Quest 5 - Die Türme der Erzmagier

Die Tantalischen Berge - Land des Tantalusss

Moderator: Fansal

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Cantar
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Beitrag von Cantar »

"Das geht Euch nichts an!", schnappte Cantar, seine Augen leuchteten heller als gewöhnlich. Er war verärgert, dass dieser Fremde einfach so hier herein spazierte (den Umstand, dass dies nicht sein Haus war, hatte der Lich zeitweilig verdrängt) und dann auch noch mit offenen Armen begrüßt wurde. "Was schert es Euch, was wir hier treiben?", fügte er halb zischend hinzu. Dann widmete er sich wieder seinen Rippen und dem Stab. Wenn er die dritte von oben noch ein Stückchen weiter vom Körper weg bog und dann die andere Hand durch das entstandene Loch steckte...

"Wehe, es sagt einer was!", grummelte Cantar einen Augenblick später und starrte die versammelte Schar böse an. Als er die Hand in seine Rippen gesteckt hatte, um den Stab zu ergreifen, hatte er den Griff an der einen Rippe verloren und diese war mit einem Schnappen in ihre Ausgangsposition zurückgekehrt. Das Resultat war wenig befriedigend (jedenfalls für Cantar): Die knochige Hand des Liches hielt den Stab umklammert, war jetzt aber ebenso gefangen wie der Stock an sich.
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Yaguar
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Beitrag von Yaguar »

Nun erhob sich auch Menderelvin, mittlerweile in eine Decke gehüllt, wieder, um den hinzugekommenen Waldläufer zu begrüßen. Indess hieß er ihn nicht Willkommen, er traute ihm nicht. Dementsprechend antwortete er auch auf die Frage, der Cantar sich verweigert hatte. "Ihr werdet es kaum glauben, aber diese leichten Schauer da draußen haben uns wasserscheue Gesellen dazu bewogen ein Dach über den Kopf zu bekommen. Mehr überrascht mich schon eure Anwesenheit. In der näheren Umgebung der Stadt gibt es doch gar keine Bären..."
Ghaman blickte den Elfen leicht überrascht, leicht verärgert an, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. "Was lacht ihr? Ihr habt Derniks Frage noch nicht zufriedenstellend beantwortet." Nun verfinsterte sich die Mine des Bärenmannes doch. Ausweichend wandte er sich an Cantar: "Kann ich helfen? Das siht wirklich nicht gut aus. Welcher Trottel hat euch diesen Stab dorthinein gerammt? Nur seine schnelle Reaktion bewahrte ihn davor, geröstet zu werden. Stattdessen explodierte der Feuerball im allmählich erlöschenden Kamin. "Darauf hättet ihr vorbereitet sein müssen" meinte Mendrelvin grisend zu dem am Boden liegenden Waldläufer...
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Sethra Lavode
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Beitrag von Sethra Lavode »

Abschätzend betrachtete Sethra den Neuankömmling. Anscheinend einer dieser bulligen Kerle, die eine Menge Platz beanspruchten und ebensoviel Luft hinter sich liessen, wenn sie dann wieder verschwanden. Sein Zwinkern ignorierte sie, doch Urimas sprang auf mit dem gezogenen Schwert in der Hand, was Sethra eine hübsche Aussicht auf seinen gutbestückten Körper bot. "Seht euch vor, was ihr betrachtet! Es gönnte eurem Augenlicht nicht bekommen!", blaffte er den Fremden an, der entschuldigend die Hände hob und sich den anderen zuwandte. Urimas blieb weiterhin stehen, bereit dem Kerl bei der nächsten Anzüglichkeit einen Kopf kleiner zu machen.

Sethra hörte dem Gespräch zu. Dieser Ghamann war ihr zu neugierig. Als Cantar dann seinen Feuerball in einem geschlossenen Raum, der zudem eine Vampirin enthielt, losließ, hatte sie genug. "Es reicht!" Ihre Stimme war nicht laut, aber schneidend. "Ihr entwürdigt die Gastfreundschaft dieses Mannes, der uns so bereitwillig Unterschlupf gewährte." Das Männlein, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte, machte sich noch kleiner. Er wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen.
"Schlaft jetzt. Wir sind alle erschöpft und bedürfen der Ruhe, nicht der Gespräche." Erstaunt sahen sie alle an. Sethra blickte ruhig zurück und faßte Ghamann ins Auge. "Ich werde Wache halten.", verkündete sie abschließend. Ihr Ton machte deutlich, dass sie keine weiteren Diskussionen erwartete.

Amüsiertheit zuckte ihn Urimas Mundwinkeln als er sich wieder hinlegte und in die Decken wickelte. Das Schwert behielt er aber griffbereit.
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ViperX
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Beitrag von ViperX »

Dernik wusste zwar nicht, weshalb er sich von dieser Frau herrumkommandieren liess, aber es erschien im Klüger ihrer Anweisung Folge zu leisten. So schnappte er sich also eine Decke und legte sich in einen Winkel der Hütte, in dem der Feuerschein ihn nicht vom Schlafen abhielt. In der unruhigen, von Sturm und Regen durchsetzten Nacht schlief Dernik nicht gut. Seine alten Alpträume kamen wieder zum Vorschein, vom Tod seines Vaters, und von den Minotauren. Zweimal fuhr er erschrocken von seinem Lager hoch, und hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, denn Sethra hielt die ganze Nacht hindurch ihre Wache. Wie sie es anstellte, nicht Müde zu werden, war Dernik auch noch nicht so ganz klar. Sie war auf jeden Fall nicht die gewöhnliche Frau, für die Dernik sie zu Beginn der Reise gehalten hatte.

