Heroes1 Wie alles begann in Enroth

Diskussionen rund um die ersten beiden Teile der Strategiereihe

Moderatoren: Thies, mara, Radagast

Antworten
Benutzeravatar
Manni_B
Halbgott
Halbgott
Beiträge: 8857
Registriert: Sa 28.07.2001 - 00:41
Wohnort: Neu Sorpigal
Kontaktdaten:

Heroes1 Wie alles begann in Enroth

Beitrag von Manni_B »

Lord Morglin Isenfausts Botschaften an König Ragnar

Im Monat des Raben, dreiundzwanzigster Tag, Jahr 632 allgemeiner Zeitrechnung

An meinen ehrwürdigen und großmütigen Lord, König Ragnar, von seinem loyalen Vetter Lord Isenfaust - ich entbiete Euch
meine untertänigsten Grüße.

Dreißig Tage sind nun verstrichen, seit ich dieses geheimnisvolle Tor passierte, das sich in den Hügeln von Varnal auftat und
mich in dieses wundersame, unbekannte Land versetzte. Ich hoffe, daß diese Botschaft geeignet ist, all jene verwerflichen
Schmähungen meiner Person zu entkräften und die Zweifel, die Ihr, wie ich befürchte, mir gegenüber hegt, zu zerstreuen.

Die Nachricht über den hinterhältigen Anschlag auf Euer Leben durch den Magier Guthbert hat mich zutiefst erschüttert. Mir
wurde zugetragen, daß Guthbert auf der Folterbank, nachdem Ihr ihm die Arme aus den Gelenken herausreißen ließet, meinen
Namen ausspie als den Namen desjenigen, der ihn bezahlt und zu dieser verwerflichen Tat angestiftet hatte.

Lieber Vetter, es hat mich unendlich geschmerzt, zu erfahren, daß Ihr diesem miserablen Verräter glauben schenktet, wo doch,
wie Ihr wohl wissen solltet, meine Loyalität Euch gegenüber grenzenlos ist. Zwar hieltet Ihr um die Hand meiner wunderschönen Lady Ewine an und machtet sie zu Eurer Königin; doch obschon ich sie heiß und innig liebte, wäre es völlig falsch anzunehmen, daß ich deswegen einen Groll gegen Euch hegte oder Euch Schaden zuzufügen wünschte.

Dieser elende Lump Guthbert muß mein Signum auf den Briefen, die Ihr in seinen Gemächern entdecktet, gefälscht haben.
Auf welchen Wegen der mit meinem Wappen gekennzeichnete Ranzen mit Gold in Guthbergs Besitz kam, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Ich nehme an, daß irgendein düsterer Widersacher den Ranzen in Guthbergs Gemächern plaziert hat, auf daß Ihr ihn dort fändet und die Schuld an dem feigen Anschlag auf Euer Leben auf mich gelenkt würde.

Ich bitte Euch, nehmt mein Wort in dieser Angelegenheit!
Es hat mich schwer gekränkt zu hören, daß Ihr Eure Barone ausschicktet, mich zu arrestieren. Zu dem tiefen Schmerz, den ich empfinde, kommt noch hinzu, daß man sagt, ich sei wie eine feige Ratte in die Hügel von Varnal geflüchtet, um Eurer Gerechtigkeit zu entgehen.

Das ist nicht wahr, geschätzter Vetter!
Ich befand mich lediglich auf einem Jagdausflug, einem unschuldigen, kurzen Ausflug, um der Hitze des Sommers zu entgehen, begleitet von einigen wenigen vertrauenswürdigen Dienern. Daß ich mein Familiengeschmeide mit mir führte hat einfach den Grund, daß ich es vor den Übergriffen der Dienerschaft schützen wollte, die während der Abwesenheit des Herrn immer wieder einmal vorkommen.

Was mich in dieses merkwürdige Land verschlug, ist mir immer noch ein Rätsel. Während wir die Hügel durchquerten,
stießen meine Getreuen und ich auf einen schmalen Paß an den Grenzen Eures Königreiches. Als wir den Paß betraten,
wurden wir für einen kurzen Augenblick von einem hellen, wabernden Schein umgeben. Wir machten sofort Halt und kehrten um, doch auf einmal versperrte uns eine unsichtbare Barriere, die vorher nicht dort gewesen war, den Rückweg.
Was auch immer wir versuchten, wir konnten diese unirdische Grenze nicht durchdringen.

Also blieb uns nichts übrig als unseren Weg fortzusetzen, hinaus aus den Hügeln und hinunter in ein wundersames, auf keiner
Karte verzeichnetes Land. Alles an diesem Ort ist auf seltsame Weise anders als gewohnt. Zum Beispiel scheint die Sonne
hier nicht in dem vertrauten, warmen Rot unserer Breitengrade, sondern erstrahlt in einer irritierenden, gelblichen Färbung.
Auch scheinen Dinge, die man zu Boden wirft, nicht so schnell zu fallen und die Feuchtigkeit in der Luft ist spürbar höher.

Viele Tage lang streiften wir durch die Lande, doch entdeckten wir nirgends Spuren von Grenzmarkierungen; weder Herrscher,
noch auch nur den geringsten Hinweis auf König und Gesetz. Um uns herum war nichts als ungezähmte Wildnis, unberührt von
den Händen denkender Wesen.

Selbstverständlich, lieber Vetter, erkannte ich augenblicklich, daß dies eine einmalige Gelegenheit war, Euer Königreich noch
zu vergrößern und Eure Ehre und Reichtümer zu vermehren. Folglich errichtete ich Grenzmarkierungen, hißte Euer Banner
und beanspruchte in Eurem Namen das ganze neue Land, soweit meine Augen reichten. Ich bitte Euch, anerkennt dies als Zeichen
meiner Treue gegenüber Euch und unserer Blutlinie und verwerft die niederträchtigen Gerüchte, die im Zusammenhang mit den
jüngsten Begebenheiten kursieren.

