieden seid und fällt daraufhin eure Entscheidung, wie hoch die Bezahlung ausfallen soll. Ich meine, was habt ihr denn zu verlieren. Ohne mich euer Leben, wenn ihr versucht allein durch den Sumpf zu wandern, mit dem Elfen eine Menge Zeit, denn der wird euch ganz sicher nicht von hier fort bringen, aber mit mir habt ihr überhaupt nichts zu befürchten."
Der Wirt zog grunzend den Rotz in seiner Nase hoch und wischte sich mit der rechten Hand über die Nase. Mit der gleichen fischte er im Trüben Spühlwasser nach einem Krug und stellte ihn auf den Tresen mit der Frage:
- "Noch'n Bier?"

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Aene war sich absolut nicht sicher, ob der Wirt eben erfolglos versucht hatte, ein Lachen zu unterdrücken, oder ob er schlicht seinen Rotz hochzog. Ein wütender Seitenblick zum abwesend glotzenden Schankmeister ließ den Soldaten dann aber eher zweites vermuten. "Nein danke. So früh am Tage besaufen sich nur Halunken und Zwerge." A propos Zwerge, dacht sich Aene. Es war wohl eine gute Idee, nicht zu lange hier zu verweilen, wenn er nicht noch einmal Bekanntschaft mit einer Zwergenaxt machen wollte.

"Joshua, ich bin einverstanden." sagte Aene und gab dem Halbling die Hand als Zeichen der zustande gekommenen Abmachung. "Prima, dann kann es ja im Prinzip los gehen." antwortet der Halbling unerwartet knapp. Aene und Joshua einigten sich darauf, in einer halben Stunde aufzubrechen. Aene war eigentlich reisefertig, aber sein kleiner Führer hatte noch irgend etwas in der Stadt zu erledigen und wollte sein Marschgepäck holen. Die machten einen Treffpunkt unter einer großen fauligen Weide direkt nördlich der Stadt Nebelburg aus.

Aene begab sich auf die Straße und beobachtete die Menschen und sonstigen Kreaturen, die vereinzelt an ihm vorbei schlenderten. Ein Bettler fragte ihn nach etwas zu essen. Doch Aene ganz mürrischer Söldner teilte ihm brummig mit, dass doch "zum Fressen genügend Dreck auf der Straße" herum läge. In Richtung Ortsrand wurden die Häuser noch schäbiger im Zentrum Nebelburgs. Viel von ihnen schienen gar nicht bewohnt zu sein.

Als Aene den Treffpunkt erreichte, legte er seinen Packen neben sich und aß etwas von seinem Proviant. Er lehnt sich an den uralten Baum und wollte sich noch etwas ausruhen und Kraft tanken, ehe is in diesen moddrigen Sumpf ging. Er dachte über den Weg nach, der vor ihm lag, und natürlich über seinen buntgekleideten Begleiter. Ein Führer, der sein Entgelt erst am Ende seiner Reise haben wollte? Und dann auch nach Gutdünken seines Auftraggebers? Oh je, der Halbling war wirklich ein bisschen wirr. Aber so kam er wenigstens durch den Sumpf, den er durchqueren musste, um weiter nach Norden zu gelangen. Am Ziel angekommen, dachte sich Aene, könnte er diesem törichten Joshua ja ein paar Münzen in die Hand drücken. Aber vielleicht würde er ihm auch einen Schlag an den Hals geben und kostenlos durch den Sumpf gekommen sein. Das würde wohl von seiner Laune abhängen.
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Durch die trübe Luft hindurch sah Aene den Halbling heranstapfen. Seine Bewegungen waren zugegeben behende, auch wenn die Schritte nur kurz waren. Joshua näherte sich und trat schließlich vor Aene. Er lächelte wie gewohnt und sagte: "Dann lasst uns mal hinein in die Sümpfe."

Sie wanderten los. Die ersten Meter konnte Joshua trotz aller Beweglichkeit nur mit großen Mühen mithalten. "Nun wartet doch" keuchte er "auch wenn ich das Wandern gewohnt bin, so bleibt doch ein Halbling immer noch ein Halbling." Als Soldat war Aene seinerseits unendliche Strecken marschiert. Kein Halbling würde je mit ihm mithalten können, stellte er zufrieden fest. Unter mürrischem Protest schränkte Aene sein Marschtempo ein.