Als Dernik und die anderen am nächsten Morgen erwachten, saß Sethra noch immer in der gleichen Haltung an ihrem Platz. Ghaman war allerdings nicht mehr zu sehen. "Er behauptete, er wolle auf die Jagd gehen." war die knappe Antwort auf Derniks Frage.
So bedankten sich also alle bei dem alten Mann für seine Gastfreundschaft - Dernik gab ihm einige Goldmünzen, da er mit Sicherheit am dankbarsten war, bedingt durch die zwergische Wasserphobie - und holten ihre Pferde aus dem Stall. Endlich konnte die Reise weitergehen, in Richtung Aldus.
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Cantar
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Beitrag von Cantar »

Cantar verbrachte die Nacht wie immer - tief in Meditation versunken. Einmal schreckte er auf, nämlich als er die Tür gehen hörte: Seine auch im Dunkeln sehenden Augen bemerkten den fehlenden Körper Ghamans und nach kurzem Nachdenken schloss er die in kaltem, blauem Feuer leuchtenden Augäpfel wieder. Vielleicht war es besser so, denn der Lich hätte den Fallensteller nach seiner unbedachten Äußerung am Abend gerne über kleiner Flamme geröstet. Wie es schien, blieb ihm dieses Vergnügen fürs Erste verwehrt, dafür musste er sich aber auch nicht mit seinen Begleitern herumärgern, die ein solches Verhalten sicherlich als arg destruktiv empfunden hätten. Während er abgeschieden von den anderen in der Hütte saß und dem mächtigem Donnern zuhörte, das die Wände der Unterkunft erschütterte, grübelte Cantar über das Problem, das sich ihm nun stellte: Mit einer Hand und seinem Stab in seinem Brustkorb war er zwar durchaus noch in der Lage seine magischen Fertigkeiten einzusetzen (Ghaman hätte davon sicher ein Liedchen singen können), doch wie er mit solch einem Handicap reiten wollte, erschloss sich ihm nicht unbedingt auf Anhieb.

Am nächsten Morgen verließ Cantar daher noch vor den anderen das Haus und suchte im Stall nach einem Hufeisen, das nicht am Fuß eines Pferdes befestigt war. Als er ein solches gefunden hatte, benutzte er es als Hebel (mit den elementaren Gesetzmäßigkeiten der Physik war er durchaus vertraut), um drei seiner linken Rippen zu verbiegen. Als dies geschafft war, war Cantar im Stande, seine gefangene Hand herauszuziehen. Der untote Magier überlegte, ob er seinen Stab auf demselben Weg befreien sollte, doch dann dachte er wieder an die ungemütliche Reise zu Pferd und entschied, dass er den Stab solange weiterhin in sich tragen würde, bis er entweder bessere Fertigkeiten im Umgang mit dem Pferd besaß oder er sich etwas Schlaues ausgedacht hatte, damit ihm der Stab während des Reitens nicht in der Quere war. Zur Sicherheit nahm Cantar das so hilfreiche Hufeisen mit und schwang sich dann zusammen mit den anderen mehr oder weniger elegant auf den Rücken seines Pferdes, das er sogleich zu einer schnelleren Gangart anspornte. Er war ärgerlich, denn nun waren sie bereits einen Tag unterwegs und hatten sich doch kaum mehr als einen Steinwurf von Kalanos entfernt. Diese Reise begann wirklich traumhaft...
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Yaguar
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Beitrag von Yaguar »

Menderelvins Abneigung gegen den Waldläufer Ghaman bekam einen neuerlichen Schubs, als er von dem morgendlichen Verschwinden desselben hörte. Jedoch beschloss er, sich darüber jetzt nicht Stundenlang aufzuregen, sondern sich darüber zu freuen, dass es nicht mehr regnete. Er beobachtete, wie Cantar die Hütte grummelnd verließ (er hatte die Türöfnnung seitwärts durchqueren müssen), gleichzeitig kam eine allgemeine Aufbruchstimmung auf. Dernik bedankte sich überschwänglich bei ihrem Wirt, auch die anderen blieben nicht aus.

[Währenddessen am Stadttor:
Aldir, der Diensthabende Offizier, beobachtete den Rechten Flügel aus massivem Eichenholz. Es hatte sich dunkel, wenn nicht gar schwarz verfärbt. Ausserdem ging das Tor nicht mehr auf. Aldir versuchte sich am Kopf zu kratzen, traf aber nur den Helm - Das metallische Pochen riss den Soldat neben ihm aus seinen Gedanken. "Wie konnte das geschehen, Korporal Aldir?" Aldir antwortete nicht. Das Selbe beschäftigte ihn schon seit einer guten Viertelstunde. Viel mehr wurde sein Gehirn jedoch von einem anderen Gedanken beschäftigt: Wie sollte er das Regent Markar erklären?]