Mein geschätzter Vetter und Lehnsherr. Nach vielen Tagen des Wanderns beschloß ich, mein Glück zu versuchen und durch das
geheimnisvolle Tor die Rückkehr in die heimischen Gefilde zu wagen. Nur zu gern wollte ich heimkehren, um Euch die Kunde
von den großen Entdeckungen zu überbringen, die ich in Eurem Namen getätigt hatte, noch bevor unter Umständen andere
Barone mir hierin zuvorkämen. Jedoch erwies es sich, daß mir das unerklärliche Tor noch immer den Durchgang verwehrte.
Nun, ich werde denn eine Säule unmittelbar neben diesem Tor errichten lassen, auf welcher ich diese Botschaft in der Hoffnung
hinterlege, daß sie auf wunderbare Weise zu Euch gelangt. Auch weiterhin werde ich regelmäßig Botschaften an diesem Ort deponieren, um Euch über meine Fortschritte in dem Bestreben, Euer Reich und Euren unsterblichen Ruhm zu vergrößern, zu informieren.

Bitte übermittelt meine höchst unterwürfigen Grüße auch an Eure Gemahlin, die wunderschöne, sanftmütige und liebliche Königin Ewine. Bitte sagt Ihr, daß ich aus meiner großen Treue zu Euch heraus jeden Morgen und jede Nacht an sie denke und ihr jegliches Glück an Eurer Seite wünsche.

Euer für immer loyaler Vetter, Isenfaust.

Im Monat der Libelle, vierter Tag, Jahr 632 allgemeiner Zeitrechnung

Mehr als ein Monat ist es nun her, seit ich die letzte an Euch gerichtete Botschaft zu jener Stelle sandte, an der sich das rätselhafte Tor befindet. Mein treuester Diener wartet dort ergeben darauf, daß sich die unsichtbare Barriere, die uns an der Rückkehr hindert, endlich auflöst und er die Bekundungen meiner Treue und die Neuigkeiten über Eure ständig wachsenden Liegenschaften persönlich an Euch aushändigen kann.
Zwischenzeitlich habe ich mein Hauptquartier um einige Dutzend Längen die Hügel hinab verlegt. Es befindet sich nun in einem
wunderschönen Tal, belebt mit Wild, großen, alten Bäumen und munter dahineilenden Bächen.

Dies ist ein absonderlicher Ort! Zunächst dachte ich, die hiesigen Landstriche wären bar jeglichen aufrechtgehenden und zum
Sprechen befähigten Lebens. Tagelang grübelte ich darüber nach, was als nächstes zu tun sei. Ich fragte mich, ob es hier tatsächlich
überall gleich sei. Doch dann, am siebenten Tag nach meiner Ankunft in diesem Tal, trat ein auf Wanderschaft befindlicher Bauersbursch aus dem Gehölz und ich dachte mir, holla, hier haben wir doch endlich Euren ersten, neuen Untertan!

Ich versuchte, ihn zur Arbeit zu bewegen, befahl ihm, Bäume zu fällen und den Platz zu roden, so daß er Getreide anpflanzen könne, um mir mein Brot daraus zu backen. Doch er zeigte sich widerspenstig, so wie es die meisten seines Schlages sind.
Schließlich erachtete ich es als notwendig, mich zu einem längeren Gespräch mit ihm herabzulassen. Ein verzwicktes Problem tat sich hier auf: Selbstverständlich war es ausgeschlossen, daß ich meine Getreuen, die allesamt hehre Krieger waren, aufforderte, niedere und unehrenhafte Tätigkeiten zu verrichten.
Unser einziger Bauer jedoch verweigerte jedwede Zusammenarbeit. Obwohl ich schwer versucht war, ihn ob seiner Unverschämtheit niederzustrecken, zügelte ich meinen Zorn. Denn sollte es in diesem Land so etwas wie einen Winter geben, würden wir mit Sicherheit verhungern, falls es uns nicht gelänge, unseren einzigen Bauern zur Vernunft zu bringen.

Ich verlangte zu wissen, wo sich denn das Gesinde und die übrigen Kreaturen, auf deren Dienste ich angewiesen war, befänden. Zu meinen Verdruß begann er daraufhin, langwierig um die Preisgabe dieses Geheimnisses zu feilschen. Schließlich stimmte ich zu, ihn zu entlohnen, wenn er mir die Geheimnisse dieses Ortes enthüllen und einen Weg zeigen würde, eine Dienerschaft zu versammeln.
Daraufhin gab er mir folgende, kryptische Antwort: „Wenn Ihr es baut, werden sie kommen.“
Augenblicklich entflammte mein Zorn ob dieser dummdreisten Antwort. Ich machte Anstalten ihn niederzustrecken. Doch im letzten Moment hielt ich inne, als er eilends zu einer Erklärung ansetzte.

Am folgenden Tag beauftragte ich ihn und meine Männer, Hütten zu bauen. Einiges an Überzeugungskraft war vonnöten meine Mannen davon zu überzeugen, daß ich nicht von ihnen verlangte, niedere und unwürdige Tätigkeiten zu verrichten sondern nichts weiter, als simple Unterkünfte aufzustellen. So wie sie es seit jeher beim Errichten einer nächtlichen Lagerstätte taten. Trotz dieser logischen Erklärung zögerten viele, mit der Arbeit zu beginnen, denn sie hielten sie nach wie vor für ihrem Stande unangemessen. Am Ende sah ich mich gezwungen, sie mit einigen Juwelen aus meinem Familienschatz zu bestechen, um sie von der Würde ihrer Aufgabe zu überzeugen.

Und siehe da, als ich am Morgen nach der Fertigstellung der Hütten erwachte, wartete vor meinem Zelt bereits eine Abordnung von Bauern, die mich um das Recht anging, die von uns errichteten Behausungen beziehen zu dürfen.

Lange und ausgiebig dachte ich darüber nach, bevor ich mich dazu herabließ, zu ihnen zu sprechen. Ich legte ihnen dar, daß sie,
wenn sie auf den von mir beanspruchten Ländereien in den von mir errichteten Behausungen zu leben gedächten, mir als ihrem Lehnsherren verpflichtet seien. Sie würden, so erklärte ich ihnen, meine Äcker bestellen, mir den Zehnten entrichten und im Kriegsfalle ihre wehrfähigen Männer entsenden. Als Ausgleich befänden sie sich unter dem Schutze meines Schwertes.
Bereitwillig gingen sie auf diese Bedingungen ein. Eilends ließ ich einen Vertrag aufsetzen und mit unseren Zeichen auf dem Pergament wurde das Abkommen besiegelt. Noch am gleichen Tag bezogen die Bauern ihre Hütten und nahmen die Arbeit auf.