Das Gestrüpp um sie am Wegesrand wurde dichter und der Weg selbst stand teilweise unter Wasser. Der Vorteil Aenes gegenüber seinem kleinen Führer nahm ab. Dieser hatte dank seines geringen Gewichts kaum Probleme während Aene ein ums andere Mal tief im Matsch versank. Aene fluchte. Seine Stiefel verursachten bei jedem Schritt im Schlamm ein obszönes Glucksen. Die Laune des Soldaten war entsprechend. - Was den fröhlichen Joshua nicht davon abhielt, ein Gespräch anzufangen.

"Ich kenne mich wirklich sehr gut hier aus." sagte der Halbling. "Ich war schon sehr oft hier. Es gibt eine Menge Viehzeug und so. Aber ich weiß, wie man sich die Biester vom Leib hält. Man muss ich nur auskennen. Und ich darf sagen, ich kenne mich aus. Ich kenne wirklich alle Tiere und Pflanzen hier." Es folgten Ausführungen über verschiedene Wurzelpflanzen dieser Gegend und deren betäubende Wirkung beim Rauchen in einer Halblingspfeife.

Und so schritten sie immer weiter in den Sumpf hinein.
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Beitrag von Ephirnion »

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Der Sumpf wurde seinem Namen immer gerechter. Wo vor wenigen Minuten noch ein mehr oder weniger befestigter Weg war fanden sich die beiden nun mitten im Ödland wieder. Nebel waberte über den Boden und man konnte manchmal nur in allerletzter Sekunde erkennen, dass man wieder einmal mitten im Wasser stand. Schnell war die Feuchtigkeit in die Kleidung gezogen. Glücklicherweise war es nicht kalt.
Die gesamte Szenerie machte einen trostlosen Eindruck, da alte Weiden kahl und vereinzelt verstreut in den Gewässern standen. Joshua hatte für eine Weile still gehalten und man konnte nur ein paar Krähen hören, die von den beiden aufgescheucht worden waren. Anscheinend hatten sie sich an einem Kadaver von einem verendeten Tier gelabt. Doch bei näherer Betrachtung sollte sich heraus stellen, dass das Tier in Wahrheit eine humanuide Skelletstruktur hatte.
Joshua wirkte ein wenig verunsichert. Er hatte schon oft davon gehört, dass sich im Sumpf Pflanzen heruntreiben sollten, die nicht nur recht flink waren und mit einer Intelligenz gesegnet waren, die scheinbar übernatürlich war, nein, sie liebten auch noch das Fleisch von Tier, Mensch oder Helbling.
- "Wir sollten ein wenig vorsichtig sein. Manchmal habe ich das beklemmende Gefühl, dass wir beobachtet werden."
Hinter einer der schon erwähnten Weiden kam ein Gestrüpp zum Vorschein, dass sich mit Hilfe seiner Ranken bewegte. Alles wirkte ein wenig fließend und hypnotisierend. Auffällig waren die mit Stacheln und Dornen besetzten Fangarme der Pflanze und natürlich der breite Schlund, aus dem Verdauungssäfte tropften.
Joshua zauberte eine Bola aus seiner Hose und ging in Angriffsposition.
- "Ich denke, dass ich ein wenig Unterstützung gebrauchen könnte."

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Was für eine ätzende Gegend, mit solche hässlichen Pflanzen, die scheinbar Fleischfresser waren. Ganz ruhig bleiben, dachte sich Aene. Das ist eine Pflanze - dumm, langsam, wehrlos. Er zückte sein Schwert und bewegte sich zu Joshua, welchem er die linke Hand auf die Schulter legte und sagte: "Na, dann lasst mich mal machen."

Joshua war entrüstet über die Arroganz des Menschen: "Diese grünen Ungetüme sind nicht ohne. Seid vorsichtig..." Weitere Proteste wollte er sich für später sparen, denn Aene hatte sich bereits in gefährliche Nähe der Fangarme bewegt. Er kannte diese Dinger. Sie waren absolut tötlich. Und dieser scheinbar irre Aene rannte darauf zu, als wolle er nur ein paar Schlingpflanzen weghacken.