Menderlvin schwang sich auf sein Pferd des letzten Tages und ritt den anderen hinterher. Er hatte über ihre Strecke nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie mindesten zwei Nächte im Düsterwald verbringen würden, gezwungenermaßen. Der Gedanke daran trübte seine Stimmung ein wenig. Der Düsterwald - ein Wald voller Gefahren und Abenteuer. Gesindel der übelsten Sorte trieb sich dort herum, schon manch gut bewachter Konvoi war überfallen worden, die Wracks der Kutschen und Wägen lagen noch immer im Gestrüpp. Viele gute Männer des ehemaligen Königreiches waren ausgezogen, um die Plage der Banditen zu stoppen, ein für allemal. Doch nur wenige waren zurückgekehrt...

Der Anblick eben dieses Waldes riss den Elfen aus seinen Gedanken. Die außenstehenden Bäume waren grün belaubt - wie sie am vorigen Tage schon bemerkt hatten, würde sich das recht bald ändern. Durch diese Bäume führte der Weg, auf dem sie ritten, wurde verschluckt von Massen aus Cellulose. Menderlvin riss sich seinen Stab vom Rücken und packte ihn fest mit beiden Händen. Viellleicht würde er in diesem Wald mal andere Aufgaben bekommen als Türen und Tore zu verfluchen....
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Sethra Lavode
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Beitrag von Sethra Lavode »

Urimas steckte ihrem Gastgeber zehn Goldstücke zu, bevor sie aufbrachen, was Sethra mit Genugtuung beobachtete. Sie hatte sich in der Wahl ihres Bettgesellen nicht vertan.

Sie ritten in den frischen Morgen, der sich mit einer leichten Wolkendecke bei der Vampirin beliebt machte. Ringsum waren die Zerstörungen des Sturmes sichtbar. Mancher Dachdecker würde die nächsten Tage gut zu tun haben.

Als sie wieder am Rande des Dunkelwalds trabten, sahen sie sich vor neue Probleme gestellt. Zuerst mußten sie Menderelvin davon abhalten schnurstarcks in den Wald zu reiten, denn die Straße führte an seinem Rand entlang. Ob etwas den Elfen dorthinein rief?
Die Straße war ein weiteres Problem, denn der Sturm hatte einigen großen, alten Bäumen den Rest gegeben, so dass oft ein mächtiger Stamm den Weg versperrte. Sie zu umgehen war mühsam und zeitaufwendig. Urimas fluchte schon bald wie ein Fuhrknecht. Sethra blieb still und beschäftigte sich mit einem weiteren, persönlichen Problem. Ihr Blutdurst begann sich zu melden. Zaghaft nur, aber sie wollte ihn nicht ausreifen lassen. Spätestens heute Abend würde sie auf Jagd gehen müssen.
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ViperX
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Beitrag von ViperX »

In Urimas' Fluchen stimmte Dernik nur allzu gerne mit ein. Jedes Mal, wenn einer dieser verdammten Bäume quer über dem Weg lag, musste die Gruppe über den vom Regen schlammigen Waldboden ausweichen. Die Pferde allerdings hatten die Angewohnheit, in diesem einzusinken und stecken zu bleiben, und so musste alles absitzen, und die Tiere vorsichtig über den tükischen Untergrund leiten. Sie konnten froh sein, wenn sie durch diese zeitaufwändige Prozedur irgendwo ein Dorf auftreiben konnten, bevor er dunkel wurde. Dernik kannte den 'Rastplatz Dunkelwald' nur allzu gut, und er war nicht wirklich begeistert beim Gedanken, ihn einmal wieder in Anspruch nehmen zu dürfen.
Zu allem Überfluss war es nach dem vielen Regen an diesem Tag recht neblig, und die See zu ihrer Rechten war aufgewühlt und rau, nicht gerade perfektes Reisewetter für Dernik, und so hing er mehr oder weiger trübsinnigen Gedanken nach, als er von weiter vorn ein gequältes Stöhnen vernahm. "Hört ihr das auch ?" fragte er seine Gefährten "Da ist doch irgendwer !"
Neugierig geworden trieb er sein Pferd zur Eile an, und hinter der nächsten Wegbiegung lag tatsächlich ein Mann auf der Strasse, und krümmte sich vor Schmerzen.
Bei näherem Hinsehen erkannte Dernik ... "GHAMAN ! Was ist denn mit euch passiert ?" ...
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Yaguar
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Beitrag von Yaguar »

Der Waldläufer lag, aus vielen Wunden blutend, am Wegesrand neben einem Baumstumpf und versuchte, sich verständlich zu äußern, was ihm nur schwerlich gelang - im Angesicht der Schmerzen, die er haben musste, kaum ein Wunder. Schaum trat ihm auf ide Lippen. Ein Zeichen von Tollwut? Sollten Tiere das angerichtet haben? "... die ...wölfe ..." röchelte der Mann. Menderelvin wurde wieder misstrauisch. Er konnte nicht glauben, dass ein paar Wölfe - wenn auch Tollwütige - einen Mann des Waldes so zurichten konnte.
Nun gab es mehrere Möglichkeiten: entweder der Waldläufer log, die Wölfe waren... magisch oder Menderelvin hatte ihn nicht richtig verstanden. Weitere Überlegungen in dieser Richtung würden jedoch nur zu Unruhe führen, da Ghaman nicht mehr zu helfen war. Seine Augen verdrehten sich nach innen, und er starb.
"Was nun? Sollen wir ihn begraben?"
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Cantar
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Beitrag von Cantar »

