
Vielleicht wissen ja einige, dass ich plane, ein Buch im Setting unseres Providentia-Rollenspiels zu schreiben.
Ich weiß noch nicht, ob ich folgendes darin einbaue, aber ich würde einfach mal gern eure Meinung dazu hören. Damit sind sowohl Lob, als auch Verbesserungsvorschläge gemeint. Denn nur, wenn man einen auf seine Fehler aufmerksam macht, gibt man ihm dadurch auch die Möglichkeit, sich zu verbessern.
Falls etwas unklar ist: Die Geschichte (das erstmal nur ein kleiner Teil) spielt in der Welt Providentias, wovon ihr hier eine Karte seht.
Angriff auf Burg Silbermark
Nasskalter Schweiß lief ihm über den Rücken und seine Hände waren schon ganz verkrampft vom ständigen Halten des Schwertes. Seit drei Tagen kämpften sie nun schon beinahe ununterbrochen auf den Mauern von Silbermark und doch nahm die Flut an Feinden nicht ab. Immer wieder wurden Sturmleitern über die Zinnen geschoben und große Belagerungstürme rollten auf quietschenden Reifen in Richtung der Festung.
Lumir griff nach der Wasserflasche unter seiner schweren Plattenrüstung und wollte einen Schluck des kühlen Nasses nehmen, als schon wieder die ohrenbetäubenden Geräusche einer anrückenden Armee ertönten. Hörner ertönten und die Verteidiger der Feste machten sich auf einen erneuten Angriff gefasst. Jedem stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben und rotes und grünes Blut haftete an ihren Rüstungen und Klingen. Armbrustschützen versuchten fieberhaft, ihre schweren Fernwaffen mit den durchschlagskräftigen Bolzen zu laden und Bögen wurden gespannt. Selbst die Munition ging den Verteidigern langsam auf und die Fernkämpfer mussten Pfeile und Geschosse der Gegner von vor der Mauer, die die Menschen oben auf den Zinnen verfehlt hatten, einsammeln und zurückschießen.
Lumir richtet seinen Blick auf einen nahen Offizier, der das Kommando zum Schießen gibt und hunderte von Projektilen verlassen in hohen Bogen die Mauer um auf die anstürmenden Horden zu regnen und dutzendweise Orks und Goblins schon vor dem Sturm auf die Burg zu töten, doch immer noch war es eine überwältigende Anzahl von Feinden.
"Aaachtung!", ertönte ein Schrei und schon wurden erneut Leitern an die Mauern angelegt und die hässlichen Kreaturen stiegen in wahren Massen daran hoch. Lumir wartete, bis sich der erste Goblinkopf oben auf der Mauer zeigt, schwingt sein Schwert und enthauptet ihn. Der Kampf entbrennt erneut...
Zwölf Tage vorher
Dalranlon schlug mit seiner behandschuhten Faust auf den Tisch, so dass die Kerzen und Karten wackelten.
"Nein! Wir schaffen es auch alleine! Seit wann brauchen Menschen die Unterstützung von Zwergen und Elfen? Wir haben die Orks hier schon immer zurückgehalten und werden es auch diesmal schaffen. Diese Festung ist die am besten zu verteidigende im ganzen Land. Wir haben 10.000 Mann an den Waffen. Wir brauchen keine Hilfe!"
Jerenn runzelte die Stirn und kratze sich an seinem kurzen blonden Bart. Dann wendete er sich an den Baron.
"Mein Fürst, ich halte das Abschlagen dieses Angebots nicht für klug. Dalranlon mag recht damit haben, dass wir bisher jeden Angriff der Orks vereiteln konnten und ich stimme ihm in der Beurteilung der Befestigungsanlagen zu, doch laut den Berichten der Späher haben wir es diesmal nicht mit einer kleinen Horde zu tun, nein, da draußen wartet eine ganze Armee dieser stinkenden Bestien! Sie scheinen außerordentlich gut ausgebildet zu sein, nicht diese starken aber dummen Orks, die uns bisher angriffen. Sie sollen Rüstungen und Waffen von hoher Qualität tragen und einen Offiziersstab haben. Das ist sehr ungewöhnlich für dieses Volk. Und es sind nicht nur Orks, auch eine große Anzahl an Goblins und einige Regimenter Trolle wurden gesichtet. Darüber hinaus scheinen sie sogar fortschrittliche Belagerungsmaschinen zu bauen, etwas, was ich bei diesen Kreaturen noch niemals gesehen habe, mein Fürst! Mit Verlaub, ich empfehle Euch dringend, das Angebot der Zwerge und Elfen nicht auszuschlagen. Diese Armee könnte eine Bedrohung für ganz Tantalien und wenn sie hier nicht aufgehalten wird, auch für die Salische Ebene darstellen."