Und während Joshua noch überlegte, was er tun sollte, begann Aenes Auftritt. Die Fangarme erwarteten ihn schon, und der erste reckte sich begehrlich nach seinem Kopf. Der Soldat hieb routiniert und mit Schwung auf den Fangarm ein. Mit einem satten 'sssp' kappte er die Tentakel. Das abgeschlagene Ende flog ein paar Meter weit und blieb in einer der umstehenden Weiden hängen. Das Stück zappelte nervös und wandt sich wie unter Schmerzen. Den Rest des Fleischfresseres durchzuckte es nur kurz. Schon war der nächste Fangarm in den Angriff übergegangen.

Mit einer ungewöhnlich raschen Bewegung schnellt die Tentakel auf Aene zu. Dieser weicht gekonnt aus und der Fangarm mit seinen messerscharfen Dornen verfehlt ihn. Der Arm zieht sich sogleich zurück und versucht es erneut. Aene ahnt die Attacke und ergreift die Initiative - eine Drehung, ein Schritt nach vorn und zack! ist auch diese Tentakel verstümmelt. Er wendet sich zu Joshua und ruft triumphierend: "Gesehen, Halbling? Gelernt ist gelernt!"
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- "Waahh!"
Joshua schreit kurz auf. In der Kürze der Zeit hatte seine Warnung nicht eindeutig artikulieren können. Irgendwie schien der Mensch zu glauben, dass es mit zwei abgehackten Tentakeln getan wäre, aber in Wahrheit war dies nur eine Art Ablenkung gewesen. Die Pflanze hatte sich inzwischen im Boden verwurzelt und große Ranken ausgebildet. Mindestens ein dutzend dieser grünen Arme sausten nun durch die Luft und versuchten ihnen die Haut zu zerkratzen. Joshua drosch erstaunlich gekonnt für einen Gaukler mit der Bola auf die heranstürmenden Ranken ein, sodass das Grün nur herumflog. Aene hatte sich nach der Warnung schnell drehen können und werte nun seinerseits die lästige Botanik ab. Doch dies gestaltete sich teilweise recht schwierig. Doch bei all dem Gezappel und Kämpfen fiel den beiden zuerst nicht auf, dass die Pflanze noch ein weiteres As im grünen Ärmel hatte. Spörenkammern hatten sich inzwischen bis zum Bersten gefüllt und waren kurz davor zu platzen.
- "Schnell... Du musst weg von da... die Sporen. Sie schläfern einen binnen Sekunden ein...."
Doch es war leider schon zu spät - für Joshua. Direkt vor ihm platzte eine Sporenkapsel auf und entlud ihre Fracht in die Luft. Der Hofnarr nieste und spuckte laut, dann wurde es ihm ganz leicht im Kopf.
- "Oh Mann, das Zeug ist gut...", murmelte er noch, bevor er scheinbar sanft zu Boden glitt und einschlief.
Aene musste dem Biest nun so schnell es eben ging den Garaus machen, sonst würden beide von einer dieser Fummelprimeln verspeist werden, bevor ihre Reise so richtig angefangen hatte.

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Aene fuchtelte wie wild, um die Fangarmen und das sonstige Grünzeug los zu werden. Joshua und er hatten schon den größten Teil zerhackt, als der Halbling pötzlich umkippte. Heißsporn Aene hatte die Pflanze unterschätzt. Das war ein gewitztes Scheusal! Es hatte ihm einige unappetitliche Schnittwunden an den Armen verpasst und zudem seinen Führer außer Gefecht gesetzt.

Verbissen hackt Aene auf die nur noch vereinzelten Fangarmattacken ein, da sieht er plötzlich, wie sich eine zweite Sporenkapsel schussbereit aufrichtet. Aus Erfahrung weiß der Soldat, dass er in Bewegung bleiben muss. Er umkreist den Hauptstamm so gut es ging in dem Schlamm. und tatsächlich verfehlt ihn die Sporensalve um einige Meter.

"Ab wann stirbt denn so eine verdammte Pflanze!" brüllt Aene wütend, denn er hat nun begonnen, auf den Stamm einzuschlagen. Ein ziemlich riskantes Unterfangen, denn so befindet er sich in Reichweite aller Sporenkammern und der letzten verbliebenen Tentakeln. Der Soldat befindet sich direkt vor dem Verdauungsschlund und hofft, dass dieses Ungetüm nicht auch noch auf die Idee kam, seine Magensäure auf ihn zu spucken.