Dies alles brachte meine Gedanken in Bewegung, so daß ich den gewitzten Bauersburschen, der zuerst zu uns gestoßen war, um weiteren Rat bat.
Seine Ratschläge befolgend ließ ich meine Männer am folgenden Tag die Arbeit an Stroh- und Holzhütten aufnehmen. Dies kostete mich eine hübsche Stange an Bestechungsgeldern, doch konnte ich es diesmal im Rahmen halten, indem ich von den Bauern Mietgeld verlangte - auch wenn jeder von ihnen nicht mehr als einige wenige Kupferlinge beisteuern konnte. Schließlich waren die Stroh- und Holzhütten fertiggestellt. Zu meiner äußersten
Überraschung erschienen wenig später Kobolde und Orks im Gehölz, bereit, im Austausch gegen anständige Behausungen meinen Diensten beizutreten. Ich stellte ihnen die gleichen Bedingungen, die ich auch schon den Bauern gestellt hatte. Sie akzeptierten und so unterzeichneten wir das Abkommen.

Offen gesprochen, mein Lord Vetter, diese Kreaturen scheinen unmäßig töricht zu sein, benötigen sie doch einen Herrn, der sie mit Schutz und einem Dach über dem Kopf versieht. Sie scheinen in keinster Weise auf sich selbst zu vertrauen, sondern erwarten irgendeine Form von Lehnsherrenschaft, die sie mit allem notwendigen versorgt. Ich hörte sie sogar in einem Gespräch untereinander verkünden, daß dies ihr natürliches Recht sei und ihr
Herrscher ihnen alles, was sie zum Leben benötigen, zur Verfügung stellen müsse. Diesen Wunsch habe ich ihnen nicht ungerne erfüllt und so war es einfach, sie davon zu überzeugen, daß ich ihr allwissender Gebieter sei. Nun kann ich sie nach Gutdünken einsetzen, da sie fürchten, wieder zu verlieren, was ich ihnen gab.

Um all dies zu gewährleisten, habe ich mit dem Bau einer Stadt begonnen. Ich trage mich mit dem Gedanken, diese Stadt nach Euch zu benennen.
Nur befürchte ich, daß sie möglicherweise nicht bedeutend genug werden könnte, um Eures Namens würdig zu sein. So entschied ich mich, ihr statt dessen den Namen unserer Familie zu verleihen. Sollte sie dereinst in Schande niedergehen, mag ein jeder denken, daß sie nach Eurem nichtswürdigen Diener Isenfaust benannt worden war. Obwohl der Preis des Neubeginns hoch ist, rieselt doch bereits jetzt eine dünne, aber stete Summe Geld zurück in meine Schatzkammern. Es ist schon erstaunlich, daß diese Kreaturen doch tatsächlich Kupferlinge in ihren Geldbeuteln haben. Doch wer da draußen, frage ich mich, baut das Kupfer ab, aus dem diese Münzen gemacht sind?

Ich werde fortfahren, alle Arten von Gebäuden zu errichten und mich überraschen lassen, was dabei herauskommt.

Bitte entrichtet Lady Ewine meine wärmsten Grüße und laßt sie wissen, daß ich unzählige, liebevolle Erinnerungen an die Momente habe, die ich mit ihr verbringen durfte. Sie wird wissen, was ich meine.

Im Monat des Einhorns, achtzehnter Tag, Jahr 633 allgemeiner Zeitrechnung

Lieber Vetter Ragnar,
Es ist nun beinahe ein Jahr vergangen, seit ich meine letzte Botschaft an Euch sandte, denn ich war mit einer Vielzahl von Dingen beschäftigt.
Vielleicht sollte ich hinzufügen, daß das Tor laut Aussage meines Dieners noch immer verschlossen ist und keiner hindurch kann.
Nach einigen Monaten erachtete er es als notwendig, seine Wache vorläufig zu beenden und mir Rapport zu erstatten. Er berichtete mir, daß die letzten beiden Botschaften, die ich für Euch auf der Säule hinterlassen hatte, noch immer dort lägen.
Doch werde ich weiterhin an Euch schreiben.

Durch meine Führung und Stärke hat sich in den letzten Monaten viel in diesem Tal, welches ich Euch zu Ehren das Tal Ragnars getauft habe, zum Guten geändert. Dort, wo einst ein dichter Wald stand, befindet sich nun eine blühende Stadt.
Unermüdlich verwende ich all meinen Wohlstand zum Aufbau verschiedenster Dinge und ich weiß, mein Lord, daß alles, was ich in Eurem Namen getan habe, Euch sicherlich entzücken wird. Auch zweifele ich nicht daran, daß, wenn die Zeit gekommen ist, Ihr mir alle Ausgaben, die ich bis dahin getätigt habe, zurückerstatten und mich für mein unermüdliches Tun zur Vermehrung Eures Ruhmes reich entlohnen werdet. Eine Aufstellung aller bisher entstandenen Kosten findet Ihr diesem Schreiben beigefügt.
Alles, was zur Zeit an Einnahmen in meine Schatzkammern fließt, wird sogleich wieder in die Aufrechterhaltung der vorhandenen Einrichtungen investiert.

Bei der Verwaltung meiner neugewonnenen Ländereien erachtete ich es als wichtig, zunächst die Bevölkerung des Reiches aufzubauen. Aus diesem Grund veranlaßte ich, Behausungen verschiedenster Art zu errichten. Dies würde gereichen, große Heerscharen unter meinem Banner zu versammeln.
Mit der Errichtung eines Ziegelsteinhauses erschienen mächtige Ogers, um hier im Tale zu leben. Als ich befahl, eine über den Fluß Morglin spannende Brücke zu errichten, hatte bei meiner Rückkehr am nächsten Morgen bereits ein Troll dort Fuß gefaßt und sein Lager aufgeschlagen. Nach und nach kamen viele unterschiedliche Kreaturen in das Tal und jeder Art wurde ein Pergament mit einem Abkommen vorgelegt, welches sie verpflichtete, mich als ihren Lehnsherren anzuerkennen. Freudig unterzeichneten sie diese Verträge und traten so meinen Diensten bei.

Wölfe, so wußte ich, sind immer wertvolle und nützliche Verbündete, denn sie können Schwierigkeiten schon aus großer Entfernung wittern.
Also befahl ich, einen Wolfsbau auszuheben. Am folgenden Tag trotteten gewaltige, intelligente Bestien au dem Wald in das Tal und boten mir ihre Dienste an.