Cantar schenkte dem Elfen einen abfälligen Blick. "Was kümmert und dieser große Barbar? Lasst ihn liegen, sollen sich die Aasgeier an ihm gütlich tun - wenn es in diesem vermaledeiten, von Bäumen überlaufenem Land überhaupt so etwas gibt. In der Wüste würde ein warmer Leichnam nicht einmal fünf Minuten auf dem Boden liegen bleiben - es sei denn, er wäre ein Zombie." In den blauen Augen des untoten Magiers konnte man ein seltsames Funkeln und Glänzen erkennen, dass als Ausdruck seines makaberen Sinnes für Humor gewertet werden mochte.

Erst jetzt blickte der Lich auf den toten Wildjäger hinab und betrachtete ihn eingehend. Zu gerne hätte er jetzt seine Stirn gerunzelt, aber das ging nun natürlich nicht mehr. Der Tote wies eine ganze Latte von schweren Verletzungen auf und seine Kleidung war blutbesudelt. Unwillkürlich fragte sich Cantar was für ein Wesen wohl solche Wunden schlagen konnte - die letzten geflüsterten Worte Ghamans hatte er nicht mehr mitbekommen.

Einen Moment blickte der Lich noch auf die erbärmliche Gestalt herunter, dann zuckte er mit den Schultern (im metaphysischen Sinne wohlgemerkt, wollte er eine solche Bewegung tatsächlich ausführen, hätte es ihn einiges an mentaler Kraft gekostet) und wandte sich ab, indem er am Zügel seines Reittiers zog. Cantar sah sich um und hoffte im Stillen, dass die Gruppe beschließen würde, rasch weiterzuziehen. Der Dunkelwald mochte als Studienobjekt in einem Zimmer mit einem warmen Feuer fernab der Finsternis unter den Bäumen sicher ungeheuer faszinierend sein, doch als Cantar sich nun an seinem Rand befand, verspürte er nicht unbedingt das dringende Bedürfnis, ihn weiter zu erforschen. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, aber...
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ViperX
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Beitrag von ViperX »

"Armer Kerl ..." seufzte Dernik mitleidig "Ich finde, wir können ihn nicht so hier liegen lassen. Da hat der Elfenbursche wohl Recht, wir sollten ihn begraben."

Dernik sprang von seinem Pony und blickte sich suchend um. Er tat ein Paar Schritte in den Wald hinein, und fand kurz darauf etwas passendes, ein abgeknickter Baum, dessen Stumpf von einem Blitz oder Ähnlichem in der Mitte gespalten war, und sich so in viele dünnere Stücke zerfaserte. Dernik schlug mit seiner Axt ein breites, relativ flaches Stück Holz herraus, und verwendete es mangels eines Spatens oder ähnlichem, um ein Grab für den toten Waldläufer auszuheben. Wenig später sprang Urimas ihm bei, als auch er sich eine behelfsmässige Schaufel organisiert hatte, und die beiden huben eine Weile lang die Grube aus.

Die Gruppe hatte den Leichnam des Toten gerade begraben, und aus den provisorischen Grabwerkzeugen noch eine kleine Fackel errichtet, die mit etwas Lampenöl getränkt eine Weile zur Andacht brennen sollte, als Dernik aus dem Wald hinter sich einen Laut vernahm. Tief und grollend drang das Geräusch aus dem Unterholz hervor, eine Art Knurren, wie von einem Hund, nur lauter und viel tiefer. Dem Zwerg fielen nun Ghamans letzte Worte ein, "Die Wölfe", und jetzt, da der Erste von ihnen sich blicken liess, war auch allen klar, weshalb der Jäger so grausig zugerichtet worden war. Das was da aus dem Gebüsch kam war die Vorderste von einer Reihe an wolfsartigen Kreaturen, die am Waldrand lauerten. Die Körperform ähnelte tatsächlich einem Wolf oder Hund, doch diese Geschöpfe waren zwei, vielleicht dreimal größer als gewöhnliche Vertreter dieser Rassen, sie reichten selbst dem hochgewachsenen Elf Menderelvin bis über den Bauchnabel, und Dernik würde heute statt nach Kniescheiben wohl nach schädeln schlagen. Die Augen des Leitwolfs, oder was auch immer er war, glühten in einem diabolischen goldgelb, und es war keine Pupille zu erkennen. Seine Fangzähne waren furchterregend groß, und Geifer tropfte aus dem offen stehenden Maul. Aus seinem Knurren wurde ein lautes Bellen, und der Rest seines Rudels sprang aus dem Gebüsch, sicher 10 weitere Tiere, und machte sich zum Angriff bereit. Die Abenteurer wichen zurück, Schulter an Schulter standen sie um ihre Pferde herrum bildeten einen Halbkreis, dessen offene Seite die steile Felsküste war. Ein Kampf schien nun unausweichlich ...
Zuletzt geändert von ViperX am Mo 13.09.2004 - 13:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Yaguar
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Beitrag von Yaguar »

Menderelvin war erschrocken, ließ es sich aber nicht ansehen. Kein Wunder, dass Ghaman so zugerichtet worden war, dass seine Stimme von Angst und Furcht erfüllt gewesen! Diese Wesen waren wohl in der Lage einen Ccrian Andhalèn, eines dieser riesigen Monster, welche die Ebenen von der Heimat von Menderelvins Vorfahren, bedrohten, welche aussahen wie die Kreuzung aus einem roten Löwen und einem grünen Elefanten, und ihn innerhalb von Minuten zu verzehren!