Die Strategie des Killerbaums war ziemlich offensichtlich immer die gleiche. Mit den Fangarmen wurde das Opfer festgehalten oder kampfunfähig gemacht. Wehrhaftere Zeitgenossen wurden wenigstens so weit abgelenkt, dass die Pflanze schließlich zum finalen Schuss mit den Sporen ansetzen konnte. Das Pulver dieses Exemplars war allerdings buchstäblich verschossen, weil auch alle restlichen Sporenkammern ihre Giftpfeile in den Sumpfschlamm pusteten, ohne Aene auch nur ansatzweise zu gefährden. Der Großteil der Fangranken lag längst in Stücke zerhackt auf dem matschigen Boden, so dass es hier einer Gemüseküche nicht unähnlich war. Was konnte die Pflanze jetzt noch gewinnen? Irgendetwas in den Nervenbahnen sagte dem ausgetickten Kaktus nun, dass der Zeitpunkt zum Rückzug gekommen war! Zumindest vorerst.

"Mwaaah!" schrie der blutende Soldat wie wahnsinnig. "Ich habe gewonnen!" Aene war der Pflanze noch gefolgt, ehe sie in so unbegehares Gelände floh, dass ein Nachsetzen nicht mehr möglich war. Aene fuchtelte immer noch mit seinem Schwert wild herum und brüllte der Pflanze wüste Flüche hinterher. Ob ein solches Geschöpf diese verstehen konnte, war sicher fraglich. Aber das war Aene Eiras recht egal. "Wenn Du noch mehr willst, dann komm raus!" schrie er durch den sumpfigen Wald und hatte sich selbstverständlich noch immer nicht beruhigt.
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Joshua! schoss es Aene jäh ins Gedächtnis. Ohne ihn käme er nicht durch den Sumpf und hätte umkehren müssen. In Nebelburg dann dann wäre er in Erklärungsnot geraten, denn der Wirt hatte ihn mit dem Halbling fortgehen sehen. Den Halbling hatte gleich die erste Sporenattacke überrascht und voll getroffen.

Aene eilte zurück zu Joshua und beugte sich über ihn. Die Sporen steckten in seiner linken Schulter und hatten offenbar seine Kleidung durchdrungen. Der Halbling atmete noch und schien äußerlich keine weiteren Verletzungen davon getragen zu haben. Das Gesicht Joshuas wirkte friedlich. Seinen Mund umspielte ein eigenartig verklärtes Schmunzeln, gerade so, als hätte er gerade ein paar kräftige Züge aus seiner Halblingspfeife getan. Aene schüttelte seinen kleinen Führer in der Hoffnung, dieser würde davon erwachen - doch keine Reaktion. Er versuchte es abermals. Er schrie ihn laut an und gab ihm Ohrfeigen. Nichts geschah.

Nachdem Aene hin und her überlegt hatte, was er nun tun wollte, kam er zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit war, sich zurück nach Nebelburg zu bewegen. Joshua war noch immer in tiefen Schlaf versunken. "Mist." fluchte Aene trocken und beschloss, Joshua zu tragen. Ihn hier zu lassen könnte würde mit Sicherheit eine Menge Fragen in Nebelburg erzeugen. Außerdem war Joshua die einzige Möglichkeit rasch nordwärts weiter zu kommen. Okay, gestand sich Aene, ein, außerdem hat er mich vor den Sporen gewarnt. Also bin ich ihm wohl irgendwie eine Kleinigkeit schuldig.