Als nächstes suchte ich Männer vielerlei Fähigkeiten, denn oft schon hatte ich die Bauern von Zauberern und ähnlichem sprechen hören. Kühles, sprudelndes Quellwasser zum Härten von Stahl wurde durch das Graben eines Brunnens verfügbar. Es dauerte nicht lange, bis ein Schmied erschien und seine Arbeit aufnahm. Nicht lange danach gesellte sich auch eine Abteilung von Spießträgern zur Schar meiner Mannen hinzu. Dann ließ ich ein Feld bereinigen und das Gras kurz schneiden. Zielscheiben wurden aufgestellt und Bogenschützen erschienen, um mir ihre Dienste anzubieten. Nahe der Brücke über den Morglin wurde ein Gasthaus errichtet, in welches Schwertkämpfer einkehren mögen, um ihren rauhen Spaß bei Trinkgelagen und Raufereien um Würfel und Gefährtinnen zu haben.

Viele andere Pläne warten noch auf ihre Verwirklichung. In diesem Augenblick zum Beispiel lasse ich höchst erstaunliche Bauten errichten.
Winzig kleine Häuschen in den Wipfeln von alten Bäumen, um Geister anzulocken und um mich zu scharen. Am Fuße des Gebirges lasse ich Behausungen in das Gestein schlagen, damit Zwerge kommen mir zu dienen, während man mir vorschlug, Zielscheiben im Wald aufzustellen, um Schützen aus dem Volke der Elfen herbeizurufen, damit sie ihrem Sport hier nachgingen.

Wenn mir erst Zwerge und Elfen dienen, so wurde mir gesagt, werden sie dabei behilflich sein, große Steinzirkel zur Erbauung der Druiden zu errichten und auch weitläufige, eingezäunte Wiesen für Einhörner sowie furchteinflößende, rote Türme für das mächtigste aller Vogelwesen, den Phönix.

Ich habe bereits Magierbehausungen errichten lassen. Einer von ihnen befindet sich nun in meinen Diensten, doch sind diese kein billiges Vergnügen! Es ist ein kostspielig´ Ding, ihn seine Zaubersprüche anwenden zu lassen. Meine Geldmittel sind zur Zeit knapp bemessen. So entschied ich mich, die geheimnisvollen Künste der Magie zunächst einmal warten zu lassen. Für die Summe, die mich nur ein einziger Zauberspruch kostet, kann ich eine ganze Schar Bauern aufstellen! Jedoch erinnere ich mich auch an den Dummkopf Guthbert, Euren Hofmagier. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war er weniger als nur wertlos.

Da wir gerade über Geld sprechen, sollte ich Euch vielleicht noch einmal auf die Zehntausende in Gold hinweisen, die ich bisher in diese Unternehmung investiert habe. In dieses Unterfangen, das aus keinem anderen Grund begonnen wurde als dem, die Ehre Eures Namens zu vergrößern.
Meine Geldbörse ist nicht bodenlos, Vetter, und obwohl meine Diener inzwischen eine geringe Summe in meine Schatulle fließen lassen, reicht dies doch noch lange nicht aus. Darum möchte ich Euch bitten, so Ihr diese Botschaft lest, mir etwas Geld zu schicken. Diese ganze Sache hat sich zwischenzeitlich zu einer recht teuren Angelegenheit entwickelt! Euer Banner, geschätzter Vetter, weht nicht über diesem Reich, ohne eine gewisse Verpflichtung nach sich zu ziehen.

Oh ja, was ich vielleicht noch hinzufügen sollte: Ich habe eine bescheidene Behausung für mich selber errichten lassen, die ich Morglins Bleibe nenne. Ich habe sie recht geschmackvoll den Erfordernissen angepaßt, die der Ehre eines Eurer Untertanen geziemend ist.

Sobald die Aussaat im Frühling beendet ist, plane ich, meine neuen Heerscharen zum ersten Mal anzuführen und auf Entdeckungsreise zu gehen.
Mir wurde berichtet, daß das Land dort draußen riesig und unermeßlich ist und wenn einer nur ganz genau hinschaut, kann er riesige Reichtümer entdecken und großen Ruhm gewinnen. Selbstverständlich, mein Lord, wird, was auch immer ich finden mag ausschließlich zur Ehre Eures Namens gereichen.

Bitte entbietet Lady Ewine meine wärmsten Grüße.

Im Monat des Aarvark, Tag 29, Jahr 635 allgemeiner Zeitrechnung

Vetter,
Vor mehr als zwei Jahren habe ich meine letzte Botschaft hinauf in die Hügel geschickt, um sie in der Nähe jenes Tores zu plazieren,
durch das wir zuerst in diese Welt gelangten. Man informierte mich darüber, daß zwar meine vorhergegangenen Briefe verschwunden sind, jedoch keine Antwort bereitlag. Ich bin mir nicht so recht schlüssig darüber, ob einer Eurer Diener das Tor entdeckt hat und hindurchkam oder ob Diebesgesindel die Grenzmarkierungen verletzt und die Botschaften entwendet hat.

Zwei lange Jahre voller Feldzüge und Überraschungen habe ich nun überstanden, nachdem ich mich auf eine Expedition mit dem Ziel, neue Länder zu entdecken und erkunden, begeben hatte.
Zunächst verlief alles recht ereignislos. Doch durch bedachtsame und wohlüberlegte Erkundung fand ich gelegentliche Vorkommen seltener Metalle, Grabstätten, in denen sich Schätze verbargen und ähnliche Dinge. In der Nähe eines uralten Friedhofs kämpfte ich gegen Geister. Ich traf auf umherstreifendeBestien mit furchtbaren Fähigkeiten und lehrte sie Manieren, indem ich sie im Kampf Mann gegen Mann besiegte.

Nachdem ich viele, viele Wochen lang umhergezogen war, stieß ich endlich auf eine andere Stadt. Als ich mich ihren Befestigungen näherte, verbarrikadierten die Bewohner die Tore, kletterten auf die Zinnen und gestikulierten wild und unanständig. Sie machten seltsame Geräusche, streckten uns die Zungen heraus und riefen unflätige Dinge über Eure Ahnenreihe. Natürlich habe ich sie ohne zu Zögern attackiert.
Ich wurde zunächst zurückgeschlagen, verlor viele meiner Bauern und auch einige Schwertkämpfer. Doch dann änderte ich meine Taktik und belagerte die Stadt, während ich meine Männer anwies, Wurfmaschinen zu bauen. Die Katapulte, die ich hatte konstruieren lassen, rissen letztendlich die Mauern der Stadt nieder. Die Versuchung, diesen lästerlichen Ort bis auf die Grundfesten niederzubrennen und all seine Einwohner hinzurichten, war groß, denn meine Ehre war auf´s Übelste verletzt worden. Doch bevor ich den Befehl dazu geben konnte wies mich mein Ratgeber, vormals der erste aller meiner Bauern, nun mein geachteter Oberhofmeister, darauf hin, daß ich die Stadt zu meinem eigenen Nutzen und zur Vergrößerung meines Wohlstandes verwenden könne.