Menderelvin hatte keine Angst - er verspürte regelrecht Panik. Irgendwas in seinem Unterbewusstsein erinnerte ihn daran, dass solche Wölfe nur durch Silber und Feuer getötet werden konnten. Gerade wollte er wieder in sein übliches Feuerpfeildauerfeuer übergehen, als er sich eines besseren besann. Wozu hatte er vor der Abreise denn noch einmal den Magierturm aufgesucht? Die Welt um ihn herum wurde langsam, sehr langsam, während er eine Mystische Rune in die Luft zeichnete. Sie glühte jäh rot auf, bevor sie sich in ein regelrechtes Inferno verwandelte: eine Wand aus Feuer traf alle der Wölfe, ein gutes Dutzend. Sie waren gerade abgespungen, und fielen nun zu Boden. Den Elfen überraschte es weniger, dass sie auf den Pfoten landeten - viel mehr jedoch die äußerst beunruhigende Tatsache, dass ihn dreizehn wütende und leicht angesengte Wölfe hämisch angrinsten, bevor sie über ihn herfielen.
Menderelvin versuchte, sich irgendwo in Sicherheit zu bringen...
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Cantar
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Beitrag von Cantar »

Cantar beobachtete verdrossen, wie Urimas und der Zwerg sich im Dreck suhlten - ganz wie es ihrer niederen Art entsprach - und damit begannen, ein Grab für den ohnehin toten Fallensteller auszuheben. Der Lich fragte sich, warum die Sterblichen ein solches Bedürfnis hatten, ihre Toten unter die Erde zu bringen; vielleicht, weil sie bei ihrem Anblick stets an ihre eigene Sterblichkeit erinnert wurden? Begruben sie ihre toten Freunde und Verwandten also einfach aus Furcht, um die Augen vor dem Unvermeidlichen zu verschließen? Der Gedanke hatte etwas Amüsantes und Cantars eisblaue Augen strahlten heller, als sein in Sachen Mimik arg eingeschränkter Körper nach einem Weg suchte, seine Erheiterung auszudrücken.

Jener Ausdruck in Cantars Gesicht (sofern solche Begriffe bei einem lebendigen Skelett überhaupt angebracht sind) wich aber schnell aus seinen Zügen, als plötzlich eine Meute riesiger Wölfe mit Furcht erregendem Getöse aus dem Wald brach. Cantar betrachtete sie interessiert - Angst verspürte der von allen Gefühlen befreite Lich natürlich nicht - und dachte sich im Stillen: "Immerhin wissen wir jetzt, was diesen trotteligen Nichtsnutz getötet hat. Schön blöd, wenn er solchen Geschöpfen eine Falle stellen wollte." Der untote Magier erlaubte sich in Gedanken ein breites, hämisches Grinsen - der einzige Ort, wo er einen solchen Gesichtsausdruck zur Schau tragen konnte.

Doch bei aller Neugier sah Cantar ein, dass diese Hündchen das Weiterkommen der Gruppe erheblich erschweren konnten und obwohl der Licht ganz froh gewesen wäre, wenn seine lebenden Gefährten zerfleischt worden wären: Im Augenblick diente es seinen Zielen besser, wenn sie am Leben blieben. Fürs erste jedenfalls. Cantar überlegte blitzschnell, welche Art von Zauber sich gegen diese Wesen eignen könnte. Sie sahen recht furchtlos aus, daher schied dieser Zauber schon einmal aus. Nachdenklich betrachtete der Zauberkünstler das schimmernde Fell der Kreaturen...

"EST PYRO, ETO MERCURIO!" Es war das erste Mal, dass Cantar einen seiner neuen Zauber in der Praxis ausprobierte, doch offensichtlich hatte die ungewöhnliche Lehrmethode des senilen Elfenmagiers in Kalanos gewirkt: Aus seiner ausgestreckten Knochenhand fuhren zwei Flammenpfeile, mehr feurige Blitze als entzündete Geschosse, die sich in die Brust eines Wolfes bohrten, der direkt neben dem offensichtlichen Leitwolf lief. Doch erstaunlicherweise fiel das Ungetüm nicht tot um, sondern schüttelte sich nur kurz und kläffte laut. Das Geräusch erinnerte eher an einen räudigen Köter als an einen stolzen Wolf der Wildnis.