Und so stapfte Aene den Halbling auf dem Rücken zurück. Er kämpfte sich durch den tiefen Schlamm und sehnte den Augenblick herbei, an dem der Weg endlich wieder beginnen möge. "Hach, so ein Dreck, hätte ich mir doch die Mühe gemacht, diesen Limothes aufzutreiben. Mit dem flinken Elfenbürschlein wäre das alles sicher nciht passiert!" grummelte der Soldat in seinen Bart. Er dachte daran, dass es bald dunkel werden würde und fragte sich, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg war.
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Es war so klar gewesen. Man musste nur einmal in Schwierigkeiten geraten und schon fand man den Weg zurück nicht mehr. Alles sah gleich aus und überall standen die selben Büsche, die gleichen Tümpel waren zu sehen und plötzlich stand Aene wieder an dem Ort, wo es gefährlich nach Gemüse roch. Der Mann brüllte vor Wut laut auf, und hatte eine zornige Röte im Gesicht. Wehe der Primel, die sich jetzt blicken ließe. Doch sein Gebrüll hatte auch etwas gutes an sich. Joshua, der von Aene gegen einen Baum gelehnt worden war wachte langsam auf und blickte verstört um sich und dann Aene an, der verschlammt und nass bis auf die Knochen herum wetterte.
- "Ist die Pflanze weg?" fragte der Halbling leise und versuchte vorsichtig aufzustehen. Ein bisschen wacklig, aber ansonsten ging es, dachte er bei sich. Er musste sich noch etwas erholen, von den Strapazen, die sich zugetragen hatten und lies sich erst einmal in aller Ruhe erklären, was in der Zwischenzeit passiert war. Einen kleinen Schluckauf trug er jedoch noch eine Weile mit sich herum. Anscheinened ein Nebeneffekt von den Sporen, die er eingeatmet hatte.
- "Nun, gut! In Zukunft solltest du aufmerksamer sein. Hier wimmelt es nur so von wildem Getier und du siehst ja, mit welchen hinterhältigen Tricks manchmal gespielt wird. Es dauert noch eine Weile bis es dunkel wird, deshalb sollten wir noch ein Stück laufen. Komm, wenn du nicht zu müde bist."
Joshua ging schlacksig los und raschelte durch eine Schilfwand um darin zu verschwinden. Dann setzte sich Aene ruckartig in Bewegung; schließlich wollte er Joshua nicht aus den Augen verlieren.

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Wie konnte das sein? Eben noch verweilte Joshua im Halblings-Wakahoma-Land und nun sprang er wieder wendig durch's Gestrüpp. Aene hatte den Knirps meilenweilt durch den Schlamm transportiert, und zudem auch noch in die falsche Richtung. Aene war angesichts der Last ziemlich erschöpft. Er hatte sich entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten sogar Sorgen um Joshua gemacht. Und was passierte nun? Der Halbling öffnet blinzelt die Augen und wird frech!

"Ich möge aufmerksamer sein?" platzte es Aene heraus. "Wer hat hat denn die ganze Zeit betäubt herum gelegen? Ich jedenfalls habe dieser mörderischen Pflanze den Garaus gemacht!" Joshua dreht sich um und sah das puterrote Gesicht Aenes. "Ja, ja, so habe ich es ja nun auch nicht gemeint. Aber nun beeilt Euch, wir wollen doch Strecke schaffen." Das sah Aene Eiras irgendwie ein und er folgte Joshua durch den Schlamm.

Auch wenn Aene der Erschöpfung nahe war, so ließ er Joshua doch in seinem Tempo weitereilen. Er kämpfte gegen den Impuls des Hasses, dass dieser wirre Halbling drauf und dran war, ihn abzuhängen. Ihn, der er Märsche hinter sich hatte, die sonst nur noch die Orks hätten bewältigen können. Aber gut, gut. Immerhin war es in Aenes Sinne. Je eher sie aus diesem Sumpf heraus kamen, desto eher würde Aene die Festung Rogus' erreichen. Nach einiger Zeit hatten sich Aenes Kräfte auch wieder zurückgemeldet und so konnten die beiden für die sumpfigen Verhältnisse doch noch ein weites Stück der Strecke zurück legen.

Als es so dunkel wurde, dass man gar nichts mehr sehen konnte, einigten sich beide darauf zu rasten. Sie breiteten ihre Decken aus. Aene hatte Joshua gefragt, ob es nicht besser wäre, eine Nachtwache zu halten. Dieser antwortete darauf, dass dies eine gute Idee wäre. Er lächelte Aene kurz an und deckte sich zu. Er begann auf der Stelle zu schnarchen, viel zu laut übrigens für einen Kerl in seiner Größe.

Während also Joshua schlief, schaute Aene desinteressiert in die Gegend. Frecher Halbling, der ihm einfach die erste Wache überließ. Er würde Joshua in einer halben Stunde wecken und ihm sagen, er hätte drei Stunden geschlafen, nahm er sich vor. Es war ein alter Trick als Söldnerzeiten. Aber zunächst war es Aenes Aufgabe wachsam zu bleiben. Er schaute in die Dunkelheit und dachte über die Geschehnisse des Tages nach. Hatte in tatsächliche ein Pflanze angegriffen? Das glaubte ihm kein Mensch. Eine dumme Pflanze? Die beiden hässlichen Zwerge Theow und Hreigi gestern Abend waren irgenwie real gewesen, aber dies grüne Monstrum von heute Nachmittag war jenseits Aenes bisheriger Vorstellungskraft.
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Beitrag von NSpktr »

Am Nachthimmel war wegen des Nebelschleiers nicht ein Stern zu sehen. Der Mond hing ganz blass und verwaschen am Horizont. Aene lauschte in die Nacht und ärgerte sich über Joshuas knarrendes Geschnarche, dass den Großteil der nächtlichen Geräusche übertönte. Mit Räubern war so tief im Sumpf sicher nicht zu rechnen. Aber wer wusste schon, ob sich nicht wieder eine Pflanze mit Appetit auf Fleisch aus dem Unterholz hervorschlängeln würde.