Es begab sich auch zu dieser Zeit, daß ich so einiges über dieses Land herausfand. Die Stadt, die ich soeben eingenommen hatte, war eine Stadt der Barbaren und daher bevölkert mit Kreaturen, die einem solchen Ort zu eigen sind. Es traten hier noch mehr Orks, Wölfe, Oger und Trolle meinen Diensten bei, zusammen mit einigen mächtigen Zyklopen. Ich fand auch heraus, daß es noch viele andere Städte gab, die über das ganze Land hinweg verstreut waren. Einige sind reine Menschenstädte, andere werden von Hexen beherrscht und von magischen Wesen bewohnt. Einige wenige, schwer zu findende Städte werden von Zauberern kontrolliert. Mächtige Wesen, wie zum Beispiel Minotauren, Wasserspeier und sogar Drachen hausen dort. Ich bin momentan noch nicht so recht darauf vorbereitet, es mit derlei Mächten aufzunehmen. Deshalb werde ich diese Gegenden
erst einmal meiden.

Ich fand auch heraus, daß es noch andere Könige gibt, die das ganze Land für sich beanspruchen und Krieg führen. Helden mit gewaltigen Fähigkeiten befinden sich in ihren Diensten und man warnte mich davor, das nun, da meine Macht auf ein recht beachtliches Maß angewachsen ist, man sicherlich auf mich aufmerksam werden würde. Dies würde mit Sicherheit Versuche nach sich ziehen, daß weitere Anwachsen meiner Macht zu vereiteln.
Es scheint, als habe ich keine andere Wahl, als den anderen zuvorzukommen und sie auszuschalten, bevor sie mir ernsthaften Schaden zufügen können.

Mein Plan ist es nun, fortzufahren und jene anderen Königreiche aufzuspüren, um sie zu unterwerfen und Eure Standarte über ihren Zinnen im Wind flattern zu lassen.

Sagt Ewine Hallo von mir und fragt sie, ob sie dieses seltsame Muttermal noch hat.

Im Monat des Mungos, dritter Tag, Jahr 638 allgemeiner Zeitrechnung.

Ragnar,
es sind nun drei Jahre seit meiner letzten Nachricht und noch immer habe ich nichts von Euch gehört. Ich frage mich, ob Ihr Kenntnis von meinem Aufenthalt in diesem Reich habt und einfach nicht zu antworten wünscht. Die Rechnung für meine anfänglichen Kosten ist schon seit langem aufgestellt. Ich habe eine Kopie beigefügt, für den Fall, daß Ihr die erste nicht erhalten habt.

Dreimal habe ich meine Scharen in´s Feld geführt, seit ich zuletzt Nachricht an Euch sandte. Von der ersten von mir eroberten Stadt ausgehend marschierte ich durch unwirkliche Landstriche, bestehend aus Bergen, Wüsten, Sümpfen und tiefen, dunklen Wäldern. Ich hatte mit einer großen Zahl von Kreaturen zu ringen, von denen einige gewaltige Kräfte besaßen, einige sich willig meinem Banner unterordneten, während wieder andere versuchten, es niederzureißen. Die Gebeine derjenigen,die sich mir in den Weg zu stellen wagten, bleichen nun langsam unter dem grellen Licht der Sonne.

Nach langen Wochen des Wanderns begegnete ich einer feindlichen Armee die ausgezogen war, mich zu zerschmettern. Ein langer, schwieriger Kampf folgte, während dessen ich mehr als die Hälfte meines Heeres verlor. Schließlich besiegte ich den Helden, der die feindliche Armee anführte, in einem Kampf Mann gegen Mann und nahm ihn gefangen. Kurz darauf erhielt ich eine Botschaft von des Helden Lehnsherrn, in der mir ein Lösegeld angeboten wurde. Doch ich lehnte dieses Angebot ab, denn die Summe, die geboten wurde, war schlicht beleidigend! Daraufhin erhielt ich ein erneutes Angebot, diesmal bei weitem großzügiger. Ich akzeptierte die Lösegeldzahlung, die so bemessen war, daß ich mit ihr meine Schatzkammern leidlich auffüllen konnte. Als ich den Helden freiließ war er guten Mutes und versprach, daß wir uns wieder begegnen würden. Ich erwiderte, daß ich darum betete, da ich unzweifelhaft noch mehr Geld benötigen würde.

Ich erreichte eine Stadt nahe einem offenen Wasser und eroberte sie nach einer schwierigen Schlacht. Dort nahm ich einen weiteren Helden gefangen, der mir seine Dienste anbot. Nun, da mir dieser neue Anführer diente, traf ich eine schicksalhafte Entscheidung: Ich teilte meine Armee und sandte die eine Hälfte mit ihm. Er erwarb Boote und führte seine Armee über weite Entfernungen, erkundete viele erstaunliche und wundersame Länder. Er sandte mir Bericht über alle seine Entdeckungen, so daß ich endlich und erfreulicherweise in die Lage versetzt wurde, von all jenem, in dessen Besitz ich mich nun wähnte, Karten zu zeichnen. Zu meinem Entsetzen traf mein Held eines Tages auf einen bösen Magier, der ihn und seine Armee vernichtete.

Schwere und dunkle Tage kamen nun auf mich zu. Der Großfürst eines benachbarten Reiches sandte eine mächtige Armee gegen meine Hauptstadt, die, wie Ihr Euch erinnern werdet, Euren Namen trägt.

Gar sehr schmerzt es mich zu berichten, daß die kleine Garnison, die ich zur Verteidigung zurückgelassen hatte, überwältigt und die Stadt eingenommen wurde. Dies verursachte mir gewaltige Schwierigkeiten, da ich von meiner Haupteinnahmequelle abgeschnitten wurde. Ich sah mich gezwungen, mit meinem erschöpften Heer den Rückmarsch anzutreten, um die Stadt zurückzuerobern. Zwar gelang mir dies, doch nun verlor ich alle anderen Städte meines Besitzes.