Cantar beglückwünschte sich jetzt zu dem Umstand, dass er in Gedanken schon den zweiten Zauber vorbereitet hatte (eine nette Annehmlichkeit, die ihm sein multispektraler Geist ermöglichte, der nun von dem wabbligen Gehirn in seinem Kopf [bzw. in einem Einmachglas im Versteck des Zirkels] getrennt war). "DEUS IMPACATHIO, EST PERSEDIO MORDUS INFINETE!", schrie der Lich und gab sich damit der Lächerlichkeit preis. Der angepeilte Wolf (es war derselbe, in dessen Brust immer noch zwei kokelnde Bolzen steckten) sackte zusammen, als Cantar ihm mit einer gewissen Befriedigung die Lebensenergie aussaugte.
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Sethra Lavode
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Beitrag von Sethra Lavode »

Unaufhaltsam näherten sich die Wölfe. Feuer und Blitze schienen ihnen nicht allzuviel auszumachen. Noch setzten sie nicht zum Sprung an und Sethra fand, dass das besser auch so bliebe wenn sie ein Überlebenschance haben wollten.
Das Leittier war unverkennbar, es war noch größer und gräßlicher als diese Wolfabarten eh waren. Sethra konzentrierte sich kurz und beschrieb dann mit beiden Händen gegensätzliche Kreise. Kälte breitete sich gezielt von ihr aus und fror das Leittier in einem Eiskegel ein. Verdutzt hielt die Meute inne.

Urimas nutzte die Gelegenheit, trat mit einem schnellen Schritt vor und schwang sein Schwert. Er mußte seine gesamte Kraft hinter den Schlag gesetzt haben, denn sein Schwert fuhr durch Eis, durch Fell und Knochen und trennte den häßlichen Kopf des Leittiers von seinem stinkendem Körper.

Die Meute war führerlos.
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ViperX
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Beitrag von ViperX »

Während die magisch begabten Abenteurer die Gewalten der Elemente entfesselten, um die riesigen Wölfe aufzuhalten, hatte Dernik nicht den Luxus, sich von seinen Gegnern fernhalten zu können. Zusammen mit Urimas stand er schützend vor den anderen, und machte sich auf den Ansturm gefasst.
Die große Minotaurenaxt lag fest in beiden Händen, und jeder, der dem Zwerg zu nahe kam, würde Bekanntschaft mit ihrer Klinge machen müssen.
Dernik fröstelte, als Sethra den vordersten Wolf erstarren liess. Urimas enthauptete das Tier mit einem gezielten Schlag, doch es blieb keine Zeit, um ihm zu gratulieren, denn ein weiteres der Tiere war bereits an Dernik herran. Die Kreaturen schienen wohl nicht bereit, sich zurückzuziehen, nachdem ihr Leitwolf umgekommen war. Die geifernde Bestie biss nach Derniks Gesicht, und er musste die schwere Axt wild vor sich herwirbeln, um sie ein paar Schritte zurückzutreiben.
Dies gab ihm die nötige Ruhepause um hinter dem Rücken auszuholen, und dem Wolf kalten Stahl in den Kopf zu treiben.
Mit gespaltenem Schädel blieb das Tier am Boden liegen, und Dernik bemühte sich, sich schnell auf den nächsten Gegner zu konzentrieren, doch für ihre kleine Gruppe war dieses recht große Wolfsrudel eindeutig zu viel, und jemandem würde schnell etwas einfallen müssen.
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Cantar
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Beitrag von Cantar »

Kaum hatte Cantar die Verbindung zwischen ihm und dem nunmehr bewusstlosen Wolf gekappt, die sich als ein vage blinkendes, rötlich schimmerndes Band darstellte, da war das Rudel auch schon heran und der Lich fand sich in höchster Bedrängnis wieder. Auf einen Nahkampf mit diesen reißenden Bestiegen war er ganz und gar nicht vorbereitet und schon gar nicht erpicht.

Neben der Tatsache, dass er als wandelndes Skelett weder über die Muskeln noch die Kraft verfügte, um schwere Schläge auszuteilen, befand er sich noch immer im Sattel seines mehr und mehr nervös werdenden Pferdes, während sein Stab an dem Ort ruhte, wo er ihn zurückgelassen hatte: Zwischen seinen Rippen, wo er feststeckte, bis der Lich das gestohlene Hufeisen hervorholen und seine Rippen lockern würde.

Doch danach stand weder ihm noch seinem Reittier der Sinn, denn eben jenes schien über den Anblick der geifernden Wölfe regelrecht in Panik zu geraten. Cantar musste all sein Geschick im Umgang mit Pferden (was nicht eben viel war) und sein Wissen um diese Tiere (was in geschriebener Form nicht einmal ein halbes Blatt Papier gefüllt hätte) aufwenden, um im Sattel zu bleiben und selbst dann (oder gerade deswegen?) gelang es ihm mehr schlecht als recht.

Seine eisblauen Augen funkelten erregt, als er das Pferd zu beruhigen versuchte und dabei seine Gefährten musterte, die noch mitten im Kampf mit den fellbedeckten Untieren steckten. "Ich würde vorschlagen, wir fliehen!", rief der Lich über den Lärm der Schlacht hinweg, denn er hatte überhaupt keine Lust, seine Knochen als Nahrung für diese Wölfe herzugeben. Sie bräuchten nur ein Ablenkungsmanöver, dann hätten die anderen genug Zeit, um auf ihre Pferde zu steigen und zu fliehen.
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Yaguar
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Beitrag von Yaguar »