Aene sah in die Dunkelheit und dachte über sein Reiseziel nach: die Festung Rogus'. Von dort würde er seinen Weg fortsetzen und sein Glück an den Ufern des Goldenen Flusses versuchen. Er hatte gehört, dass man dort das Gold aus dem Schlamm des Stroms waschen könnte. Nur etwas Glück, und Aene hatte genug zusammen um endlich sesshaft zu werden. Seine Söldnersaläre waren alle nur allzu mickrig. Seine vorübergehende Neigung zu starkem Bier tat das übrige, um ihn nunmehr fast mittellos dastehen zu lassen. Möglicher Weise fand sich auch ein Weg, in der Festung Rogus' zu bescheidenem Wohlstand zu gelangen. Aene war sich unschlüssig, was die Zukunft bringen würde. Im Augenblick wusste er nur eins - er war zu müde, um noch länger die langweiligen Weiden um ihn herum anzustarren. Er rüttelte den Halbling wach: "Die Nacht ist bald vorbei, Joshua. Deine Wache beginnt jetzt."
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Beitrag von Ephirnion »

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Joshua grunzte dem Söldner entgegen wedelte ungeschickt mit seiner Hand und kringelte sich wieder zusammen um weiter zu schlafen. Aene musste schon etwas ruppiger werden, bevor der Halbling überhaupt Anstalten machte die Augen aufzuschlagen.
- "Was ist denn? Ist es schon Morgen?"
Aene gab einen schnaufenden Laut von sich und legte sich seinerseits zum Schlafen hin. Schnell war er eingeschlafen und ließ den halbwachen Halbling am flackernden Feuer zurück. Der rieb sich die Augen und setzte sich auf einen umgefallenen Baum, lehnte sich gegen einen Ast und schlief wieder ein.

Es war inzwischen hell geworden, die Welt zog schaukelnd vorbei und der Boden war ungewöhnlich hart, auf dem Joshua aufwachte. Er fühlte sich ausgeruht, gähnte und streckte sich herzhaft.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich bewegte, oder besser gesagt, dass er bewegt wurde. Er saß mit Aene zusammen in einem hölzernen Käfig, welcher sich wiederum auf einem Pferdekarren befand.
- "Was, was.... wie? Wer zum.....?!?"
- "Ruhe Sklave!" donnerte es von hinten und eine Peitsche zuckte entlang der Gitterstäbe, an denen sich Joshua festgehalten hatte.
- "Aauuuuu!"
Er drehte sich zu Aene um und fragte sich, warum dieser noch nichts gesagt hatte. Dann fiel ihm der Mundknebel auf und natürlich die Fesseln. Anscheinend fanden die Sklavenhändler es für sicherer, wenn sie diesen Mann ruhigstellten. Joshua hätte schwören können, dass anstatt des Knebels bestimmt Schaum auf den Lippen des Mannes stünde, so sehr sah er den Halbling mit brennenden Augen an.
- "Ich helfe euch erst einmal euch von dem Knebel zu befreien.", flüsterte Joshua.
- "Aber nicht schreien, schnappen oder beißen, wenn sie runter ist, ja?"

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Beitrag von NSpktr »

Mehrere Stunden schon war Aene geknebelt und gefesselt in diesem Käfig. Er betrachtete den selig schlafenden Halbling, der vor ihm zusammen gekauert weiter schnarchte, obwohl der Wagen recht holprige Strecke zu fahren schien. Kein Wunder, dass dieser Narr eingeschlafen ist, dachte Aene im Zorn. Er fragte sich, ob er dem Halbling nicht bei der nächsten Gelegenheit den Hals umdrehen sollte. Wie es schien, waren sie beiden nämlich Gefangene ruchloser Sklavenhändler geworden.