Ragnar, ich kämpfe hier einen verzweifelten Kampf, und Ihr habt mir nicht ein bißchen geholfen. Zwanzig- oder Dreißigtausend in Gold wären eine große Unterstützung, falls Ihr daran interessiert seid, dieses Reich in Eurem Namen zu halten.

Übrigens, fragt bitte Ewine nach der bemerkenswerten Nacht, die wir einst miteinander verbrachten und die uns beiden als „die Nacht des süßen Wahnsinns“ in liebevoller Erinnerung geblieben ist.

Im Monat der Eidechse, elfter Tag, Jahr 641 allgemeiner Zeitrechnung

Ragnar,
ich habe die letzten drei Jahre auch ohne Eure Hilfe überstanden. Eine Zeitlang glaubte ich, alles sei verloren. Nichts war mir geblieben als meine Hauptstadt, deren Einwohner darauf bestehen, sie Isenfausts Bleibe zu nennen. Zweimal wurde ich belagert und zweimal gelang es mir, die Angriffe zurückzuschlagen.

Beide Male gelang es mir, den Helden, der das angreifende Heer führte, gefangenzunehmen. Nun ergab es sich, daß der erste dieser beiden Helden derjenige war, der sich zuvor bereits einmal in meiner Gefangenschaft befunden hatte. In Erwartung einer stattlichen Summe forderte ich Lösegeld.
Das Angebot, welches ich erhielt, fiel erbärmlich und klein aus. Doch dachte ich, daß ich, wie beim letzten Mal, nur ein Weilchen abwarten müsse, bis daß mir der Meister des Helden ein neuerliches, diesmal reichliches Angebot unterbreiten würde. Ich hörte nie wieder etwas von diesem Schlitzohr von einem König! Der Held, gefragt, ob er meinen Diensten beizutreten bereit wäre, lehnte ab und da ich mich dem Ehrenkodex königlichen Blutes verpflichtet fühlte,konnte ich ihn nicht exekutieren lassen, sondern ließ ihn statt dessen seines Weges ziehen. Also hatte ich nun einen Helden verloren und doch keinerlei Lösegeld erhalten, das mein Bemühen hätte ausgleichen können.

Beim nächsten Mal hingegen war ich schlauer. Sofort nach Gefangennahme des Helden der angreifenden Armee unterbreitete ich ihm mein Angebot. Freudig akzeptierte er das Privileg, unter mir dienen zu dürfen. Er ist ein mächtiger Alliierter geworden. Während ich weiterhin die Quelle meiner Macht beschützte, sandte ich ihn aus, die Stadt im Süden wiederzugewinnen, die einst mein gewesen war. Es gelang mir, meinen Wohlstand zu erneuern, so daß ich wieder in die Errichtung weiterer Arten von Gebäuden investieren konnte, welche wiederum die verschiedensten Geschöpfe sowie mutige Krieger in meine Dienste lockten. Ich hatte herausgefunden, daß eine aggressive Vorwärtsstrategie anfänglich viel Ruhm und Ehre gewinnen konnte, andererseits jedoch eine Verletzlichkeit für Angriffe aus dem Hinterland mit sich zog.
Als ich ein weiteres Mal angegriffen wurde, gelang es mir mit Leichtigkeit, die Angreifer abzuwehren. Ich trieb meine Feinde vor mir her und die Klagelieder ihrer Familien schallten über das Feld.

Unter großen Kosten ließ ich Turnierkampfplätze errichten, um große und machtvolle Ritter in meine Dienste zu stellen. Dann errichtete ich unter noch weit größeren Kosten eine heilige Kathedrale, damit sich auch mächtige Paladine unter meinem Banner einfänden.

Natürlich vernachlässigte ich diesmal auch nicht das Reich der Magie, denn nur aufgrund einer Schwäche auf dem Gebiet der Zaubersprüche und magischen Kräfte war ich bei meinen ersten Feldzügen hinaus in die weite, gefährliche Welt beinahe geschlagen worden. Obwohl ihre Entwicklung Unsummen verschlingt, sind sie die Ausgaben immer wert!

Die Fertigkeiten derjenigen, welche die Magie beherrschen, sind vielfältig. Sie beherrschen hier Künste, die sich Eure nutzlosen Hofmagier nicht einmal vorstellen können. Es gibt eine große Anzahl verschiedenster Sprüche des Schutzes und des Angriffs. Es gibt Sprüche, die einen Gegner zu einem Stück ausgeglühter Kohle verbrennen oder ihn in einen Block aus Eis verwandeln. Meine Magier beherrschen Sprüche, die behexen können.
Sprüche, die Schwert- und Speerstreiche abwehren, während wieder andere Sprüche das Geschick einer Belagerung auf wunderbare Weise unterstützen.

Mit einem gewaltigen Aufwand an Gold befahl ich meinen Magiern, solch wirkungsvolle und geheimnisumwitterte Künste beherrschen zu lernen, wie zum Beispiel das Bannen von Untoten, den Schutz gegen die Magie anderer, die Segnung meiner Krieger, um ihre Stärke zu vergrößern und die Blendung meiner Gegner, auf daß sie nicht mehr erkennen mögen, wo sie anzugreifen haben.

Ich denke ich sollte hinzufügen, daß dieser armselige Magier Guthbert, der nicht einmal eine Maus erschlagen könnte und der mir mit seinem losen Mundwerk in Eurem Reich so viele Schwierigkeiten bereitet hat, von den Gegnern, denen er hier gegenüberstehen würde, zu einem Häufchen Asche verbrannt werden würde.

Außer all dem begann ich auch eine fruchtbare Beziehung zur Gilde der Diebe und lernte von ihnen viele Geheimnisse, die mich in den Feldzügen, die ich nun plante, unterstützen würden.

Nachdem ich also meine Armeen zusammengezogen hatte, begab ich mich auf eine Expedition, die einen weiteren Helden unter meine Dienste brachte. Nun besaß ich drei Armeen! Eine von ihnen unter dem Befehl eines vertrauenswürdigen Helden, ließ ich zurück, um die heimischen Ländereien zu verteidigen. Den anderen Helden entsandte ich mit seiner Armee südwärts zurück zur See, während ich durch eine weite, offene Steppe nach Osten marschierte.

Mein Held im Süden erreichte den Bereich der Küste, in den ich Jahre zuvor bereits einmal einmarschiert war. Die Stadt, die er dort eroberte, konnte er erheblich festigen. Es wurde ein Leuchtturm errichtet, um Segelschiffen in der Nacht die Navigation zu erleichtern. Ich befahl meinem Helden, sich auf den Wassern nur mit allergrößter Vorsicht zu bewegen, denn es wimmelte dort von gefährlichen Kreaturen, Giganten und rivalisierenden Helden.