Die Worte des Liches in den Ohren wollte Menderelvin sich umdrehen und zu seinem Pferd rennen - was sich als schwierig gestalten sollte, denn dieses stand nicht mehr da, wo der Elf es abgestellt hatte. Anscheinend hatte es auf seine Instinkte gehört und war geflohen. Verdutzt suchte Menderelvin nach einem Ausweg. Ein hilfsbereiter Wolf nahm ihm diese Enscheidung ab und biss ihn Herzhaft in die Wade. Der Elf strauchelte und fiel lang hin - dem Tode geweiht. Der Wolf nahm die Gelegenheit wahr und biss nach dem Nacken des Magiers -

wurde jedoch im letzten Augenblick von dem blitzenden Schwert Urimas' getroffen und flog, nur noch ein blutgetränkter Fetzen Fell, gut zwanzig Fuß weit. Urimas versuchte, dem Elfen den Arm auszureißen - oder, je nach Blickwinkel, ihn wieder auf die Beine zu stellen. Nur schwer konnte Menderelvin sich auf dem verletzten linken Bein halten, stand jedoch. Dann wurde ihm plötzlich grünlich - schwarz vor Augen...

Halluzination 1: Wieder stand der Elf von Karak, dem lichifizierten Ladenbesitzer. Er überreichte ihm den frisch gefundenen Stab - die Augen des Lichtes leuchteten AUgenblicklich grünlich auf. Überhaupt hatte Menderelvin die Farbverhältnisse in dem Zaubererladen anders in Erinnerung. Karak sprach zu ihm: Dieser Stab, Elf, besitzt starke magische Fähigkeiten. Ihr könnt Wahlweise einen Gegner damit verfluchen, oder euch die schwarze Magie des Stabes zu nutze Machen, euch auf Kosten des Feindes zu heilen. Jede dieser Fähigkeiten könnt ihr jedoch nur einmal im Zyklus von Tag und Nacht verwenden. Überlegt euch also gut, ob ihr sie nicht später besser gebrauchen könntet. Außerdem solltet ihr den Stab nicht zu häufig gebrauchen - denn sonst werdet ihr einer von Ihnen. Er verdirbt euch. - Karak grinste gemein - Sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt - wenn ihr dann noch sprechen könnt.

Dann sah er wieder klar - er sah nicht nur, er dachte auch so. Er richtete den Stab auf einen sich anschleichenden Wolf - der sich daraufhin verdutzt umblickte. Er sah auf einmal wesentlich eleganter aus, sein Fell war voller geworden. Zweifellos ein nicht unangenehmer Effekt, jedoch nicht der gewünschte. Besser schon, dass der Wolf danach mit eingekniffener Rute die Flucht ergriff. Dann richtete der Magier den Stab auf einen Wolf hinter ihm - dieser strauchelte, woraufhin Dernik ihm den Kopf abschlug. Mederelvins Schmerzen waren dadurch deutlich gelindert worden. Der Rest der Wölfe verfolgte ihren enfluchten Artgenossen in den Wald. Erschöpft, mit kalten Schweißperlen auf der Stirn, sank Menderelvin auf die Knie...
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Sethra Lavode
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Beitrag von Sethra Lavode »

Bedrängt von Wölfen und panischen Pferden, von einem steilen Sturz im Rücken und von einem eskalierenden Blutdurst war es ein wahres Wunder, dass Sethra dennoch ihren kühlen Kopf behielt. Sie fror den nächsten Wolf ein, als der Tod des Leittieres weniger Wirkung als erhofft zeigte. Diesmal aber war Urimas damit beschäftigt, Menderelvin vor dem sicheren Tod zu bewahren und so stand der Wolf unbeachtet in der Gegend herum, den Hals vorgereckt, die rechte Pfote leicht angehoben.

Sethra visierte ihr nächstes Opfer an, verzweifelt um Konzentration ringend gegen die immer forderndere Blutlust, doch da machten die Angreifer eigenartigerweise kehrt und hetzten in den Wald. Die Vampirin sah zu Cantar herüber, der aber zu beschäftigt war, im Sattel zu bleiben, um als Ursache für die plötzliche Flucht der Wölfe in Frage zu kommen. Ihr Blick fiel auf den erschöpften Menderelvin. "Ihr wart das? Wie habt ihr das angestellt?"

In ihrem Kopf bereitete sich der rote Nebel des Blutdurstes mit erschreckender Geschwindigkeit aus. Alles was sie momentan an ihren Gefährten erkennen konnte, waren deren Halsschlagadern, die verlockend zu pulsieren schienen. Ihre Hände krampften sich zu Fäusten, der Mund verwandelte sich in einem schmalen Strich der Anspannung. Unter Aufbietung aller Willenskräfte vollzog sie die uralten geistigen Übungen, die einzig ihren Blutdurst eindämmen konnten. Für eine gewisse Zeit zumindest.