Aene schossen tausend Fragen durch den Kopf. Warum war diese nichtsnutzige Halbling überhaupt eingeschlafen? Wie konnte es sein, dass sie inmitten menschenleerer Sümpfe von Sklavenhändlern erwischt worden waren? Wohin würden sie ihn bringen? Er war kräftig, vielleicht würde ein Minenbesitzer ihn kaufen. Oder er würde in eine Gladiatorenschule gesteckt? Was auch immer geschehen würde - nur dieser ruchlose, irre Halbling war an allem Schuld!

Joshuas Hand bewegte sich in Richtung Aenes Kopf, um den Knebel zu lösen. Seine Bedenken, sein Mitgefangener könnte versuchen ihn zu beißen, waren mehr als berechtigt. Aene schnappte nach den kleinen Halblingsfingern in der Absicht, wenigstens einen zu erwischen und ihn abzubeißen! Joshua fiel erschrocken nach hinten über: "Was soll das, Aene? Ich nehme Dir die Mundfesseln ab und Du versuchst mich zu beißen!" Noch immer rollte der Soldat wie wild mit den Augen und erwiderte: "Du Nichtsnutz bist eingeschlafen! Da, wo ich herkomme, hat man solche Leute zu Strafe ausgepeitscht!"

Jetzt erst schien Joshua zu begreifen. Er spürte noch immer Reste der Wirkung der Pflanzensporen, die ihn schläfrig machten und aller Wahrscheinlichkeit auch für seinen tiefen Schlaf sorgten. Joshua vergegenwärtigte sich, dass er hätte wachen müssen. Er aber war eingeschlafen, und nun saßen sie in der Klemme. "Aene, ich versuche, Deine Fesseln zu lösen. Aber dieses Mal könntest Du Dich dankenswerter Weise benehmen!"

Natürlich hatte sich Aene noch längst nicht beruhigt, aber das sah er natürlich ein. "Geht in Ordnung, Joshua. Aber beeil Dich." Was er allerdings nicht verstand war, dass es für ihn keinen Sinn machte, dass er gefesselt war und der Halbling nicht. Es war doch offensichtlich ein einfaches für seinen Begleiter, ihn von seinen Fesseln zu befreien. Zwar waren sie dann immer noch in dem Holzkäfig. Aber vielleicht ergäbe sich die Möglichkeit, einen der Sklavenfänger durch die Gitter hindurch zu packen und so zu bedrohen, dass die anderen den Käfig öffnen würden.
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Beitrag von Ephirnion »

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Mit flinken Fingern löste Joshua die Fesseln und befreite Aene von dessen Last. Dieser funkelte den Halbling zwar immer noch böse an, aber er beließ es dabei sich die Handgelenke zu reiben.
- "Hihi, vielleicht haben sie dich nur gefesselt, weil du dich gewehrt hast oder weil du viel gefährlicher als ich aussiehst. Dumm sind sie auf jeden Fall...." Der Halbling grinste.
Doch nun musste man sich überlegen, was zu tun sei. Es wäre zumindest bei Tage unmöglich den Käfig zu öffnen, obwohl, so versicherte Joshua zumindest, dies eine Arbeit von fünf Minuten sei. Der Söldner bekam immer mehr den Eindruck, dass er es hier mit einem kleinen Dieb zu tun hatte, als mit einem Fremdenführer.
So mussten sie denn warten, bis es Abend geworden war. Dunkelheit senkte sich über das Lager, welches die Sklavenhändler aufgeschlagen hatten und - nur zur Sicherheit - wurde eine Wache zum Käfig beordert. Die Menschen der Sklavenkaravane hatten einen seltsam südländischen Dialekt, ganz so, als kämen sie aus der Wüste oder zumindest aus einer Region, die an die Wüste grenzt. Joshua hatte Aene gebeten, die Wache zu erdrosseln und zwar mit den Fesseln, die noch immer im Wagen lagen. Aene war etwas bestürzt solche Worte aus dem Mund des Halblings zu hören, zumal der einen Tonfall einschlug, der an Gleichgültigkeit kaum übertroffen werden konnte. Doch erst dann konnte Joshua damit beginnen das Schloss des Käfigs zu öffnen. Sicherheitshalber hatte er den Söldner noch auf eine Truhe in einem Wagen rechts von ihnen und auf ein paar Pferde hingewiesen, die dort ebenfalls angebunden standen - natürlich alles nur mit einem kleinen Augenzwinkern.

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