Er führte seine Schiffe die Küste entlang, nahm die Stadt einer Hexe ein und ließ meine Macht dadurch in noch größerem Glanz erstrahlen. Als nächstes wurden Inseln erobert, deren Reichtümer in meine Schatzkammern flossen, während meine Rivalen unterdessen leer ausgingen.

Doch dann schlug das Unglück wieder zu. Ein Feuersturm gewaltiger Steine, lodernde Flammenbahnen hinter sich herziehend, stürzte bleischwer aus den Himmeln und vernichtete die Armee meines Helden vollständig. Es sah alles danach aus, daß sich, aufgrund meiner ständig wachsenden Macht, eine Allianz gegen mich gebildet hatte, die ihre vereinten Kräfte nun zu meiner Vernichtung einzusetzen begann. Das verheerende Ergebnis dieser Aktion war der Verlust all dessen, was ich im Süden bereits gewonnen hatte.

Bliebe ich in der Defensive, so wußte ich, würde der Feind direkt vor meine Tore marschieren. Deshalb zog ich aus, der neuerlichen Bedrohung zu begegnen. Diesmal jedoch begann ich nicht den unverzeihlichen Fehler, meine Hauptstadt und die umliegenden Dörfer ihrer Verteidigung zu berauben. Daran hatte ich gut getan, denn in der Nähe meiner Hauptstadt erschien plötzlich und völlig unerwartet eine feindliche Armee aus dem Nichts - hier war große, mächtige Magie am Werke! Der Angriff konnte nur unter großem Verlust an Kriegern, Magiern und Reichtümern zurückgeschlagen werden.

Nun erkannte ich auch das ich es versäumt hatte, meine Stärke durch machtvolle, dunkle Kreaturen zu ergänzen, wie zum Beispiel Wasserspeier, Minotauren, Hydras und den gefürchteten Herrschern all jener, den Drachen. Darum zog ich aus, von Zauberern beherrschte Städte unter meine Kontrolle zu bringen.

Ein Paladin ist, wie ich herausfand, wahrlich ein machtvoller Krieger. Doch steht er einer Armee mit Drachen gegenüber, ist er, wie man sagt, nichts weiter als verbranntes Fleisch. Ich werde mich also auf diesem Gebiet enorm befleißigen und dann sollen alle vor mir erzittern!

Ich würde übrigens gerne wissen, ob Ewine immer noch einen genauso ekelhaften Atem hat, wie es mir nun meine Erinnerung eingibt.

Im Monat der Ratte, einundzwanzigster Tag, Jahr 1 des neuen Zeitalters

An Ragnar, den Usurpator
Vor fünf Jahren sandte ich meine letzte Botschaft. Ich kann mir in etwa vorstellen, wie es Dir ergeht, wie Du fett und befleckt wie eine korrupte Spinne inmitten Deines billigen Netzes hockst, auf einem Thron, den Du unrechtmäßig eingefordert hast und den Du ebenso unrechtmäßig geraubt hast.

Meine hiesige Macht ist wahrlich aufgestiegen wie ein Phönix aus der Asche! Unzählige und gewaltige Schlachten habe ich bestritten, Zitadellen niedergerissen, Städte eingenommen und mein Banner über ihnen gehißt. In rauhen Mengen scharen sich die Helden nun um mich. Ich frage mich, was Du in letzter Zeit unternommen hast, sicher hinter den Mauern Deines Schlosses hockend. Barden werden meinen Namen mit Lobgesängen ehren, während die einzigen Erinnerungen an Dich und Deine sogenannte Königin Verhöhnungen und Kritzeleien an Latrinenwänden sein werden.

Nach vielen Jahren, in denen ich meine Stärke in allen Bereichen verdichtete, in denen ich Reihe um Reihe Bauern und Spießträger aufstellte, Krieger mit Kampfrossen ausstattete, wahre Legionen von Ogern, Kobolden und Trollen versammelte, die Gewalt von Magiern befehligte und allen voran mächtige Kreaturen wie Hydras und Drachen in den Kampf schickte, werde ich keinesfalls innehalten, sondern meinen Feldzug in unverminderter Stärke weiterführen, um eines nicht allzufernen Tages alle, die dieses Land bevölkern, vor mir herzujagen.

Drei der mächtigsten Könige dieses Reiches hatten sich gegen mich verbündet. Verschlagen waren die Fallen, die sie mir stellten und die Macht ihrer Städte enorm. In so großer Zahl schickten sie ihre Helden gegen mich, daß mich zu einer Zeit sechs verschiedene Armeen bedrängten, aus allen Himmelsrichtungen auf mich zukommend.

Endlich machten sich auch die gewaltigen Summen, die ich in Magie investiert hatte, bezahlt. Zweimal konnte ich meine Armeen durch das gesamte Königreich teleportieren, sie im Rücken des Feindes auftauchen lassen, um diesen zu zermalmen. Auch konnte ich ein Orakel unter meine Kontrolle bringen und mit dessen sowie der Diebesgilde Hilfe, wurden mir die Geheimnisse und Absichten meiner Feinde offenbart. Dies ist kein geringer Vorteil, denn nun konnte ich meine Armeen mühelos die feindlichen Vorstöße parieren lassen und sie an Stellen einsetzen, an denen der Feind Schwäche zeigte.

Die Kosten solcher Feldzüge waren immens. In nur einem Monat gab ich Summen aus, die ich noch vor kurzer Zeit in meinen kühnsten Träumen für unvorstellbar gehalten hätte. Doch wer alles will, muß auch alles riskieren!

Ich zerschmetterte zwei meiner großen Rivalen, und schließlich widerstand meiner Macht nur noch der große Lord Alamar. Ragnar, Du bist nichts als ein kriechender Bettler verglichen mit einem Mann wie ihm! Der Kampf mit ihm schien endlos. Einmal startete er einen Angriff, der bis in das Herz meines Reiches hineinschwappte, so daß mir nichts übrig blieb als zurückzuteleportieren und mich mit dieser Bedrohung zu befassen.