Zu jagen war dringender denn je geworden.
Call her life unnatural, feel her undead breath. Color her black for sorcery, color her gray for death.
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ViperX
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Registriert: Mo 14.04.2003 - 21:13

Beitrag von ViperX »

Erschöpft hängte Dernik seine Axt wieder in die Lederriemen auf seinem Rücken und wischte sich den Schweiss von der Stirn.
"Das war eng." seufzte er. "Erst so ein Unwetter und jetzt das .... verfluchte Wölfe ... langsam glaube ich nichtmehr an Zufälle, muss ich sagen."
Er blickte sich um. Niemand schien verletzt zu sein, jedenfalls nicht ernsthaft, abgesehen von Cantars verbogenen Rippen, aber Dernik bezweifelte, dass diese den Lich irgendwie beeinträchtigten, oder dass er bei der Behebung Hilfe annehmen würde ...
Einzig bei Sethra glaubte er für einen kurzen Moment, Anzeichen von größter Anspannung festzustellen, ehe sie sich wieer fing. Etwas war unheimlich an dieser Frau, aber Dernik konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was es war, das ihm beim Anblick ihrer Augen einen Schauer den Rücken hinunterjagte ....
"Ich schlage vor" begann er wieder "wir reiten weiter. Wir haben heute noch einige Stunden Zeit, unsere Reise fortzusetzen."

Als alle aufgesessen und wieder eine Weile unterwegs waren, liess Dernik sein Pony etwas hinter die anderen zurückfallen, und nahm Menderelvin bei Seite, dem er auf Grund früherer Abenteuer noch am meisten traute, trotz seiner Herkunft.
"Was meint ihr, Elfenbursche ?" sprach er im Plauderton, aber so, dass nur der Elf ihn hören konnte "Ich weiss ja nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber diese Frau ... Sethra ... kommt mir irgendwie ... seltsam vor ... Etwas ist unheimlich an ihr."
Er blickte seinen Nebenmann nicht an, während er die Antwort abwartete ....
"Nichts ist so sicher, wie der Glanz des Goldes und die Hinterlist der Elfen !"
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Cantar
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Registriert: Sa 07.02.2004 - 21:12

Beitrag von Cantar »

Cantar beobachtete verdrießlich, wie seine "Gefährten" unverdrossen weiterkämpften, während er dazu bereit gewesen war, die Beine in die Hand zu nehmen. Der Lich sah darin einen weitere Charakterschwäche der Lebenden (wenn man einmal von Sethra absah, die allerdings doch noch so sehr von Gefühlen beherrscht wurde, dass sie in keinem Vergleich zu dem wandelnden Skelett Cantar stand): Statt einzusehen, dass sie in der Unterzahl waren und einer Niederlage entgegen sahen, mussten sie ehrenhaft weiterkämpfen und - wenn es die Situation erforderte - auch ebenso ehrenhaft sterben. Was Cantar daran maßlos ärgerte war die Tatsache, dass es diese schwächlichen Wesen durch Glück und Zufall dann auch noch meistens schafften, ihrem scheinbar vorgezeichneten Schicksal zu entgehen.

Während sich die anderen stärkten und ihren schwächlichen und mit weichem, stinkenden Fleisch bedeckten Körper durch die Verzehrung tierischer Fette und anderer widerlicher Speisen mit den Stoffen zu versorgen versuchten, die er benötigte, sann Cantar weiter über diese Problematik nach. Seiner Meinung nach war es eine Kunst einzusehen, wann man verloren hatte, die einerseits natürlich auf seinen überlegenen Intellekt zurückzufahren war, andererseits aber wohl auch darauf basierte, dass er als Lich die Schrecken des Todes bereits gesehen hatte - wenn auch mehr als unbeteiligter Zuschauer, denn als wirkliches Opfer des Schmerzes. Diese Lebenden wussten nun mal einfach nicht, was sie erwartete - Schwärze, Leere und die Vergessenheit.

Cantar stieg wieder auf sein Pferd, das bei der eisigkalten Berührung der Skelettfinger des untoten Magiers zwar ein wenig unruhig auf der Stelle tänzelte, sich ansonsten aber bewundernswert ruhig verhielt, ganz so, wie Cantar es gefühlt und gehofft hatte, als er sein Reittier im Stall der Festung Rogus ausgesucht hatte. Obwohl er beileibe nicht begabt war, gelang es dem Lich doch, sein Pferd auf einen parallelen Kurs mit Sethras Reittier zu bringen, denn es verlangte den Lich nach einer Unterhaltung - wenn auch nur aus reiner Bösartigkeit, die in seinen eisblau leuchtenden Augen zu kristallisieren schien.

Bevor er die Vampirin ansprach, warf Cantar noch einmal einen Blick zurück auf das Schlachtfeld, das die Gefährten unberührt zurückgelassen hatten - ein Quell ewig neuer Belustigung für den Lich, wo sie doch nur kurz zuvor noch so viel Wert darauf gelegt hatten, den toten Barbaren ein angemessenes Begräbnis zuteil werden zu lassen. Die Wölfe dagegen ließen sie in ihrem eigenen Blut liegend zurück. Lebendige...Cantar schüttelte stumm den Kopf. Dann konzentrierte sich der Lich aber wieder auf Sethra, die ziemlich angespannt wirkte. Cantar hatte da seine eigenen Vermutungen, was die Ursache dieser Angespanntheit anging. "Ein ziemliches Blutbad, was, meine Liebe?", fragte er in dem unschuldigsten Tonfall, den er zustande bringen in der Lage war, während er die Vampirin genau beobachtete. "So viel Blut...ich glaube, ich habe zuletzt derartige Massen an Blut gesehen, als man mir aus der Umklammerung des schwachen Fleisches half. Und wie steht es mit Euch?" Cantars Augen funkelten böse.
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