Dalranlon, der Kriegsherr des Barons, winkte ab und sagte mit zornerfüllter Stimme:
"Was glaubt Ihr, Jerenn, wie die Leute über uns denken, wenn wir Elfen und Zwerge anflehen, uns zu helfen? Hier geht es um die Ehre der Menschheit. Wir waren in der Vergangenheit viel zu abhängig von diesen fremden Völkern. Jetzt ist unsere Chance gekommen, unsere Unabhängigkeit zu demonstrieren. Und die Berichte Eurer", er betonte das Wort extra, "Späher sind anzuzweifeln. Wir wissen doch alle, dass sich die verschiedenen Clans der Orks noch nie verbündet haben. Doch möchte ich nicht schuld daran sein, dass unsere Feste stürzt. Ich schlage deshalb vor, König Rogus um zweitausend königliche Ritter zu bitten und weitere 5.000 Männer aus den Garnisonen rundherum abzuziehen. Damit dürften wir mehr als genug Streitkräfte haben, um die Ork-Horde zu besiegen, ob übernatürlich schlau oder nicht."
Jerenn wollte etwas erwidern, doch der Baron spannte sich auf seinem Thron an und hob die Hand.
"Ich bin geneigt, der Meinung meines Kriegsherrn zuzustimmen. Elfen und Zwerge haben uns schon zu oft geholfen. Wir müssen Stärke demonstrieren. Oder seid Ihr da anderer Meinung, Jerenn?"
Der Freiherr verneigte sich leicht und entgegnete mit müder Stimme:
"Nein, mein Fürst. Doch müsst Ihr bedenken, dass sich dies auf die Handelsbeziehungen mit diesen Völkern auswirken wird. Die Zwerge werden uns Ihr Metall und Ihre Schmiedekünste sicher nicht mehr so günstig überlassen. Und durch das Abziehen der Männer aus den Garnisonen besteht die Gefahr einer weitreichenden Plünderung. Ich empfehle, die Bewohner zu evakuieren, bevor die Armee weiter vorrückt."
Der Baron nickte und auch Dalranlon schien dies einzusehen.
Dann wandte sich der Baron an einen älteren Mann mit einem langen weißen Bart.
"Wie ist die Position der Magier in dieser Angelegenheit?"
"Wir beugen uns dem weisen Entschluss unseres Fürsten. Unsere Seher erkunden in diesem Moment auf magischem Wege das Gelände, um die Armee zu lokalisieren und Euch Informationen über Eure Stärke bereitzustellen.", antwortete der Mann und sog an einer langen Pfeife. Dass er, als Oberhaupt des Magierzirkels in den Mauern von Silbermark, eine vage magische Präsenz im Lager des Feindes spürte, verschwieg er vorerst.
"Nun gut.", sagte der Baron mit einer Endgültigkeit, dass alle drei wussten, dass die Sitzung beendet war, "Ich werde dem König eine Botschaft mit Bitte auf Verstärkung schicken und einen Großteil der Männer aus den Garnisonen abziehen. Das wäre dann alles."
Der Baron, ein großer und breitschultiger Mann mit schwarzem Haar, in das sich erste graue Strähnen einschlich, erhob sich und seine Berater taten es ihm gleich. Alle drei verbeugten sich und gingen dann aus dem Saal.
Als sich niemand mehr im Raum aufhielt, fuhr sich der Baron seufzend mit einer Hand durch sein Haar und erinnerte sich mit Wohlwollen an die alten Zeiten, als die Tore der Festung jederzeit offen waren und man nur alle paar Jahre die Sense gegen ein scharfes Schwert austauschen und verstreute Orkscharen vertreiben musste.