Doch schließlich stand ich vor seiner gewaltigen und wundersamen Hauptstadt. Meine Katapulte rissen seine Türme nieder, während in der Luft über uns Drachen fochten. Auf dem Boden rangen Hydras miteinander. Enorme Legionen von Schwertkämpfern, Bogenschützen, Zwergen, Orks und Bauern maßen sich im Kampf, so daß das Schlachtfeld von den Körpern der Erschlagenen übersät war. Mit meinen Magiern über mir eroberte ich die Stadtmauern, auf denen ich mit Zaubersprüchen, Feuer und Schwert gegen Lord Alamar kämpfte. Gegen ihn und seine Zauberer, deren Macht bereits zur Legende geworden war, von denen Bauern an nächtlichen Lagerfeuern mit gesenkter Stimme erzählen. Er war gerissen und führte sein Schwert mit starkem Arm. Seine Magie war gewaltig und seine Strategien brillant. Doch all jenes nützte ihm nichts, denn am Ende besiegte ich ihn und nur seine Flucht in´s Unbekannte war mir ein kleiner Wermutstropfen.

Und nun, Ragnarschwein, nun gehört mir dieses ganze Land der Helden. Alle Kreaturen in diesem Reich anerkennen mich als ihren rechtmäßigen Herrscher. Gerecht und Weise werde ich regieren und auch die Grenzen des Reiches beschützen, denn die Gerüchte über Kriege in fernen Ländern und böse Könige, die ihre Wiederkehr und mein Verderben planen, wollen nicht versiegen.

Ich möchte noch hinzufügen, daß ich es nun als einen überaus glücklichen Umstand erachte, daß der Dummkopf Guthbert mit seinem Anschlag auf Dein Leben so kläglich versagte. Wäre der Anschlag geglückt, wäre ich nun nichts weiter als ein unbedeutender Lord in einem unbedeutenden Reich - denn das ist genau das, was Du nun bist. Dein Vater ermordete seinen Bruder, meinen Vater, um den Thron zu besteigen und Du übernahmst ihn von ihm. Mit nur einer Handvoll Getreuer wurde ich zur Flucht in unbekannte Weiten gezwungen. Doch das Imperium, das ich hier, im Land der Helden, aus dem Nichts erschaffen habe, läßt so manches andere, armselige Land im Vergleich verblassen. Nur die, die alles riskieren, können alles gewinnen.
Dies ist der letzteBrief, den ich am Tor hinterlegen werde. Solltest Du noch einmal von mir hören, dann deshalb, weil sich das Tor endlich geöffnet hat und ich mit dem Schwert in der Hand hindurchtrete, um Gerechtigkeit zu fordern.

Lebewohl, Ragnar.
P.S.: Sollte Ewine noch bei Dir sein, sage ihr, daß ich inzwischen geheiratet habe und recht zufrieden bin. Meine Gefährtin hat all jene Eigenschaften, die Ewine nie hatte: Vertrauenswürdigkeit, Intelligenz, Schönheit und Höflichkeit. Darüber hinausgehend badet sie mehr als nur einmal im Jahr und ist nicht ständig von einer Wolke von Fliegen umgeben. Etwas, das ich nach meiner Beziehung zu Ewine doch äußerst erfrischend finde.

Lord Morglin Isenfaust ist der Begründer der Irenfist-Dynastie auf Enroth und der Vater von Roland und Archibald so wie der Großvater von Nicolai Irenfist.
Der Mensch macht's...
Gruß Manni :)
Bild
Benutzeravatar
Rezeguet
König(in)
König(in)
Beiträge: 3492
Registriert: Sa 04.05.2002 - 19:39

Beitrag von Rezeguet »

Heroes of Might and Magic

Handbuch S. 3-10


...wenn mich nicht alles täuscht
Daily Telegraph hat geschrieben:"Ein englischer Klub schlägt einen deutschen im Elfmeterschießen - notiert diesen Tag in euren Geschichtsbüchern."
Bild
Benutzeravatar
Manni_B
Halbgott
Halbgott
Beiträge: 8857
Registriert: Sa 28.07.2001 - 00:41
Wohnort: Neu Sorpigal
Kontaktdaten:

Beitrag von Manni_B »

Rezeguet hat geschrieben:Heroes of Might and Magic

Handbuch S. 3-10


...wenn mich nicht alles täuscht
... nicht alle haben H1 oder das Handbuch.
Der Mensch macht's...
Gruß Manni :)
Bild
Benutzeravatar
Maunz die Eule( o )V( o )
Ritter/Amazone
Ritter/Amazone
Beiträge: 626
Registriert: Mo 28.02.2011 - 08:44
Wohnort: in meiner Welt

Beitrag von Maunz die Eule( o )V( o ) »

Ich habe eine Verständnisfrage.

Also ist König Morglin Isenfaust eigentlich Morglin Ironfist?! Du hast ja mal gesagt er sein Rolands und Archibals Vater. Oder irre ich mich da ?(
Was ist um Himmels Willen eine Maunzeule?!

Bist du neidisch? ^V^
Benutzeravatar
Therak
Allwissend
Allwissend
Beiträge: 10551
Registriert: Di 06.08.2002 - 18:08

Beitrag von Therak »

Übersetzungs-Unterschiede dürften hier der Grund sein.
"Ironfist" heißt die Familie im Original, der Übersetzer von Heroes 1 wollte der Übersetzung wohl etwas "Flair" verleihen und machte Isenfaust draus. Die Übersetzer von Heroes 2 übersetzten es wörtlich mit "Eisenfaust" und ab Might and Magic 6 wurde es in englisch belassen.
Benutzeravatar
Manni_B
Halbgott
Halbgott
Beiträge: 8857
Registriert: Sa 28.07.2001 - 00:41
Wohnort: Neu Sorpigal
Kontaktdaten:

Beitrag von Manni_B »

Maunz die Eule( o )V( o ) hat geschrieben:Ich habe eine Verständnisfrage.

Also ist König Morglin Isenfaust eigentlich Morglin Ironfist?! Du hast ja mal gesagt er sein Rolands und Archibals Vater. Oder irre ich mich da ?(
... zum Schluß hatte ich doch angemerkt:
Lord Morglin Isenfaust ist der Begründer der Irenfist-Dynastie auf Enroth und der Vater von Roland und Archibald so wie der Großvater von Nicolai Irenfist.
... und er war seit dem 1. August 1154 der Schwiegervater von Catherine Ironfist geborene, Gryphonheart (auch Greifenherz). :D
Der Mensch macht's...
Gruß Manni :)
Bild
Antworten

Zurück zu „Heroes 1 und 2“